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No. 22 Handelsblatt für den deutschen Gartenbau etc. seife auf 100 Liter Wasser. Die Seife wird in warmem Wasser gelöst und unter fortwährendem Rühren das Insektenpulver hinzu gesetzt. Das Bespritzen der Wein stöcke oder Spaliere geschieht mit einer Peronosporaspritze mit starkem Strahl. Da die aus den Eiern geschlüpften Heuwürmer an den blühenden Gescheinen ihr Zerstörungs werk beginnen, so werden mit der einen Hand die Ge scheine freigelegt und mit dem Wurmgift derartig bespritzt, dass die Gespinnstfäden zerrissen und die Räupchen von dem Gift getroffen werden. Je früher es geschieht, desto besser ist die Wirkung. V Frühjahrs-Ausstellung (les Gartenbau-Vereins für Hamburg, Altona und Umgegend vom I. bis 5. Mai 1901. (Fortsetzung.) In Rhododendron und Azaleen stammte die umfang reichste Einsendung von Schau- und Marktpflanzen von T. J. Seidel-Laubegast, welcher mehrere Waggons beider Sorten geschickt hatte, die in ihrer geschmackvollen Auf stellung dem Gesammtbild zur Zierde gereichten. Die starkwüchsigen, gut besetzten Pflanzen dieser Firma sind bekannt. Bei den Azaleen, die bekanntlich auf Rhododendron- Unterlagen veredelt werden, war der Blätterwuchs zum Theil fast zu üppig; es schien uns, als wenn das starke Wachsthum mitunter die Reichblüthigkeit beeinträchtigt hatte, wie man auch mehrfach die Meinung äusserte, als wenn von dieser Veredlungsmethode doch noch einmal wieder abgegangen werden könnte. Den Seidel’schen Azaleen mindestens ebenbürtig und in erstklassiger Voll kommenheit zeigten sich die zahlreichen starken Pflanzen von H. Berndt-Wandsbek, an Reichblüthigkeit waten sie den ersteren zum Theil überlegen. Eine Gruppe Rhododendron und Azalea pontica stammte von F. Huch Wwe., unter den letzteren war eine einzelne Pflanze mit bläulich-lilla Blüthenfärbung besonders auf fallend, das Namenschild trug die Bezeichnung Yodogama. An indischen Azaleen hatte E. Neubert noch eine Gruppe ausgestellt, ferner Gebr. Geh Ickers-Wandsbek eine Gruppe Helene Thelemann in Handelspflanzen. Auch in Camellien waren noch zwei Einsendungen vorhanden; J. Scheider-Wandsbek hatte schöne Pflanzen in Sorten, meistens weiss, ausgestellt, während die Gruppe von H. Berndt aus Lady Campbel und Chandleri elegans bestand. Wenn wir hier einige verschiedene blühende Pflanzen anfügen, so soll zunächst der 50 Ericapflanzen von F. Huch Wwe. gedacht werden. Wir möchten behaupten, dass mit solchen Pflanzen, wie die hier gezeigten, das Vollkommenste, was an Stärke und Reichblüthigkeit zu erzielen ist, erreicht wurde, und fand diese Leistung die ungetheilte Anerkennung aller Fachgenossen. Die ausgestellten Sorten waren die dunkelrothe festita, die schöne Vilmoreana und persoluta alba. Fast gleichwerthige Pflanzen enthielt die Gruppe von E. Rosch-Hamburg, äusser den beiden zuletzt genannten Sorten war noch cylindrica speciosa vertreten. Oleander kurz vor der Blüthe in niedrigen, gut gewachsenen und reich mit Knospen besetzten Pflanzen hatte F. W. Böttcher-Hamburg gebracht, die hübsche gelbe Acacia paradoxä in buschigen Pflanzen E. Neubert. Die vorhandenen dioronien, Aussteller H. Berndt und E. Rosch, waren weniger wirksam, da sie zum Theil noch zu sehr in Knospen waren; die Pflanzen waren kräftig, namentlich die einjährigen Exemplare von Berndt, sowie auch dessen grössere Pflanzen. Starke Kronenbäume von Cytisus — man war sich über die Sorte nicht einig und eine Namensbezeichnung fehlte — hatte J. Sch ei der-Wandsbek ausgestellt, ein Beet Cytisus fragrans W. Neubert. Cyclamen waren in nur einer Einsendung aus einer’ Privatgärtnerei in nicht gerade hervorragenden Pflanzen vorhanden, über alles Erwarten waren auch Nelken nur spärlich vertreten. Eine kleine Gruppe verschiedener Sorten hatte 0. Thalacker- Gohlis ausgestellt, eine Gruppe President Carnot H. Schadendorff-Wedel. Die gleiche Sorte war in schwächeren Pflanzen von G. W i e n - Wedel gebracht worden, recht gut dagegen waren die Pflanzen der rosa Sorte Irma von demselben Aussteller. Eine noch weit grössere Enttäuschung brachte die geringe Betheiligung in Rosen, sie waren überhaupt kaum auf der Ausstellung vertreten. Ein reichlicherer Bedarf zu der genannten Zeit kann eine kleine Ursache dieses Mangels sein, in der Hanptsache beruht derselbe aber auf der Thatsache, dass Hamburgs Rosentreiberei, zumeist durch die Ungunst der Verhältnisse, gegen früher stark zurückgegangen ist. Und dennoch kann alles dies eigent lich diese Lücke auf der Ausstellung nicht entschuldigen. Welch ein Unterschied in denselben Tagen des Vorjahres in Dresden und hier! H. Berndt- Wandsbek war auch hier wieder mit einer schönen Leistung vertreten, seine Gruppe Orimson Rambler bestand aus tadellosen Pflanzen. Diese ge drungenen, zweijährigen, auf Wurzelhals veredelten, reich blühenden Pflanzen erbrachten den Beweis, dass sich Crimson Rambler sehr gut als verkaufsfähige Topfpflanze ziehen lässt, der ein guter Absatz doch gewiss sicher wäre. Eine Gruppe Pflanzen mit besonders kräftigen Trieben und vorzüglich ausgebildeten grossen Blumen stellte Carl Ebert-Osdorf (Oberg. Grage) aus, zufrieden stellend waren auch die Hochstämme von Frau Münch- m e y e r, weniger die Rosen von A. F. Kirsten- Kl. Flottbek. Während die Baronne de Rothschild und die Kaiserin Auguste Victoria noch annehmbar waren, zeigten sich die dunklen Sorten schon vom ersten Tage an von bläulicher, hässlicher Farbe, mit ihnen war kein Staat zu machen. Mindestens ebenso auffallend wie die geringe Be theiligung in Rosen, war es, dass englische Pelargonien, diese in Hamburg so besonders viel und mit Vorliebe gekauften Pflanzen nur von einem dortigen Aussteller gebracht waren, umsomehr muss diesem—wieder H. B e r n d t- Wandsbek, — das von ihm geleistete grosse Opfer gedankt werden, ohne dasselbe wäre die Ausstellung um einen ihrer Haupt-Anziehungspunkte ärmer gewesen. Dem Wandsbeker Aussteller gesellte sich in einer fast ebenso umfangreich vertretenen Weise W. Bürger-Halberstadt hinzu. Wir müssen die grossen Gruppen von Berndt, dessen tadellose Schaupflanzen in wirksamer Grösse, zuerst nennen. Jede Pflanze war ein Kulturstück, eine so eben mässig wie die andere, eine so voll mit schönen Blumen besetzt wie die andere. In den in Hamburg kultivirten Hauptsorten ist seit Jahren kaum eine Aenderung einge treten, es sind die mehr hochwachsenden Sorten mit ihren, namentlich in rosa und weiss so schön gezeichneten Blumen, denen gegenüber die niedrig wachsenden Arten sich noch nicht allgemeinerhaben einführen können. Die Berechtigung dieses Festhaltens wird durch die Vor führung solcher Pflanzen, wie sie Berndt zeigte, voll erbracht. Eine Neuheit des Ausstellers, Frari Dr. Steiner, in schönen reichblühenden Pflanzen zu einerGruppe zusammen gestellt, gefiel allgemein. Die Pflanze eignet sich in Folge des gleichmässigen Wuchses gut zur Marktkultur, ihre Blühwilligkeit ist ein zweiter, sie hiefür geeignet machender Faktor. Die grossen Dolden stehen aufrecht, die Farbe der ebenfalls grossen Blumen ist ein ziemlich kräftiges lila-rosa. Namentlich in den ersten Tagen war die Gruppe von grosser Wirkung, nachher hatte sie zuerst unter dem Blüthenabfall gelitten.