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Nr. 3 u. 4 DER HANDELSGÄRTNER, Handelszeitung für den deutschen Gartenbau 10 Praxis und Wissenschaft * Deutsche Wissenschaft und das Ausland. Im Jahre 1918 erhielt ich von Theodor Wiesener, Kopenhagen, der das Patent des Steinerschen Kohlhernie mittels für ganz Dänemark übernommen hat, die Mit teilung, daß Herr Kölpin Raven von der land wirtschaftlichen Hochschule in Kopen hagen sich in allen gärtnerischen Fachzeitschriften gegen dieses Mittel wendet. Jedermann ist selbstverständlich berechtigt, frei seine Meinung über angepriesene Mittel zu äußern. Herr Köl pin Raven aber benutzt in wenig geschmackvoller Weise diese Gelegenheit, seine deutschen Kollegen anzugreifen. Er spricht von „Auslandsversuchen“, die „schlecht und ungeschickt“ angelegt seien. Gemeint sind unter diesen „Auslandsversuchen“ die Versuche deutscher Auto ren, nämlich von Prof. Immenhof, Jena, meine eigenen Versuche, wahrscheinlich auch die der Biologischen Reichsanstalt, so daß dieser Vorstoß gegen deut sche Wissenschaft und die Vertrauens würdigkeit deutscher Forschung mit unter die Gruppe kleinlicher Nadelstiche fallen dürfte, die man während des Krieges deutschem Wesen und deutschem Wissen ungestraft ver setzen zu können glaubte. Es gab eine Zeit, wo wir Deutsche, im Vollgefühl unserer politischen und wissenschaftlichen Macht, über derartige An griffe vornehm hinwegsehen konnten. Jetzt aber, wo es gilt, deutsche Ehre nach allen Seiten hin wieder hochzu- bringen und unsere wissenschaftliche Bedeutung nicht ver unglimpfen zu lassen, halte ich es für meine Pflicht, diese unbewiesenen Angriffe des Herrn Kölpin Raven zurück zuweisen. Er sagt leichthin, daß man auf unsere Versuche nicht besonders bauen könne, bleibt aber seinen Lesern die Begründung hierfür schuldig. Es ist mir unbekannt, ob Herrn Kölpin Raven meine diesbezüglichen Veröffentlichungen in den Sitzungsberich ten und Abhandlungen der „Flora“ 1912/13 zugänglich geworden sind oder ob er nur aus dem Steinerschen Pa tent von meiner Arbeit erfahren hat. Im ersteren Falle hätte er sich sehr wohl davon überzeugen können, daß ich dem Steinerschen Mittel anfangs nur zweifelnd entgegen getreten bin, daß ich seine hohen Kosten bemängelt habe und daß ich erst nach sorgfältiger Prüfung mich für dieses Mittel eingesetzt habe. Ich war als Leiter der gärtne rischen Pflanzenschutzstation in Dresden dann aber ge radezu verpflichtet, die gemüsebautreibenden Kreise Sachsens auf dieses so überraschend günstig wirkende Hernie-Bekämpfungsmittel hinzuweisen. Es wäre mir er wünscht, durch Herrn Kölpin Raven zu hören, in welcher Beziehung die mit einwandfreiem Zahlenwerk veröffent lichten Versuche „ungeschickt und schlecht" ausgeführt sind. Er hätte vielleicht die Veröffentlichung meiner Ver suche als „verfrüht" bezeichnen können, da der Haupt wert des Steinerschen Mittels bei dem hohen Preise in seiner mehrjährigen Wirksamkeit liegt. Aber auch dieser Vorwurf wäre nicht stichhaltig, da zwischen meiner Veröffentlichung und der Bezugnahme auf dieselbe mehrere Jahre hingegangen sind, Jahre, in denen weitere Versuche die ersten Ergebnisse vollauf bestätigten. Es mag Herrn Kölpin Raven vielleicht unangenehm gewesen sein, das ein auf Kalkung und Bodendurchlüftung beruhendes Kohlherniemittel auch in Dänemark hätte Fuß fassen können, da er selbst damit umzugehen scheint, ein auf ähnlichen Grundlagen beruhendes Mittel auszuarbei ten, Ei- hätte sich aber von seinem Unmut nicht zu einer Verunglimpfung unserer Arbeiten hinreißen lassen dürfen, zumal ich in meiner Veröffentlichung seiner diesbezüg lichen Arbeiten von 1908 und 1911 anerkennend gedacht habe. Inwieweit sich die anderen angegriffenen Herren mit Herrn Kölpin Raven abfinden, muß ich der Zukunft über lassen, hoffe aber, daß auch sie sich dieser deutschfeind lichen Auslandsäußerungen erwehren. Dies muß schon ge schehen im Interesse des Deutschtums im Auslande; denn deutsche Firmen waren es, die das Mittel vertreiben soll ten. — Wir deutschen Gelehrten sind „geschäftlich" un beteiligt und prüfen die für Landwirtschaft und Gartenbau gebotenen Bekämpfungsmittel ohne Zorn und ohne Eifer einzig und allein aus wissenschaftlichem Drang heraus und im Sinne des Gemeinwohls. Prof. Dr. A. Naumann, Dresden. Obstbaumpflanzweite und Ernteausfall der Unterfrüchte. Von A. Janson. Der Herr Einsender hat mit seinen Erfahrungen auf Seite 189 des Jahrganges 1919 dieser Zeitschrift durch aus recht, soweit es den besonderen Fall angeht. Trotz dem möchte ich mich mit einigen Ausführungen dazu äußern, lediglich deshalb, weil bei Unkundigen die Fas sung der Darstellung dahin verallgemeinert werden könnte, daß ein Schattenausfall überhaupt nicht entsteht, wenn Zwischenfrüchte in Obstkulturen gebaut werden. Ausfälle entstehen allemal, nur sind dieselben in vor liegendem Falle so gering, daß man sie kaum bemerkt. Vorhanden sind sie in allerdings sehr geringer Menge auch da. Das wird für jeden Gärtner, der die Bedeutung für das Pflanzenwachstum richtig kennt, so selbstver ständlich sein, daß er keinen Augenblick daran zweifelt, daß selbst bei der weitesten Pflanzung der Bäume gewisse Nachteile entstehen. Schon die morgens und abends sehr langgestreckten Schlagschatten müssen wohl oder übel eine Herabsetzung der Wüchsigkeit hervorbringen, wenn gleich allerdings die geringen Ausfälle bei derartig großen Pflanzenentfernungen durch mancherlei Vorteile wieder eingebracht werden, auf die ja auch der Herr Verfasser- ganz richtig hinweist. Manche Pflanzenarten, wie z. B. Erdbeeren, Rhabarber, Grünkohl, Buschbohnen, leiden bei derartigen Abständen allerdings kaum. Vorzüge bestehen aber in der Art, daß ein älterer Baumbestand einen gewissen Schutz gegen Nachtfröste gewährt. Im Hochsommer schießen Kopfsalat, Kohlrabi und manche andere Gemüse weniger leicht, wenn sie nicht gleich ab gesetzt werden können. Wie gesagt, bei derartigen gro ßen Pflanzentfernungen mögen gewisse Vorzüge die Nach teile wettmachen, dies aber auch nur in der Jugend der Bäume. Sobald diese ihre Kronen mehr und mehr aus dehnen, überwiegt auch hier der Ausfall an Unterfrüchten. Wenn in Fachwerken und Zeitschriften häufiger auf die Ausfälle durch Beschattung hingewiesen wird, so hat das seinen guten Grund. Der Herr Verfasser jener Zeilen kann sich überzeugen, daß derartig große Pflanzentfer- nungen der Bäume, wie sie in diesem Falle innegehalten worden sind, höchst selten sind. Die meisten Gärtner pflanzen ihre Bäume an sich schon zu eng, und vollends in den meisten Fällen, da Zwischenfrüchte gebaut werden sollen, viel zu dicht. Es ist in dieser Hinsicht vielleicht interessant, die Ausfälle kennen zu lernen, wie sie sich in einer langjährigen Praxis in einer ganzen Reihe von Be trieben des Obstbaues mit Zwischenfrüchten ergeben haben. Der Verfasser hat in seinem demnächst in neuer Auflage erscheinenden Handbuche des Erwerbsobst- und Gemüsebaues („Der Großobstbau“, Verlag Paul Parey, Berlin SW. 11) die Zahlen wiedergegeben, wie sie sich nach den Feststellungen im Durchschnitt von 18 Jahren ermitteln ließen. Nachfolgend diese Ergebnisse. Es sei bemerkt, daß die Ausfälle vom Rohertrag berechnet sind. Es handelt sich um Hochstämme von Birnen und Aepfeln sowie Süßkirschen. Die kleinkronigen anderen Obstarten