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•6 4. Ijeipxig, den 15. Februar 1887. II. Jahrgang. Organ, des Verbands der Handelsgärtner Deutschlands, herausgegeben unter Mitwirkung hervorragender Fachmänner. Redaction und Expedition: Otto Mohrnann, Lindenau bei Leipzig, derzeitiger Geschäftsführer des Verbands, an welchen alles für den redactioneilen und Inseratentheil Bestimmte sowie die Mitgliedsanmeldungen zum Verband zu senden sind. Der redaktionelle Theil erscheint am 1. u. 15. jeden Monats; der separat zur Versendung gelangende Inseratentheil jeden Sonnabend Abonnementspreis für den redaktionellen Theii: Preise für den Inseratentheil: Für Nichtverbandsmitglieder pro Jahrgang 7 Mk. 50 Pfg. Die dreigespaltene Petitzeile oder deren Raum für Verbandsmitglieder . . . 20 Pf. Für Verbandsmitglieder , „ gratis. I „ „ „ „ „ „ „ Nichtverbandsmitglieder . 30 „ Schutzzölle auf Gartenproducte. Im Jahre 1885 veröffentlichte Herr Chone-Berlin in der Gartenzeitung einen Artikel „Ueberproduction oder übermässiger Import“, behauptete in demselben, dass der Import von Gartenproducten, namentlich von Rosen, Schnitt blumen und frischen Gemüsen aus Italien und dem süd lichen Frankreich, wo dieselben in der Zeit, wo sie der deutsche Gärtner im Warmhause und Frühbeete erziehen müsse, im Freien wachsen, bei dem neuerdings organisirten Massenversandt in Waggons nach den grösseren Consum- plätzen und von zahllosen Postpacketen das heimische Ge schäft in einer Weise schädige, dass es geboten sei, wolle man nicht den Ruin der meisten deutschen Geschäfte herbei führen, auf derartige Producte einen wirksamen Schutzzoll zu legen, und sei das Italien gegenüber nicht mehr als billig, weil dieses Land nicht der Reblausconvention beigetreten sei und seine Grenzen allen Gartenproducten hermetisch ver schliesse. In einer Sitzung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preussischen Staaten kam diese Angelegenheit zur Sprache und es stellte sich heraus, dass verschiedene Mitglieder jenes Vereins, welche bei einer vor einiger Zeit von dem Herrn Minister für Landwirthschaft, Domänen und Forsten veranlassten Enquete geschlossen gegen jeden Schutzzoll stimmten, jetzt gegentheiliger Ansicht ge worden waren, und der Verein somit beschloss, durch die Veranlassung einer neuen Enquete sich über die jetzige Stimmung der deutschen Handelsgärtner zu unterrichten, um dann nach Lage der Verhältnisse weiter zu verfahren. Man betonte aber schon damals, dass man nicht etwa schutz- zöllnerische Tendenzen verfolgen, sondern nur durch eine vollständig objective Prüfung eine Klärung dieser sehr wich tigen Frage herbeifuhren wolle. Von einem Comite, in welchem Anhänger des Schutzzolles und des Freihandels gleich stark vertreten waren, wurden Fragebogen formulirt und an sämmtliche Gartenbauvereine und die bedeutendsten gärtnerischen Firmen Deutschlands versandt. In der ausser ordentlichen General-Versammlung genannten Vereins vom 10. Februar d. J. erstattete der Präsident desselben, Herr Geh. Ober-Regierungsrath Dr. Singelmann, Bericht über das Re sultat jener Enquete, welches sich wie folgt gestaltet: Auf 1500 verschickte Fragebogen sind 111 Antworten eingegangen. Frage I: „Hat sich die Lage der einheimischen Gärtnerei in den letzten Jahren in der Art zunehmend ungünstiger gestaltet, dass dieselbe ihre Erzeugnisse nicht mehr zu Preisen verwerthen kann, welche erzielt werden müssen, wenn die Gesammtheit der Productionskosten gedeckt und die Arbeit des Unternehmens mit Berücksichtigung des gegenwärtigen Geldwerthes angemessen vergütet werden soll? Trifft dies — wenn überhaupt — für die gesammte Gärtnerei zu, oder werden nur einzelne Zweige der Gärtnerei, und zwar: 1) Gemüsebau, 2) Obstbau, 3) Baumzucht, 4) Topfpflanzencultur, 5) Production von Schnittblumen, 6) Saamenbau, 7) Anzucht von Zwiebeln, von diesem Missstande betroffen?“ wird von 20 Votanten verneint, von den übrigen bejaht. Am meisten erscheint der Gemüsebau, die Production von Schnittblumen und, wenn auch nur indirect, die Topfpflanzencultur berührt, dadurch, dass die zu billigsten Preisen importirten Rosen ' und Schnittblumen zu Schleuderpreisen verkauft werden, und