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Lockende Ferne / Erzählung von Harro-Heinz Iakvbsen^ Jrgcud etwas stimmte plötzlich nicht ans Schonenland; die Männer liefen mit mühsam verdeckter Unruhe nmher und stiegen nicht mehr in die Boote, wie sic es sonst täglich getan, nm Aale, Schollen und Makrelen hcimzubrmgcu. Sie stan den mit znsammcngckuiffeucn Augcu ans den Holmen und starrte» dnmpf über das Meer hinaus iu eine ucdelhnfic Ferne, wo verschwommen die Aufbauten eines Schoners oder einer Brigg lautlos vorüberglittc». Daun geschah cs in einer Nacht, in der die Nordvögcl kreischend über Schoueulaud zogen, das; einer der Fischer, der Berthold Siemsen, nnsrücklc, spurlos verschwand mit gcpack- lem Sccbüudcl. Niemand iprach von dem Ereignis, aber der Name dcS AuSgcrückleu stand lockend neben den Männern aus den schwankenden Bootsstegen. Die Fronen in den Fischerlaien blickten noch argwouischcr uub banger in die Gesichter ihrer Männer, wenn diese in den kurzen Augenblicken der Mahl zeiten daheim waren. Jehl, da einer aus hrer Ncihc gcspruu- gcu war, würden auch die anderen nicht mehr so fest stehen. Vielleicht Ivar Bendix Nielsen der nächste, der der Lockung nicht widerstehen würde, ans srcmdeu Schiffen fremde Meere zu befahren nud den Manz ferner Städte zu scheu... Die anderen Fischer blickten ans ihn, als warteten sic ans sciu Bcrschwindcn, nm ans seiner Tat den Ictzlcu Rest von Mut zu schöpfen, der fehlte, um Frau uud .Mud zu verlassen und sich in ein nbenlcncrlichcs Leben zn stürzen. Wahrscheinlich Ivar es auch au jenem Abend soweit, als der Fischer mit ge senkten Angen die Stube betrat, wo sciu starkknochiges Wcib gebeugt über der Lade staud uud iu dcu leinenen Wäschestücken kramte. Bendix lies; sich schwer nm Tisch nieder nud drehte leine erkaltclc Pfeife in den Händen. „Die Binder schlafen wohl schon", meinte er endlich, als Gisa, sein Wcib, ohne ansznblickcu die linnenen Sachen durch ihre Finger gleiten lies;. „Ja", sagte sic tonlos, „die Kinder schlafen schon." Danach herrschte wieder drückendes Schweigen, nur das leise Knistern der Wäschestücke war hörbar, wenn Gisa eins in den ranhcu Händen drehte. Bendix starrte auf die kleinen Wäschcbündcl, die sich rechts und links neben Gisa türmten er beobachtete eine Weile, wie Gisa ein Stück ans der Trnhe nahm, cs mit den Fiugcrspihcn betastete nud daun ucbcu sich auf die Erde legte. Auf irgend eine Weise wirkten die Hantierungen der Fran aus den Fischer unheimlich. „Was soll das bedeuten?" fragte er, mühsam seine klopfende Unruhe verbergend. „Es Hal nichl viel zn bedeuten", sagte sie, ohne sich umzu- wenden, „ich ordne nur meine Sachen, damit mir nichts fehlt, wenn ich fortgchc." Durch den Kopf des Fischers sagten ein paar wilde Eedan keu. Seine Finger nestelten am Halstuch. „Ich wusge nichl, das; du kort willst", flies; er dauu hervor. Gisa drehte sich halb herum uud blickte den Fischer au. „Ich werde in derselben Nachl gehen, in der du gehst", sagte sie. „Aber ich ..." stammelte er verwirrt. „Lüge nicht, Nielsen!" stammelte sic Hari. „ES ist mit dir soweit, das; du diesem Berthold Sicmscu uachtaumclst iu die Nacht." Der Fischer versuchte eine Widerrede, aber uuler den grauen Augen der Frau verstummten scduc Worte, verlöschten wie Lampen beim Sturm. „Uud wcuu ich ginge", sagte er endlich, „so hallest dn nie > daS Nechl dazu, das HauS uud die Kinder zu verlassen." 1 Gisa strich sich über die glatten Haare, dann stichle sie die Arme ans den Tisch und sah dcu Fischer voll au. „Nein, ich weis;, ich habe uichl das Ncchi dazu, die Kinder zu verlassen. Ich habe nur das Nechl dazu, mil ihnen hier zu darben, während ihr Baler sich aus den Weltmeeren hcruuttreibi. Ich dars daun mit dem Kahn auf Fang ausfahrcu, nicht wahr?" Eine leise Nöle der Erregung war in Gisas Gesichi gcsliegcn. „Aber du verstehst uichl, wie cs jo einem Seemann er gehen kann ... Ewig ans einem Kahn liegen, uud drüben, Sa reisen Schiffe über die Meere, fahren nach anderen, warmen Nindern, nach gros;en Städten ..." „Und?" ries Gisa lanicr als gewöhnlich. „Was gehl cS dich an, wie? Denkst dn, cs sci deine Zeit, ans Abenteuer zu gehe» uud einem blöden Traum nachzureuucn? Denkst du, weil cs bei dir im Herzen so'u bißchen anders wird und die See dich lockt, darfst du einfach dem nachgcbeu und davon- ! taufen? Nein, mein Lieber, dazu sind wir nicht da, und dazu bift du auch nicht da, sondern hier, hier zn Hanse ist deine Welt, wo deine Kinder sind — und ich. Ja, dn brauchst mich nicht so anzuschen! Davonlaufen kann jeder nud zerlumpt wicdcrkvmmeu! Aber hier au deinem Platz gcradestehen, das mns;t du können, Bendix Nielsen! Uud wenn du daS nicht kannst, dann bist dn ein erbärmlicher Kerl, Fischer! Aber ich werde daS nicht erleben, denn ich werde vorher gehen... Und unn weißt du Bescheid." Sic wandle sich ab, hob die beiden.Bündel von der Erde nud schrill iu die Kammer. Der Fischer sah wie betäubt auf die Tür, durch die sciu Weib gegangen. Er war nicht fähig, sich zu erhebe». Eigent lich mußte er doch etwas sagen, mußte die Frau herrnfcu, um ihr zu erklären, daß sie Unrecht hatte. Aber cS gelang ihm nicht, ihren Namen durch die Nacht zu schreie». Er saß lange mit aufgclchntcn Arme» am Tisch und starrte vor sich hin. Er saß »och da, als ein Schwarm Nord-' ! vögel mit schwerem Schlag über die Hütte segelte. Er ist nie ausgcrückt, er fuhr audertags mit seinem Kahn ans die Höhe und fischte. Später taten es die anderen s Männer ans Schvncnland ihm nach. Ml En Zunge ist krank Kleine Geschichte von Erich Klaila. Seit drei Jahren sind Behrens verheiratet. Sic haben ein .Kind, einen Jungen; der heißt Klaus. Drei Jahre sind eine ganz hübsche Zeit. Da verschiebt sich manches ein wenig. Severin Behrens zum Beispiel, hat sich auch geändert. Er ist nicht mehr ganz so zuvorkommend gegen Florentine, seine Frau. Sehr häufig geht er ichl allein weg. . „Ich komme gleich wieder", jagt er zu Florentine. Aber die Frau weiß sofort: Bor Mitternacht ist er bestimmt nicht zurück. Behreus Ehe ist also dabei, einen leisen Knacks zu be- kommcu. EsPrübrigt sich beinahe, eine Ursache dafür ergründen zn wollen. Genau besehen ist nämlich gar kein Grund vor handen. Die Gewohuhcil höchstens ist schuld. Da wird eines Tages der Junge krank. Es wird schon ! nichts Schlimmes lein, eine leichte Erkältung wahrscheinlich. ! Immerhin: Am Abend bleibt Severin daheim. Er hatte de» , Pkautel schon an, den Hnl ansgeicpl. F-Ioreuttuc beobachtete den , Mann genau. Sic sah auch, das; er unschlüssig uu Flur stand ! und dann den Mantel wieder ablegie. Severin fühlt sich zu einer Erklärung für sein Daheim- bleibcu veranlaßt. „Bei dem Wetter ist cs wirklich kein Bcr- MUgiw, draußen zn sein", sagt er. Am nächsten Tag muß Floreutiuc nun doch den Arzt hole». Das macht Severin mißtrauisch. Der Arzt kaun sich nicht gleich zu einer genauen Bezeichnung der Krankheit ent schließen, aber es ist natürlich möglich, das; cs sich um eine ganz leichte Lungenentzündung handelt. Wie gesagt: Das ist an sich ' denkbar... Natürlich bleibt Severin wieder daheim. Er gehl zu Florentine ins Wohnzimmer und trommelt mit de» I Fingern aus die Tischplatte Dann ist cs wirklich Lnngcncntzündnng. KlanS muß iu die Klinik. Severin fährt natürlich mit. Wann er sich wieder . erkundigen kann? fragt er die StaliouSnrzttu. Um acht Uhr soll -r aurnfcn. Es ist erst halb; Severin ! nimmt trotzdem den Hörer ab, Temperatur Hal der Junge? ! Severin Nichl Floremine. Er kann es allein nichl aus- j Halten. Die Frau isl >u der Küche. Severin seizt sich wirklich an de» Kuchenlisch. Das Hal er noch uichl aclau. „Florentine!", jagl er leise. Er ist in diesem Augenblick beinahe selbst cm Junge. Kurz vor elf Uhr ruft Severin wieder die Klinik an nnd verlangt die Nachtschwester von Station 1ü. Ob er sich später nochmals nach Klans erkundigen dürfe? fragt er znm Schluß. „Nein", sagt die Schwester. „Ab elf Uhr werden Sic nichl mehr verbunden. Wenn cS aber schlimmer wird, rufen wir Sie sofort an." Severin nimmt die Hände seiner Frau. Die halbe Nacht sihcu sie dann un Wohnzimmer und warten. In Zukunft soll alles anders werde», verspricht Severin. Lächelt die Fran nichl ein klein wenig? Und dann läutet cS. Die ganze Wohnung erschrickt davon. Severin wird weiß im Gesicht. Endlich nimmt er den Hörer ab. „Hallo! Severin! Wo steckst du denn, du alter Knabe!" ruft jemand. Severin läßt den Hörer fallen. Erst :-ach einer Weile kann er zu Florentine sagen: „Das Krankenhans war es nicht. Fritz und Karl haben sich einen blöden Witz geleistet..." Der Hörer liegt noch am Boden. Ans der Muschel kommt Lachen. Florentine geht hin und legt dcu Hörer aus. Die Unruhe hat Severin angejprungcn. Dieses Läuten vorhin! „Ich muß jetzt Gewißheit haben!" sagt er und wählt die Nummer der Klinik. Severin muß lange verhandeln, endlich wird er verbunden. Die Stationsärzliu ist selbst am Apparat. „Der Junge schläft schön", sagt sie, „Sie können wirklich ganz beruhigt sein. Wenn nichts Unverhofftes dazwischenkommt, können Sic Ihren Jungen in drei Wochen wicdcrhaben." Ob Florentine eS gehört hat? In drei Wochen! — Florentine hat alles gehört. Sic spürt auch, das; Severin noch etwas sägen will. Aber Ivie soll er sich denn auSdrückcn? Da hilft sic ihm. „Nun wird alles gut werden, nicht wahr?" sagt Florentine. Severin nickt heftig. Der Mensch mutz eine Herrschaft über sich selber nuSübcn kömien, sonst ist er lein nchlnngswiirdiger Mensch, und waö er ein für allemal nlS recht erkennt, das mutz er auch tun, aber nicht einmal, sondern immer. H cbcl. Schüchterne Kinder Sic miisscn an sich glnnbcn lernen. Schüchterne Binder werden furchtsam nud befangen, wenn sic in ncnc Bcrhällnissc kommen. Da sie fortwäh rend fürchten, sich unpassend zn benehmen oder fehlerhaft zu sprechen, sind sie unsicher tn ihrem Wesen. Das liegt hauptsächlich am Wollen. Ist der erste Widerstand ge brochen, daun zeigt sich das schiichlernc Kind von einer ganz anderen Seite. So ist Schüchternheit keineswegs gleich,znwcrtcn mit Feigheit. Alan findet sie häufig bei Kinder», die ciusam erzogen sind oder wenig mit andere» Kindern tn Be rührung kamen. Deshalb sind Lnndkinder häufig schüch- terucr als Stadtkinder. Liber auch Kränklichkeit und körperliche Gebrechen tragen dazu bei. So sind mit Sprachfehlern behaftete Kinder »leistens schüchtern. Schüchterne Kinder müssen vor allem znm Selbstver trauen und zn einer berechtigten Dreistigkeit geführt wer den. Das ist freilich nicht leicht. Hier gilt cs, mit Freund lichkeit nnd Milde cntgcgenznkommen. Alan zeige dem Kinde, wie unbegründet seine Schüchternheit ist, indem man daraus aufmerksam macht, das; auch andere Men schen, mit denen wir in Berührung kommen, ihre Schwä chen nnd Fehler haben. Wmterlreuden - doch Vorm verpackt Tüchtig ans der Hnt sein muß die Mutter im Winter, damit die Kinder sich nicht erkälten. Nichtig angezogcn sein ist die Grundbedingung. Kops und Ohren tüchtig ver packt, damit keine Mittelohrentzündung entstehen kannä Warmes llnierzeng ist der Hüter der Gesundheit im Winter. Kurz vor dem Abmarsch gibt es noch schnell ein heißes Getränk, dann wird eine dicke warme Jacke oder ei» Mantel angezogen, nach Möglichkeit auch ein solcher ans Windsackensloss, der Nässe nicht dnrchläßl. Warme Handschuhe mit aus Windjackcnrestcn gefertigten darüber zuziehenden Fäustlingen, feste Schuhe, iu denen die Füße wasserdicht nnd warm stecken, möglichst noch besonders warme Söckchen, die ans binnen Wollrestcn, gestreift, kariert, geringelt von Mullers Hand gearbeitet wurden — so angczogeu, schadet auch der kälteste Tag nichts. Anders dagegen die Kleinen, die nur spaziercusitzen können. Ihne» muß man eine bedeutend wärmere Klei dung anziehcu. Die winterliche Spazierjahn im Wagen soll man auch nicht zu lauge ausdchueu, denn auf die Dauer dringt scharfer Wind durch die wärmste Ver packung. Behandlung gebrauchter MMe Es ist durchaus nicht gleichgültig, wie man die ge brauchte Wäsche behandelt, um sie zu schonen und die spätere Arbeit zu vereinfachen. Die verschiedenen Sorten dürfen nicht uniereinaudcrllcgcn, sondern müssen ge sondert ansbewahn werden. Tischwäsche nicht zusammen niit Leibwäsche usw. Die Wäsche wird vor dem Waschen nachgesehcn nnd etwaige Schäden werden vorher aucgebessen. Ans den Stücken euiserui mau Flecke vor der Wäsche. Nur schad- haslc Strümpfe läßt mau bis nach der Wäsche unberührt, weil man dann erst übersehen kann, welche Ausbesserun gen notwendig sind. Gegen veraltete Flecke isl ein Fleckwasser wirksam, das man sich leicht selbst Herstellen kann. Man nimm, für ll> Pfennig Pottasche, ebensoviel Ehlor, gießl einen halben Liter Wasser daraus, läßt cs gut auskochcn, schäumt es »ach dem Erkalten, gießt es klar ab nnd hebt es in einer fcstvcrkorklen Flasche ans. Beim Gebrauch feuchtet man ein Läppchen damit an, reibt behutsam mit diesem den Fleck und wäscht mit schon bcrcitstchcudcm Scifen- wasscr gut nach. Feuchte Räume Sehr lästig sind feuchte Näumc — lästig, wenn cs sich um Keller und Speisekammern handelt, gesuudheitSgefähr- dend, wenn ver Schaden in der Wohnung auflritt. Nun ist es Tatsache, das; in vielen Fällen Abhilfe zu schaffen wäre, wenn man diesem Uebel mehr Aufmerksamkeit zu- wcndcn wollte, und daß, mehr Sorgfalt voranügesctzt, viele Wohnungen gar nicht feucht sein brauchten. Eine rasche, wenn auch nicht grundlegende Abhilfe er folgt, wenn man alte Konservendosen aufstcllt, die mil Ehlorkalzium gefüllt sind. Nässe, die durch die Wand dringt, kann mau durch farblose Dichtuugs- oder Oel- sarbenaustrichc fernhaltcu. Ansstcigeudc Gruudscuchligkcit verlangt eine Isolierung der Wand unterhalb des Erd- gcschoßsußbodens. Bei fertigen Wänden werden Falzbau. tafeln an der Wand angebracht, auch wenn man die Her kunft der Feuchtigkeit nicht fcststellcn kann. Oftmals han delt es sich bei der WandfcuchligkcU auch mu Schwitzwasser Muß man dieWä sche erstumständlich einreiben,un nütz Seife, Holz und Kohle verbrauchen? Muß man die Wäsche auf dein Reißbrett mit der Bürste miß handeln? Nein, mau soll vielmehr die Grundregel beachten, die Wäsche durch Einweichen mit Henko schonend zu behandeln! Abends mit Henko cinge- weichte Wäsche ist bis zum andern Morgen von selbst halb gewaschen, weil Henko über Nacht den gröbsten Schmutz herauszieht. Gründliches Einweichen erleichtert dein „Waschpulver" die Arbeit sehr. Hausfrau, begreife: Nimm Henko, spar' Seife!