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Am achten Jahrestag der ?Nachtcrgrcis»»g sprach der Iiiluer Vvm Berliner Sportpalast aus ;nm gcsauitc» deutschen Pulk. «PK. Wörner, Alluntic, M.» Kämpfe an der libhschc» Front Der Kamps in der Wusle wird mit großer Erbitterung geführt. Entscheidend ist hi-e die Tupfer' feit des einzelnen Maunes. Englische-Flieger deschusjen diese Adteilnnu und tvursen Bomben. Tret,dem set'ten die Rtasibinengemebrslbüben unerschrocken Une Aino ehr fort. (Scherl Bildcrd., Nt.) Asm Sieg Mgegen Erinnerungen eines Fliegers nn den M. Januar lbllg Von Kriegsberichter Hermann Marten. (PK.j Mitternacht vorüber. Leise zittert die dnnllc Flüssig- leit in den Schalen, wenn draußen, vor der Messe am Räude des Flugplatzes. tvicder ein anschwcllcndcö und iäh avcvvcndcs Dröhnen die Landung eines Kauipsslugzcngcs auzcigt. Rückkehr von England! Vorbei der Fing. DaS siciS neue, anstvnhlcndc Erleben mehrerer Stunden aber muh erst lanasam abllinaen Nb« klingen bei einer Zigarette, einer Tasse Kasscc. Ein Laut sprecher. Die lebten Nachrichten . . . „Weis; der Tensel", lagt mein Kamerad, „ich sas; ja vor vier Stunden schon hier. Na. dn lvcißl ja, bevor man in die Maschine stecht, fällt einem so allerhand ein. Weiht dn, woran ich dachte? An einen Abend vor acht Jahre», an den 15. Ja nuar NUN. In Lippe wur'S. Kennst dn's? Da sah ich auch an einen. Apparat — sclbschebastcU, versteht sich. War arbeitslos. Ich wartete nur aus eius: Wahlergebnisse. Unsere Wahl! Wie werden sie sein? Herrgott, war das ein Warten! Was lag nichr hinter uns - mein Sturm bat damals wochculaua kaum geschlafen. Ver- saminluuncn. Saalschnh. Propagandaarbcil, mal hier, mal dort. Wenn ich da mein Motorrad nicht gehabt halte . . . Und nun wartete ich, hatte einen Alcislist in der Hand und schrieb Zahlen, die mich dann, so schien es, vorwurfsvoll auschanlcn. So ein Optimist! Also warten — dieses entschliche Warten! Dann kamen die ersten Ergebnisse. Ich konnt's nicht sasscn. Lief hinaus, dahiu, wo ich die Kameraden wnhtc. Wir sahen zusammen, wir sprachen nicht viel, uns beseelte nur ciu Gc- sühl: Sieg! Wir wühlen au diesem Tage noch nichts von dem l!v. Januar, wühlen nur. dah dieser Tag einmal kommen i muhte. Sieb mal", mein Kamerad blickte nachdeullich in die blauen Wöllchcn, die zusammen mit denen, Luc von anderen, Tischen ansslicgcn, vcrschwebien, „sieh — so erlebten wir da>j mals den Abend vor dem endgültigen, grohcn Sieg. Wir sahen ihn noch nicht in feste» Umrisse», aber wir spürte», wir wußten,, dah er vor »ns lag — der 3». Januar . . . War cs nicht damals wie Henie? Ich werde diesen Abend niemals vergessen, wie ich auch diese Liuudcu vor dcu Nachlaugrifseu aus England nicht ver gehen werde. Znwcilcn js, mir's, als seien cs dieselbe». Trage ich nicht »och das Braunhemd? Dann mnh ich erst tvicder ans meine Kombination schauen. Erleben wir den Sieg im Lipper Wahlkampf, der nns den gröhtcn brachte, nicht iedc Nacht aufs neue? Damals sahen wir morsche, überlebte Einrichtungen unseres Landes im Wanten - in den unzähligen Bränden aus der englischen Insel blickt uns Henie der Unicrgang ebenso überlebter und vermorschter demolrcuischer Welten an. Ist es nicht dasselbe? - Nur die Mahhäbc sind andere. lind schan doch einmal ringsum! Unsere Siasjcl — vor wcnigen Stunden noch im Flal jener über London, mit dem selben Ehrgeiz - jede Bombe sollte cinen Lebensnerv ircs- scnl —. muh mau sich in diesem Kreis nicht geborgen suhlen? So geborgen wie damals, bei den Kameraden des Sturmes" Wir haben einige Zeil geschwiegen. Wir sahen, wie sich einer nach dein anderen erhob, wie die Besaitungen sich zur Hcimsahrt znsammenfandcn. Und dachten an den Abend des 1.5. Januar IM, der vor dem Sieg einer Idee stehen muhte, durchlcbicu die Jahre bis Henie, da in jedem neuen vcruich- leuden Schlag der Lusuvassc der gröherc Sieg sich ankündigl. SolUen wir noch einmal in Woric sasscn. was uns zulicssl bc> wcglc — dicse Gewißheit nnscrcS Sicgcs, in dcn dieser Kamps ausbrcchcn wird - die gleiche Gewißheit wie vor achl Jahren? Nein, besser Talen als Worte — das isi unsere An. Wir werden stiegen — morgen und jederzeit, wenn dei Einsahbefchl rnji. — Und wir werden siegen — so, wie wir am M. Januar 1M eine alle, iu sich zcrsalleudc Vorsiclluugswcll Mil unserem Sicgc ablöheu Oberstleutnant Harlinghausen mit dem Eichenlaub ausgezeichnet. Der Führer Hal dem Oberstleutnant im Gcncralstab der Lust Waffe Harlinghausen iu Würdigung seines heldenhaften Einsatzes im Kampf für die Zukunft des dentjchen Volkes das Eichenlaub zum Ritterkreuz des Eisernen .Kreuzes verliehen. (Scherl, M.i „Oie Siegerin" Noman von Aannh Seppeler-Beck" Urhebcrrcchtsschuh dnrch Deutscher Nomauvcrlag, Bad Sachsa t>. Fortsetzung (Nachdruck verboten! Renate schluckte und würgte, dann hörte sic sich selber mit einer merkwürdig fremden Stimme lagen: „Das — das ist ja — wirklich — schön: wann — Hal sie dir das denn gesagt —?" „Ich komme gerade von ihr, ich habe sie einfach aus gesucht. Als ich sic gestern abend zum erstenmal sah. ent stand das Werk schon in mir — ich weih nicht, ob du das begreifen kannst, Renate?" j Frau Renate quälte sich ein Lächeln ab: „O ja, Axel!" „Du, das Werk wird, das weis; ich jetzt schon — Herr gott, ich kann's nicht erwarten, es unter den Händen zu haben " Sie gingen zu Tisch, aber weder Axel noch Renato hätten nachher jagen können, was sie gegessen hatten, beide hingen ihren Gedanken nach. Wie ein Stein lag Renate das Herz in der Brust, und die Zukunft lag wie ein dunkles ! Tal vor ihr, das sie durchschreiten musste in qualvoller Ein- s samkeil. Das empfand sie mit einer Deutlichkeit und Ge- ! wißheit, die durch nichts zu erschüttern mar. Eine Woche arbeitete Axel nun bereits wie ein Be sessener, und für Ilonka war cs nicht so einfach, Stunde um Stunde in der von ihm geforderten Pose zu stehen. Aber sie hätte niemals eine Schwäche zugegeben. " Als sie ihren Körper zum erstenmal seinen prüfenden Blicken darbot, halte sie, erstaunt über sich selbst, ein leises Zittern unterdrücken müssen. Dann leuchteten seine Augen - auf: Dieser prangende, prachtvolle Frauenkörpcr in seiner : wundervollen Reife, dieses ausdrucksvolle, bewegliche Gesicht, j diese sieghafte Haltung, ja — das mußte ein Meisterwerk werden. Wenn cs diesmal nicht gelang, mar er ein elender ! Stümper. ; Innerhalb meniger Tage war aus dem lachenden Spät sommer ein trübsinniger, naßkalter Herbst geworden. Die leuchtenden Farben in den Gärten erloschen. Renate zog einen Regenmantel mit Kapuze über und ging durch den - Garten, einige vom Sturm geknickte Nosenstöcke aufrichwnd ! Wüst und traurig sah alles aus, als hätte ein böser Geist hier gehaust. Sie schalt sich selbst, aber sie verglich den l Garten, in dem es fo wundervoll geblüht hatte, mil dem Zustand ihres Herzens. Sie schlug plötzlich die Hände vors Gesicht: Dicse grauenhafte Angst vor etwas, was da auf der Lauer lag. gegen das sie machtlos war. Und doch war nichts geschehen, was diese Angst gerecht fertigt Hütte. Noch nicht! Das Werk in Axels Atelier ging seiner Vollendung entgegen. Renate hatte es gestern zum erstenmal gesehen und war erschüttert. Mem Gott, diese Frau muß ja siegen, das Werk und die Frau, Halle sie gedacht und bang ihres Gatten Hand gehalten. Der Tag kam, an dem die Plastik vollendet war. Stumm und wie ausgeschöpft standen Ilonka und Axel im Atelier vor dem Werk. Dann machten beide gleichzeitig eine Bewegung zueinander hin, sahen sich an. und die Flamme, die während der Entstehung des Werkes unterdrückt und mit Gemalt nicdcrgchalten wurde, brach lodernd hervor, nicht fragend, ob sie vernichte oder erlöse. Mit einer hingcbenden und zugleich besitzergreifenden Gebärde schloß Ilonka ihre Arme um dcn Hals des Mannes, der überwältigt in die Knie brach. Tief neigte die Frau den dunklen Kopf herab, schmiegte ihre Wange an die seine und flüsterte: „Das mußte kommen, ich habe es vom ersten Augenblick an gespürt, als ich dich sah — nun gehörst du mir, Axel, ich lasse dich nicht mehr los. solange du lebst —" Ein Schauer durchlief ihn bei ihren Worten, und Axel wußte in diesem Augenblick, daß diese Frau recht hatte, daß in ihrer Hand sein Schicksal lag, mochte cs ihn glücklich oder unglücklich machen, daß sie stärker war als er. Mit einem unterdrückten Stöhnen preßte er den Kopf in ihren Schoß — „Ilonka — Ilonka " „Komm —", kam ihre schwingende Stimme zu ihm, „komm — wir gehen!" Taumelnd erhob sich Axel. Was war das für eine Frau? Sie konnte doch jetzt nicht kortgehen, jetzt?! Ja, sie ging. Sie zog ihren Mantel an, setzte den Hut auf, als sei nichts geschehen, nur, als er in ihre schmalen Augen sah. erkannte er die gleiche Flamme. Er ergriff Ilonka bei dcn Schultern, preßte sie, daß es schmerzte. Sie ließ es geschehen, während ein seltsames Lächeln in ihren Augen aufglomm. Dann machte sie sich ganz behutsam frei, und war mit einigen raschen Schritten draußen, ehe Axel cs recht begriff. Aufaimcnd stand Ilonka auf der Straße einen Augen- blick still, winkte einer Taxe und ließ sich nach Hause fahren. Neben ihrer Wohnung war ein qroßcs Blumengeschäft Sie ging hinein, um mit einem Arm voll Blumen wieder her- auszulommen. Mit beschwingten Schotten stieg sie die Treppe zu ihrer Wohnung hinaus. Ein nettes Mädchen nahm ihr in der Diele Garderobe und Blumen ab. „Halt, Gusti, die Blumen geben Sie mal schnell wieder her. die versorg' ich selbst!" Lächelnd sah sic dem Mädchen ins Gesicht. „Wünschen Sie sich etwas, Gusti, heute haben Sie einen Wunsch frei —" „Gnädige Frau sind immer so lieb und gut zu mir. daß ich wirklich keinen Wunsch habe — nur den, immer bei Ihnen bleiben zu dürfen —" „Ja, Gusti, abgemacht, bis „Er" sie mir eines Tages wegholt, nicht wahr?" > ' Gusti lachte: „Na. damit hat's noch Zeitl" Ilonka drückte dem Mädchen ein Geldstiick in die Hand: „Gehen Sie aus heute abend, ins Kino, oder wohin Sie mallen Gickti —!" „Oh. ich danke, gna Frau — gern!" Leise vpr sich hinsummend schritt Ilonka durch ihre Wohnung, verteilte die Blumen in die Basen, sah nach, ob in der Hausbar noch Getränke waren, dann ging sie ins Schlafzimmer und legte sich eine Stunde hin. Gusti hatte ihr das bestellte Bad fertig gemacht, dann zog sie einen > Hausanzug aus Iapanseide an, der sie ganz ausgezeichnet kleidete. > Inzwischen deckte Gusti im Eßzimmer den Tisch, und s Ilonka verzehrte mit gutem Appetit ihr Abendbrot. Axel hatte noch minutenlang die Tür nngestarrt, die sich , hinter Ilonka geschlossen halte. Dann zog er sich hastig an. verschloß das Atelier und lief die Treppen hinunter. Sie > mußte doch noch unten zu sehen sein, so daß er ein Stück mit ihr gehen konnte. So davonzulaufen. Er verstand sic ' nicht. Erregt sah er sich auf der Straße um. Von Ilonka war , nichts mehr zu sehen. Langsam machte er sich auf den Heim weg. Es fing schon an zu dämmern, und es war kalt und j ungemütlich. Fröstelnd schlug er den Mantelkragen hoch, während er den Schritt beschleunigte. , „Ach. du bist schon da. das ist aber schön —" empfing - Renate ihren Mann. „Da können wir gleich zu Abend essen i — ich möchte so gerne mal ins Kino, Axel! Hättest du auch 1 Lust " ! Geoancenlos sagte Axel „ja". ' ' - < „Übrigens ist die .Siegerin' fertig." Ein Schatten huschte über Renates Gesicht bei der Er wähnung des Werkes, der dann einer auchlühenden Freude ! wich. Gott sei Dank, dachte sie. dann kommt diese Ilonka nicht mehr so oft mit ihm zusammen. „Ja? Das ist schön, Axel! Bist du zufrieden?" Er nickte, immer noch abwesend. Verwundert sah Renate ihn , an. Was ist «er denn so merkwürdig?! Sie bemühte sich j während des Essens, ihn in eine Unterhaltung zu ziehen, ! aber es gelang ihr nicht. Einsilbig kamen seine Antworten, , so daß sie es schließlich aufgab. Als er jedoch abwesend in - den Speisen stocherte und das Essen fast unberührt ließ, fragte sie ihn: „Was hast du eigentlich, Axel — du bist so merkwürdig - heute abend? Hast du Ärger gehabt?" „Nein — Herrgott, muß man denn immer reden, man ist ja nicht mehr Herr über seine Gedanken, wenn man ver heiratet ist —!" § Sprachlos sah Renate ihn an, schüttelte den Kopf. Sie ' wußte ja wohl, daß er nach Fertigstellung eines Werkes oft abgespannt und nervös war, aber so, nein so war er noch nie. Sie klingelte, ließ den Tisch abdecken und stand still auf. ! Da sah Axel auf, ging rasch zu ihr, ergriff ihre Hand und küßte üe. „Verzeih — Reni, ich bin manchmal ekelhaft, was?" Versöhnt lachte Renale. „Naja — gehen wir nun ins Kino?" - „Ja — zieh dich an!" (Fortsetzung folgt.)