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No. 23 Handelsblatt für den deutschen Gartenbau etc. § 17. Fortsetzung oderBeendigung desVertrags im Schadenfalle. 1. Es steht bei jedem Schadenfall dem Vorstand frei, die Versicherung unter Beobachtung einer 20 tägigen Kündigungsfrist und Zurückerstattung der auf die Ver- Sicherungszeit nach Ablauf dieser Frist entfallenden Prämie aufzuheben. Diese Kündigung muss aber, wenn sie wirksam sein soll, längstens 14 Tage nach erfolgter Auszahlung resp. Ablehnung der Entschädigung durch eingeschriebenen Brief erklärt werden. Innerhalb der Kündigungsfrist ein tretende Schadenfälle sind vom Verein nach den Be stimmungen dieser Versicherungsbedingungen noch zu reguliren. 2. Nach Eintritt eines Unfalls, welcher eine dauernde, wenn auch nur theilweise Erwerbsunfähigkeit (Invalidität) herbeigeführt hat, gilt die Versicherung, vorbehaltlich der durch diesen Unfall erworbenen Rechte, ohne weiteres als erloschen; eine Rückvergütung vorausbezahlter Prämien findet dabei nicht statt. # q Empfehlenswerthe Treibgehölze. Von Garteninspektor Carl Pfeiffer in Köstritz. Den heutigen Bestrebungen entsprechend, ist es für den Handelsgärtner wohl nothwendig, sich mit den ver schiedensten Kulturzweigen seines Berufes vertraut zu machen, stets etwas Neues zu bringen und Hervorragendes zu leisten. Dass freilich viele Umstände eine glänzende Durchführung aller Wünsche nicht ermöglichen, ist ver ständlich, trotzdem könnte auf diesem oder jenem Gebiete eine Einnahme möglich sein, wenn es an passendem Material nicht mangelte, bezw. das Material stets seinen Liebhaber finden würde. Wie steht es nun mit den Treibgehölzen, welche lassen sich überhaupt treiben und welche finden ihre Liebhaber? Die Fragen können wir mit einer gewissen Entschlossenheit alle dahin beantworten, dass es für den Schnittblumenzüchter wohl keinen lohnenderen Zweig giebt, sofern er es versteht, das richtige — aparte — Material zur richtigen Zeit zu beschaffen. Die Treibgehölze haben noch lange nicht den ihnen gebührenden Platz und Achtung erlangt, sie sind ausnahmlos, wenn auch theilweise nur vom Privatgärtner, zu verwenden. Welche Gehölze sich treiben lassen, ist leicht begreiflich für den Treibgärtner, der mit aufmerksamem Auge die Entwickelung der Blüthensträucher im Freien beobachtet. Ich möchte sagen, fast alle Blüthensträucher und Bäume lassen sich gut treiben, wenn sie sachgemäss behandelt werden, und machen sich auch gut bezahlt, wenn durch die Treiberei ihre Blüthezeit nicht etwa in eine Zeit fällt, wo andere Blumen reichlich vorhanden sind. Ja, ich gehe sogar noch weiter und möchte die Herren Kollegen noch auf einen von mir durchgeführten Versuch aufmerksam machen; in grossen Mengen habe ich Gehölze nicht ihrer Blüthen, sondern der Blätter wegen getrieben, und glänzende Erfolge erzielt. Es ist nicht zu verkennen, dass mancher unserer Blumenliebhaber weniger strahlende, farbige Blumen, als vielmehr eine interessante Erscheinung unter diesen wünscht. In solchen Fällen werden nun Gehölze, die kleine, in Massen beisammen sitzende Blüthen haben, deren Gesammtwirkung nur Effekt macht, den Vorzug erhalten. Erinnern wir an unsere Salix, Acer (besonders rubrum), Cornus mas. u. s. w. Alle ihre Blüthen sind als Einzelblüthe unscheinbar und nicht verwendbar, an kleinen Zweigen äusserst dekorativ und gewiss nicht unschön. Es ist noch zu erwägen, ob derartige Sträucher, obwohl sie ja stets in erster Linie für den Herrschafts gärtner zu empfehlen sind, nicht auch zu einem gewinn bringenden Artikel für den Handelsgärtner werden können. Unseren Gehölzen den Eingang in die heizbaren Räume und ihnen Verwendung als Blüthen oder bunte Sträucher während des Winters zu verschaffen, sollte unser Streben sein; jeder Versuch wird den Erfolg nicht ausbleiben lassen. Jetzt im zeitigen Frühjahr lehrt schon die Natur den unerfahrenen Treibgärtner, welch’ grosse Menge pracht vollen Materials vorhanden ist, wenn es auch nicht durch weg für Massentreiberei in allen Verhältnissen zu empfehlen ist; aber trotzdem interessant genug, jenen Treibgärtnern empfohlen zu werden, die für das feine, etwas Apartes liebende Publikum treiben u. s. w. Nicht nur die Sträucher, welche wohl das Haupt material liefern, sondern ein grosser Theil unserer Bäume könnte — in geringen Mengen verwendet — vortrefflichen Erfolg bieten. Ich will nun kurz einige unserer beliebtesten Treib- gehölze aufzählen und deren Treiberei hier wiedergeben, dabei aber besonders diejenigen berücksichtigen, bei denen ich besondere Beobachtungen machte. Diejenigen die ihreBlüthen aus dem altenHolze bringen, wie z. B. Flieder, Cydonia u. s. w., also zum Aufbau derselben in erster Linie ihre Reservestoffe verbrauchen, werden ohne Nachtheil bei sofortiger hoher Temperatur getrieben werden können, da sie nur der anregenden Wärme be dürfen, um die bereits fertig in der Knospe schlummernden Organe hervorzubringen. Es gehört schliesslich dazu eine bestimmte Menge Wärme, die auch in kürzerer Zeit in erhöhtem Maasse gegeben werden kann; dadurch gewinnt man Zeit. Anders verhält es sich bei solchen Gehölzen, die ihre Blüthen an den jungen Trieben bringen, diese werden stets am besten für die Spättreiberei geeignet sein. Für den Flieder würde ich stets eine Temperatur von 27—29 0 R. neben reicher Feuchtigkeit empfehlen. Cydonia japonica mit ihren Varietäten: Maulei, multiflora, marmorata, versicolor, eximia, flore albo, albo yrandiflora, atrosanguinea bedarf vor der Treiberei keiner Vorkultur, wenn man alljährlich andere Pflanzen verwendet, denn hier handelt es sich nicht um die Erzeugung grosser Blüthenstände, die einzeln besonders wirken, sondern lediglich um das Hervorbringen der Blüthe, die in ihrer grossen Zahl eine vortreffliche Gesammtwirkung erzielt. Cydonien werden mit den Ballen im Warmhaus auf gestellt, auch bei abgeschnittenen Aesten, wenn recht gut gespritzt, entfalten sich die Blüthen prächtig. Je höher die Temperatur — bis 22—24 0 R. — desto zarter ist das Roth der Blüthe und desto kostbarer die Wirkung. Weniger geeignet ist in dieser Weise Cydonia vulgaris, da die Blüthen etwas empfindlicher sind; hier ist eine vorherige Anwurzelung der Pflanzen von Vortheil. Dem längst bekannten Flieder will ich aus ge wissen Gründen hier auch einen, und zwar den ersten Platz, geben, denn obwohl längst zum Treiben verwendet, werden einige Punkte doch oft unbeachtet gelassen, die ich besonders erwähnen möchte. Die Vorbereitung ist die halbe Treiberei bezw. das Gelingen derselben. Es ist daher ganz fehlerhaft, Flieder jahrelang in denselben Ge fässen ohne ihn umzupflanzen stehen zulassen und alljährlich zu treiben. Nach meinen Erfahrungen bringen selbst im Topf, vor der Kultur umgepflanzte Exemplare, nicht so prächtige Blüthen, als im freien Grunde herangezogene. Die Pflege im Topf während des ganzen Sommers erfordert viel Arbeit, und ein wiederholtes Vernachlässigen im Giessen kann schon grosse Nachtheile bringen. Am besten ist es wohl, die abgetriebenen Flieder kurz zurückzu schneiden und dann auf gut vorbereitete Beete auszu pflanzen, während der Vegetation kräftig zu düngen und kurz nach der Blüthenknospenbildung — August — ein zutopfen, die frisch eingetopften Flieder jetzt aber möglichst frei aufzustellen, nicht stark anzugiessen, dafür aber recht reichlich zu spritzen. Eine solche Vorbereitung sichert stets prächtigste Blüthenrispen, ferner den Vortheil, dass sich dieselben Exemplare alljährlich ununterbrochen mit Erfolg treiben lassen. Bei der Treiberei selbst, die