Volltext Seite (XML)
Verhandsgruppe Mittelrhein. Niederschrift der Versammlung vom 5. Mai (eingegangen am 11. Mai) in Bonn mit nachfolgender Tagesordnung: 1. Geschäftliche Mittheilungen. 2. Besprechung der neuesten Auslassungen des Vorsitzenden des Vereins selbstständiger Gärtner Rheinlands. 3. Anträge zur Hauptversammlung in Dresden. 4. Gruppenangelegenheiten. 5. Frühjahrspflanzenbörse. Der Vor sitzende Herr Obmann A. Reuter eröffnet die ziemlich besuchte Versammlung um 41/ Uhr unter herzlicher Begrüssung und stellt dann die beiden anwesenden Gäste der Gruppe Niederrhein, die Herren Fritz Fs c h -Wickrath und Alb. S a m s o n - Krefeld, vor. Zu 1 sind verschiedene Anfragen ergangen behufs Auskunft über die Zubereitung und Verwendung des Quassia-Holzes. Der Obmann theilt darüber Folgendes mit: Man nehme 1/2 Kilo Quassia amdra und lasse dasselbe in 20 Liter Wasser eine Stunde lang in geschlossenem Kessel sieden; inzwischen bringe man in einen Bottich 1 Kilo schwarze Seife. Ueber den Bottich stellt man einen Korb mit Packtuch ausgelegt, giesse die Brühe mit Quassia-Holz durch den Korb in den Bottich und löst in der heissen Masse mittelst Schlagen mit einem stumpfen Besen die Seife auf. Dann giesst man weitere 30 Liter kalten Wassers in den Korb um alle Reste aus dem Quassia-Holze auszunützen. Die Brühe wird dann gehörig umgerührt und ist nun zum Gebrauch fertig. Die Ver wendung geschehe mit einem möglichst feinen Zerstäuber, da bei zu grobem Spritzen die Brühe wirkungslos abträufelt. Am Besten geschehe das Bestäuben am Spätnachmittage, nur nicht bei Sonnenbrand und sei die Brühe den Pflanzen ab solut unschädlich, wogegen die Milben (Hay u. s. w.) schon nach einmaligem Spritzen unfehlbar zu Grunde gingen. Zu 2. berichtet der Obmann über die nicht der Wahrheit ent sprechenden Angriffe des Herrn Fettweis. Er habe diesen Punkt nur zur Tagesordnung gestellt, un etwa entstehenden Irrthümern zu begegnen. In Kürze berichtete er über den wirklichen Sach verhalt, wobei er betonte, dass es doch Jedermann freistehe, eine abweichende Ansicht gegenüber der des Herrn Fettweis zu vertreten. Soweit wären wir im Rheinland denn doch noch nicht gekommen, dass Alles nach dessen Pfeife tanzen müsse. Von Seiten des jetzigen Vorstandes der Gruppe Niederrhein sowie auch seinerseits wäre keinerlei Veranlassung zu Missliebigkeiten gegeben worden. Schon auf einer Versammlung der Bergischen Gruppe sei das Wiederaufleben der Gruppe Niederrhein beantragt worden. Ein Rückgang des Vereins selbstständiger Gärtner Rheinlands sei durch die Enthüllungen des Herrn Esch doch klar erwiesen. Auf der Krefelder Versammlung habe es einer „Geburtshülfe" seinerseits somit nicht bedurft, da die Niederrheinischen Kollegen der Fett weis’- sehen Bevormundung nachgerade überdrüssig seien Wenn der Uerdinger Herr die aus den verschiedensten Nummern des Nieder rheinischen Vereinsorgans ausgeschnittenen und zusammengeklebten Bruchstücke der Protokolle für eine „W i n d e 1“ als Praktikus ange sehen habe, so sei das insofern gewiss verzeihlich, als die nöthige Windellänge unbestreitbar vorhanden gewesen sei. Ueber die bissigen Ausfälle gegen die Verbandsleitung könne man hinweg gehen, da die F e tt w e i s'sehen Motive zu solchem Vorgehen gar zu durchscheinender Art seien. Herr Esch bedauerte die Handlungs weise des Herrn Fettweis, da hierdurch jegliches gemeinsame Arbeiten, was Herrn F. doch immer so ausgesprochen am Herzen liege, ausgeschlossen werden würde. Aus der Versammlung wird noch bemerkt, dass wir dem derzeitigen Niedergange der Nieder rheinischen Gruppe die Begründung unserer Gruppe zu verdanken hätten. Der beigelegte Titel: „Verein selbständiger Gärtner Rheinlands“ sei überhaupt wohl, zu weit gegriffen, da sich die Zahl seiner Mitglieder hauptsächlich nur aus dem Regierungs bezirke Düsseldorf rekrutire und die wenigen Uebrigen, in den Rheinlanden zerstreut wohnenden, dem Verein nur in dem Gedanken beigetreten seien, um als „Spezialiste n“ am Niederrhein „Geschäfte“ zu machen, was aber bei der dortigen Ueber- Produktion — mit Ausnahme vielleicht des Baumschulfaches, wofür Holland in Aktion tritt — ein recht frommer Wunsch bleiben dürfte. Jedenfalls hätten wir sehr wohl daran gethan, uns dem F e tt w e i s'schen „Verbände rheinischer Gartenbauinteressenten“ seinerzeit fernzuhalten. Herr P. N e u e n-Andernach erklärt: Die Gruppe Mittelrhein müsse die Angriffe gegen unseren Obmann ent schieden zurückweisen, da dessen selbstloses Eintreten für das Interesse der Gärtnerei zur Genüge bekannt sei. Die Versammlung spricht zum Schluss ihr Bedauern über solche Nörgeleien aus und hält die Angelegenheit hiermit ein für allemal erledigt. Zu 3 macht Herr Esch den Vorschlag, zur Berathung von Anträgen zur Hauptversammlung eine gemeinsame Versammlung der benachbarten Gruppen zu veranstalten. Vorgeschlagen werden: Gehilfenfrage einschliesslich Kontraktbruch; Handelsblatt und Inseratentheil; Adressbuch; Wahlen zur Hauptversammlung. Die Versammlung wird am 9. Juni in Köln stattfinden und werden die Einladungen zeitig ergehen. Zur Pflanzenbörse waren prächtige blühende Hortensien und Pelargonien eingeliefert. Als Mitglied meldet sich Herr Hermann Zopes - Fischenich mit dem Bemerken, dass auch die Firma Jakob Zopes Mitglied bleiben werde. Herr Dieckmann ladet zum Besuche der am selben Tage statt findenden Versammlung der „Vereinigung Bonner Handelsgärtner“ ein und leisten derselben die meisten der Anwesenden bereitwilligst Folge. Schluss der Versammlung 1,8 Uhr. A. Reuter, Obmann. Lückerath, Schriftführer. Verbandsgruppe Taunus und Lahnthai. Versammlung am 21. April 1901 im Hotel Fritsche zu Camberg (eingegangen am 13. Mai). Die zahlreich erschienenen Mitglieder wurden schon am Bahnhof von dem Obmann Herrn A. J. Müller- Camberg empfangen und von diesem zur Besichtigung seiner Treibereien eingeladen. Der Gang durch die sehr ausgedehnten Häuser-Anlagen, in welchen vorwiegend Lilien und Rosen kultivirt werden, bot für die Besucher eine Menge Interessantes. Um 3 Uhr eröffnete der Obmann die Versammlung und brachte einige Entschuldigungs schreiben nicht erschienener Mitglieder zur Verlesung. Als 1. Punkt der Tagesordnung, gemeinschaftlicher Töpfebezug, theilt der Obmann mit, dass er mit Herrn Moos-Limburg das Verladen der Töpfe vorgenommen habe und wurde allgemein bestätigt, dass wohl alle Interessenten bei dem gemeinschaftlichen Bezug zufriedengestellt waren. Herr S p i t z 1 a y - St. Goarshausen stellt den Antrag, dass die Bekanntmachungen der Gruppen-Versammlungen mindestens 14 Tage vorher im Handelsblatt veröffentlicht werden und dann noch in der Woche vor der Versammlung Einladungen per Karte ergehen sollen. Diesem Antrag wurde seitens der Versammlung ohne Debatte zugestimmt. Bezüglich Erhöhung der Preise gärtnerischer Erzeugnisse entspann sich eine äusserst lebhafte Debatte. Wohl alle Anwesenden waren darin einig, dass in Folge Erhöhung der Preise aller Rohmaterialien und Löhne die Gärtnerei mit solch niederem Prozentsatz arbeite, dass vielen die Existenz äusserst erschwert ist. Es wurde von Reichert- Idstein angefragt, ob es nicht möglich sei, wenigstens unter den Kollegen an einem Ort einheitliche Preise einzuführen. Dem wurde von Bücher-Kirberg entgegnet, dass ein solidarisches Vorgehen der Verbandsmitglieder wohl ideal, aber doch nicht durchzuführen sei, weil die ausserhalb des Verbandes stehenden Gärtner, Händler und andere Konkurrenten dann mit niedrigeren Preisen wohl vielfach den Zulauf bekämen. Kollege Seilberger - Biebrich a. Rh. bemängelt das Geschäfts- gebahren einer Wiesbadener Firma, die blühende Topfrosen für 1,20 M. anbot, während ihm zur selben Zeit noch gerne 2,20 M. in denselben Geschäften gezahlt wurden, also eine Nothwendigkeit, die Preise so herunter zu drücken, nicht .vorhanden war, zumal in dieser Zeit ein grosser Rosenblumenmangel zu konstatiren gewesen sei. Es wurde die Gehilfenfrage noch gestreift und festgestellt, dass von einem eigentlichen Gehilfenmangel nicht die Rede sein könne, aber allgemein wurde beklagt, dass Lehrlinge nicht zu haben seien und man deshalb über kurz oder lang gezwungen sei, Arbeiter und Mädchen mehr als bisher üblich in Gärtnereien zu beschäftigen. Als Ort der nächsten Versammlung wurde St. Goarshausen a. Rh. gewählt. Der Obmann ermahnt die Mitglieder dringend, der Haft pflichtversicherung beizutreten, und theilt folgenden Fall mit: Er sei am 1. April Mitglied des Stuttgarter Versicherungs - Vereins geworden und schon am 8. April habe sich sein Kettenhund los gerissen und einem Strassenpassanten beide Beine so zerfleischt, dass dieser längere Zeit arbeitsunfähig war und ärztliche Hülfe in Anspruch nehmen musste. Der Versicherungs-Verein erledigte die Sache in koulantester Weise. Schluss'der Versammlung um 7 Uhr. Kirberg, Bez. Wiesbaden. Bücher. In München starb nach qualvollen, geduldig ertragenen Leiden unser langjähriges Mitglied, der Handelsgärtner Josef Koch im im Alter von 60 Jahren, ferner starb in Schorndorf in Württemberg unser Mitglied, der Handelsgärtner Eugen Marquardt, "***&* 282828222*443426*4** Bestrafung von Pflanzendieben. In der Versammlung der Berliner Verbandsgruppe vom 15. März war von verschiedenen Seiten von Blumen- und Pflanzendiebstählen berichtet worden, die in den verschiedenen Vororten ausgeübt worden waren. Den Bemühungen der Polizei gelang es, eine rganze, Reihe von Ver haftungen von Dieben und Hehlern vorzunehmen, von denen