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Nr. 1 u. 2 DER HANDELSGÄRTNER, Handelszeitung für den deutschen Gartenbau 5 Vereine und Versammlungen Sitzung des GErtneret-Ausschusses der Landwirtschaftskammer für die Provinz Brandenburg vom 5. Dezember 1919, nachm. 1 Uhr. Anwesend: Von den Arbeitgebervertretern: Stadtgartendirektor Brodersen- Berlin, Baumschulbesitzer Dr. Hellmuth Späth-Baumschulenweg, Baum- schulbesitzer P. 0. Erbe- Luckau, Landschaftsgärtner Köhler-Steglitz, Gärt- nereibesitzer Schönieke-Oderberg/Mark, Gärtnereibesitzer Wilh. Emst-Char lottenburg, Gärtnereibesitzer Otto Nette, Berlin-Buchholz. Von den Arbeit nehmervertretern: Verb. d. G. n. G. Otto-Albrecht-Berlin, V. deutscher Priv.- G. Carl Foth-Wannsee, D. Gt -Verband (n ) Hans Wellmann-Berlin. Von der Landwirtschaftskammer: Hauptgeschäftsführer Dr. Seedorf, Winterschul- direktorPfannenstiel, Gartenbaudirektor Grobben, Gartenbauassistent Leykum. Tagesordnong: 1. Bericht über die Anerkennung vonLehrwirtschaften, 2. Bericht über die erste Lehrlingsprüfung und Beratung über die nächste. 3. Beratung über die Erweiterung des gärtnerischen Fortbildungs- und Fach schulwesens, 4. Besprechung des Kostenvoranschlages für den Gärtnerei- Ausschuß, 6. Bericht über die Kommissionssitzung vom 25. August ds. Js., 6. Verschiedenes. Gartenbaudirektor Grobben eröffnete die Sitzung um 1 Uhr. Es fand zuerst die Neuaufnahme an Stelle des aus Gesundheitsrücksichten ausge tretenen Herrn Oekonomierrats Jungclaussen in den Gärtnerei-Ausschuß be rufenen Herrn Dr. Späth und des Herrn Hans Wellmann statt, der an Stelle des außerhalb der Provinz verzogenen Herrn Mühlke vom Deutsehnat. Gärtner verband in den Ausschuß deligiert worden ist. Zu Punkt 1 der Tagesordnung gibt Herr Gartenbaudirektor Grobben bekannt, daß sich 42 Gärtnereien für die Anerkennung gemeldet hatten, bisher sind 24 Betriebe begutachtet und von den Kommissionen als Lehr betriebe geeignet befunden worden Der Anerkennung dieser Betriebe wird vom Ausschuß zugestimmt. Bei drei Betrieben batte die Anerkennung vor läufig versagt werden müssen. Solche Gärtnereien können ihren Antrag später wiederholen. Auf. Vorschlag von Obergärtner Foth wird beschlossen, daß bei un zutreffenden Angaben in den Fragebogen die nicht anerkannten Betriebe die erwachsenen Kosten voll ersetzen sollen. Zu Punktfi berichtet Gartenbaudirektor Grobben, daß trotz wieder holter Bakanntmachung auch in den Tages- und Fachzeitungen bisher erst 4 Lehrlinge sich der Prüfung unterzogen und diese bestanden haben. Die geringe Zahl wird auf die Unsicherheit zurückgeführt, die infolge der während des Krieges vielleicht weniger guten Ausbildung bei den Lehrlingen herrscht, und die Furcht vor zu weitgehenden theoretischen Anforderungen. Demgegenüber wurde wiederholt, daß es sich hier bei der Lehrlingsprüfung vor allem darum handelt, die erworbenen Fertigkeiten in den praktischen Handgriffen zu zeigen, daß aber von zu weitgehenden theoretischen Fragen abgesehen werde. Das sei mehr Sache der Fo tbildange- und Fachschul prüfungen Um die Lehrlinge zur Unterziehung der Prüfungen anzuregen, schlägt Herr Dr. Späth vor, daß die Lehrherren durch kleine Prämien — um einige Wochen frühere Entlassung ans der Lehre usw. — solche Lehrlinge auszeichnen, die sich der Prüfung unterziehen. Es wird beschlossen, für weitestgehende Bekanntmachung der Ein richtung der Lebrling-pcüfungen zn sorgen und die nächste Prüfung im Frühjahr nä hsten Jahres absuhalten. Bei Punkt 3 gibt Gartenbaudirektor Grobben eine Erläuterung des vorliegenden Ministerialerlasses über die Erweiterung des gärtnerischen Fort bildungsschulwesens. Die Pflicht zum Besuche der Fortbildungsschulen ist bereits durch Gesetz geregelt. Es handelt s'ch hier um H rausnahme der Gärtnerlehrlinge aus der allgemeinen Fortbildungsschule und Einrichtung von gärtnerischen Fachklassen. Zu diesem Zwecke können auch mehrere günstig gelegene Ortschaftea sich zur Gründung einer Fortbildungsschule zuammenschließen, selbst wenn eine allgemeine Pflicht zur Fortbildungs schule nicht bestelt. Die Regelung sei Sache der Orts- und Kreisbehörden, doch würden zweckmäßig die Gärtnereibesitzer selb-t entsprechende Schritte zur Einrichtung von Fachfortbildungsschnlen unternehm-n, wozu die Land- Wirtschaftskammer beratend zur H nd geht Mit ihrer Hilfe sind bereits Fachfortbildungsschnlen eingerichtet worden, weiteres ist in die Wege geleitet Bei Besprechung der einzelnen Abschnitte des Erlasses hält es Stadt gartendirektor Brodersen für zweckmäßig, besonders einza fügen, daß auch weibliche Lehrlinge in den Fachfortbildungsschulen aufgenommen werden können Die Frage der Zweckmäßigkeit der Zulassung jugendlicher Gärtnerei- arbeitet zu den Gärtnerschulen konnte trotz läugerer Aussprache noch nicht zu endgültigem Abschluß gebracht werden. Man hielt die Zulassung teil weise für bedenklich und zwecklos für den Arbeiter selbst. Herr Albrecht hielt eine Nachprüfung der Frage der jugendlichen Arbeiter überhaupt für notwendig, er gab bekannt, daß Beratungen zur allgemeinen Regelung des Lehrlingswesens auf gesetzlicher Grundlage im sange seien. Es wurde schließlich als zweckmäßig erkannt, beim Ministerium zu beantragen, unter den Zulassungsbedingangen den Satz „können alle sonstigen Angehörige des Gärtnerberufs (auch ungelernte Arbeit,er) zugelassen werden" zu ändern in: können besonders geeignet, eia Gärtnereien tätige jugendliche Arbeiter zugelassen werden. Bei Abschnitt VI (Lehrplan) häf Stadtgartendirektor Brodersen die Ein führung gärtnerischer Betriibs'ehreals Unterriehtsgegenstand für angezeigt. Zu VII (Lernmittel) wünscht Verbandsleiter Albrecht, daß die Lern mittel möglichst einheitlich sein sollten. Es liege ja in der Absicht der Reicharegierung, das Lernmittel allgemein kostenlos geliefert würden, was aber erst später zu erwarten sei. Es wird beschlossen, daß die Landwirtschaftskammer dem Herrn Regie rungspräsidenten geeignete Vorschläge für die Einrichtung von gärtnerischen Fachfortbildungsschulen unterbreitet und auch den Gärtnereibesitzein emp fohlen, ihrerseits vorbereitende Schritte zu diesem Zwecke zu unternehmen. Gartenbaudirektor Grobben gibt noch Kenntnis von den Maßnahmen der Landwirtschaftskammer zur Erweiterung des gärtnerischen Fachschul- wesens. Alle landwirtschaftlichen Winterschulen der Provinz Branden burg sind anfgefordart worden, besondere Fachklassen für Gartenbau ein zurichten. Zur Erteilung des Unterrichts aollen nach Möglichkeit die Kreisobstbaubeamten herangezogen werden.*) Zu Punkt 4 gibt Herr Gartenbaudirektor Grobben Erklärung zu den einzelnen Punkten des Kostenvoranschlages, der in Einnahme und Ausgabe mit 20000 M abschließt. Seitens der Arbeitgebervertreter seien zirka 10000 M durch fr-iwillige Beiträge bereits aufgebracht worden Ob und wieweit man mit den Mitte In auskommen werde, würde sich erst im Laufe des nächsten Jahres herausstellen , da es der erste Kostenvoranschlag sei. Etwa fehlende Kosten würde die Landwirtschaftskammer decken. Die Vertreter der Arbeitnehmerverbände konnten auch heute noch keine bin dende Zusage betreffend Beitrag zu den Kosten des Gärtnerei-Ausschusses seitens der Verbände machen Bei Punkt 5 rief die Frage der zulässigen Zahl der Lehrlinge in einem Betriebe eine lebhafte Aussprache hervor. Verbandsleiter Albresht begründete die von ihm aufgestellte Skala damit, daß bei der jetzt herr schenden Massenausbildung von Lehrlingen die meisten Gärtner im Verlauf von 9 Jahren zum Uebertritt in andere Berufszweige gezwungen wären. Landschaftsgärtner Köhler wies darauf hin, daß die Gärtnereien während des Krieges zu vermehrter Einstellung von Lehrlingen gezwungen waren, die doch nun nicht einfach entlassen werden könnten. Es wurde beschlossen, diese Frage, wie auch die der Vergütung der Lehrlinge, in einer besonderen Sitzung zu verhandeln und dazu auch weitere Interessentenkreise einzuladen. Bei „Verschiedenes“ legt Gartenbaudirektor Grobben die Einrichtung des Tagebuches dar. Durch dasselbe sollen . die jungen Gärtner auch viele nützliche Angaben über die gärtnerische Berufseliederung, das Unterrichts- und Vereinsweseu und die Aussichten der Berufe erhalten. Die Einrichtung fand den Beifall der Mitglieder. Der Preis für das Tagebuch dürfte sich auf etwa 3—4 M stellen. Das Erscheinen wurde bald in Aussicht gestellt. Zum Schlüsse gelangten die Anträge zur Annahme, daß nur solche Mitglieder in die einzelnen Prüfungskommissionen gewähli werden sollten, die auch innerhalb der Kommissionen selbst ihren Wohnsitz haben. Der Antrag d s Verbandes der Gärtner und Gartenarbeiter, daß die Kommissionen zwecks Konstituierung auch ohne Vorliegen von Aufträgen zur Prüfung von Lehrwirtschaften oder Lehrlinesprüfungen zusammen treten sollten, wurde mit Rücksicht auf die entstehenden Kosten und Verkehrsschwierigkeiten nicht für notwendig erkannt, es aber den Kommissionen salbst überlassen, znr Beratung geeigneter Schritte für die Förderung ihrer Aufgaben zusammenzutreten. Herr Foth bemängelt das geringe Interesse der einzelnen Mitglieder, die oftmals bei solchen Beratungen noch nicht cinmal vollzählig erschienen. Die Kommissions- mitglieder sollten aber in ihren Bezirken auf weitestgehendes Bekannt werden der Einrichtungen.des Gärtnerei-Ausschusses binwirken. Zu dem Antrag des Bezirkes 17, ob auch solche Arbeitnehmer, die keinem der drei Arbeitnehmerverbände angehören, in die Kommissionen ge wählt werden könnten, bemerkt Verbandsleiter Albrecht, daß dies nicht wünschenswert sei, denn es müßte dahingestrebt werden, daß sich alle Gärtner wenigstens einer Organisation anschlössen. Für die Richtigkeit: gez Grobben. Begründung eines Ausschusses für Gartenbaubetriebe bei der Land wirtschaftskammer für Sachsen-Altenburg. Bei der Landwirtschafts kammer für Sachsen-Altenburg ist ein Ausschuß für Gartenbaube triebe gebildet worden, dessen erste Sitzung am 7. Okt. 1919 stattge funden hat. Als Ausschußmitglieder sind vier .Gärtnereibesitzer ge wählt; und zwar: Otto Kunze in Altenburg, Otto Schröder in Alten burg, Robert Seifarth in Gößnitz und Moritz Krug in Kahla. Stell vertreter sind Gustav Kunze und Emil Fischer in Altenburg, Bernh. Bauch in Gößnitz und Heinrich Süß in Kahla. Vorsitzender des Aus schusses ist ein Mitglied der Landwirtschaftskammer, als Geschäfts führer des Ausschusses wurde Obstbauinspektor Falck bestimmt. Es wurd beschlossen, von jedem Betrieb einen Grundbeitrag von vor läufig 2 M. zu fordern und einen Zuschlag von 2 vT der ins gesamt im Jahr gezahlten Arbeitslöhne zu erheben unter Zugrunde legung der Unterlagen der Gartenbauberufsgenossenschaft. Ferner wurde beschlossen, bei der Regierung zu beantragen, daß der Aus schuß der Gärtnereibetriebe bei dem Anschluß an die Landwirt schaftskammer auf gesetzlichem Wege geregelt wird. Der Ausschuß beschäftigte sich in seiner 1. Sitzung noch weiter mit der Regelung der Lohnverhältnisse und der Arbeitszeit in gärtnerischen Betrieben, mit der Beschaffung von künstlichem Dünger und von Saatgut, sowie ferner mit den Gärtnerschulen. Für den Ausschuß soll eine Staats beihilfe beantragt werden unter Vorlegung eines Arbeitsprogrammes und eines Programmes für den Haushalt des Ausschusses. Die Ent würfe der Eingabe und das Programm sollen der nächsten Ausschuß sitzung vorgelegt werden. S Handelsnachrichten - — Der Ablauf der Verjährungsfrist abermals hinausgeschoben V r brachten in Nummer 24 (1919) einen Artikel, in dem wir darauf *) Anmerkung der Schriftleitung: Die Kreisobstbaubeamten haben doch ohnedies ihr vollgerütteltes Maß von Amtstätigkeit zu bewältigen!