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No. 36. Berlin, den 5. September 1901. XVI. Jahrgang. Higenthum des Verbandes der Handelsgärtner Deutschlands, Organ des Gartenbau-Verbandes für das Königreich Sachsen, herausgegeben unter Mitwirkung der hervorragendsten Fachmänner des In- und Auslandes. 5 Das „Handeisblatt für den deutschen Gartenbau etc.“ erscheint am Donnerstag jeder Woche. Abonnementspreis für Nicht-VerbandsmitglJeder In Deutschland u. Oesterreich-Ungarn pr. Jahrgang 8 M. 50 Pf., für das übrige Ausland 1O M., für Verbandsmitglieder kostenlos. Verantwortlicher Redakteur: F. Johs. Beckmann in Steglitz-Berlin. Verlag: Verband der Handelsgärtner Deutschlands, eingetragen auf Seite 179, Band IV, des Genossenschaftsregisters des Königl. Amtsgerichts zu Leipzig Vom preussischen Landeskulturrath. In den Sitzungen des preussischen Landeskulturraths, welche am 16. und 17. August in Berlin stattfanden und zu denen, wie bereits mitgetheilt, auch der Vorsitzende unseres Verbandes, Herr C. van der Smissen eine Ein ladung erhalten hatte, hielt Letzterer bei dem Punkte der Tagesordnung, welcher die Zölle auf Gartenbauerzeugnisse behandelte, folgendes Referat: Sehr geehrte Herren! Wir haben vor ganz kurzer Zeit, im Laufe dieses Monats, mit möglichstem Nachdruck öffentlich ausge sprochen, dass die produzirende Handelsgärtnerei zur Landwirth- schäft gehört. Dadurch, dass Sie diesen Punkt mit in Ihre Be- rathungen hineingezogen haben, und durch die gestrigen privaten Unterhaltungen, die hier im Saale gepflogen sind, ist zur Evidenz erwiesen, dass Sie alle der Meinung sind, dass die produzirende Handelsgärtnerei ausschliesslich zur Landwirthschaft gehört und dass diejenigen Bestrebungen, die dahin gehen, sie dem Gewerbe unterzuordnen, z. Z. wenigstens gar nicht aussichtsvoll sind. Ich meine, es ist ganz nothwendig, immer wieder auszusprechen, dass wir ein Theil der Landwirthschaft sind. Als die jetzt bestehenden Getreidezölle in den Jahren 1890 und 1891 zur Berathung standen, thaten sich schon die deutschen Handelsgärtner in einer immerhin beachtenswerthen Stärke zusammen und verlangten schon damals Schutzzölle. Wir kamen mit diesem Verlangen damals zu spät, die Organisation unter den Gärtnern war noch nicht so, wie sie heute ist, und unsere Petition, die auch damals schon eine hübsche Reihe von Unterschriften auch von Gemüsegärtnern hatte, ist nicht mehr zur Berathung im Reichstage gekommen. Wir waren darauf zunächst etwas entmuthigt, aber im Laufe der 90 er Jahre — wir wollen sagen 1895 und 1896 — fingen wir an, in unserem Verbände wieder einmal Umfrage zu halten; was meinen die deutschen Gärtner von einem Zoll auf ihre Produkte? Und die überraschende Antwort darauf war: Wir bedürfen eines namhaften Schutzes. Oeffentlich kam dies zuerst zum Ausdruck auf der Jahresversammlung in Hamburg 1897, daran reihte sich die grosse Versammlung in Köln im Oktober 1898, nachher in Berlin u. s. w., ich möchte sagen, in allen grösseren Städten Norddeutschlands. Unsere damalige Denkschrift ist Ihnen allen seinerzeit zugeschickt, wenigstens haben alle Landwirthschaftskammern und die Vertretungen der Landwfrth- schaft diese Denkschrift erhalten; sie steht aber immer noch zur Verfügung. Genug, wir glaubten, zur Genüge bewiesen zu haben, dass es ein Bedürfniss der deutschen Handelsgärtnerei ist, ihre Produkte geschützt zu sehen, und hatten auch die Freude, dass wir bei den Vorarbeiten zum Wirthschaftlichen Ausschuss hinzu gezogen wurden. Wir haben auch an dieser Stelle uns möglichst bemüht, zum Ausdruck zu bringen, dass die Gärtnerei eines nam haften Schutzes bedarf; wir haben alles das, was wir herbeitragen und deutlich nachweisen konnten, dort angegeben und haben auch die Versicherung von all den Herren, die im Wirthschaftlichen Ausschuss gearbeitet haben, dass sie unsere Bedürfnisse so viel wie möglich gewürdigt und empfohlen haben. Um so mehr, meine Herren, waren wir natürlich auf da» allerschlimmste überrascht, als der Entwurf des neuen Zoll tarifs veröffentlicht wurde. Wir glaubten zuerst nicht, unseren Augen trauen zu dürfen, nachdem wir mit einer positiven Gewissheit in diese ganze Sache hineingegangen waren. Es war allerdings für uns immer die Frage offen, ob durch die Gegenagitation die Höhe der angestrebten Zölle erreicht werden würde oder nicht, aber dass ein Zoll uns überhaupt nicht zugebilligt würde, schien ganz ausgeschlossen. Nun, wir haben uns zunächst in der Kürze der Zeit damit abfinden müssen und stehen jetzt vor der Frage: was nun ? — und da sind wir der Meinung, dass wir alle Mittel und Wege in Bewegung setzen müssen, um die Wünsche, die die Gärtnerei mit grossem Recht zu haben glaubt, möglichst an massgebender Stelle anzubringen, deshalb sind wir Ihnen ganz besonders dankbar, dass sie uns Gelegenheit geben wollen, Ihnen dies vortragen zu dürfen, und dass Sie uns versprechen, unsere Wünsche nach Möglichkeit bei den weiteren Berathungen mit zu fördern. Weshalb gerade in der letzten Zeit, ich möchte sagen bei der Fertigstellung des Entwurfs, der Rothstift unsere Zahlen gestrichen hat, ist garnicht zu verstehen. Meine Herren, wir haben uns auch bemüht, dafür irgend eine Erklärung zu finden, haben hier und da angefragt, aber weshalb gerade unsere des Schutzes so nothwendig bedürfenden und bisher freigegebenen Produkte gestrichen sind, das ist eine Thatsache, für die wir eine Erklärung nicht haben. Ich möchte Sie deshalb bei dieser Gelegenheit bitten, dass wir die Zollsätze, die wir am 1. Oktober v. J. empfohlen haben, als das Produkt der von den gesammten deutschen Gärtnern festgestellten Zollsätze, wie wir sie im vorigen Jahre auf einer Aussprache in Leipzig aus den verschiedenen, etwas mehr nach oben, etwas mehr nach unten gehenden Zollsätzen vereinbart haben, — dass wir diese Zollsätze wieder einsetzen. In dem Entwurf für den Antrag an den Bundesrath finden Sie, dass ich mir erlaubt habe, einige Zahlen als das Mindest- m a a s s dessen, was wir brauchen, hinzuzusetzen. Ich möchte aber von vorn herein sagen, dass ich genöthigt bin, bei den Zahlen stehen zu bleiben, die wir zuerst empfohlen haben, die Sie unter der Ueberschrift „Generaltarif“ sehen. F