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386 ' Handelsblatt für den deutschen Gartenbau etc. No. 46 wurzelung zu erzielen. Dieselbe Verletzung nahm man auch an Ausläufern der Waldstämme vor und erzielte ganz gute Resultate. Obwohl diese Vermehrung für die heutigen Verhältnisse viel zu umständlich ist, weil sie zu grosse Geldopfer erfordert, glaubte man früher, nur auf diese Weise schlanke, glatte Stämme erzielen zu können. Nicht minder fand zu jener Zeit auch die Vermehrung durch Wurzelschnittlinge, Augen und Ausläufer statt; lauter Vermehrungsarten, die wir bei der Anzucht der Stämme heute nicht mehr gut heissen können. Worin lag nun der Fehler, dass die aus dem Walde direkt bezogenen Stämme als nicht besonders gut angesehen wurden? Meines Erachtens in erster Linie darin, dass die Wald stämme oft einen langen Transport in trockenstem Wetter durchzumachen hatten, und dass man ihnen bei Ankunft wohl auch nicht die entsprechende Pflege zu Theil werden liess; noch auffallender aber mag wohl der unzweckmässige Schnitt der Wurzel in früheren Jahren gewesen sein. Im allgemeinen schnitt man die langen, halb abgestorbenen Wurzeln viel zu lang, in Folge ihrer absoluten Trockenheit war in den meisten Fällen eine Erkrankung derselben die Folge, ferner eine ungenügende Bewurzelung. Man sagt allgemein, Waldstämme haben zu weitgehende grosse Wurzeln, man könne sie schlecht verpflanzen und sie eignen sich auch garnicht zur Topfkultur. Dem ist doch mit der Zeit anders geworden, trotzdem man eine Zeit den Sämlingen überall das Feld eröffnete, kann man nach der neuesten Anschauung und den ge machten Erfahrungen wohl sagen, dass Waldstämme, wenn sie richtig geschnitten werden, ein ganz vorzügliches Wurzelsystem besitzen, d. h. nur, wenn sie kurz geschnitten und möglichst direkt in der Nähe des Stammes zur Wurzelbildung veranlasst werden. Allerdings ist nicht zu verkennen, dass der Zeitpunkt des Auspflanzens solcher Waldstämme eine nicht unwesentliche Rolle spielt. Es kann stets die Beobachtung gemacht werden, dass im Herbst gepflanzte Stämme ausgezeichnet wurzeln, während solche, die im Frühjahr gepflanzt worden sind, stets etwas schwächer im Wuchs bleiben, auch die Veredlung nicht so leicht annehmen. Hinsichtlich der Veredlung hat man nun auch in der neueren Zeit eine Besserung eingeführt und besonders in Bezug auf die Bildung der Krone ausgezeichnete Resultate erzielt. Wohl mancher ältere Rosengärtner hat früher bei der Ausübung der Veredlung seiner Rosen mit der geschärften Stahlfeder gearbeitet, mit dieser den Holztheil am Schildchen herausgelösst, um dann das Auge ohne Holz einzuschieben. Gewiss wäre diese Ausübung ganz gut zu heissen, wenn das Entfernen des Holzes immer recht rasch ginge. Bei der Verzögerung dieser Arbeit trocknet die Schnittwunde ein und der Erfolg des An wachsens ist ein sehr geringer. Das Holz, wie es früher geschnitten wurde, ist auch thatsächlich überflüssig, sofern es sich um eine Okulation im Sommer handelt, denn es ist uns bekannt, dass eine Verbindung der beiden Theile nicht in dem Holzgewebe und Cambium, sondern nur bei Cambium auf Cambium erfolgt. Es können also nur die vermehrungsfähigsten Zellen bei der Verwachsung, nicht aber die sich ganz passiv verhaltenden Zellen des Holz zylinders in Betracht kommen. Wäre eine Entblössung des Jungholzes bei der Ausführung des Schnittes an der Unterlage möglich, dann wäre auch nicht ausgeschlossen, dass zwischen den Jungholzzellen der Unterlage und des Schildchens eine Verwachsung erfolgen würde. Dies können wir ja bei der Veredlung im Gewächshause beob achten. Wenn auch bei einigen Rosensorten das Schildchen durch seitliches Abbrechen leicht vom Holzzylinder zu lösen ist, kann man das Verfahren für Rosen allgemein nicht empfehlen. Heute werden wohl in den weit meisten Baumschulen die Augen sehr geschickt ohne oder nur mit ganz wenig Holz geschnitten, wodurch eine rasche Verwachsung auch schon deshalb erfolgen kann, weil die Ausübung der Operation keine so lange Zeit erfordert. Hinsichtlich des Verbindens der Veredlungen hat man früher wohl auch insofern oft gesündigt, dass stets zu fest geschnürt worden ist, und die Verbindung der beiden Theile, besonders aber die Verschmelzung der Zellen, darunter leiden musste. Heut ist man allgemein doch auf ein ganz anderes Verfahren gekommen, wozu uns wohl auch zum grössten Theile das reiche Auftreten der Okulirmade bestimmte. Es ist nun heut zunächst ein Verband erforderlich, der das Eier aldegen bis an das Edelauge verhindert; hierzu ist die Baumwolle ganz gut geeignet, dadurch gelangen die Eier meist nur auf die feinen Wollhärchen. Ausserdem kann man bei dem Verband mit Wollfäden rascher arbeiten, weil sich hierbei der kreuzweis gelegte Verband erübrigt und auch anstatt des Knotens nur zugeschlungen werden braucht. (Schluss folgt.) a Ueber Gemüsedüngung. Im Sommer 1900 wurden von der landwirthschaftlichen Winterschule zu Mainz in der Gemarkung Gonsenheim verschiedene Felddüngungsversuche mit Gemüse ausgeführt. Die Anwendung der künstlichen Düngemittel hat hierbei so günstige Resultate gezeitigt, dass es im Interesse der gemüsebautreibenden Gärtner sein dürfte, die Versuchs ergebnisse mitzutheilen. Leider konnten nicht bei allen Versuchen die genauen Gewichte der abgeernteten Pflanzensubstanzen ermittelt werden, da die Ableerung der Felder sich unter Umständen monatelang hinzieht, so z. B. bei Wirsing, Kraut, Blumen kohl u. s. w. Die Mehrerträge der Volldüngungsparzellen gegenüber den ungedüngten Parzellen, ja selbst gegenüber den in ortsüblicher Weise mit Stallmist und Latrine ge düngten angrenzenden Feldern, waren jedoch gerade bei diesen Pflanzen so bedeutend, dass sie schon durch den blossen Augenschein zu konstatiren waren. In Nachstehendem seien einzelne Versuche nach dem „Rheinhess. Landw." einer Besprechung unterworfen. 1. Düngungsversuch mit Kopfsalat. Zur Ausführung waren 6 Versuche, 3 ungedüngte und 3 gedüngte Parzellen von je 50 qm Grösse, geplant. Bei den relativ kleinen Ländereien war es jedoch unmöglich, so viel gleichartige, in der Vorfrucht und Vorbehandlung übereinstimmende Bodenfläche zusammenzubekommen. Zur Anlage kamen deshalb nur 2 Parzellen mit Volldüngung und eine ungedüngte Parzelle. Die Volldüngung betrug pro 100 qm 1,0 kg 40 pCt. Kalidüngesalz, 3,0 kg Super phosphat, 2,5 kg schwefelsaures Ammonium. Das schwefelsaure Ammonium war in 2 gleichen Theilen abgewogen. Die erste Hälfte wurde mit dem Kalisalz und dem Superphosphat zusammen am 30. April, vor der Einsaat des Salates ausgestreut und untergebracht. Die zweite Hälfte kam am 21. Juni als Kopfdüngung zur Verwendung. Sowohl auf der einen Volldüngungsparzelle als auch auf der ungedüngten Parzelle starb eine grössere Anzahl von Salatstöcken durch Ausfaulen ab. Die Gesammt- gewichte der Parzellenerträge konnten daher nicht mit einander verglichen werden, wohl aber war festzustellen, dass das durchschnittliche Gewicht eines Salatkopfes der ungedüngten Abtheilung 100 g, das eines solchen der gedüngten Abtheilung 125 g betrug. Rechnet man auf die Fläche von 100 qm 1600 Pflanzen, so ergiebt sich dem Gewichte nach ein Mehrertrag der Volldüngungsparzelle von 40 kg. Nicht äusser Acht zu lassen dürfte sein, dass der auf den Salat folgende Blumenkohl auf der gedüngten Parzelle um 10—14 Tage früher zur Reife kam. Das ist ein nicht zu unterschätzender Vortheil, wenn man sich vergegen wärtigt, dass der Blumenkohl um so besser bezahlt wird, je früher er auf den Markt kommt.