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Nr. 1 u. 2 DER HANDELSGÄRTNER, Handelszeitung für den deutschen Gartenbau 3 Schließen eich die Gärtner zu Genossenschaften zusam- men, so sind sie eher in der Lage, den Mißständen ent gegenzutreten; der einzelne ist dagegen machtlos. Die Ge nossenschaft kann viel günstiger abschließen, sie kann un saubere Elemente beiseite schieben und die oft hohen Gewinne des Händlers in der Hauptsache dem Erzeuger zuführen und gleichzeitig für diesen das Wagnis ganz bedeutend ein schränken. Die bereits bestehenden Genossenschaften haben insoweit große Erfolge zu verzeichnen. Die beste Gelegen heit zur Gründung weiterer Genossenschaften ist jetzt, wo die Nachfrage nach Gemüsen noch sehr rege und die Ab satzverhältnisse für die Erzeuger noch günstig liegen. Die Vorteile des Genossenschaftswesens leuchten den meisten Gärtnern ein, aber eine Erwägung hält sie immer wieder zurück und hat bereits manchen wohldurchdachten Plan zum Scheitern gebracht, und zwar ist das die Furcht, daß die jenigen, welche gute Waren abliefern, genau so bezahlt wer den wie diejenigen, die sich weniger Mühe geben und ihre Waren in weniger guter Beschaffenheit und schlechter zu bereitet abliefern. Die Tüchtigen wollen die Untüchtigen nicht unterstützen und ihnen Vorteile zuschanzen. Die Be fürchtung ist zunächst nicht ganz von der Hand zu weisen, doch wird und muß eine Genossenschaft die von Genossen an sie abgelieferten Waren nach bestimmten Merkmalen klassifizieren. Das muß auch deshalb getan werden, weil sie ja nach der Beschaffenheit der Waren verschiedene Preise verlangen muß und erlangen wird; es ist dann nicht an gängig, daß gute und schlechte Lieferanten gleichmäßig be zahlt werden. An der Frage der Behandlung ihrer Waren wird eine Genossenschaft nie scheitern. Weit schwererwie- gend ist die genossenschaftliche Gesinnung der Mitglieder, insbesondere, daß alle ihre Erzeugnisse im vorgeschriebenen Umfange richtig abliefern. Hieran scheint es öfter zu hapern, und die Klagen über manglnden Gemeinsinn und Schwer- fälligkeit beim Erfassen und Behandeln von Berufsaufgaben und Erfordernissen sind sehr häufig. Dazu kommt, daß von Seiten vieler Händler, die da fürchten, mit ihrem Verdienste ausgeschaltet zu werden, stark gegen den genossenschaft lichen Zusammenschluß gearbeitet wird und daß mancher Wankelmütige darauf hineinfällt. Endlich spielt das den Gärtnern fast noch mehr als den Landwirten eingewurzelte zähe Festhalten am Althergebrachten, man könnte es bei nahe Rückständigkeit nennen, eine erhebliche Rolle. Wenn es wahr ist, daß eine Berufsgruppe dann um so fortgeschrit tener ist, je weiter ihre genossenschaftliche Organisation durchgeführt ist, dann steht die Gärtnerei noch sehr zurück. Die Bildung von Absatzgenossenschaften ist auch für die Gärtnereien, sollen die alten Mißstände im Gemüsehandel nicht bald wieder einreißen, eine Lebensnotwendigkeit. Ge lingt das nicht jetzt, wo die Verhältnisse günstig liegen, so wird es wahrscheinlich überhaupt nicht mehr glücken. Nachsatz der Schriftleitung: Die Ausführungen des sehr geschätzten Herrn Verfassers sind außerordentlich beherzigenswert und zutreffend. Wir möchten sie aber dahin erweitern, daß nicht nur für die Gemüsegärtner, sondern erst recht iür die Schnittblumen- und Topfpflanzen gärtnereien das Heil allein im genossenschaftlichen Zu sammenschlusse liegt. Es wird die Zeit kommen, wo auch auf diesem Gebiete von irgendwelcher zeitweisen Knappheit an manchen Waren nicht mehr die Rede sein wird, wo im Gegenteil auch in diesem Betriebszweige die Händler wieder wie früher versuchen we den, den Gärtnern die Preise zu diktieren (selbstverständlich nur deshalb, um das Gedeihen des Gartenbaues zu fördern). Wenn es erst wieder so weit gekommen sein wird, dann ist es natürlich zu spät, Ver kaufsgenossenschaften zu gründen. Denn wenn einmal wieder eine Uebererzeugung mancher Artikel stattfinden wird, wird es immer kapitalsschwache Erzeuger geben, welche unter dem Druck ihrer ungünstigen wirtschaftlichen Lage ihre Ware viel zu billig weggeben werden. Ist auf diese Weise erst einmal ein Loch in die Mauer geschossen, so ist die Gefahr nur zu groß, daß sie weiter bröckelt. Das muß unter allen Umständen verhindert werden. Natürlich kann der Einzelne hierzu nichts tun. Nur die Absatz genossenschaften können hier helfen. Wie gut sie ihre Pflicht erfüllen, das beweist die Erbitterung, mit der manche bereits bestehende gärtnerische Verkaufszentrale von ge wissen Angehörigen des Blumenhandels bekämpft wird. Von Versicherungen des Wohlwollens ist noch kein Mensch satt geworden. Darum laßt alle Bedenklichkeiten beiseite. Schließt die Reihen! Die Kultur der Gattung Eremurus. Die Gattung Ere- murus ist in den Gärten äußerst selten anzutreffen, trotzdem ihre stattlichen Blütenschäfte einen eigenartigen Schmuck bilden. Deshalb sei es mir gestattet, in den nachfolgenden Zeilen kurz auf diese Stauden hinzuweisen und sie zu emp fehlen. Ich glaube sicher, sie würden bald zahlreiche Lieb haber finden, wenn sie nur in den Gärtnereien der Blumen liebhabern häufiger gezeigt würden. Die Gattung Eremurus gehört zu den Liliaceen. Alle Arten sind asiatitischer Her kunft. Sie bilden aus einem mit dicken fleischigen Wurzeln besetzten Wurzelstocke 30 bis 50 cm lange 3 bis 5 cm breite mehr oder weniger aufrecht stehende Blätter, aus deren Mitte sich der Blütenschaft erhebt. Jüngere Pflanzen, welche zum ersten Male blühen, bringen nur einen einzigen Schaft. Gut kultivierte ältere Exemplare aber erzeugen 4 bis 5 Schäfte und sind im Blütenschmuck ein hervorragendes Prunk stück eines Gartens. Die Blütenschäfte erreichen je nach der Art, dem Alter und Kulturzustand der Pflanzen eine Höbe von 1 bis 21/2. ja sogar 3 m. Ihre obere Hälfte ist dicht besetzt mit kurz gestielten Blüten, so daß die voll entfal teten Blütenstände, die morphologisch als Aehren zu be- zeichen sind, 8 bis 15 cm Querdurchmesser aufweisen. Die, Farbe der Blüten ist bei den einzelnen Arten verschieden. So bringt der aus Persien stammende Eremurus Bungei prächtig kanarienvogelgelbe Blüten mit orangeroten Staub beuteln. Die Schäfte werden bei dieser Art bis 1,5 m hoch Er. himalaycus wird etwa ebenso hoch und hat weiße Blüten. Er. robustus, bis 21/, m hoch wachsend, hat schön rosafarbige Blüten. Eine Varietät derselben ist Er. rob. su- perbus. Diese ist durch noch höheren Wuchs bis zu 3 m und hellrosa Blüten ausgezeichnet. Noch stattlicher und schöner als Er. rob. superbus ist Er. Elwesii. Die Blüten farbe dieser Art ist ein prächtig leuchtendes Rosa. Die Pflanzzeit der Eremurusarten ist der Herbst und frostfreie Abschnitte im frühen Winter. Frühjahrspflanzung ist nur möglich, wenn diese infolge besonderer Gunst des Winters schon im Februar erfolgen kann. Denn schon im März beginnt der Trieb der Eremurus, und dann ist’s zur Pflanzung zu spät. Die Wurzelkronen müssen etwa 10 cm tief im Boden stehen. Bei der Pflanzung gibt man unter jeden Wurzelstock einen Spatenstich Sand, um auf diese Weise eine gewisse Entwässerung herzustellen. Jedoch darf aus dieser Vorsichtsmaßregel keineswegs geschlossen werden, daß die Eremurus leichten Sandboden lieben. Im Gegenteil verlangen sie einen frischen mittelschweren Lehmboden. In leichtem Sand sind sie sehr kurzlebig. In lehmigen Böden aber halten sie viele Jahre aus. Nur durchlässig muß der Boden sein. Denn gegen Winternässe sind die Eremurus empfindlich und man muß sie daher dagegen schützen. Auch durch schneelose Kälte leiden sie Schaden, und deswegen darf eine leichte Laubdecke nicht fehlen. Einen noch bes seren Winterschutz bildet trockener, zerkrümelter Torfmull. Dieser saugt sich voll Wasser, schützt hierdurch den Boden selbst vor starker Durchnässung und hält außerdem die Kälte ab. In Ermangelung von Torfmull legt man auf die Beete in geneigter Lage einige Kistendeckel, um das Wasser abzuleiten. Die Blütezeit der Eremurus beginnt im Mai und erstreckt sich bis Ende Juni. Es erfolgt bei allen Arten willig und reichlich Samenansatz. Werden die großen dreikantigen grauen oder schwärzlichen Samen sofort nach der Reife aus- gesät, so keimen sie sehr zuverlässig. Die Keimkraft geht aber schnell verloren, so daß frischer Samen, im März,