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No. 38. Berlin, den 19. September 1901. XVI. Jahrgang. Migenthum des Verbandes der Eandelsgärtner Deutschlands, Organ des Gartenbau-Verbandes für das Königreich Sachsen, herausgegeben unter Mitwirkung der hervorragendsten Fachmänner des In- und Auslandes. Das „Handelsblatt für den deutschen Gartenbau etc.“ erscheint am Donnerstag jeder Woche. Abonnementspreis fürNicht-Verbandsmitglleder in Deutschland u. Oesterreich-Ungarn pr. Jahrgang 8 M. 50 Pf., für das übrige Ausland 10 M., für Verbandsmitglieder kostenlos. Verantwortlicher Redakteur: F. Jobs. Beckmann in Steglitz-Berlin. Verlag: Verband der Handelsgärtner Deutschlands, eingetragen auf Seite 179, Band IV, des Genossenschaftsregisters des Königl. Amtsgerichts zu Leipzig Nachklänge zur Hauptversammlung. Die Inanspruchnahme der letzten Nummern des Handelsblattes durch den Verhandlungsbericht hat es verhindert, unsere bereits angekündigte Absicht, auch des festlichen Theils der Hauptversammlung mit einigen Worten zu gedenken, auszuführen. Ein Zurückrnfen dieser Stunden in das Gedächtniss der Theilnehmer und eine kurze Schilderung für die Gesammtheit wird aber auch heute noch am Platze sein, wenngleich eine derartige Schilderung in ausführlicherer Weise bereits in einzelnen Gruppen versammlungen erfolgt sein dürfte. Des Empfangsabends haben wir bereits gedacht und seinen erfreulichen Verlauf festgestellt. In glanzvollerem Schmuck noch erschien der prächtige Saal am Abend des ersten Verhandlungstages bei dem Festessen, die durch die Hand Rudolf Böhms herrlich geschmückten Fest tafeln machten einen prächtigen Eindruck, die Menge der in der Form gleichmässig ausgeführten Vasen mit ihrer geschmackvollen Füllung war von allgemein empfundener Wirkung. Der Verlauf des Mahles, an welchem auch eine Anzahl hervorragender Gäste Theil nahmen, war ein allseitig befriedigender, die Stimmung eine gehobene. Das für den Abend des zweiten Tages vorgesehene Konzert und Feuerwerk im Ausstellungspark erlitt, wenigstens das erstere, einen plötzlichen Abbruch durch die inzwischen angeordnete Armeetrauer für die Kaiserin Friedrich, deren Erlass der spielenden Militärkapelle erst im Laufe des Abends zuging. Für den Tag, der den vielseitigen und mit allgemeinem Interesse behandelten Verhandlungsgegenständen folgte, hatte das Dresdener Komite sein bestes Können vor bereitet und gezeigt; der Dampferausflug in einen Theil der sächsischen Schweiz, die nicht umsonst als die herr lichste Perle des an Naturschönheiten so reichen Sachsen landes gepriesen wird, zeigte, dass man bestrebt gewesen war, den Theilnehmern an der Hauptversammlung zum Schluss noch einen besonderen — und es sei gleich vor weggenommen, einen von Allen dankbar entgegenge nommenen — Genuss zu bieten. Der eine Dampfer, der für die Fahrt in Aussicht genommen war, genügte schon $ einen Tag vorher nicht mehr; ein zweites Schiff musste hinzugenommen werden, um die grosse Zahl der Fest genossen zu befördern. Die so oft bekrittelte „Ver gnügungsfahrt“ der Theilnehmer an der Hauptversammlung musste doch auch zu ihrem Rechte kommen! Der erste Aufenthalt wurde in Pillnitz genommen, um dem rühmlichst bekannten Schlossgarten einen Besuch abzustatten. Unter liebenswürdigster Führung des Hof garten-Direktors Bouche, sowie des Hofgärtners wurde ein Rundgang durch den herrlichen Schlosspark in Pillnitz angetreten, der des Interessanten in reichlicher Weise bot. Der in einer derartigen Vollkommenheit wohl selten in Deutschland auf einem Fleck wieder zu begegnenden Abies- und Picea-Sammlung mit ihren herrlichen Exem plaren wurde allgemeinstes Interesse und Bewunderung entgegengebracht, welches sich auch auf die in diesem Jahre ihr hundertjähriges Jubiläum feiernde, im Freien ausgepflanzte Camellie, die „Sehenswürdigkeit“ des Pill- nitzer Schlossgartens, und nicht minder auf die in deren nächster Umgebung stehenden mit Fruchtknollen be deckten Magnolien übertrug. Die weitere Fahrt erstreckte sich bis zur Bastei, auf deren Höhe das Mittagsmahl eingenommen wurde. Diesen Aufenthalt hatte sich Jupiter pluvius ausersehen, um seinerseits den im Laufe des Sommers so oft nach ihm verlangenden Berufsgenossen ein Zeichen seines noch vor handenen Daseins zu geben; auf dem dann erfolgenden Abstieg durch den herrlichen, naturschönen Uttewalder Grund, und während des Aufenthalts in Wehlen, dessen Marktplatz mit den eingesenkten Birken und den auf geschlagenen Bänken und Tischen trotz des Unwetters einen buntbewegten Anblick bot, suchte er nach Möglich keit eine Störung in der guten Laune aller Betheiligten herbeizuführen, was ihm jedoch trotzdem nicht gelang. Die Rückfahrt mit den Dampfschiffen nach Dresden ging dagegen wieder unter trockenem Himmel vor sich, für viele Theilnehmer war jedoch der inzwischen auf gekommene starke Wind Veranlassung, sich in die schützenden Räume der Kajüten zu begeben, und dadurch eines der herrlichsten Schauspiele, der Elbuferbeleuchtung,