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Handelsblatt für den deutschen Gartenbau etc. 97 wie viele Gärtner in den „Topfpflanzenkulturen“ be schäftigt sind, wurden nach einem lebhaften pro et contra fast einstimmig verworfen. lieber den weiteren, den Hauptantrag, überall die Arbeit am 15. März zum 1. April aufzukündigen und sodann die Arbeit einzustellen, wenn die erwähnten Forderungen nicht anerkannt werden, wurde eine geheime Abstimmung vorgenommen. Ein Theil der Anwesenden verliess die Versammlung, ein anderer Theil enthielt sich der Abstimmung. Im Ganzen wurden 309 Stimmzettel abgegeben; mit „Ja“, also für die Kündigung stimmten 273 und mit „Nein“ 27 Anwesende, die übrigen 9 Stimmen hatten keine Gültigkeit. Mit einem drei fachen Hoch auf die Lohnbewegung der Gärtner in Hamburg, Altona und Wandsbek wurde die Ver sammlung um 12 Uhr Nachts geschlossen. An diesen Bericht anschliessend lassen wir noch einmal im Zusammenhang die Forderungen folgen, die seitens der Lohnkommission den Arbeitgebern im Handels gärtnereibetriebe- unterbreitet wurden: 1. Abschaffung des Kost- und Logiswesens. 2. Einführung einer lOstündigen Arbeitszeit. 3 Minimallohn 21 Mark pro Woche. 4. Ueberstunden und Sonntagsarbeit, soweit diese un bedingt nothwendig und im letzteren Falle gesetzlich zulässig, sind mit 40 Pfg. pro Stunde zu bezahlen. 5. Sonn- und Feiertage sind den Dienstthuenden, also dem zur Beaufsichtigung und zur Verrichtung der von der Natur bedingten, unumgänglich nothwendigen Arbeiten erforderlichen Theil des Personals mit einem vollen Tagelohn, also 3 Mark 50 Pfg. zu entschädigen. Als naturnothwendig ist das Heizen, Decken, Lüften, Schattiren, Spritzen und soweit es sich nicht aufschieben lässt, auch das Giessen anzusehen. Weitere Arbeiten zu verrichten ist der Dienstthuende nicht verpflichtet, hat aber diese Arbeiten gewissenhaft auszuführen. Es ist möglichst so einzurichten, dass der Gehilfe jeden zweiten Sonn- oder Feiertag frei hat. 6. Die Kündigungsfrist unterliegt der freien Ver einbarung. — Wie die Arbeitgeber von Hamburg und Umgegend über diese Forderungen denken, geht aus ihrer Haltung ihnen gegenüber hervor, wir brauchen nicht hinzuzufügen, dass das Verlangen, sie allgemein, für Alle und Alles durchgeführt zu sehen, einfach unannehmbar ist. So stehen denn voraussichtlich die Gärtner von Hamburg und Umgegend vor einem Lohnkampf, einer neuen Auflage des grossen Streiks von 1890. Wer an die Zeit zurück denkt, der weiss, dass der damalige Kampf ein überaus schwerer war und nur deshalb auf der ganzen Linie für die Fordernden verloren ging, weil ihnen die Arbeitgeber schaft in glänzender, geschlossener Einigkeit gegenüber stand. Es ist für uns noch heute ein erhebendes Gefühl, wenn wir an den damals so glänzend bewährten, einigen Zusammenschluss denken. Dieselbe Einigkeit wünschen wir heute, kommt es zum Streik, den Hamburger Kollegen, dann wird auch diese Kraftprobe keinen anderen Ausgang nehmen, wie die von 1890. Pflicht aber der gesammten deutschen selbstständigen Gärtnerschaft, vor allem P fli c h t u n s e r e r Mi t gl i e d e r i s t e s, die dor tigen Kollegen in einem ihnen aufge zwungenen Kampfe nach Möglichkeit zu unterstützen, umsomehr Pflicht, als ein derartiger Lohnkampf nicht nur für die Verhältnisse an einem bestimmten Ort, sondern für die Verhältnisse der Ge- sammtheit ausgefochten wird. Dass aber die Arbeitnehmer, abgesehen von ihren Forderungen, unter den heutigen Verhältnissen auch an anderen Orten ein grösseres Entgegenkommen von Seiten der Arbeitgeber nicht finden, das haben sie ihren Führern zu verdanken, die vor Jahresfrist und länger an Verhetzung und Aufreizung den Arbeitgebern gegenüber das Möglichste leisteten und es erst dann für nöthig befanden, ein Friedensbedürfniss an den Tag zu legen, als- sie die Folgen ihres Vorgehens gewahr wurden, und als die Arbeitgeber in gerechter Empörung über diese Vorgänge zu der nothwendigen Erkenntniss ge kommen waren, was sie angesichts der angreifenden Haltung sich selbst schuldig seien. Wie die Saat, so die Ernte. * * * Die Verbandsgruppe Berlin hat in ihrer Versammlung vom 15 ds. mit allen gegen 8 Stimmen beschlossen, in Verhandlungen mit der Märkischen Gau Vereinigung wegen der von dieser aufgestellten Forderungen nicht ein zutreten, es vielmehr, mit dem Beschluss der Verbands gruppe Leipzig übereinstimmend, jedem Einzelnen zu überlassen, welche Abmachungen er mit seinen Leuten treffen wolle. # V Kontraktbrüchige Gehilfen. Besener, Fridrich Wilhelm, Gärtnergehilfe aus Lausigk, trat am 5. März als Gehilfe in Altenburg, S.-A. ein und wollte angeblich am 9. März zur Kontrolle nach Leipzig fahren, weil er dort noch nicht ab gemeldet sei; er hatte für den 9. und 10. März Urlaub, ist aber bis heutigen Tages nicht zurück gekehrt. Äusser erhaltener Wohnung undKost hat er noch einem Gehilfen 3 Mark abgeliehen. Von seinem Gehalt hat er 2,20 M. im Stich gelassen. Zschech, Carl, nahm von Quedlinburg aus am 10. Februar durch schriftliche Zusage Stellung zum 1. März in Tempelhof-Berlin an, er hat die Stellung weder angetreten noch irgend etwas von sich hören lassen. Neu angemeldete Mitglieder: (Nach § 12 des Statuts sind die Namen der neu angemeldeten Mit glieder einmal im Handelsblatt zu veröffentlichen. Ihre Aufnahme erfolgt 14 Tage nach der Veröffentlichung, sofern begründete Ein sprüche von Verbandsmitgliedern dagegen nicht erhoben wurden.) 5518. Luckmann, J. H., Hg., Lübeck, Moislinger Allee 49. 5519. Bormann, Max, Hg., Dresden-Seidnitz. 5520. Felsch, Rich., Hg., Boxhagen-Rummelsburg, Schillerstr. 30. 5521. Lindemann, Carl Adolf, i. F. Lindemann & Co., Hg., Bad Nauheim, Frankfurterstr. 61. 5522. Massante, Otto, Hg., Cöpenick, Kaulsdorferstr. 7/8. Verbandsgruppe Herzogthum Braunschweig. Sitzung am 3. März im Saalbau (eingegang.am 11.März). Nach Verlesung und Genehmigung des Protokolls wurde der erste Punkt der Tagesordnung, Anträge zur Hauptversammlung, noch zurückgestellt, und trat man sofort in eine Berathung über die Gartenbauschule. Hierzu wie auch zur Besprechung des Lehrlingswesens ist eine Kommission der hiesigen Sektion für Gartenbau des Braunschweigischen Landwirthschaft- liehen Zentralvereins anwesend, um diese Angelegenheiten mit zu be- rathen. Die seit über 20 Jahren hier bestehende Fortbildungs schule krankt in letzter Zeit wieder an sehr schwachem Besuche seitens der Lehrlinge. Man erklärt dies dadurch, dass gegenwärtig in hiesigen Gärtnereien nur sehr-wenig Lehrlinge in Vergleich zu früherer Zeit beschäftigt werden, aber man glaubt auch, dass die Prinzipale der Schule nicht das genügende Interesse entgegen bringen und die Lehrlinge zum Besuche anhalten. Das Schulgeld ist in diesem Jahre noch ermässigt und beträgt jetzt 10 Mk. p. a. Die sonstigen Unkosten werden durch den Landwirthschaftlichen Zentral-Verein sowie durch die Stadt gedeckt. Seitens der Sektion