Volltext Seite (XML)
Gemeinsame Versammlung' der Verbandsgruppen Bergische, Grossherzogthum Hessen und Provinz Hessen-Nassau, Mittelrhein, Niederrhein, Taunus und Lahnthai und Westfalen am Sonntag-, den 9. Juni im „Fränkischen Hof“ zu Köln (eingegangen am 17. Juni). In der Versammlung der Gruppe Mittelrhein vom 3. Mai wurde der Vorschlag einer gemeinsamen Versammlung der benachbarten Gruppen sehr beifällig aufgenommen, auch nach ergangener Anfrage an die Obmänner von diesen gutgeheissen, ebenso die aufgestellte Tagesordnung, und eine rege Betheiligung zugesagt. Als Tages ordnung war festgesetzt: 1. Berathung und Beschlussfassung-der Anträge vorgenannter Gruppen zur Hauptversammlung in Dresden. 2. Meinungsaustausch über vortheilhaften engros Bezug von Kohlen, Koaks und Briketts. 3. Verbandsangelegenheiten und Verschiedenes. Um auch weitere Kreise für die Versammlung zu interessiren, ersuchte der arrangirende Obmann, Herr Ad. Reuter-Jüngsfeld, eine grössere Zahl Verleger politischer Zeitungen im Bezirke der theilnehmenden Gruppen um gef. Aufnahme eines kleinen, die Versammlung betreffenden Artikels in dem redaktionellen Theile ihrer Blätter. Durchweg ist diesem Wunsche nicht nur gerne ent sprochen, sondern es sind auch einzelne Berichterstatter zu der Versammlung entsandt worden und benutzen wir die Gelegenheit, an dieser Stelle unseren herzlichsten Dank hierfür auszusprechen. Der Besuch der Versammlung war ein ganz vorzüglicher, das Lokal war überfüllt, aus nicht weniger als 66 Orten waren Mitglieder und Gäste anwesend. Der Obmann der Gruppe Mittelrhein, als der Veranstalterin, er öffnet die Versammlung unter herzlicher Begrüssung der Erschienenen um 31/2 Uhr und stellte zunächst den als Gast anwesenden König lichen Kammerherrn, Freiherr von S ol em ach er - An t weiler auf Burg Namedy b. Andernach vor, heisst denselben willkommen und spricht ihm den besten Dank für sein Erscheinen aus. Herr von Solemacher dankt für den freundlichen Empfang und giebt Kunde von seiner Antheilnahme an unseren Bestrebungen. Herr Reuter ersucht um Vorschläge für die Leitung der heutigen Ver sammlung und wird derselbe einstimmig als Vorsitzender vorge schlagen und gewählt, wie auch dem Unterzeichneten das Amt als Schriftführer übertragen wird. Nach Vorstellung der anwesenden Obmänner der vertretenen Gruppen, der Herren Emil Becker- Wiesbaden, A. J. Müller-Camberg, Georg Arends-Ronsdorf, Fritz Esch-Wickrath und des inzwischen erschienenen Herr W. Stoffregen-Dortmund, theilt der Vorsitzende mit, dass der Ausschuss der Gruppe Gartenbau für die Industrie- und Gewerbe ausstellung Düsseldorf 1902 zu heute Nachmittag 4Uhr eineAusschuss- sitzung nach Düsseldorf einberufen habe, er demselben von unserer eigenen Versammlung sofort Kenntniss gegeben und dieselbe daher schon heute Vormittag um 11 Uhr stattgefunden habe. Er habe derselben beigewohnt und könne zu seiner Genugthuung konstatiren, dass die Kommission für die Gruppe Gartenbau sich bereit erklärt habe, den Antrag auf Erlass der Platzmiethe für gärtnerische Pro dukte, im Freien ausgestellt, bei der Hauptleitung einzubringen, auch in Betreff der geforderten Geldpreise würde man das Möglichste zu thun suchen. Der Betheiligung unsererseits an der Ausstellung stehe somit im Falle der Bewilligung nichts mehr im Wege. Es wird nunmehr zur Berathung der zu stellenden Anträge für die Hauptversammlung in Dresden übergangen. Herr Esch spricht im Namen der Gruppe Niederrhein den Wunsch aus, für die Folge im Inseratentheile des Handelsblattes interessante Artikel, die Gruppenberichte, Fragen und deren Beant wortung und anderes mehr zu veröffentlichen, um so das Interesse der Leser zu wecken und die Rentabilität desselben zu erhöhen. Der Vorsitzende theilt mit, dass die für das Inseratenblatt seiner Zeit aus den Garantiezeichnern gewählte Kommission, zu der auch er gehöre, noch im Laufe dieses Monats nach Steglitz zu einer Besprechung berufen werden solle, an der auch er theilnehmen werde; der Bestand des Inseratentheils sei ja damals nur durch die hochherzigen Zuwendungen zu ermöglichen gewesen, derselbe rentire nunmehr allem Anscheine nach gut. Es sei unzweifelhaft, dass nicht der Verband, sondern nur die Kommission in dieser Frage zu entscheiden hätte. Es entspinnt sich eine lebhafte De batte, an der sich die Herren Steen- Barmen, Becker- Wies baden, Arends- Ronsdorf, Hoppe- Wesel, Böhm- Obercassel und Linden- Lennep betheiligen, und wird Herr Reuter beauf tragt und gebeten, die Sache in der am 20. d. Mts. stattfindenden Kommissionssitzung zur Sprache zu bringen und wenn möglich, zu befürworten. Derselbe erklärt sich damit einverstanden und betont, dass es unsere Pflicht und Schuldigkeit sei, schon um des Verbandes willen den Inseratentheil stets hochzuhalten und mit allen Mitteln zu unterstützen. Ein anderer Antrag derselben Gruppe ging dahin, den Verbands vorstand zu ersuchen, gegen die unwahren, von Seiten des Vor standes des Allgemeinen deutschen Gärtnervereins in einer grossen Anzahl politischer Zeitungen veröffentlichten Artikel über die traurige Lage der Angestellten und die Verwarnungen vor dem Ergreifen des Gärtnerberufes, diesbezügliche Aufklärungen ergehen zu lassen. Herr Hoppe wünscht hierzu noch, dass der Verband möglichst auf die Zuwendung von Lehrlingen für unseren Beruf wirke. Herr S i m o n - Münster bemerkt, dass der Verband aut letzteren Punkt wohl nicht ein wirken könne, und hält es für das beste, die Schmähartikel zu ignoriren, da alles Klagen doch nichts helfe. Auch Herr Kropff- Frankfurt glaubt, dass wir mit der heutigen Zeit zu rechnen haben, dass die früheren Verhältnisse nicht mehr zurückkehren würden, und möge man der Sache ruhig ihren Lauf Jassen. Nachdem noch die Herren Breinig- Mülheim, Beye s- Bonn, Matschke -Rheydt sowie Hoppe und Esch für ein energisches Eingreifen des Verbandes plaidirt, wird der Antrag formulirt und soll unterstützt werden. Herr Reuter stellt den Antrag: „den Verbandsvorstand auf der Hauptversammlung zu interpelliren, wie weit die im vorigen Jahre in Leipzig beschlossenen Vorarbeiten für die Herausgabe eines gärtnerischen Adressbuches gediehen seien“ und findet der selbe lebhafte Unterstützung. Ein Antrag der Gruppe Mittelrhein, zu den Vertreterwahlen, zu dessen Abfassung der Schriftführer beauftragt war, wurde nach längerer Diskussion, in welcher die Gruppenwahl allgemein aner kannt, die Wahl nur in den Gruppen befürwortet und die zwei malige Beilage der Stimmzettel angeregt wurde, in der bereits veröffentlichten Fassung gutgeheissen. Der Vorsitzende verliest nunmehr den Antrag von G. Clas- Zehlendorf, die militärischen Hebungen betreffend, und wird derselbe allseitig unterstützt. Ein Antrag des Herrn Esch: „Der Verband der Handels gärtner Deutschlands wolle bei der Reichsregierung beantragen, das Krankenversicherungsgesetz auch auf sämmtliche in der Land- und Forstwirthschaf beschäftigten Personen auszudehnen“ wird damit begründet und auch durch die Anwesenden bestätigt, dass nur wenige Ortskrankenkassen Gärtnergehilfen und Lehrlinge aufnehmen. Herr Becker- Wiesbaden glaubt nicht, dass die Reichsregierung darauf eingehen werde; Herr Stoffregen regt eine allgemeine Betheiligung bei der Hamburger Gärtnerkrankenkasse an, da die selbe sehr koulant verfahre und bittet er, dieselbe den Gehilfen u. s. w. zum Beitritte zu empfehlen. Der Antrag Esch soll be fürwortet werden. Der eingereichte Antrag des Herrn FranzPogge 1-Düsseldorf: „Die Hauptversammlung wolle dahin wirken, dass durch eine be sondere Verordnung der Regierung im ganzen Deutschen Reiche Massregeln zur Bekämpfung der Blutlaus getroffen werden“ wird debattelos angenommen. Ein Antrag des Herrn Jul. M e c k e 1 - Iserlohn: „Der Verband wolle gegen die Schwindelfirmen Stellung nehmen und soweit es das Gesetz zulässt, dieselben im Verbandsorgan bekannt geben“ wird als undurchführbar erachtet, da wirklicher Schwindel sehr schwer naebzuweisen sein dürfte, wovon zur Stunde noch schwe bende Prozesse Zeugniss ablegen können. Ein weiterer Antrag desselben: „Der Verband wolle dahin wirken, dass sämmtliche Privat- und Gutsgärtnereien, die aus gedehnten Handel mit ihren Erzeugnissen betreiben, zur Zahlung einer Gewerbesteuer herangezogen werden“ findet nach kurzer Diskussion, in der Herr Simon mit Recht bemerkt, dass uns selbst diese Steuer weder schaden noch nützen könne und deren Geringfähigkeit sicher Niemanden von dem Weiterverkäufen abhalten würde, keine Unterstützung in der Versammlung. Der Antrag des Herrn Hiller- Marten lautet: „Es ist erwünscht, dass eine Statistik aufgestellt wird darüber, wie v iele Gehilfen und Lehrlinge in gärtnerischen Handelsbetrieben und in den Privat gärtnereien der verschiedensten Gegenden beschäftigt sind. Um ein klares Bild über event. Zu- oder Abnahme zu bekommen, sollen diese Erhebungen von Zeit zu Zeit im „Handelsblatt“ veröffentlicht werden“. Hierzu wird bemerkt, dass der Verband doch wohl nicht in der Lage sei, auf eigene Faust solche statistischen Nachweise zu erheben, dagegen wird statt eines Antrages an die Hauptver- versammlung der Vorschlag gemacht, den Verbandsvorstand zu er suchen, diesen Nachweis, der sich ja aus der letzten Volkszählung ergebe, vom statistischen Reichsamte zu erbitten. Der Antrag der Gruppe Taunus und Lahnthai, die Beförderung von Packeten mit den Personenzügen betreffend, findet die leb hafteste Unterstützung. Der Antrag des Herrn S t e e n - Barmen: „Das Amt des Verbandsvorsitzenden hört auf, Ehrenamt zu sein, der Vorsitzende wird besoldet“ wird von demselben im wesentlichen dahin begründet, dass sich der ehrenamtliche Vorsitzende nicht so dem Verbände zu widmen vermöge, wie es ein Emporblühen desselben verlange, dass immer und immer wieder, zumal von gegnerischer Seite darauf hingewiesen würde, dass der Verband nicht das leiste, was er solle und müsse, um gegen alle Angriffe gefeit zu sein und dieses könne man nur durch einen besoldeten Vorsitzenden erreichen, dem es dann auch möglich gemacht werde, das ganze Verbändsgebiet zu bereisen, Klagen und Wünsche der Mitglieder zu hören, Kulturen zu besichtigen und darüber zu berichten und sich überhaupt den Verbandsinteressen voll und ganz zu widmen vermöge. Herr Arends bemerkt, dass die Bergische Gruppe den gestellten Antrag zu dem ihrigen mache, dass man aber ganz entschieden keine Kränkung des Verbands vorsitzenden, gegen dessen bisherige Leitung durchaus nichts vorliege, beabsichtige, sondern dass man nur die ganze Kraft des Vorsitzenden zumWohle des Verbandes beanspruchen