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Gartenbauwirtschaft
- Untertitel
- deutscher Erwerbsgarten ; Berliner Gärtner-Börse ; amtl. Zeitung für d. Gartenbau im Reichsnährstand u. Mitteilungsblatt d. Hauptvereinigung d. deutschen Gartenbauwirtschaft
- Verleger
- [Verlag nicht ermittelbar]
- Erscheinungsort
- Berlin
- Bandzählung
- 42.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927
- Umfang
- Online-Ressource
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin, Deutsche Gartenbaubibliothek, Archiv
- Digitalisat
- Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin, Deutsche Gartenbaubibliothek, Archiv
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490717721-192700005
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490717721-19270000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490717721-19270000
- Sammlungen
- LDP: Deutsche Gartenbaubibliothek
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Gartenbauwirtschaft
-
Band
Band 42.1927
1
- Ausgabe Nr. 1, 4. Januar 1927 1
- Ausgabe Nr. 2, 7. Januar 1927 1
- Ausgabe Nr. 3, 11. Januar 1927 1
- Ausgabe Nr. 4, 14. Januar 1927 1
- Ausgabe Nr. 5, 18. Januar 1927 1
- Ausgabe Nr. 6. 21. Januar 1927 1
- Ausgabe Nr. 7, 25. Januar 1927 1
- Ausgabe Nr. 8, 28. Januar 1927 1
- Ausgabe Nr. 9, 1. Februar 1927 1
- Ausgabe Nr. 10, 4. Februar 1927 1
- Ausgabe Nr. 11, 8. Februar 1927 1
- Ausgabe Nr. 12, 11. Februar 1927 1
- Ausgabe Nr. 13, 15. Februar 1927 1
- Ausgabe Nr. 14, 18. Februar 1927 1
- Ausgabe Nr. 15, 22. Februar 1927 1
- Ausgabe Nr. 16, 25. Februar 1927 -
- Ausgabe Nr. 17, 1. März 1927 1
- Ausgabe Nr. 18, 4. März 1927 1
- Ausgabe Nr. 19, 8. März 1927 -
- Ausgabe Nr. 20, 11. März 1927 1
- Ausgabe Nr. 21, 15. März 1927 -
- Ausgabe Nr. 22, 18. März 1927 1
- Ausgabe Nr. 23, 22. März 1927 -
- Ausgabe Nr. 24, 25. März 1927 1
- Ausgabe Nr. 25, 29. März 1927 -
- Ausgabe Nr. 26, 1. April 1927 1
- Ausgabe Nr. 27, 5. April 1927 -
- Ausgabe Nr. 28, 8. April 1927 -
- Ausgabe Nr. 29, 12. April 1927 -
- Ausgabe Nr. 30, 15. April 1927 -
- Ausgabe Nr. 31, 19. April 1927 -
- Ausgabe Nr. 32, 22. April 1927 -
- Ausgabe Nr. 33, 26. April 1927 -
- Ausgabe Nr. 34, 29. April 1927 -
- Ausgabe Nr. 35, 3. Mai 1927 -
- Ausgabe Nr. 36, 6. Mai 1927 1
- Ausgabe Nr. 37, 10. Mai 1927 1
- Ausgabe Nr. 38. 13. Mai 1927 1
- Ausgabe Nr. 39, 17. Mai 1927 -
- Ausgabe Nr. 40, 20. Mai 1927 1
- Ausgabe Nr. 41, 24. Mai 1927 -
- Ausgabe Nr. 42, 27. Mai 1927 1
- Ausgabe Nr. 43, 31. Mai 1927 -
- Ausgabe Nr. 44, 3. Juni 1927 -
- Ausgabe Nr. 45, 7. Juni 1927 -
- Ausgabe Nr. 46, 10. Juni 1927 -
- Ausgabe Nr. 47, 14. Juni 1927 -
- Ausgabe Nr. 48, 17. Juni 1927 -
- Ausgabe Nr. 49, 21. Juni 1927 -
- Ausgabe Nr. 50, 24. Juni 1927 -
- Ausgabe Nr. 51, 28. Juni 1927 -
- Ausgabe Nr. 52, 1. Juli 1927 -
- Ausgabe Nr. 53, 5. Juli 1927 -
- Ausgabe Nr. 54, 8. Juli 1927 -
- Ausgabe Nr. 55, 12. Juli 1927 -
- Ausgabe Nr. 56, 15. Juli 1927 -
- Ausgabe Nr. 57, 19. Juli 1927 -
- Ausgabe Nr. 58, 22. Juli 1927 -
- Ausgabe Nr. 59, 26. Juli 1927 -
- Ausgabe Nr. 60, 29. Juli 1927 -
- Ausgabe Nr. 61, 2. August 1927 -
- Ausgabe Nr. 62, 5. August 1927 -
- Ausgabe Nr. 63, 9. August 1927 -
- Ausgabe Nr. 64, 12. August 1927 -
- Ausgabe Nr. 65, 16. August 1927 -
- Ausgabe Nr. 66, 19. August 1927 1
- Ausgabe Nr. 67, 23. August 1927 1
- Ausgabe Nr. 68, 26. August 1927 1
- Ausgabe Nr. 69, 30. August 1927 1
- Ausgabe Nr. 70, 2. September 1927 1
- Ausgabe Nr. 71, 6. September 1927 1
- Ausgabe Nr. 72, 9. September 1927 1
- Ausgabe Nr. 73, 13. September 1927 1
- Ausgabe Nr. 74, 16. September 1927 1
- Ausgabe Nr. 75, 20. September 1927 1
- Ausgabe Nr. 76, 23. September 1927 1
- Ausgabe Nr. 77, 27. September 1927 1
- Ausgabe Nr. 78, 30. September 1927 1
- Ausgabe Nr. 79, 4. Oktober 1927 1
- Ausgabe Nr. 80, 7. Oktober 1927 1
- Ausgabe Nr. 81, 11. Oktober 1927 1
- Ausgabe Nr. 82, 14. Oktober 1927 1
- Ausgabe Nr. 83, 18. Oktober 1927 1
- Ausgabe Nr. 84, 21. Oktober 1927 1
- Ausgabe Nr. 85, 25. Oktober 1927 1
- Ausgabe Nr. 86, 28. Oktober 1927 1
- Ausgabe Nr. 87, 1. November 1927 1
- Ausgabe Nr. 88, 4. November 1927 1
- Ausgabe Nr. 89, 8. November 1927 1
- Ausgabe Nr. 90, 11. November 1927 1
- Ausgabe Nr. 91, 15. November 1927 1
- Ausgabe Nr. 92, 18. November 1927 1
- Ausgabe Nr. 93, 22. November 1927 1
- Ausgabe Nr. 94, 25. November 1927 1
- Ausgabe Nr. 95, 29. November 1927 1
- Ausgabe Nr. 96, 2. Dezember 1927 1
- Ausgabe Nr. 97, 6. Dezember 1927 1
- Ausgabe Nr. 98, 9. Dezember 1927 1
- Ausgabe Nr. 99, 13. Dezember 1927 1
- Ausgabe Nr. 100, 16. Dezember 1927 1
- Ausgabe Nr. 101, 20. Dezember 1927 1
- Ausgabe Nr. 102, 23. Dezember 1927 1
- Ausgabe Nr. 103/4, 30. Dezember 1927 1
-
Band
Band 42.1927
1
- Titel
- Gartenbauwirtschaft
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Oke G a r t e n d a u w i r t l ch a ft Nr. S7. 6. 12. 1927 Mitschleppen der Faulenzer und dergleichen kollegialem Unfug nichts wissen wolle. Er wiro aber fähig sein zu> verstehen, daß die Gemeinschaft im Grunde nichts anderes will, als er felber, nur daß sie ihn mit weniger Mühen belasten würde, als er in der Bcrein- famung zu tragen hat, und daß sie seinen Erfolg zu erhöhen willens und in der Lage ist. Er ist ein verständiger Mann und wird ür seinen Vorteil Verständnis haben und sich hm nicht verschließen. Bleibt das bitter- chalige Nüßleiu der Widerwärtigen, denen nnerhalb ihrer vier Pfähle mit Gründen überharrpt nicht beizukommen ist, für di« es auch kein Rezept der Behandlung gibt. Aber da sie meist Dispnliermichel ersten Ranges find, aufbcgehrerisch und geborene Wider- Iprecher, lassen sic sich vielleicht dazu reizen, uns ihre vernichtenden Darlegungen in unsrer Versammlung an den Kops zu schleudern. „Wer schimpft, der kaust", heißt's im Laden; sagen wir, wer schimpft, der müsse sich, ob er will oder nicht, für das, worüber er schimpst, interessieren. Also lassen wir ihn schimpfen, tüchtig und gründlich. Versöhnungsreiche Ehen sind wärmer und liebecrsüllter als friedliche. Wenn der Schimpfer sich tüchtig in unsere Arbeit hineingebalgt hat, sängt er an zu sagen, was wir besser machen müssen, und wenn er überhaupt etwas taugt, wird aus dem Saulus ein Paulus, aus dem Ketzer ein Bekenner und Mitarbeiter, ob ans Zorn über uns oder aus Mitleid mit uns, ist gleichgültig. Tadel ist oft wertvoller für eine Entwicklung als Lob, darum soll man die als wider wärtig Bekannten heranholen vor allen an deren. Und die als lässig und aus Lässigkeit als unzuverlässig bekannten Kollegen? Laßt sie laufen! Ais Lässige schaden sie nicht, und wenn sie sich zum Trotzen aufschwingen und fleißig werden sollten, kommen sie von selber. Man muß eben zum Werbegeschäft guten Humor haben, kein Pedant und kein Rechthabenwollcr sein und fröhlich etwas tiefer zu blicken versteh«n, als nur auf der Leute Westenknöpfe. Es sieht dort drunter oft ganz anders aus, als die Sage geht. In meiner Heimat wurde einmal der gottloseste Mann der Gemeinde zum Kirchenältesten gewählt. Da weinte er Tränen der Rührung und wurde ein leuchtendes Beispiel tatkräftiger Frömmig keit. Ohne den Humor, der ihn in der Wahl durchgedrückt hatte, hätte er niemals etwas von den guten Kräften gezeigt, in denen er sich nach der Harid so glänzend bewährte. Wenn Gott schon einen fröhlichen Geber lieb hat, so mnß ein fröhlicher Werber bei ihm erst recht in Gnad' und Erfolgen stehen. (Forts, folgt.) GdIirürktsrl Denkt sn die ^.dsst^erdunA äuiek ds8 ObLtptskat .W w!" Berlins Begebungen znr Förderung des Garlenbaues und der Landwirlscha'l. (Aus einer Rede des Oberbürgermeisters Dr. Boeß.) Keine öffentlichen Betriebe — sondern Hilfe für die freie Wirtschaft! Bekämpfung der Einfuhr und Belebung der Ausfuhr gartenbaulicher Erzeugnisse durch gesteigerte Produktion. In Nr. 95 der „Gartenbauwirtschaft" be richteten wir über die Bochumer Red« Dr. Schachts und erwähnten u. a., daß Dr. Schacht besonders die öffentliche Finanzwirtschast außer gewöhnlich scharf kritisierte. Seine Kritik hat die angegriffenen Stellen zu ebenso scharfer Erwiderung veranlaßt. Die Tagespreise hat darüber ausgiebig berichtet, es sei an dieser Stelle nicht weiter daraus eingegangen. Um aber dem durch die Ausführungen Dr. Schachts leicht entstehenden Eindruck vorzubeugen, daß der öffentlichen Wirtschaft allgemein vorzu- werfcn sei, sie treibe verantwortungslose Finanzpolitik und schädige die Privatwirtschaft, geben wir nachfolgend einen Ausschnitt aus einer am 31. Oktober 1927, also vor der Schachtschen Kritik, gehaltenen Rede des Berliner Oberbürgermeisters Dr. Boeß wieder: „Es ist vielleicht nicht allen bekannt, daß mit Flugzeugen zu bestimmten Jahreszeiten von Holland Schnittblumen nach Berlin gebracht werden, daß also die erheblichen Lasten, die. auf diesem Verkehr ruhen, von dem Schnittblumenverlauf getragen werden können, und daß das Geld, was hier in Betracht kommt, aus den Taschen der Berliner oder der Deutschen nach Holland gebracht wird. Ich weiß nicht, ob Ihnen be kannt ist — ich greife damit späterem vor —, daß wir früher einmal aus Berlin eine stark« Ausfuhr von Schnittblumen nach Rußland hatten und daß dieser ganze Schnittblumen verkehr nach Rußland heute vollkommen erledigt ist, daß wir aber in unserem Bereich« heute drauf und dran sind, die Gärtnerei so zu entwickeln, daß sie nicht nur den eigenen Bedarf vollkommen decken, sondern daß sie auch wieder auf den alten Grundlagen aus- sühren kann. Daß dazu nicht nur das gehört, Ivas wir bisher getan haben, sondern mehr, das weiß ich wohl. Aber eine große Sache muß einmal angegriffen werden, wenn sie zu einem Ziele kommen soll und wir haben es nötig in Deutschland, wir haben es nötig in Berlin, unsere Wirtschaft zu fördern, wo sich immer Gelegenheit dazu bietet. Um diesen Einzelfall zu Ende zu be handeln, wir haben — vielleicht ist Ihnen das auch nicht bekannt — den Gärtnern in Berlin Kredite der Stadt zur Verfügung gestellt mit niedrigen Zinssätzen, mit niedrigen Amortisationssätzen, um sie zu veranlassen — und nur zu dem Zweck —, Warmhäuser in Berlin zu bauen und in diesen Warmhäusern diejenigen Gärtnereierzeugnisse zu züchten und hervorzubringen, die aus Holland eingeführt werden, wie Gurken, Tomaten, Schnittblumen, Blumenkohl und Rotkohl. Die praktische Arbeit hat gezeigt, daß Berlin durchaus imstande ist, seinen Bedarf vollkommen selbst zu decken. Wir sehen nicht ein, weshalb wir nicht in Berlin selbst erzeugen sollen, was die Hol länder uns bisher zugeführt haben. In Eng land, in London ist man viel gescheiter ge wesen, da hat man schon längst vor dem Kriege ungeheure Flächen der Umgebung mit Glas- lhiusern bedeckt. Man hat dort die holländi sche Einfuhr aus diesem Weg« vollkommen aus- geschaltet und hat obendrein dort große Mengen von überslüjjigem Gaskoks verwendet. Wir sind in verhältnismäßig viel besserer Lage. Wir.haben jetzt im Süden eine große Kläran- stalt unserer Kanalisation nach einem ganz modernen System zu dem Zweck, nicht nur vom lanaltcchnischen Gesichtspunkte aus die Ab wässer der Stadt Berlin möglichst günstig zu verwenden, sondern auch um aus den Sink- stoffen ein außerordentlich heilkräftiges (yas zu gewinnen und dieses Gas nachher nützlich zu verwerten. Als wir das Gut Groß-Ziethen im Süden in unmittelbarer Nähe dieser neuen Kläranstalt lausten, haben wir niemand verkündet, daß wir dabei einen besonderen Grund hatten. Wir wollten es nämlich haben, um auf dem Grund und Boden auch die Gärtnerei anzusiedeln, die diesen wirtschaftlichen Zweck, von dem ich eben sprach, erfüllen soll. Wenn Sie sich heute dieses Gut Groß-Ziethen ansehcn, können Sie schon den ersten Schritt beobachten. Da ist ein riesiges Glashans errichtet worden von einem Privatmann, der von der Stadt den Grund und Boden gepachtet hat und dort wundervolle Rosen zieht. Wir können dadurch nicht nur Geld verdienen, sondern — was mindestens ebenso wichtig ist — wir können eine erhebliche Anzahl von Arbeitskräften be schäftigen. Darin ruht auch ein großes Wirt schaftsproblem. Wir können nicht auf die Dauer, vielleicht Jahrzehnte hindurch, di« große Zahl von Arbeitslosen in unserer Wirtschaft mitschleppen. Wir müssen dasür sorgen, daß zusätzliche Arbeitsgelegenheit geboten wird und daß die Menschen Arbeit sinken, die ihnen die Möglichkeit verjchasst, zu leben. Wer müssen dahin gelangen, daß wir ähn lich, wie ich eS vorhin an einem einzelnen Beispiel zu zeigen versucht habe, die Einfuhr in erheblichem Umfange abbauen, und wir müssen dabei die einzelnen Gebiete besonders bearbeiten. Aehnlich, wie die Gärtnerei, von der ich vorhin sprach, kann man ein anderes Verwaltungsgebiet, die Landwirtschaft, be handeln. Wir haben uns aus den Stand- punkt gestellt, daß es unser eigenster Vorteil ist, wenn wir der Landwirtschaft Geld geben, damit sie in unserer unmittelbaren Umgebung eine möglichst intensive Wirtschaft betreibt. Es ist unser Interesse, ebensogut wie das der Landwirtschaft, daß die Moore und Sümpse sowie die Sandgegenden in unserer Umgebung melioriert werden, daß man dort Wiesen und Felder schasst, damit man erzeugt, was wir verzehren und auch bezahlen können. Wir haben der Landwirtschaft für solche Zwecke Millionen an Krediten zur Verfügung gestellt und es sind schon erhebliche Flächen melioriert worden. Ich Hosse, daß wir auf diesem Wege im Rahmen unserer wirtschaftlichen Kräfte fort- sahren können. Das sind Ausgaben, die nicht nur für Berlin da find, sie sind auch in anderen Gemeinden des Reiches reichlich vorhanden und wir können da noch sehr viel machen, wenn wir bloß Hand anlegen. Die Mittel, die bisher von Reich und Staat hierfür zur Ver fügung gestellt worden sind, sind viel zu gering. Unser Ministerpräsident Braun hat sich be kanntlich gleichfalls der Meliorationsfrage in großem Umfange und sehr intensiv ange nommen und vieles dadurch in Preußen vor wärts gebracht. Daß unser Berliner Handel und die Industrie mit solchen Aufgaben im aller innigsten Zusammenhänge stehen, müssen wir uns klarmachen." Es ist besonders erfreulich, daß die Verwaltung der Reichshauptstadt, im Gegensatz zu anderen Gemeinden, öffentliche Gelder nicht dazu benutzt, Kommunalbetriebe zu errichten, sondern sie der Privatwirtschaft zu produktivem Zweck zur Verfügung stellt. If « !I YMü ÜMWMWM« I! II! !!M!I!I!III!!!!!!!!I!!M!II!!I!WWI! siekenn Lie siek ciurek niektige mit Das ungekeue Liebes-aar. Roman von Paul Oskar Höcker. Copnright 1927 by August Scherl G.m. b.H., Berlin. (27. Fortsetzung.) „Aber Fe ist doch in Berlin —" Sie brach gleich wieder ab, erschrocken über sich selbst. Er hatte sich völlig in der Gewalt. In seinem Gesicht bewegte sich nichts. „Ja, sie ist in Berlin. Es wird wohl ein großes Völkerfest heute abend am Kurfürftendamm geben. Mau wird ins neue Jahr hinein tanzen." „Und du rollst da im Zuge so weit weg, Onkel Christian . . . Wenn du zurückkommst, ist Fe dann schon auf der Fahrt nach Aegypten?" „Nein, sie will ja zuerst ihre Mutter in Dresden besuchen." Er stand da und sann, sah in die Ferne, über die entlaubten Kastanien hinweg in den unendlichen grauen Winterhimmel. Sie empfand, daß er ebenso verlassen war wie sie. Ihr ganzes Kinderherz drängte zu ihm. Sein schmaler, brauner Kopf war hoch gehoben, trotzig. Seine blauen Augen blickten stählern. Nein, sie wagte es doch nicht, ihm lästig zu fallen. Aber irgend etwas Gutes wollte sie ihm sagen, wenn auch ganz schüchtern, damit er ihre Anteilnahme fühlte. „Soll ich —" begann sie zögernd und un sicher, „soll ich ihr einen Strauß bringen, wenn sie absährt, Onkel Christian?" Es war, als wenn er mit seinen Ge danken aus weiter Ferne zurückkehrte. „Einen Strauß?" Er lächelte und strich ihr flüchtig übers Haar, das, nur mit Wasser gepflegt, etwas grobsträhnig war und hellblonde Stacheln ausschoß. „Ach, kleine Ute, siehst du, es muß ja nun monatelang ohne die)e kleinen Aufmerksamkeiten aus Paretz gehen. Die er weisen andere viel slinker und pünktlicher." Er trat zu seinem Handgepäck. „Ich weiß auch nicht einmal den Zug. Sie wird bis Ostern ja hundertmal abfahren, in Europa und in Afrika, immer werden ihre Sträuße zum Zuge gebracht werden — und ich werde kein einziges Mal aus dem Bahnsteig stehen können und mit dem Taschentuch winken." „Aber diesmal — wenn du mir's nicht ver bietest — da bring' ich ihr doch noch mal Blumen von dir, Onkel Christian, — weil sie doch jetzt noch nicht in Afrika ist." Er mußte über ihren Eiser lächeln, gab ihr einen kameradschaftlichen Klaps auf die Schulter und sagte: „Ja, tu das, Tante Ute. Natürlich. Weil sie doch jetzt noch nicht in Afrika ist. Und grüß' sie recht schön von mir. — Du bist ein liebes Kerlchen, Tante Ute." So ging er. Am Tor sah er sich noch ein mal nach ihr um und winkte ihr zu. Er ahnte nicht, was in dem kleinen Herzen vor sich ging. Auf dem Anhalter Bahnhof in Berlin mußte Fe wieder einmal Cercle abhalten. Ein zufällig anwesender Filmoperateur kurbelte die Gruppe für die Wochenschau, nachdem er ge hört hatte, daß die elegante junge Dame, der all die kostbaren Blumenspenden in ihr Abteil erster Klasse gereicht wurden, die berühmte Golfmeistcrin sei. Frau Theres hatte sich eingefunden, sogar Benno hatte sich sreigemacht. Die junge Frau Vivian erschien in einem Breitschwanzpelz, dessen sich Frau Theres noch wochenlang mit Neid entsann. Wohl ein Dutzend junge Herren und Damen füllten den Platz vor dem Wagen mit einer Wolke von Blumenduft und leichtem Geplauder. Als Ute ihr« wundervollen Orchideen über reichte und Christels Namen nannte, ward Fe ein Paar Sekunden schweigsam. Sie beugte das Gesicht in die fremdartigen Gewächse. „Also doch noch!" hörte Ute sie sagen. Sie gab Ute die Hand, drückte sie fest, sprach aber weiter kein Wort. In diesem Augenblick ging ein lustiges Rusen los. Man zeigte, winkte. Doktor Vincent Rusius tauchte an der Sperre auf, mit einem Riesenstrauß von golden leuchtenden Ophelia- Rosen bewaffnet. „Er schlägt uns natürlich alle wieder!" rief einer der jungen Herren. Der Strauß war so groß, daß er kaum durchs Wagenfenster ging. Alles lachte. Der Zug setzte sich iw Bewegung. Der Operateur kurbelte. * Günther HadraS Besitztum am Weißen Hirsch bei Dresden war im letzten Jahr durch greifenden Veränderungen, Um- und Aus bauten unterzogen worden. Es hatte eine neue Herrin bekommen, die sehr zielbewußt war. Was hatte man sich doch an der Elbe den Mund darüber zerschlagen, daß der noch kaum Fünfunddreißigjährige, nach einigen Jahren der Witwerschast, seine neue Wahl nicht unter den jungen Töchtern des Landes getrossen, sondern sich mit einer Frau verheiratet hatte, die bereits eine erwachsene Tochter besaß. Es wurde geulkt, es wurde gewitzelt. Die Witwe des Botschafterrates von Borowski entwickelte aber gerade die Eigenschaften, die Hadras erster Frau gefehlt hatten: sie besaß Geschmack und Weltgewandthcit, sie war viel gereist, hatte in den ersten Kreisen der internationalen Gesell- schast verkehrt, war äußerst sportliebend und — nicht zuletzt — sie verstand die Kunst, mit Grazie Geld auszugeben. Hadra war keine Schönheit, war kein großes Kirchenlicht, er verdankte die Erhal tung und Mehrung des ihm in den Schoß ge fallenen Riesenvermögens auch durchaus nicht etwa größerem Spekulationsgeist, sondern ledig lich einem gewissen Schieberinstinkt: er hatte die Mehrzahl seiner Kapitalien sicher im Aus land anzulegen gewußt, zu einer Zeit, als eS noch für Patriotenpflicht galt, sie im In- land zerrinnen zu sehen. In manchen Kreisen hatte man damals über den allzu pfiffigen und eilfertigen Landsmann die Achsel gezuckt. Heute war seine Schuld längst vergessen — und man gab ihm sogar recht. Jedenfalls hatte er sein Geld gerettet und zeigte sich dem Schicksal dankbar dafür, denn er rechnete unter die wenigen Finanzgrößcn, auf die bei den großen Wohltäligkeitssammlungen zu zähl, n war. Auch dies durfte dem Einfluß seiner zweiten Frau zugeschrieben werden, denn ihre Vorgän gerin hatte sich stets ängstlich bemüht, den Verdacht des Reichtums abzuwehren. Ihr einziges Talent war die Sparsamkeit gewesen. Aber nun wurde aus dem Vollen gewirt schaftet. Während sich die Neuvermählten ans Reisen befänden, hatten die Architekten und Lieferanten alle Hände voll zu tun, um die mit Frau Stefanie durchberatenen Pläne auszu- sühren. Eine große Terrasse mit schöner Elb- aussicht wurde gebaut, die altmodischen Türmchen und Figuren und Stuckscheutzlich- kciten verschwanden von der Fassade der Villa, im Innern wurden Rabitzwände eingerissen und aus Reihen von murklichen Butzenscheiben käfterchen ein paar schöne, große Wohnräume und Repräsentationssäle geschaffen, das ganze obere Stockwerk erhielt größere Fenster und damit Licht und Luft für die Schlaf- und Gästezimmer, ein Wintergarten wurde ange legt, ein Billardzimmer, und das riesige Mar- morbad, von dem ein paar Zeitschriften Bilder veröffentlichten, galt als Inbegriff verwegen sten Aufwandes für alle, die die ewig kümmer liche und staubgraue Frau Hadra l gekannt hatten. Auch in den Villen, die Hadra im Aus land besaß und die teils altmodisch, teils verwahrlost waren, wurde das Unterste zu oberst gekehrt. Da auch Künstler beschäftigt und seltene Sammelstücke angeschafft wurden, kam Hadra sogar in den unberechtigten Rus, ein Mäzen zu sein. Er wäre glücklich gewesen, hätte ihn nicht das Wohlleben, dem er sich nun, nach den sieben mageren Jahren seiner ersten Ehe, hingeben durste, gar zu rasch in die Breite gezogen. Er mußte turnen. Frau Stefanie, über ein Jahrzehnt älter als er., ging ihm mit bestem Beispiel voran. Sie trieb jeden Sport, ließ sich massieren, wirkte ver teufelt jung, machte „die Kerze" wie eine achtzehnjährige Wigmanschülerin und tanzte die mondänen Tänze ebenso flott und atemsicher wie ihre Tochter. Zu einem harmonischen Verkehr mit seiner Stieftochter, der jungbcrühmten Golfmeistcrin, hatte es Günther Hadra bisher leider nicht bringen können, obwohl er sich die beste Mühe gab, schon Stefaniens wegen, die doch fehr an Fe hing. Er kam sich Fe gegenüber etwas lächerlich vor. In ihrer Gegenwart bemühte er sich, den Kavalier zu spielen. Aber das lag ihm nun einmal nicht. Er fürchtete auch immer ihren lächelnd überlegenen B ick. In seinen vom besten Schneider gebauten Anzügen fühlte er sich sosort nur wie geliehen, wenn sie bloß so einmal über seine gedrungene und da und dort ausladende Gestalt hinsah. Er zog dann immer wieder die Weste zurecht und suchte sich Haltung zu geben. Es half nur wenig. Und sein Pech bei jeder sportlichen Betätigung, die er in ihrer Gesellschaft aiisübte, war nieder ziehend. Am allermeisten aber ärgerte er sich über sein Sächsisch, denn das erzwungene Hoch deutsch, in dem er zu Fe sprach, erschien ihm selber komisch gespreizt. Dabei war er doch wieder so stolz darauf, daß dieses wundervolle Geschöpf die Tochter seiner Frau war. Es war Edelrasse, ohne Frage. Als Fe in Dresden ankam, war erst ein Teil des Hauses fertiggestellt. Günther Hadra führte seine Stieftochter überall herum und erklärte: dies sollte so und jenes noch anders werden. Fe wußte das alles schon, denn sie kannte ja die Pläne, die ihre Mutter mit den Architekten zusammen ausgearbeitet hatte. Auch das große Marmorbad mit den breiten Stufen und dem Blick über die Elbe, Hadras Stolz, bot ihr nichts Neues. „Ich fah di« Bilder schon im Journal, Onkdl Hadra." Hadra wußte sich mit Fe kaum für die Dauer von fünf Minuten zu unterhalwn. Sie lebten in zu verschiedenen Welten. „Es ist nu eben noch ein bissel ungemütlich bei uns", suchte er zu entschuldigen, in seinem immer etwas singenden Tone, und lächelte verlegen, wobei er sich vergeblich bemühte, ein neues Thema anzuschneiden. Er tonnte nur über Gegenstände und Preise, höchstens über Per sonen sprechen. Die Kunst der Konversarwn, wie sie Stesanie und Fe beherrschren, wenn sie sich mit Menschen ihrer Kreise tra'en, beherrschte er nicht. (Forts, folgt^) IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII IIIIIIIII» HIIIIIIH1U, Die bereits erschienenen Fortwtzungcn werden von der Gärtnerischen BerlagSgesellschast m. V. H. Legen Portoerjatz (1ö Pf.) uachgcüefcrl.
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