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4 DER HANDELSGÄRTNER, Handelszeitung für den deutschen Gartenbau Nr. 1 u 2 April zur Aussaat gebracht, nur wenige Prozente junger Pflanzen lieferte. Die Sämlinge brauchen freilich 4 Jahre, bis sie blühbar werden. Da aber die Anzucht keine beson dere Schwierigkeiten macht, so sollte die Aussaat doch den Vorzug vor der wenig ergiebigen Teilung älterer Pflanzen finden. leh habe zwar noch nie blühende Eremurusstengel abgeschnitten, glaube aber, daß sie für dekorative Füllungen großer Vasen, z. B. in Verbindung mit Blutbuchenzweigen, von wunderbarer Wirkung sein müßten. X. Y. Z. Gynura aurantiaca. Als ich vor nunmehr 30 Jahren in die Lehre kam (es war eine großherzogliche Hofgärtnerei die auch Handelsgartenbau trieb), war diese schöne Pflanze aus der Familie der Kompositen in unserem Betriebe sehr geschätzt. Sie ist eine Blattpflanze von halbstrauchartigem Wuchs, die aus den Gebirgswäldern Javas stammt. Die eiförmigen, großen dunkelgrünen Blätter sind beiderseits dicht von aufrechtstehenden, ziemlich langen straffen Haaren gewissermaßen plüschartig überzogen. Diese Be haarung schimmert prächtig rötlich-violett und verleiht der Pflanze ein ganz eigenartiges Aussehen. Gynura aurantiaca verlangt Ueberwinterung in einem gemäßigt warmen Hause. Die Vermehrung erfolgt durch Stecklinge aus halb aus gereiften Zweigenden im Frühling und Sommer bei etwas Bodenwärme. Die jungen Pflanzen werden zunächst im Hause oder Kasten erzogen und durch Entspitzen zur Ver zweigung veranlaßt, die allerdings immer nur mäßig bleibt. Späterhin bringt mau die Pflanzen in einem kalten Kasten unter, wo sie zwar unter Glas, aber möglichst luftig ge halten werden. Junge Pflanzen sind recht wohl zur Füllung von Körben zu verwenden, aber auch an und für sich werden sie als Topfpflanzen sicher ihre Liebhaber finden. Illicium anisatum, der Sternanisstrauch, ist eine Magnoliacee. Er stammt aus Japan und Südchina, Die Blätter ähneln denen des Magnolienstrauches. Die Blüten steheu einzeln und sind gelb. Sie entwickeln rostbraune runzlige Früchte, welche im Handel als Sternanis ver bleitet sind. Bei uns muß Illicium als Kalthausgewächs behandelt werden. Er verlangt eine gleichteilige Mischung von sandiger Laub- und Heideerde mit einem kleinen Zu satz von mürbem altem Baulehm oder Lehmrasenerde, um die Mischung etwas bindiger zu machen. Noch einmal die „Brandfleckenkrankheit“ der Him beeren. Die Biologische Reichsanstalt für Land- und Forst wirtschaft in Dahlem-Berlin teilt mit: In verschiednen Geigenden des Reiches tritt in diesem Jahre eine durch den Pilz Coniothyrium Fuckelii verur sachte Himbeerkrankheit stark auf. Diese Krankheit wird meistens im August oder September nach Aberntung der Beeren beim Wegschneiden der alten, zweijährigen Ruten bemerkt. Man sieht dann an den jungen diesjährigen Schossen, und zwar meist an ihren unteren Teilen, insbe sondere in der Umgebung der Blattstielbasen, dunkel ver färbte Stellen. Trotz des Pilzbefalles entwickeln sich die Ruten im Herbst kräftig und normal, im Frühjahr jedoch treiben sie in der Regel nur kümmerlich aus und tragen wenig oder gar nicht. Der Pilz verbreitet sich durch Spo ren, die in winzigen, etwa sandkorngroßen, schwarzen Fruchtgehäusen an den erkrankten alten, absterbenden oder abgestorbenen zweijährigen Trieben gebildet werden, von wo aus sie im Frühjahr und Frühsommer auf die jun gen Schosse gelangen und diese anstecken. Zur Bekämp fung der Krankheit ist im Herbst ein sorgfältiges, tiefes Ausbrechen und Verbrennen oder Vergraben aller zwei jährigen Ruten sowie der erkrankten einjährigen Schosse erforderlich. Diese Maßnahme kann durch ein Behäufeln der Stöcke in ihrer Wirkung erhöht werden, damit Sporen von etwa übriggebliebenen Rutenstümpfen nicht verbrei tet werden. Zu empfehlen ist außerdem, ein Spritzen mit zweiprozentiger Kupferkalkbrühe im Frühjahr, sobald die neuen Triebe ihre Blätter entfaltet haben. Die Spritzflüs sigkeit soll besonders die unteren Teile der Stöcke benet zen, da.hier der Pilz, durch die Bodenfeuchtigkeit in seiner Entwicklung begünstigt, vorwiegend auftritt,, /Das Spritzen ist mehrmals zu wiederholen. Es hat sich gezeigt, daß nicht alle Himbeersorten gleichstark von der Krankheit befal len werden. Am anfälligsten scheint die Sorte Marl borough zu sein. Nicht ganz so stark hat die Sorte Immer tragende von Feldbrunnen unter der Krankheit zu leiden. Verhältnismäßig wenig werden die Sorten Fastolf, Super lativ und Goliath von dem Pilz heimgesucht. Mitteilungen über das Auftreten der Krankheit, mög lichst auch mit Angaben über die befallenen Sorten, sind der Biologischen Reichsanstalt für Land- und Forstwirt schaft in Berlin-Dahlem erwünscht. Nachsatz der Schriftleitung: Ich habe im „Handelsgärtner“ öfter über die Brandfleckenkrankheit der Himbeere berichtet. Nach meinen eigenen Beobachtungen, welche ich seit zwei Jahren mache, blätterte die Rinde der erkrankten Stellen, der sogenannten Brandflecken, regel mäßig im Frühjahr ab. Unter der abblätternden Rinde fand ich fast stets eine größere oder kleinere Anzahl von etwa 2 mm langen braunen schlanken Puppen eines Insekts. Beim Zerdrücken derselben entstanden kleine orangerote Flecken. Nachdem ich diese Beobachtung zum ersten Male im Frühjahr 1918 gemacht hatte, untersuchte ich auch im Sommer 19 i 8 und 1919 die Flecken und . fand unter der Rinde sehr oft, allerdings nicht immer, eine Anzahl Ton etwa 2 1 / a mm langen schlanken orangeroten „Maden 4 , die augenscheinlich einer Diplosisartangehörten und jedenfalls mit den Larven der Okuliergallmücke große Aehnlichkeit hatten. Ich habe leider bisher zu wenig Zeit gehabt, das Insekt zu beobachten, welches aus den Puppen schon sehr zeitig im Frühjahr, etwa bis Mitte April, ausschlüpft. Ich werde dieses Versäumnis aber jetzt nachholen und mich mit einem bekannten Insektenkundigen in Verbindung setzen. Zu «er angegebenen Annahme des Ausschlüpftermins komme ich durch die Beobachtung, daß die Puppen nach Mitte April leer waren. Mir liegt nun nichts ferner, als etwa hinter die Ausführungen der Biologischen Reichsanstalt ein Frage zeichen zu setzen. Vielleicht handelt es sich überhaupt um zwei verschiedene Krankheiten, obwohl freilich die von der Reichsanstalt gegebene Beschreibung der Flecken ganz genau mit dem Aussehen der Flecken übereinstimmt, die auch ich beobachtet habe. Die Saatbohnenpreise und die künftigen Preise für die grünen Bohnen. Man wird sagen, es sei verfrüht, sich schon jetzt den Kopf über diese Angelegenheit zu zerbrechen. Wer aber jetzt das Kilo Hinrichs Riesen zum Preise von 14.80 M. zu kaufen gezwungen ist und dann im Sommer das Kilo grüne Bohnen sagen wir für 50 Pfennig abgeben muß, d. h. an die direkten Verbraucher, an die 'Wiederver käufer vielleicht nur für 35“ Pf., wie soll der auf seine Rechnung kommen, zumal da bekanntlich auch die Pflück löhne im Jahre 1920 nicht billiger sein werden als im Jahre 1919! — Es liegt mir fern, auf die Preise der Saat bohnen zu schimpfen, da es mir bekannt ist, daß die Ernte stellenweise nicht reichlich gewesen ist. Aber immerhin scheint es mir nicht verfrüht zu sein, schon jetzt auf diese Unstimmigkeit hinzuweisen. Es wäre unangebracht, die nie drigen Preise für grüne Bohnen des Jahres 1919 etwa allein der Reichsstelle für Gemüse und Obst zuzuschreiben, denn in der Tat waren an vielen Orten die Kleinhandelspreise dieser Ware noch weit unter den knapp bemessenen Höchst preisen, welche die Reichsstelle festgesetzt batte. Die Ur sache des zeitweise so beträchtlichen Tiefstandes des-Preises lag vielmehr in diesem Falle in der unsinnig vergrößerten Anbaufläche und in den ungeregelten Marktverhältnissen. Hier gilt es, den Hebel anzusetzen, damit nicht in diesem Jahr noch schlimmere Zustände herrschen, als im soeben abgelaufenen. Jedenfalls, scheint es mir, sollte der kleine .Gemüsegärtner es sich diesmal reiflich überlegen, ob der Anbau von Bohnen zum Grünpflücken sich für ihn lohnt. Der gewaltige Wettbewerb der Landwirtschaft auf diesem Gebiete wird wohl meistens zu einer Verneinung der Frage führen, wenn nicht besonders günstige örtliche Absatzver hältnisse vorliegen. '