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Ein Muster zierlicher Anordnung war die Herrmann- sehe Tafeldekoration, könnte es wirklich ein Uebermass von Zierlichkeit geben, so müsste es ungefähr so aussehen. Die Tafel war ganz in weiss gehalten mit nur einigen helllila Cattleyen in den grösseren Vasenbouquets, von anderen Orchideen waren Rispen von Oclont. Alexandrae verwandt, ferner weisse Diclytra spectahilis, Flieder und Blüthenstiele der Saxifraga sarmentosa Die weissen Diclytra erregten allgemeine Bewunderung, sie wurden meistens für die weisse Form von spectabilis gehalten, was aber nicht zutreffen konnte, da bei diesen die Blumen allerdings fast weiss, die Stiele aber grün sind, und nicht beides ganz rein weiss wie hier. Dass das Material aber für die feine Binderei von ganz hervorragendem Werth und Bedeutung ist, wurde allgemein hervorgehoben und glauben wir zu allgemeinem Nutzen deshalb die Indiskretion begehen und sagen zu sollen, dass es sehr warm und dunkel getriebene Stengel der gewöhnlichen Diclytra spectabilis waren, und dass sich diese sehr leicht diesem Treib verfahren unterworfen hatten, bewiesen die prachtvollen Rispen. In der Ausstellung von H. Munzel fielen zunächst die prächtigen Trauerbindereien auf, in denen der genannte Aussteller von jeher eine erste Stelle eingenommen hat. Viel trägt zu der vorzüglichen Wirkung bei, dass auch hier das Material an Wedeln u. s. w. in nur tadellosester Beschaffenheit genommen wird, was lange nicht überall auf Ausstellungen der Fall ist. Wir erwähnen weiter eine hellgrundige Staffelei mit einem Rand von lila Rhododendron und einem Mittelbouquet von lila und weissen Orchideen, eine weisse Vase mit einer geschmackvollen Füllung von Anthurien, rothen Amaryllis und Nellcen, einen länglichen Henkelkorb mit einer Füllung von Cymbidium Lowi, Oncidium und Marechal Niel-Ros,^ und ein in rosa und weiss gehaltenes Phantasiestück von durch Gittern verbundenen Säulen. Wir müssen allerdings gestehen, dass wir dieser Form der Fantasiearbeiten einen richtigen Geschmack nie haben abgewinnen können, das mag aber eine persönliche Ansicht sein. Mit zahlreichen Bindereien hatte sich auch Johs. Mort, ensen betheiligt. V on seinen Staffeleien war die eine, mit Goldgestell, in creme gehalten, mit hauptsächlicher Benutzung von lila, weissen und gelben OrchideenRlvcmm, die andere in dunkelroth und grün, ähnlich der vorhin beschriebenen ausgeführt. Unter den Blumenkörben war ein zierlicher, allerdings dafür etwas gross gerathener Korb, in weiss und grün gehalten, sowie ein rot her Korb mit einer Füllung von Clivien, Amaryllis, Anthurien und Cymbidium- rispen erwähnenswerth. Von besonderer Feinheit und Zierlichkeit war sein Taufkranz, der aus einzelnen Blüthen und Knospen der hübschen Kalmia latifolia in Verbindung mit Ranken von Vitis Veitchi, Panicum Variegatum und Asparagus bestand. Erwähnenswerth ist ferner ein Palmenarrangement mit einem mächtigen Latanienwedel. Unter den Ausstellungsgegenständen von H. Lund sei ein schräges Kreuz mit einer unterhalb angebrachten, geschmackvollen Blumendekoration, eine Staffelei von Iris, ein in lila gehaltener und ein weisser Kranz, ausschliess lich aus Maiblumen und Adiantum, ein Amaryllis-Korb, sowie eine ganz in weiss gehaltene Hochzeitstafel aus Maiblumen, Flieder und Niphetos-Rosen erwähnt. Der Tauftisch mit der Dekoration aus blauen Kornblumen wirkte für diesen Zweck in der Farbe zu kräftig. Sehr zart und duftig war dagegen der Tauftisch von Jul. Siemers aus einfachen rosa Mandelblüthen und Asparagus decumbens, ebenso die Ballgarnituren dieses Ausstellers. Ein Kranz von Primula obconica mit lila Orchideenbouqp&l, Kranz und Bouquet reich durchstellt mit Blättern der Begonia „Lucie Closson 11 zeigte sich von vorzüglicher Wirkung, Aussteller war Georg Eggers, derselbe hatte noch einen anderen Kranz von Flieder mit einem Bouquet von Lilien, Ismene calathina und einigen Orchideenblumen gebracht, der allerdings, was der Aus steller vorher wissen konnte, wegen des schnellen Welk werdens des Flieders nach einigen Stunden jegliches An sehen verloren hatte. Eine runde, sowie eine längliche Tafel war von F. A. H ö w e dekorirt worden. Die erstere war aus schliesslich unter Benutzung von rosa Nelken hergestellt worden, unter denen sich auch zahlreiche Malmaison- Nelken befänden. Von Laubwerk waren meistens Ranken von Vitis Veitchi angebracht. So zart und hübsch die rosa Farbe der Nelken wirkte, der Gesammteindruck war doch nicht ganz dementsprechend, die Dekoration war etwas zu voll ausgefallen, auch war das Gewirr der zahl losen Nelkenstiele nicht danach angethan, einen ungestörten, beruhigenden Eindruck zu machen; man soll bei einer Tafeldekoration aber auch hierauf Werth legen. Die Aus schmückung der langen Tafel bestand ausschliesslich aus weissen Blumen und zwar aus Flieder und Niphetosros&n, zu denen an Grün Medeola, Lygodium und Asparagus ver wandt war. Wenn man in Hamburg einen Wettbewerb für eine am zweckmässigsten dekorirteRednertribüne ausgeschrieben hätte, der Preis wäre unbedingt dem dort für die Eröffnungsfeier aufgestellten Rednerpult zugesprochen worden. Nach diesem Muster aufgestellte Tribünen werden alle durch einen lebhaften Redner veranlassten stürmischen Versammlungen für die Zukunft unmöglich machen. Hübsch ruhig und wenig temperamentvoll muss schon der Vortragende sein, nicht mit den Händen etwa darf er gestikuliren wollen, wenn er in einer solchen Box steht, denn vor ihm und auf beiden Seiten befinden sich über die Pultwände hervorragend und diese zum Theil bedeckend, dicke Guirlanden in der Hauptsache von glänzendem, stacheligem Ilex, und wehe ihm, wenn er etwa in der Hitze der Rede mit den Händen in unsanfte Berührung mit dem „Ehrenschmuck“ kommt. Wir haben bei der Eröffnungsrede wirklich für die Magnificenz gefürchtet, es ging aber glücklicherweise alles gut, und dazu mag sich der Dekorationskünstler der Hamburger Rednertribüne gratuliren. * • Unkrautvertilgung durch Kalidüngesalz. Zur Bekämpfung des Unkrautes sind dem Landwirth und Gärtner schon . viele Mittel angerathen worden. Drainage, sachgemässe Bodenbearbeitung und Fruchtfolge, Tiefkultur, Reinigung des Saatgutes und des Düngers von Unkrautsamen wurden nach einander in Erwägung ge zogen. Aber alle diese Mittel haben nicht den gewünschten Erfolg gebracht. Als ob es gesät worden wäre, so sprosst in manchem Jahr mehr in manchem Jahr weniger das Unkraut wieder hervor. Da leider Mancher gar nicht auf dasselbe achtet und sein Land demselben preisgiebt, muss ein anderer, der mit vieler Mühe desselben Herr geworden, durch die Nachlässigkeit seines Nachbarn leiden, indem er wieder in das alte Uebel hineingerissen wird. Denn Wind, Wasser, Vögel und andere Thiere machen oft die Bestrebungen, den Unkrautsamen fern zu halten, zunichte. Es bleibt daher nichts weiter übrig, als das Unkraut sofort beim Erscheinen zu vernichten. Prof. Guido Krafft wies 1899 darauf hin, dass der Hederich durch Chilisalpeter, der Schachtelhalm durch Chlorkalk und die Distel durch Kainit zu vertilgen wären. Ferner machte er darauf aufmerksam, dass Hederich und Ackersenf leicht durch Bespritzen mit einer 20°/igen Eisenvitriol-Lösung unschädlich gemacht werden können. Vielfach wurden günstige Resultate durch Anwendung von Eisenvitriol erzielt. Doch warum Gift auf die Felder bringen, wenn durch andere Mittel derselbe Zweck erreicht werden kann? Desshalb gebührt besonderes Verdienst Herrn Prof. Dr. Heinrich- Rostock, welcher die vor zügliche Wirkung des 400/oigen Kalidüngesalzes als Un krautvertilger in der Praxis nachwies. Die Verwendung | von 40°/igem Kalidüngesalz empfiehlt sich um so mehr,