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Sächsische Elbzeitung ; Tageblatt für das ElbgebLrge e- n M, Säckststlie -IbMun» enlbält die amtlichen vekanntmachunaen de« vür^krmelstkro zu Lad Schandau und de» Finanz- Mc» Gkbnist. 6 ei matz ei tu na siir Nad Schandau mit seinen Drtolelien Sslrau und Vostelwltz und die landaemtinden i- Wunders Badders mit Nastlmlistle. Meinalkddiibel, «rippen, lichtendaln, Mittelndors, porschders, Presten, Natdmamiadors, ' Mtni'nrdtodors, Schmilka, Schöna. Druck und verloa : Sächslsötk «klbzeltuna, Alma Hieke, 0nst. Walter Hieke, vad Schandau, " lekrnstrade lza, Zernrusss. pestscheckkenlo: Dresden 3SZS7. Sirekenta: vad Schandau rair. voikobank vadSchandau sso. K. WtstöstozeiH wachentaa» g—IS und 14—IS Uhr. Annalimeschiud stir Anzeigen IS Nstr, Familienanzeiaen II Uhr »arm. ?, Wochenbeilagen: Unterhaltung und wissen, Vas Unterhaltungsblatt p- U. — c» M. 63 Bad Schandau, Sonnabend/Sonntag, den 15./16. März 1941 85. Jahrgang Aum Wochenende, Illustrierte Sonntagsbeilage Das Leben im öild Die Sdchsllche Gibzeituna erscheint an jedem wachentag nachmttlago 4 Nstr. vezugopreiar manatllch srci Hau» I.SS AVI. teinschi. v°lengel»),iar Seibstabsteier manatlich I.dS AM., durch die Pest r -AM, zuzilgi. vesleilgeld. Ginzeinummer I«Apj„ mit illustrierter ISAps. Nichterscheinen einzeinerNummern u-vellagen insalge lMerer Gewalt, vetrielwstörung usw. bere-stllat dle vezleder nicht,nr iinrzung des vezugoprelsea «der zum Anspruch aus Mungolleserung u.GrsMluna uan Anzelgenausträgen. Anzelgenprelsk! Der Aaum »an I mm Höste und US mm vrelte kästet 7 Nps-, lm GezHeii I mm Höste und oo mm Srelte SS,5 Aps. Srmöstlgle Grundpreise, Nachlässe und vellagengeblistren II Anzeigenprelallste. GrsUllungaart vad Schandau. i Väter un- Sohne ab I ^cr I ObäanlLbn Helden A'6<l6nl<1a v > durchgelämpft hatte. Das hinreißende Beispiel vcs Bor di l d c s , in dem gewiß die stärkste Macht der lebendigen Ge schichte bestellt, die immer das Leben eines Volkes, einer Nation ist, wurde hier sichtbar. Das fühlten wir. die wir den Großen Krieg erlebt hatten, deutlich, vom Soldatischen her ganz unmißverständlich, als di« allgemeine Wehrpflicht wieder verkündet wurde. Das wirkte auf uns Ivie auf die alten, verlausten Armecgänle das Trompctcnsigual, daß sic die Ohren spitzen, sich vom Karren losrcißcn nnd von selbst bei der Truppe wieder einstcllen. Dann kam 1939, der 1. September. Was dann geschah, war Wohl für die aktiven Soldaten selber kaum faßbar. Es war ein Wunder: die Niederwerfung Polens, die Besetzung Norwegens — gedenken wir Narviks! — und Dänemarks, die Eroberung Hollands und Belgiens, die Niederwerfung Frankreichs, die Verjagung der englischen Erpcditwnsarmec, das Bündnis mit Rußland, wahrhaft ein Wunder! Da traten die Söhne an. Eine neue Führnng übernahm das Kommando. Wenn auch selten, aber immerhin: hier und dort standen zwischen den Söhnen die Väter. Die Tradition wurde lebendig weitergcgeben, Schulter an Schulter und Seele an Seele. Beim Vormarsch in Frankreich tauchten überall die großen, bluttriefenden, vom Nnhm der vergeblichen Siege überwittcrlen Schlachtfelder ans: Flandern, Reims, Vcrdnn, Lorettohöhc, Kcmmel, Somme, Hartmannsweilcrlopf, Lille, Lüttich, Soissons. Und auch die Orte erschiene«, die Festungen, die Städte, die Landschaften, vor denen die Väter damals liegen geblieben waren, ohne sie betreten zu können: Belfort, Ealais, Apern und vor allem das Lichtgcstirn Frankreichs, Paris. Die Söhne: zwischen ihren Reihen marschierten unsichtbar die Väter des Großen Krieges, und nicht wenige waren es, die mitten unter ihnen kämpften, nnd überall waren die zwei Millionen Toten des Großen Krieges. Vielleicht war es den Söhnen weniger bewußt als de» Väter«, aber :s war so, und es wird so sein. Dieser Krieg ist ein Krieg der Jugend, der änßersten, körperlichen, soldatischen, seelischen Bereitschaft nnd Tüchtigkeit. Ich selber habe mit einer gewissen ingrimmigen Genugtuung icnc ungeheuren nnd blitzschnellen Siege verfolgt, die wir damals nur iu Jahren unter furchtbaren Opfern er rangen. Ich selber habe eine sehr tiefe Befriedigung empfun den, wenn ich von der Inbesitznahme >ener Städte, ?)pern, Reims, Paris, Verdun laS, vor denen wir zwei und drei und vier Jahre gelegen und uns vergeblich verblutet hatten. Viele haben darüber nachgcdacht, wie all dies so über wältigend rasch und überzeugend geschehen konnte. Man kann vieles dafür anführen: die absolute Ucbcrlcgcuheit der deut schen Waffen, die vollkommene Ueberlcgenh'eit der deutschen Führung, das restlose Vertrauen der Truppe zu der Führung, die im Fener der Nachkricgsjahre znsammengebrannte Einheit vom höchsten Führer bis znm letzten Mann, die den Gegner gänzlich überraschende moderne Strategie und Taktik der Kriegführung, welche sich der modernen Kampfmittel der Fliegerwaffe, Stukas, Panzerwagen, Kradfahrer, Schnellboote, Schlauchboote, unbekannter, noch nicht näher erläuterter Waffen, Fallschirmjäger und noch vieles anderer bedient. 'Aber noch wichtiger und un Letzten entscheidend war die seelische Verfassung eines durch das Diktat von Versailles niedcrgcknüppclten, entrechteten, und ausgesaugten und aüs- gcbeutelcn Volkes, auf dcsscu Stolz und Würde niemand, auch nicht die eigenen Negierungen, irgend eine Rücksicht genom men hatte. Während die damaligen Minister der Shstemzeit, den Zylinder auf den Knien, in den Vorzimmern englischer und französischer Minister antichambrierten und den Nucken krumm machten vor Ententevertretcrn, die für sie im Grunde genommen nur eine Verachtung hatten, verfiel das deutsche Volk einer völligen Verzweiflung aus Elend, Verlassenheit und einer rasend steigenden Erbitterung. Alles rächt sich im Leben. Gottes Mühlen mahlen langsam aber sicher. Und trefflich klein. Was hcnte geschieht, ist eine geschichtliche Notwendigkeit, die im Auftrage der Menschheit für alle unterdrückten Völker und Nationen einmal kommen mußte. Hier hat, und das. ist die weltgeschichtliche Aufgabe des Reichs, Deutschland die Führung. Die Welt wird eiiisehcn. daß Deutschland der Be auftragte des Schicksals isl. Dieser Hcldengedenktag gilt nicht nur der Erinnerung an die zwei Millionen Tote dcs Großen Krieges und die nur etw« fünfzigtaujend Gefallenen dieses Krieges, sondern er gilt den kommenden Geschlechtern Deutschlands genau so, für welche jene anderen ihr Leben geopfert haben. Denn das ist der Sinn dcs Todes im Kriege: das Vorbild, welches hieraus für die Größe der Nation in der Zukunft erwächst. oltoo hne sich ihm zu unterwerfen lam Wo Ber nnd den e« «. Z»! ein ichc )»- in cr- llw mii ocr tic .an! idcs c hin liacb rbci- - gc die -gen anz "L vor t Id var Nias e st« küns- mm- >ev« Ari u,en. >enrn UN» z m : an- iasiS- »sen. lügt» mer« » Mch Prcngstoffs in das Licht einer ncn heranbrechcnden Zeit, wie III ne Neugcburt sich aus Nebel und Schlamm der Urwelt ver- * * nmverl m das Licht erhebt. Welch ein Weg zweier Generationen, der Väter und der Löhne, von 1914 bis 1941! Tragisches Schicksal der Väter, in vier Jahren dcs Großen Iricgcs gegen die ganze Welt zu kämpfen samt all ihren Mitteln an Soldaten, Waffen, Lebensmitteln, Fabriken, Munition, Bekleidung, Beherrschung der Meere, Ucbcrflnß an VIcm, an Fleisch, Milch, Brot, Schokolade, Butter, Geschützen, llugzcugeu, Fesselballons, kurz an allem, was das Herz be- »hrle. Dagegen die Väter von damals: schon lange vor Ende des Iricgcs hungrig, dreckig, in morschen Uniformen steckend, total Ibcrmüdct, unzulänglich bewaffnet, nicht nnr sparsam, sondern rizig in der Munition, in jeder möglichen Art von Ernährung, muner aussichtsloser hinsichtlich des Sieges, immer mißtram- «>cr in Bezug auf die politische Führung, immer mehr allein Iclasse», auch von den Bnndesgcnosscn, am Ende ganz auf sich ilbst gestellt unter einem fürchterlichen Schauer von Granaten, »isigas, Tanks, Flugzeugen, Massen der feindlichen Truppen litten im feindlichen Land, fern einer gleichgültigen oder ver- incrischcn Heimat. Trotzdem die Väter jener entsetzlichen Tage: unbctrrvar mshalteud im grauenvollsten Trommelfeuer, tagelang, wochen- img, kaum je auf Urlaub, feite» abgclöst, in schlechtesten Unter- Imflen, von Läusen bekrochen, — aber schweigend, erbittert, Mc Dank und Lohn auSharrcnd bis zum trostlosen Ende, das Ic schon lange kommen sahen Ivie ein Ungewitter von un- kcmcßlichcn Ausmaßen. Das Schlimmste von allem: keine Führung, die ihnen an- Icsichts der zerschmetternden Ucberlegcnhcit des gegnerischen viaterials eine Idee, einen Glauben gegeben Hal, die imstande Icwescn wären, den Soldaten auch durch das Schlimmste, was Men geschehen konnte, durch die Niederlage der Heimat hin- mrchzuhelfeu. Dieser Soldat war im Stich gelassen. Dieser leiden — die Väter von hcnte — lag damals in Trichter- Bänden voll Dreck und Schlamm oder zwischen wüsten Haufen on Draht und Erde, Sandsäcken und Balken, in den Schutt- mdcn fremder Dörfer und Städte, in toten Wäldern, zcr- vlterten Schluchten, zwischen Gefallenen, die anfingen, wieder lrde zu werden. Kein Trompctciigcschmetter, leine flatternde kolme, kaum ein Dank half ihm. Er wühlte iu Schlamm und lol, vergrub sich iu Kreide und Kies. Ihm klebten die Fäuste on Schweiß und Schmutz und Blut, er wischte sich mit dem Handrücken die Erdspriyer der einschlagenden Granaten von rr Stirn und packte sein Brot mit hornhäntigen Fingern. Dieser Soldat, der Vater, hungerte tagelang, schnitt sich st gcnng mit dem Seitengewehr das. Fleisch aus den Hinter- knien gefallener Pferde und verschlang es halb gekocht, atcm- vs auf flüchtiger, vop Ermüdung halb erschlagener Rast, rührend dcs Marsches ins Gefecht oder in einer Kampfpause in Trichterfeld. Dieser Soldat, der Vater, hielt aus auf vcr- vrenem Posten, von drei Seiten umgangen, einer gegen fünj- khn, drei Flugzeuge gegen fünfzig, zwei Batterien gegen zwei- midcrlzwanzia, hungrig, verlaust, jahrelang, ununterbrochen v Kämpfen, ohne wirkliche Ruhe, fast ohne Urlaub und wußte ch schließlich weder von der Negierung noch von der Heimat nlcrstützt. Und da rang sich dieser Soldat, der am Ende des Welt- ' iegcs aussah wie ein Klumpen Lehm, stöhnend, schwitzcmd, crllcbt und entzündet von Gasnebeln und Qualm -des hr Kg! . , 'indeig >icse zwei Aber es lag kein Lächeln der Freude auf den Zügen dieses oldaten, sondern auf seinem harten, mit Eisen getriebenen, uö 2rde und Stein geformten Gesicht lag das furchtbare acheln einer überwundenen Qual, um seine gepreßten Mund- üukel spann-te sich der Zug tödlicher Gefaßtheit. Hier entstand « Keim aus dem Erlebnis, aus dem Gefühl, aus der Not u unbeirrbarer, man möchte beinah sagen, sturer Wille, unter einen Umständen jemals mehr nachzugebcn, was auch kvm- icn möge. Wer dies ertragen hatte — die Väter —, konnte lies auf sich nehmen. Diese Väter erfaßten das Schicksal, Hue sich ihm zu unterwerfen wie einem Verhängnis, sie er- imiten es an, sie sagten „Ja" zu ihm, sie nahmen es auf sich > einer künftigen Bereitschaft, die auf den Angrif, den Gegen- nstrisf hämmert, auf die Flucht die Verfolgung setzt und auch Naottti ' ocr schlimmsten Gefahr noch did Aufforderung sieht, ihr mit raottä Ncn Kräften und mit aller Entschlossenheit zu begegnen, ge- 'Kollek 'illt, den Fuß um einen Schritt zLrückzusetzen, nur um ihn j 8 Ui vei wieder voranzusetzen. V Hinter ihnen, den Vätern, standen, als sie in die ver- orbcne Heimat znrückmarschierten, zwei Millionen Gefallene. " ' . >ei Millionen Gefallenen standet über den von Drabt. - Originalzcichnung von Robert Büchner Leichen nnd Erdstaub zerfilztcn Niemandsländern, zwischen den Stcllnngen, diesen grauenvollen Wüsten aus Tod nid Ver nichtung, m denen die schrecklichen Bäume der Granateiuschlägc standen, das zermürbende Uebcrmaß des Materials, ohne die Spar von Geist, das wahrhaft scheußliche Scheina der Methode, mit der der Gegner sich durchsetzte, wie ein Fleischklumpen gegenüber einem bis in das Letzte durchtrainierten Körper. Ja, dieser Soldat kam ans der chaotischen Landschaft des Weltkrieges, aber in diesem Chaos lag, damit wir uns eines Wortes von Nietzsche erinnern, die Geburt eines Sternes. Diese gestirnhafte Landschaft der Ausrottung war das Saat- seld der deutschen Wiedergeburt. Mochte« auch Jahre der De- ttnütigung, der Inflation, der Fcindbcsetzung, des Elends, des Verrates, der Uebcrsrcmdung, der Selbstverhöhnung da zwischen liegen, — niemals war die Erhebung inehr anfzu- halten. Die Väter traten von neuem an: im passiven Widerstand an der Ruhr gegen Frankreich, in den Freikorps gegen Pole« und tm Baltikum, und bald mischten sich m ihre geschlossenen Kolonnen die ältesten Söhne. Die Tradition meldete sich. Es kündigte sich zwischen den Schlachten, hinter den verhängten Wctterhimmeln immer deutlicher der Aufbruch der Nation an, der Antritt des Volkes, die zu allem bereite Gefolgschaft gegen über dein höchsten Gesetz, nach welchem man angetreten ist: dem freiwilligen Gehorsam. Woher sie auch kawen, ob aus Deutsch-Ostafrika, von den U-Booten, von den Flugzeugen, den Torpedobooten, aus Tsingtau oder sonstwohcr, — sie traten alle an, und einer von ihnen galt für tausend, die zu Hause blieben oder sich ver drückten. Mit zehn zum Letzten entschlossenen Männern läßt sich mehr ausrichten als mit fünfhundert, die Fragen stellen. Der Lauf der Zeit brachte es notwendig mit sich, daß in diese lebendige Erbschaft des Vorbildes der Väter immer zahl reicher die Sohne eintraten, und oft genug waren es die Söhne gefallener Väter, die bei Verdun oder Baranowitschi, im nörd lichen Eismeer, vor Apern oder in unbekannten Meerestiefen lagen. Und dann waren sie dran, die Jungen, die Söhne. Sie traten an. Immerhin unter der Führung eines Mannes, der selber noch zu-^n Vätern rechnet, der selber den Weltkrieg