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No. 22 Handelsblatt für den deutschen Gartenbau etc. haltige Gründe gegen den Zoll auf Schnittblumen nicht vorhanden seien. Redner verliesst alsdann folgende Resolution, welche dem Bundesrath und dem Reichstage zugesandt werden soll: „Die heute in S ag e b i e 1 s Etablissement tagendeVereammlung von selbständigen Angehörigen des Gartenbauberufs erklärt es für ein unbedingtes Erforderniss für die fernere Erhaltung des heimischen Gartenbaues, dass derselbe bei den neu abzu schliessenden Handelsverträgen durch genügende Einfuhr zölle geschützt werde. Die Versammlung hat mit der übrigen deutschen Gärtnerschaft das Vertrauen zu dem hohen Bundes rath und dem hohen Reichstag, dass diese aus Gründen der Gerechtigkeit und um den ausgedehnten heimischen Beruf lebensfähig zu erhalten, endlich der deutschen Gärtnerei den so lang erbetenen Schutz in ausreichendem Masse gewähren werden.“ Der Vorsitzende bringt die Resolution zur Abstimmung, dieselbe wird mit allen gegen acht Stimmen angenommen. Hierauf schloss der Vorsitzende die Versammlung, mit dem Wunsche auf ferneres einmüthiges Zusammenwirken und einem Hoch auf den deutschen Gartenbau. Von der Verbandsgruppe Magdeburg war durch deren Obmann ein Zustimmungstelegramm eingegangen. H e i n r. Lun d. Verbandsgruppe Berlin. Versammlung vom 17. Mai 1901 (eingegangen am 21. Mai). Der Obmann eröffnet die Sitzung um 3/4 9 Uhr und ertheilt Herrn van Thiel das Wort zu seinen Mittheilungen über den Blumenhandel auf den Friedhöfen. Herr van Thiel bespricht in eingehenderWeise die verschiedenen Verfügungen, welche seitens der Friehofs-Verwaltungen bezw. Kirchen vorstände erlassen sind, um den Gärtnern das Bepflanzen oder Instandhalten einzelner Gräber zu erschweren oder zu ver bieten. Besonders bringt er ein Zirkular des Gemeinde-Kirchen- rathes der Philippus Apostelgemeinde zur Verlesung, worin dieser mittheilt, dass vom 1. Januar 1901 ab die Bepflanzung und Instand haltung der Gräber nur von den angestellten Kirchhofs-Verwaltern oder deren Leuten ausgefübrt werden dürfen. Durch solche Ver fügungen sei jedem Gärtner die Möglichkeit einer Mitkonkurrenz gegenüber den Friedhofs-Inspektoren abgeschnitten und es sei Pflicht einer jeden gärtnerischen Verbindung, hiergegen energisch zu protestiren. Er glaube nicht, dass die Gemeinde-Kirchenräthe ein Recht hätten, ein derartiges Monopol für sich in Anspruch nehmen zu dürfen. Durch Umfrage' bei vielen in der Nähe von Friedhöfen wohnenden Mitgliedern des Vereins der Blumenhändler Berlins sei ein ausgiebiges und übersichtliches Material zusammen gekommen, woraus die auf vielen Friedhöfen herrschende Willkür deutlich hervorgeht. Auch über die Verordnungen auf den Fried höfen in vielen grösseren Städten Deutschlands habe der genannte Verein Informationen eingezogen, nirgends seien die Verordnungen so einschneidend als in Berlin, grösstentheils sei den Gärtnern aber unbeschränkte Arbeit gestattet. Durch die Monopolisirung der Gräberbepflanzung sei andererseits auch der freien Geschmacks entwicklung ein Damm entgegen gesetzt, da die Friedhofs-Ver waltungen ziemlich alles nach einer Schablone ausführen. Herr van Thiel theilt ferner mit, dass seitens seines Vereins be schlossen worden sei, gegen den §5 der Kirchhofsverordnungen bei den zuständigen Behörden Einspruch zu erheben und um freie Konkurrrenz zu bitten. Die gärtnerischen Betriebe auf den Fried höfen sollen nur zum Zweck der Ausschmückung der eigenen An lagen dienen, nicht aber zur Heranzucht von Verkaufsware. Er beantragt zum Schluss, dass die Verbandsgruppe Berlin sich den Massnahmen des Vereins der Blumenhändler anschliesst. Bei der sich hieran anschliessenden Debatte theilt Herr Puttlitz mit, dass ihm Friedhöfe bekannt seien, wo nicht nur für den Friedhof selbst, sondern auch an ausserhalb wohnende Händler die auf den Friedhöfen herangezogene Waare verkauft würde. Herr Kotte schliesst sich dem Antrag von van Thiel an und spricht sich ebenfalls für freie Konkurrenz aus. Nachdem noch die Herren Neumann, Crass, de Coen e,Nev ermann und Kriede- mann hierzu das Wort ergriffen, wird ein inzwischen eingegangener Antrag auf Schluss der Debatte angenommen, es wird sodann über den Antrag van Thiel abgestimmt, welcher lautet: „Die Ver bandsgruppe Berlin des Verbandes der Handelsgärtner Deutschlands wolle beschliessen, eine Eingabe an die obere Kirchenbehörde zu richten, worin sie um Abänderung der jetzt bestehenden Verfügungen dahingehend bittet, dass den Gärtnern Berlins und Umgegend gestattet sei, auf den Friedhöfen der Kirchen gemeinden Berlins Gräber zu bepflanzen und im Stand zu halten. Gleichzeitig richtet sie das Ersuchen an die obere Kirchen- bebörde, dieselbe möge im Interesse der schwer um ihre Existenz kämpfenden Gärtnerei, den Verwaltungen der Kirchengemeinden keine Art gärtnerischen Betriebes zum Zwecke obengenannter Arbeiten gestatten.“ Dieser Antrag wird einstimmig angenommen. — Zum zweiten Punkt der Tagesordnung, betreffend gemeinschaft lichen Koaksbezug, theilt Herr Neumann mit, .dass nach ein gezogener Information ein solcher Bezug wohl möglich sei und die Mitglieder hierdurch die Vergünstigungen eines engros Bezugs ge niessen würden. Um einen Massenabsehluss aber herbeiführen zu können, sei zunächst eine Anfrage bei den Gruppenmitgliedern nöthig, um feststellen zu können, wieviel ungefähr gebraucht wird. Es würde bei einem alsdann evt. erfolgenden gemeinschaftlichen Bezug, bezw. Abschluss mit einer Gasanstalt jedenfalls auch eine Kautionshinterlegung nöthig sein. Es wird infolgedessen beschlossen, diese Umfrage durch Postkarte mit Rückantwort zu halten und in einer der nächsten Sitzungen weitere Mittheilungen zu machen. — Zum letzten Punkt „Verschiedenes“ fragt Herr Kriede mann an, auf welchen Umstand das vielfache Hohlsein des Spargels zurück zu führen sei. Hierauf wird allgemein erwidert, dass es grössten theils auf den warmen Herbst zurückgeführt werden könnte, wo durch der Spargel schon zum Austreiben geneigt gewesen wäre. Der darauf folgende strenge, trockene Winter und besonders die jetzt eingetretene heisse, trockene Hitze haben den Spargel nicht zur völligen Ausbildung gelangen lassen, sodass er schneller als sonst in die Höhe geschossen ist. Dass es fast lediglich auf diese Umstände zurückzuführen sei, geht daraus hervor, dass der jetzt nach und nach kommende Spargel immer weniger hohle Pfeifen bringe. — Da sonst Niemand noch etwas mitzutheilen hatte, erfolgte Schluss der Sitzung gegen 11 Uhr. Otto Neu man n. Th. Meyer. Verbandsgruppe Niederrhein. Versammlung am 19. Mai in Düsseldorf (eingegangen am 24. Mai) im Restaurant „Drei Kaiserhof mit folgender Tagesordnung: 1. Gruppenangelegenheiten, 2. die Heranziehung der Gärtnereibesitzer zu Beiträgen für Handwerks kammern, 3. Anträge zur Hauptversammlung in Dresden, 4. Be sprechung über die Gehilfenbewegung in diesem Frühjahr, 5. Be schlussfassung über gemeinsame Versammlungen mit den benach barten Gruppen. Der Obmann, Herr Fritz Esch-Wickrath er öffnete die Versammlung um 4’/ Uhr und macht zu 1. der Tages ordnung Mittheilung über seinen Besuch der Gruppenversammlung „Mittelrhein“ zu Bonn; sodann giebt er Aufschluss über seine Entgegnung im Handelsblatt auf die Angriffe des Herrn Fett weis, wenn er darin gesagt habe, Herr Fettweis lasse sich jeden Schritt und Tritt bezahlen, so habe er damit nur sagen wollen, dass derselbe für seine Reisen u. s. w. die Kosten erstattet bekomme. Diese Aeusserung sei ihm besonders übelgenommen worden, auch von dem anwesenden Herrn Hoppe, er würde aber zu einer solchen Abwehr gar nicht geschritten sein, wenn Herr Fettweis nicht in zu gehässiger Art und Weise vorgegangen wäre und ausdrücklich von bezahlten Vertretern des Verbandes und deren Vergnügungsreisen gesprochen hätte. Herr Hoppe- Wesel nimmt hierauf Herrn Fettwei s in Schutz, wird aber durch aktenmässiges Material vom Vorsitzenden wiederlegt, welcherbittet, dem Herrn Fettweis gütigst mitzutheilen, er solle uns in Ruhe lassen, dann würden auch wir ruhig sein; für uns sei die Sache abgethan, wir würden auf die Angriffe des Herrn nicht mehr reagiren. Die Versammlung stimmt dem zu. Herr P o g g e 1 - Düsseldorf schlägt vor, dass die Gruppe Niederrhein darauf bedacht sein muss, in jedem grösseren Ort Vertrauensmänner zu wählen, die darauf achten, örtliche Uebelstände zu prüfen und dem Gruppenvorstand Mittel vorschlagen oder mit demselben berathen, wie solche Missstände gebessert werden können; sodann sei der Zweck Er- Strebung örtlicher enger Zusammenschlüsse, Errichtung bestimmter Verkehrslokale, wo behufs Förderung gediegener Vereinsthätigkeit und Kollegenschaft auch ehrbare Nichtmitglieder verkehren können, Erläuterung aller die Gärtnerei berührenden Gesetze und Verord nungen, systematische Zusammenstellung, und, nachdem gedruckt, Versendung an die Mitglieder und an die übrigen Gärtner, an letztere zugleich mit der Aufforderung, dem Verband beizutreten. Herr Hoppe-Wesel meint, dass die Vertrauensmänner schon vom Ver bände da seien oder von früher her noch beständen, Herr P o g g e 1 ist für eine neue Wahl dieser Männer der jetzigen Verbandsgruppe, was auch Herr Esch befürwortet, und werden vorläufig für folgende Orte die Vertrauensmänner gewählt: Für Düsseldorf: Herr P o g g e 1, Krefeld: Herr Samson, M.-Gladbach-Rheydt: Herr Manschke, Wesel: Herr Hoppe, Neuss: Herr Hönings. Oertliehe Vereini gungen betreffend, schlägt Herr Hönings- Neuss vor, dass wo solche Zusammenschliessung von Kollegen schon bestehe, auch in dem Ort und Lokal zu gleicher Zeit unsere Gruppen- Versammlungen abgehalten werden mögen, die Versammlung ist einverstanden, mit dem Bemerken des Herrn Esch, dass aber unser Hauptsitz und Versammlungsort immer Düsseldorf bleiben soll, in dem Sinne, wie Bonn es für rlie Gruppe Mittelrhein ist.