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heutigen Gartenbegriff ist dies schließlich ja doch nur in Bezug auf die evtl, rein baulichen Beigaben von Wichtigkeit. Mit dem eigentlichen Wesen des heutigen Gartengestaltens hat das Bauliche jedoch im Gegensatz zu seiner bisherigen überragenden Bedeutung verhält nismäßig wenig zu tun. Dieses Wesen verkörpert sich in: Maßhalten, Knapp heit in Linien- und Ausführung, Verzicht auf bloße Dekoration und zwanglosem Grundriß, in dem wir mit den Pflanzen jene ungebundene Freiheit und Natur nähe finden, die wir so lange in unseren Gärten be wußt oder unbewußt entbehrten. Wie vollauf solche wahrhaft modernen Forderungen auch in Verbindung mit dem Traditionellen befriedi gende Lösungen finden, möchte der Verfasser zum Schluß an seinem eigenen Entwurf noch zur Geltung bringen. Als damals an dessen Grundrißbearbeitung herangegangen wurde, war das auf die ländliche, goti sche Architektur zurückzuführende Haus bereits voll endete Tatsache. Sein auf bequemes Wohnen berech netes Plazieren der Innenräume fand in dem gelocker ten Gartengrundriß seine logische Fortsetzung. Das Haus beweist, daß es dem Vorteil unserer modernsten Neubauten in Punkto Gartenverbundenheit keineswegs nachsteht. Seine Grüngestaltung, die in praktischen Freiluft-, Spiel- und Sitzgelegenheiten, schlicht-formi- ger Gartenarchitektur und einer zwar knappen aber wohlgesetzten Vegetation gipfelt, könnte ebensowohl dem ultramodernsten Flachbau angegliedert sein. Zur Nutzanwendung unserer derzeitigen Gartengestaltung kann deshalb auch an diesem Beispiel der Schlußsatz gezogen werden, daß nicht in neuartigen Haus- bzw. Gartenformen das Erstrebenswerteste zu suchen ist, sondern vielmehr in der Pflege des wiedergefundenen Sinnes für ein einfaches und gemütstiefes Leben in unserem Heim und unserem Garten. DIE HEIDE IN DER PARK- UND LANDSCHAFTSGESTALTUNG VON OSKAR BRILL, STAATL. DIPL. GARTENBAUINSPEKTOR, BERLIN Während die Grasflächen in ihren verschiedenen Varia tionen als Parkrasen, blumige Wiesen, Auen, Matten u. a. dem Gartengestalter sowohl hinsichtlich ihrer An wendung als auch in den Mitteln zu ihrer Schaffung schon seit langem geläufig sind, konnte man dies von einem anderen Großflächenmotiv der deutschen Land schaft, der Heide, bisher noch nicht behaupten. Die Gründe hierfür dürften hauptsächlich in der Schwie rigkeit der Pflanzenbeschaffung, sodann aber auch in dem Nichtvertrautsein mit den Eigenheiten der Heide flora zu suchen sein. Es ist daher nicht verwunderlich, wenn man künstlich angelegte Heidemotive meist nur in Flächen von wenigen Quadratmetern antrifft, mit deren geringer Größe weder eine eindrucksvolle Wir kung erreicht, noch der Heidecharakter in seiner gan zen herben Schönheit herausgearbeitet werden kann. Die Anwendungsmöglichkeit von Heidemotiven größe ren Umfanges in Park und Landschaft ist in vieler Beziehung abhängig von den Wachstumserfordernis sen der Heidepflanzen selbst. Da es nun in Deutsch land verschiedene Heideformationen gibt, so ist bei Entscheidungen über die Anlagemöglichkeit und die Wahl der Formationsmotive die Kenntnis der wachs tumsbedingenden Faktoren unerläßlich. So hat man zunächst nach der Höhenlage zu unterscheiden zwi schen den Zwergstrauchheiden der alpinen Regionen und den Niederungsheiden. Die letzteren wieder sind nach den Boden- bzw. Luftfeuchtigkeitsverhältnissen geschieden in die echte oder Sandheide, deren dauern des Gedeihen auf freier Fläche nur in den westdeut schen Gebieten mit 80 und mehr Zentimeter Nieder schlagshöhe möglich ist, die Kiefernheide, deren erfolg reiche Ansiedlung in den Gebieten etwa ostwärts der Elbe eines die feuchtigkeitszehrenden Winde abhalten den Kiefernschirmes bedarf, und die Moorheidegürtel des norddeutschen Flachlandes (Glockenheide). Ein näheres Eingehen auf die einzelnen Formationsgrup pen und ihre Eigenheiten dürfte sich erübrigen mit dem Hinweis, daß bei dem Vorliegen umfangreiche! Aufgaben eine enge Anlehnung an die in der betref fenden Gegend herrschende natürliche Heideformation anzuraten ist. Das stärkste Hindernis zur Verwendung von Heide in größerem Ausmaße lag bisher wohl zweifellos in der Frage der Beschaffung der erforderlichen Mengen von Heidepflanzen. Zwei Wege waren es, die hierfür als allgemein bekannt angenommen werden dürfen, näm lich der Ankauf von Stecklingspflanzen aus privaten Anzuchtstätten (Baumschulen) und der Bezug von Heideplaggen durch Lastzug oder Bahnwaggon aus den natürlichen Heidedistrikten der näheren oder wei teren Umgebung. Beide Wege jedoch litten an so er heblichen Nachteilen, daß daran das ganze Vorhaben in den meisten Fällen schon von vornherein scheiterte. Der Kauf von Stecklingspflanzen von Calluna vulg. belastet den m2 Pflanzfläche (ohne Bodenvorbereitung und Arbeitslohn) schon mit der hohen Summe von etwa 4,30 RM. Dabei ist aber noch zu berücksichtigen, daß der Pflanzenausfall bei längeren Transporten er lieblich ist, und daß weiterhin die Heide verhältnis mäßig bald (nach etwa 12 bis 15 Jahren) ihre Alters grenze erreicht. Der Bezug von Heideplaggen erfordert