Volltext Seite (XML)
Nr. 3 u. 4 DER HANDELSGÄRTNER, Handelszeitung für den deutschen Gartenbau 11 haben entsprechend geringere Ernteausfälle, doch würden diesbezügliche Angaben zu weit führen. Die Ausfälle sind natürlich auch nach den Sorten verschieden. Der breit- kronige „Schöner von Boskoop" zeigt viel größere Aus fälle, als z, B. Clairgeaus Butterbirne mit ihrer schmalen, nach Art einer Pyramidenpappel gebauten Krone, Inner halb der Reihen liegt ein Bestand von durchschnittlich. 9 m Entfernung zugrunde. Nun die Erfahrungszahlen: Reihenabstand in Prozenten 8 io 12 15 20 m Erdbeeren . . 35 30 20- 8 6 Johannisbeeren . 30 30 20 8 4 Stachelbeeren . 25 15 12 5 3 Himbeeren . . 40 35 20 8 3 Gurken . . . 50 40 30 15 4 Spargel . . . 50 35 20 10 5 Rhabarber . . 18 12 10 3 2 Frühkartoffeln . 50 35 20 10 4 Weißkraut . . 22 20 10 5 3 Wirsing . . . 25 20 10 15 3 Rotkraut, . . 25 20 10 5 3 Buschbohnen 22 16 12 8 4 Erbsen . . . 40 34 20 10 4 Grünkohl . . . 18 12 8 4 2 Tomaten . . . 65 60 40 15 8 Zwiebeln . . . 25 20 10 6 5 Rote Rüben . . 22 20 15 8 3 Karotten . . . 20 15 10 6 4 Spinat.... 20 18 10 6 4 Frühkohlrabi 30 25 15 8 6 Sellerie . . 20 15 10 6 2 Lauch . • . . 30 26 1fr 10 6 Meerrettich . . 25 22 20 10 6 Pfefferminze. . 45 35 25 15 10 Korbweiden . . 25 18 12 10 6 Puffbohnen . . 28 25 20 10 8 Kartoffeln 38 25 20 12 8 Rübenarten . . 30 22 18 12 8 Halmfrüchte. . 35 25 18 12 8 Wiese .... 30 22 18 10 6 Solange die Pflanzung jung ist, ist der Nachteil für die Zwischenfrüchte selbstverständlich kleiner, seinen Höhepunkt erreicht er, sobald die Kronen etwa 15 Jahre alt geworden sind. Von da ab steigen im allgemeinen die Ausfälle nicht mehr. Das könnte zunächst in Erstaunen setzen, weil ja doch die Kronen sich auch darüber hinaus noch mehr und mehr ausdehnen. Dieser Umstand erklärt sich dadurch, daß die Kronen lichter werden. Das Innere wird nach und nach hohl und es bildet sich unter den Kronen ein zerstreutes Licht von verhältnismäßig großer Intensität, Auch pflegen die Obstzüchter im allgemeinen, ohne die Zwischenfrüchte besser bewirtschaften zu kön nen, die unteren Aeste nach und nach so weit laufzuputzen, daß trotz deren Senkung im Alter bequem mit Gespann gearbeitet werden kann. Je dichter die Krone dem Boden aufliegt, um so tiefer ist die Beschattung und um so größer ist der Ausfall nach Menge und Güte der beschatteten Frucht, Aus diesem Grunde ist der Ausfall bei Halb stämmen mit zunehmendem Alter um ein Geringes größer, als jener der Hochstämme. Die Beobachtung lehrt im all gemeinen, daß der Ausfall der ersten drei bis vier Jahre so wenig nennenswert ist, daß er kaum in Betracht kommt. Mit dem fünften Jahre beginnen die Verluste und steigen, wie schon gesagt, bis etwa zum 15. Jahre nach der Pflan zung gleichmäßig, also etwa um 1/10 der angegebenen Pro zentsätze an. Trockne und dunkle Jahre ergeben einen höheren Ausfall, als feuchte und helle Jahre, Bei Sauer kirschen tritt bei gleichen Abständen eine Ermäßigung um 1/, bis 1/5, bei Pflaumen, Zwetschen, Mirabellen, Reineklauden eine solche von 1/5 bis 1/6 der oben ange führten Prozentsätze ein. An der gegebenen Aufstellung ist sehr bemerkens wert, daß die Verluste progressiv zunehmen mit Abnahme der Reihenabstände. Jeder kann sich unschwer nach rechnen, daß bei einem Reihenabstande von nur etwa 10 bis 12 m die Ausfälle außerordentlich groß sind. Es ist weiter oben bereits angedeutet worden, daß die Sorten sehr viel mitsprechen. Nicht nur die Höhe des Kronenansatzes, Umfang und Dichtigkeit sprechen mit, sondern auch die Lichtempfindlichkeit derselben, manche wenig lichtbedürftige, aber leicht empfindliche Sorten ent ziehen sich, wenn die Sonne am höchsten steht und brennt, dem Lichteinfluß dadurch, daß sie der Sonne die schmale Kante zuwenden. Sie lassen also zu solcher Mittagszeit das Licht wie eine Jalousie vor einem Fenster gut durch, während andere, lichtbedürftige, alles Licht auffangen und infolgedessen natürlich auch mehr verdunkeln. Noch zwei andere Umstände bewirken eine Minde rung der Wüchsigkeit und der Erträge, sobald die Bäume einen gewissen Reihenabstand nicht innehalten. Der eine Umstand ist rein betriebstechnischer Art: Die Bearbeitung des Bodens, die ganze Bewirtschaftung wird erschwert. Das läßt sich leicht nachweisen, sobald man eine größere Ackerfläche, je nachdem bepflanzt und unbepflanzt mit der Pferdedrillmaschine bestellen läßt. Es geht immerhin genügend Zeit verloren; es wird weniger Fläche und weniger gute Arbeit geleistet, sobald Rück sicht auf den Baumbestand genommen werden muß. Der Akademieprofessor Groß der landwirtschaft lichen Akademie Tetschen-Liebwerd hat vor einer Reihe von Jahren eine Arbeit veröffentlicht, die sich auf ge nauen Notierungen aufbaut. Nebenbei sei bemerkt, daß die Erhebungen des Herrn Groß und die des Verfassers über die Frage der Schattenausfälle, die ganz unabhängig und ohne jede Vorarbeit auf diesem Gebiete ausgeführt wurden, annähernd dasselbe Ergebnis gehabt haben. Groß kommt im allgemeinen bei 100 Bäumen auf 1 ha, also einen Bestand, der etwa die Mitte hält zwischen den Reihenab ständen von 10 und 12 m des Verfassers auf 25 vH Ernte ausfall bei Ackerfrüchten, und er berechnet weiter den Ausfall durch Wirtschaftserschwernisse auf weitere 15 vH; bei dem doppelten Reihenabstand ermittelte er 7 vH Ernteausfall und nur 3 vH Ausfall durch Wirtschafts erschwernisse. Also auch aus diesen Zahlen ergibt sich, daß die Gesamtausfälle mit zunehmender Dichtigkeit des Bestandes außerordentlich wachsen. Der andere Umstand betrifft die Wasserversorgung beider Früchte, also der Unterfrucht und Zwischenfrucht. Im landwirtschaftlichen Sinne sind unsere meisten gärtnerischen Kulturpflanzen Hackfrüchte und als solche verbrauchen sie eine Wassermenge, die einem Nieder schlag von jährlich 25 bis 35 cm entspricht. Da die deut schen Durchschnittsniederschläge eine Wasserhöhe von 65 bis 70 cm erbringen, ist in normalen Jahren und wenn nicht die Bodenverhältnisse die Ableitung des Nieder schlagwassers in den Untergrund übermäßig begünstigen, der Wasserbedarf reichlich gedeckt. Wenn wir Gärtner trotzdem bewässern, so hat das keinen anderen Grund, als den Wunsch, den Stillstand im Gedeihen der Pflanzen in folge vorübergehender Trockenheit zu überwinden. Dadurch, daß wir Bäume als Ueberfrucht bauen, werden die Wasserwirtschaftsverhältnisse ganz bedeutend verschoben. Ein geschlossener Obstbaumbestand bedarf je nach Abart und -Sorten einer Wassermenge gleich 110 bis 125 cm Niederschlagshöhe. Er begegnet also, wenn nicht der Boden aus eigenem Vorrat zuschießen kann, einem erheblichen Mangel und diesem Mangel fallen bei uns zahlreiche Obstbäume zum Opfer, Nicht, daß sie etwa i eingingen, sie helfen sich so durch, fristen mehr oder min- ' der mühsam ihr Leben; aber sie versagen die regelmäßige und reiche Fruchtbarkeit. Werden vollends Zwischen- ' früchte gebaut, so erhöht sich dieser Mangel weiterhin, und unter diesem Mangel leiden dann auch wohl in leich teren Böden die Zwischenfrüchte. Deshalb müssen Obst bäume an sich schon viel weiter als üblich gepflanzt wer den, und eine besonders große Pflanzentfernung ist erfor derlich, wenn auch noch Zwischenfrüchte gebaut werden j sollen. Im Interesse der Bäume sowohl, wie der Zwischen-