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No. 39 Handelsblatt für den deutschen Gartenbau etc. 333 vollster Spannung stehender Pflanzenkörper kann recht rasch und üppig neue Organe bilden, sofern er auch durch Nährstoffe unterstützt wird. Die Ansicht, Trockenheit und hohe Temperatur bringt viele Blumen, ist wohl allgemein bekannt, doch hier bei Chrysanthemum nicht angebracht; hier heisst es: Blüthen- bildung kommt nach der Blattentwickelung und muss durch reichliche Düngung und gute Belaubung unterstützt werden; also: Chrysanthemum stets feucht halten, das soll für jeden Kultivateur das Losungswort sein. Dass dies alles zur Bildung grösster Blumen nicht aus reicht, ist selbstverständlich, es kommt noch hinzu, alle un nützen Theile zu entfernen und die zur grössten Ausbildung bestimmten Knospen zu verringern, dies wird umsomehr nothwendig sein, je schlechter der Blattapparat ist. Dem nach fassen wir zusammen: Neben guter Bedienung während der Kultur brauchen die Chrysanthemum viel Licht, sonst ist die angewandte Mühe nur mit Schein erfolgen gekrönt. # Gärtnerei und Handwerk in Bayern. In bayerischen Zeitungen findet sich folgende Notiz: „Ein Entscheid des k. Ministeriums des Innern vom 4. April 1901, wonach künftig die Handelsgärtner, gleich viel ob Gemüse- oder Ziergärtner, nicht mehr zum Gewerbe, sondern zur Landwirthschaft zählen sollen, hat grosse Aufregung hervorgerufen. Die kleineren und mittleren selbstständigen Handelsgärtner sind hierdurch sehr ge schädigt und verlieren ev. die Betheiligung an den Hand werkskammern. Für die Gehilfenschaft bedeutet dieser Entscheid thatsächlich eine Degradirung zum landwirth- schaftlichen Arbeiter und verlieren diese somit das Koali tionsrecht. Die Gefahr ist eine nicht zu unterschätzende. Die Ursache dürfte in der Agitation des hauptsächlich aus Grössgärtnern bestehenden Verbandes der Handels gärtner, Sitz Steglitz-Berlin, zu suchen sein. Um diese Gefahr abzuwenden und um die Protest-Stimmung der bayerischen Gärtner gegen die Unterstellung unter die Landwirthschaft zum Ausdruck zu bringen, soll im Oktober ds. J. in München ein allgemeiner (erster) Bayerischer Gärtner-Kongress stattfinden. Eine lebhafte Bewegung für das Zustandekommen des Kongresses ist im Gange.“ Der Inhalt dieses Artikels lässt klar erkennen, mit wessen Hilfe dieser „Gärtner-Kongress“ in’s Leben gerufen werden soll. Wir kommen auf die Angelegenheit zurück, möchten aber unsere bayerischen Mitglieder, von denen wir wissen, dass sie dem auf dem Kongress zu erstreben den Anschluss an die Handwerkskammer entgegen sind, recht dringend auffordern, bei Zeiten Gegenmaassregeln zu treffen, wir brauchen nicht besonders zu betonen, dass sie von uns aus jeder nur möglichen Unterstützung sicher sind! * a Beiträge zu den Handwerkskammern. Wir erhalten von unseren Mitgliedern Steinmeyer & Wolkenhaar in Leer, Ostfriesland, folgendes Schreiben: In Sachen der Handwerkskammer theilen wir Ihnen — zur Benutzung im Verbands-Blatte — mit, dass wir z. Zt. Ihr w. Schreiben vom 20. Februar d. J., sowie ver schiedene Veröffentlichungen im Handelsblatte in frag licher Sache dem hiesigen Magistrate vorlegten. Wir erhielten damals die mündliche Antwort, dass die An gelegenheit näher geprüft werden solle. Da wir Mitte Juni noch immer ohne Nachricht waren, ersuchten wir am 20. Juni den hiesigen Magistrat brieflich, uns die irr- thümlich gezahlten 2,70 M. als Beitrag für die Handwerks kammer pro 1900 nunmehr zurückzuerstatten, weil unser Betrieb überhaupt nicht zur Handwerkskammer gehöre. Jetzt nun wird uns folgende briefliche Antwort zu Theil: Leer, den 9. September 1901. Nach Prüfung der Sachlage theilen wir Ihnen er- gebenst mit, dass wir unsere Kämmereikasse an gewiesen haben, die von Ihnen erhobenen Handwerks kammerbeiträge im Betrage von 2,70 M. Ihnen zurück zuzahlen. Die uns z. Zt. eingereichten Papiere erfolgen hier- neben zurück. Der Magistrat. * OER SCHUTZZOLL» Das Ausland und unsere Schutzzölle. Zu der im Zolltarifentwurf vorgesehenen weiteren freien Einfuhr von Schnittblumen schreibt die österreichische „Gärtnerische Rundschau“: „Wenn ein Eingangszoll auf Schnittblumen und Bindegrün in Oesterreich zu Stande kommt, wird nicht nur die ganze Schundwaare bisherigen Ursprungs in Deutschland abgelagert, sondern es wird sich auch noch ein Export aus Oesterreich hinzugesellen, so bald der österreichische Süden in dieser Richtung leistungsfähig geworden! Dann werden in Deutsch land statt der Blumenzüchter nur die Verschleiss stellen für ausländische Schnittblumen einen Auf schwung erfahren!“ Wenn man berücksichtigt, dass schon heute bei Schnittblumen, noch mehr aber bei Lorbeerblättern, Binde grün u s. w. die Ausfuhr Oesterreichs nach Deutschland eine ganz bedeutende Rolle spielt, eine Ausfuhr, die durch deutsche Schutzzölle doch auch betroffen würde, so muss man einer derartigen sachlichen und unparteiischen Auf fassung um so mehr Anerkennung zollen. Wie anders nimmt sich dagegen das schon genügend verurtheilte, berüchtigte Flugblatt der Boskooper Handels kammer bezw. der Boskooper Baumschulenbesitzer aus! Es ist schon mehrfach zum Ausdruck gekommen, dass ein derartiges Vorgehen, bei welchem deutsche Gärtner von Ausländern aufgefordert werden, gegen ihre eigenen Interessen zu Gunsten einer zum Theil ganz ge wissenlosen Konkurrenz zu arbeiten, wohl überhaupt noch nicht dagewesen ist! Die Bezeichnung für ein derartiges Vorgehen erlassen wir uns! Dass die masslose Einfuhr Hollands, die ihren schädigendsten Ausdruck in den be rüchtigten Auktionen dortiger Schundwaare findet, die deutschen Baumschulenbesitzer und Gärtner in ihren Inter essen schwer verletzt, das wissen die Holländer sehr gut, trotz ihrer Zusammenschlüsse und Konventionalstrafen haben sie selbst aber nicht das Geringste dagegen ausrichten können! Man beachte, dass die Holländer durch ihren Protest auch diese Ausfuhr der in Massen eingeführten Auktionswaare vor Zöllen schützen wollen! Ob der deutsche Gärtner zu der Erkenntniss kommt, wie niedrig er von den H o 11 ä n d e rn , e i n g e s chä t z t wird? Die Holländer jammern in ihrem Protest über die hohe Belastung, welcher bei dem eingesetzten Zollsatz von 6 M., auch die schwere Verpackung ihrer Artikel ausgesetzt wird; es giebt ein sehr einfaches Mittel, dem abzuhelfen: da eine Bruttoberechnung der einzuführenden Waare allgemein nur bei Zollsätzen bis zu 6 M. pro dz. stattfindet, bei höheren Zöllen aber eine Nettoberechnung eintritt, so suchen wir einfach den Zollsatz für die „unentbehrlichen“ holländischen Baumschulenerzeugnisse auf d i e Höhe zu bringen, wie sie von der überwiegenden Mehrheit der deutschen Gärtner für nothwendig erachtet wird! * Protest-Resolutionen gegen den Zolltarifentwurf. Auf der am 15. d. M. in Mainz von ca. 300 Gärtnern besuchten gemein schaftlichen Versammlung unserer westlichen Verbandsgruppen wurde folgende Resolution mit allen gegen 6 Stimmen angenommen: „Die am 15. September in Mainz versammelten produ- zirenden Gärtner schliessen sich der von dem Verbände der