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KLEINEGHRONIK. Enthüllung des Bismarck-Denkmals in Berlin. Noch niemals wohl hat bei einer Denkmals-Enthüllung ein solches Aufgebot gärtnerischer Kunst stattgefunden, als dies namentlich in der gewaltigen Zahl der niedergelegten Kränze bei der Enthüllung des Bismarck-Denkmals vor dem Reichstagsgebäude der Fall war. Schon der Denkmals- platz war durch die Thiergarten-Verwaltung hübsch ge schmückt worden, das Kaiserzelt mit Palmen, Blatt- und verschiedenen Blüthenpflanzen und innerhalb des Platzes am Rande der Bassins waren mächtige, viereckige, bronzirte Körbe aufgestellt, deren Mitte jedes Mal eine grosse blühende Rhododendronpflanze bildete, umgeben von eng lischen Pelargonien und Hortensien. Die Stufen der Vorder front des Denkmals waren von Kränzen, zum grössten Theil beträchtlichen Umfanges, völlig bedeckt, wir zählten unmittelbar nach der Enthüllung 35 Kränze, denen sich jedoch noch mehr zugesellten; nachher verhinderte der Andrang der Geladenen für längere Zeit eine allgemeine Uebersicht. Der als erster von ihm selbst niedergelegte Kranz des Kaisers war ein voll und gleichmässig ge bundener Kranz aus Lorbeerblättern und Zweigen, zwischen den grünen Blättern waren künstliche goldene Blätter in gutem Verhältniss vertheilt sowie vergoldete Lorbeer- und andere kleine künstliche Früchte. Bei einer Anzahl der frischen Blätter waren nur die Spitzen bronzirt, was von besonderer Wirkung war. Die meisten Kränze waren aus Lorbeer, doch fehlten ebenfalls Eichenkränze, solche von Kornblumen, Myosotis und grauem Moos nicht. Einzelne derselben waren Prachtwerke der Bindekunst, so u. A. ein Kranz ausschliesslich aus blühenden BougainviUeen- Ranken durchstellt mit Asparagus, mit einem Riesen bouquet ausschliesslich von Cattleyen und Odontoglossum. Diese beiden letzteren Arten von Orchideen kehrten in noch mehreren Kränzen wieder, so in einem Kranze von dunklen Rosen mit einer Auflage von Odontoglossum Alexandrae Rispen, ferner in einem Kranz von weissen Gladiolus Colvillei mit Cattleyen-Bouquet. Einige Kränze nur von weissen Blumen bestanden in der Hauptsache aus Lilien, Rosen und Nelken, ein sehr geschmackvoller Kranz war ausschliesslich aus Irisblumen hergestellt. Gehoben wurde die Wirkung der Kränze noch durch die schweren, breiten Schleifen in den verschiedensten Farbenzusammen stellungen der Regimenter, der Studentenvereinigungen u.s.w. u. s. w. * Groteske Pflanzenformen. Auf der vom 22.—24. Mai in London abgehaltenen diesjährigen „Temple Show“ waren in besonders zahlreichen Exemplaren japanische „Pflanzen verzerrungen“, wie man sie wohl nennen kann, vertreten. Die Liebhaberei der Japaner, von ursprünglich gewaltig ragenden Waldesriesen kleine verkrüppelte Exemplare heranzuziehen, die in Töpfen als Tafelschmuck dienen und trotz ihrer Kleinheit oft fünfzig Jahre alt und älter sind, ist ja bekannt, wenn auch diese Exemplare einer planmässigen Pflanzentortur nur vereinzelt bei uns in Deutschland Eingang gefunden haben und dann auch eben nur als „botanische Merkwürdigkeiten“. In London waren diese Monstrositäten also in allen möglichen Formen vor handen, unter denen sich die aus Lar ix gebildeten Kunst werke als besonders vielseitig zeigten, so z. B. als Storch, als Schiff, als Boot, als Vögel u. s. w. u. s. w., alles in Töpfen gewachsen. Sie alle wurden aber auf der Aus stellung durch den Farrn-Elephanten geschlagen, von dem ein grosser Theil des Publikums wohl glaubte, dass der selbe in dieser Form aus irgend einem Urwald des fernen Indiens direkt importirt worden sei. Es waren Wurzeln von JDavallia, diesem bei uns häufig zu Ampeln benutzten Farrn, in ruhendem Zustande importirt worden; da die selben sehr lang und sehr dehnbar sind, lassen sie sich zu jeder Form zusammenfügen, und, wohl weil sie aus Ceylon stammen, hatte man hierfür einen grossen Drahtelephanten gewählt. In genügend warme und feuchte Temperatur gebracht, sprosste es natürlich bald bei dem Elephanten hinten und vorne, oben und unten, darauf wurde er auf die Ausstellung gebracht, vom Publikum gebührend bewundert und hatte den Vorzug, für „Gard. Chrom“ photographirt zu werden, wo er sich in der meisterhaften Vollendung der Abbildungen dieses englischen Fachblattes gar nicht so schlecht ausnimmt. # Blumenfest in Paris. Das alljährlich in Paris ab gehaltene grosse Blumenfest hat am 8. Juni stattgefunden, und zwar waren in dem Korso 1600 mit Blumen ge schmückte Fuhrwerke vertreten, von der vollbesetzten Mail-coach bis zum dekorirten Kinderwagen. Da dieser Tag eigentlich traditionell als ganz bestimmter Regentag gilt, was allerdings diesmal nicht eintraf, hatten viele Wageninsassen ihre Fuhrwerke mit grossen Schirmen überspannt, diese aber vollständig mit Blumen dekoriren lassen. Die Hauptrolle spielten bei der Ausschmückung Rosen in allen Farben, ferner viele Paeonien und sodann Iris, grossblumiger Mohn und Nelken; am meisten bewundert wurden jedoch zwei Fuhrwerke, die unter Auf bietung eines gewaltigen Luxus vollständig mit lilla Orchideen und feinem Ziergrün geschmückt waren. * Traubenblüthige Maiblumen. In England ist, wie „Gard. Chron.“ mittheilt, eine eigenthümliche Form der gewöhnlichen Maiblume aufgetaucht. Während unter gewöhnlichen Umständen bei diesen eine einzelne Blumen glocke an einem kurzen Stengel herabhängt, bildet die erwähnte Form einen dichten Büschel einzelner Blüthen, von denen die Endknospe sich zuerst öffnet und dann nach und nach die übrigen, so dass sie gewissermassen eine Traube bilden. Dennoch hält „Gard. Chron.“ diese Form für keine Neuheit und glaubt, dass dieselbe in irgend einem alten Herbarwerk bereits beschrieben worden ist. * a Kontraktbrüchige Gehilfen. Hoffmann, Bruno, aus Gnesen. Derselbe nahm zum 1. Juni Stellung in Münster i. W. an, welche er nicht antrat. Statt dessen kam am 1. Juni folgender Brief aus Berlin: Tiefbetrübt, beehre ich mich, Ihnen hiermit den Tod meines geliebten Vaters anzuzeigen, welcher nach kurzem Krankenlager plötzlich sanft entschlafen, bitte daher höfl., mich von dem Engagement befreien zu wollen, da ich nun selbst das Ruder ergreifen muss und ver trauensvoll mit Gottes Hilfe der Zukunft entgegen sehe. In der Hoffnung, dass Sie meinem Wunsche nachkommen u. s. w. Auf eine diesbezügliche Anfrage an die Polizei-Ver waltung in Gnesen erfolgte die Antwort: Der Vater des Bruno H o f f m a n n , Gärtner August Hoffmann verstarb hierorts am 16. November 1895. /IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII— M3gxxxxxxxXxXXXXXKXXXXXXXXXX9 422 X* Verbands-Nachrichten. "8 illillilillIllIliliIllIliIlilililL llllllllllllllllllllllllllllllllll Neu angemeldete Mitglieder: (Nach § 12 des Statuts sind die Namen der neu angemeldeten Mit glieder einmal im Handelsblatt zu veröffentlichen. Ihre Aufnahme erfolgt 14 Tage nach der Veröffentlichung, sofern begründete Ein sprüche von Verbandsmitgliedern dagegen nicht erhoben wurden.) Vom 1. Juli ab: 5565. Keyser, Ernst, Hg., Gostewitz b. Prausitz. 5566. Dienemann, F., Hg., Norden, Hannover, Gr. Westerstrasse. 5567. Richter, Paul, Hg., Camberg, Bez. Wiesbaden. 5568. Völkel, Hg., Breslau, Pöpelwitzerstrasse.