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Dom Sinn des Schenkens Äon E a r v l a-S ch l c i. Jede Freundschaft, jede Zmicigmig, die wir für einen anderen Menschen empfinden, sucht Gestalt zu werden, sucht nach NnSdrnck und Wirksamkeit. Tief in uns cinqebeUet lieg! das Bestreben der Liebe, Licht ansznbrcitcn, das heisst: in andere Herzen cinznziehcn. Licht ist der große Sterncnranin der Freude in des Menschen Brust, und so zecht Liebe immer lvicder den Drang, im anderen Freude zu wecken. Jegliches Fest ist dazu angetan; der zaubcrkräftche Anlas; eines festlichen Bedenkens, gemeinschaftlicher Feier nötigt uns, das oft tief hcrabgebramue Licht unseres Herzens nen zn entfachen und weithin sichtbar werden zn lassen. Hier wird das Geschenk zum unmittelbaren Zeugnis der Liebe erhoben. Schenken — dies sei als grnndsählichc rind führende Fest stellung vorwcggenvmmcn — ist in seiner tiefsten Bedenlnng ein Opfer aus eigenem Besitz, ein Opfer nnser selbst. Es weht etwas Heiligmäspgcs nm das wahre Schenken, nnd mau sollte sich dessen wohl erinnern, wann immer man Zeichen der Liebe und Spenden der Frcndc hingibt. Das Geschenk erhält seine Bedeutung nicht durch die materielle« Werte, die cs darstcllt. Sonst durften wir Hcntigen bitter empfinden, das; wir — im siegreichen Kampf um »ufere wirtschaftliche Freiheit stehend — zurzeit nicht aus dem Fricdcnsvorrat unse rer Güter schöpfen können, sondern uns bei der Suche nach dem Geschenk mit dem zufrieden geben, was das Laud produ ziere» kann. Es liegt darin keine Schwächung für die wahren Kräfte des Geschenkes. Im Gegenteil: der Wille znr Freude, das unverminderte Leuchten einer Zuncignng wird nnr inten siver fühlbar an einer noch so bescheidene» Gabe. Der Gegenstand, den ivir wählen »nd kaufen, verliert durch dcu Akt des Erwcrbcus sein schicksalloscs Scheinleben, wenn ich so sagen darf. Wir betrachten ihn nachdenklich: ob er wohl dem Geschmack des Freundes entsprechen, sein Herz crgnicien, sein Wesen dauernd erhellen wird? So wird er als Objekt unseres Besitzes mit unseren Gedanken, unserem Wohl gefallen, unserer Schcnklnst erfüllt und dadurch lebendig. Wir lassen die gewählte Gabe gewissermaßen durch unser prüfen des Herz gehen, daß sic unversehens von dessen Kraft nnd Glanz etwas überkommt. Wir geben daher mit dem Gegen stände viel mehr fort als seine praktische Sinnfälligkcit, seine Schönheit oder seinen geistigen Werl. Wir geben aus unserem Wesen die Kraft vieler Wünsche hinein, die warmen Gefühle nuferer Verbundenheit mit dem Beschenkten, ja zuweilen atmet das Geheimnis einer menschlichen Beziehung darin. Die Wahl der Gabe spricht zugleich ciu Urteil über den Spender aus. Ist sein Geschenk fehl am Platz, mißfällt cs, so wird cs wahrscheinlich nur wenig gcmüthastc Kräfte für den Beschenkten bcrcithaltcn. Der Bedachte wird freundlich danken, ohne von der rechten bleibenden Freude ergriffen zu sein. l' Kinder spenden unseren Ver wundete» Freude Fu dieser vorweihnachtlichen Zeit lassen cs sich die Kindcr nicht nehmen, auch unserer verwunde ten nnd kranken Soldaten zu gc denken. Mit großen nnd kleinen Päckchen besuchen sie die Laza rette und überreichen die mit viel Liebe nnd Aufopferung gefertigt ten Liebesgaben. (Atlantik, M.) Darum wähle mit dem Herzen, auch wenn du dich nach deinen Mittelt und den bestehenden Verhältnissen richten mußt. Und eines vergiß nie: schenke kein Geld! Geld kann man nicht verschenken. Geld kann Man jemandem zn Hilfe geben. Man kann cs und wird cs — wie in unserer großen Volksgemein schaft — in Sammelbüchsen lnn, die cs spmbolisch ilmschmelM im Dienst einer übergeordneten, übcrpcrsönlichcn Idee (dem Sozialismus). Aber Geld kann niemals ein persönliches Flnidmn annchmcn. Es ist fast nie nen »ud unberührt, ehe cs in deine schenkende Hand kommt. Es ist bereits zu nutzbaren Zwecken durch uuzähligc Finger gewandert. „Hier, kanf dir etwas dafür!" Diese Worte eines Gralnlantcn enthüllen zu meist Gedankenlosigkeit, Bcgucmlichkcit nnd in manchen Fällen tatsächlich den Mangel jeder gemüthaflcn Kräfte des Gebers. Er weiß nichts von der Weihe des lebendigen Geschenkes, wenn cs ans dcm Besitz unseres liebenden Herzens hingegcbcn wird. Sich das Schenken als eine sittliche Aufgabe an, mach dir die Mühe des Suchens, auch wenn cs Zeil kostet, denn dies alles fließt als Liebeskraft in die Schönheit deiner Gabe und wird vom Beschenkten oft wortlos, aber um so tiefer empfun den und bewahrt. Svldatenkinder beschenkt Im Kaulrlcgcrvcrbaud „Elbe" tt Einzelkinder und 81 Zwillings« Pärchen bedacht (NCG.) 2m Nahmen Des !>v. Wcbrmachtswulüchtanzertes wurde als bisherige Wunschkouzertspcudc des NS.-Ncichskrie- gcrbnndcs der Betrag non 8'>0lM Neicbsmark bekannlgcgcbcn. Aus dieser Spende erhielten bisher 2ölM Soldalcnkinder, darun ter Aid Zwillingspaare, ein Sparkassenbuch über je öVNeichS- mnrk. Angerdem wurden der Wehrmacht zahlreiche Nundiunk- cmpsänger und Musikinstrumente aus dieser Spende zur Vcr-, fügung gestellt. Im Bereich des Eaukricgerncrbandes „Elbe" wurden davon z 4 Einzelkinder und 81 Zwillingspaare bedacht. kuppen unkl 8pielv»sn«n in ^rubor ^uinvKii — oolictv Preise — I^vparaturon oller Hrt Pupven-VSrMr ^nnvn-rti-allv 35 i!. Fortsetzung (Nachdruck verboten» > In einer plötzlichen Entschlossenheit wandte sich,! G.iela iwin Fenster ab nnd begann zn schreiben, ohne sich nm die Wahl der Worte besonders zn bemühen. In einer Schublade sand sie ein Bild von sich. Sie ! steckte cs mit dem Brief in einen Umschlag nnd klebte ihn zn. All dies geschah mit einer merkwürdigen vast, als . wenn alles davon abhinge, das; der Brief so schnell wie . möglich in den Postkasten kam. Sie schlüpfte in den Mantel, setzte den Hut ans, im Stehen versah sie den Bries mit der Kcunummer nnd der Anschrift der Zeitung, nnd schon wenige Minuten später lag der Brief im Kasten. Gisela atmete ans nnd kehrte langsam in ihr Zimmer zurück. Dort warf sie sich anfs Sofa und begann zu träumen. Nun würde man ja sehen, waS weiter geschah. Viel leicht kam gar keine Antwort. Ncrmntllich gab cS eine Menge junger Mädchen, die Lust hatten, mit einem innerlich vereinsamten Herrn, der Vermögen besaß, in Beziehungen zu treten. Im gleichen Augenblick, da Fran Kretschmar den Tee brachte, kam drunten ein Postbeamter ans dcm Motorrad angefllitzt nnd leerte den Kasten. Das merkwürdige nnd ungewöhnliche Schicksal der Gisela Mertens begann sich abznrollcn . . . 7. Peter Stoll schlenderte gemächlich „Unter den Linden" ' dahin, ohne Hnt, die Hände in den Iackentaschen. Es war seit langer Zeit zum erstenmal, das; er sich eine Nnhepanse gönnte. Schuld daran war der warme, sonnige Frühlingstag, der ihn mit unwiderstehlicher > Macht von seinem Experimcntiertisch weggelockt hatte. Ordentlich wohl tat das, sich einmal wieder die Lnn- ' gen mit frischer Luft vollznpnmpen nnd sich mit dem bunten Treiben der Straße zu beschäftigen anstatt mit Reaktionen und chemischen Formeln. Viel zu selten > geschah eS, daß man sich von der Arbeit losriß. Wie ferne lag die Zeit, da man noch ganze Tage lang in den Bergen und Wäldern sich hernmtrieb, ganz Ge schöpf der Erde, den Stürmen und Regenschauern mit gleicher Inbrunst wie der Sonne hingegcbcn. Die Arbeit fraß einen und — die Großstadt. Die zwang einem ihre Unrast auf und ihren Geist, ein Pro- ! dukt aus Asphalt uud Benzin. Ein überraschter Zuruf schreckte ihu aus seinen Gc- : danken ans. Er hob den Blick und sah sich einer jungen Dame gegenüber, die soeben aus einem Antiquitäten- laden heransgekommen war. i „Mein Gott, täusche ich mich wirklich nicht? Peter ! Stoll in Lebensgröße?" „Lore!" rief der Uebcrrnmvelte, nachdem er sich von ' seiner Verblüffung erholt hatte. Aber sogleich ver- : besserte er sich. „Entschuldigen Sie, Fränlein Jasper, ! Sie sind ja jetzt eine große Dame geworden." „Laß doch den Unsinn, Peter! Oder wünscht der Herr mit „Herr Stoll" anaesprochen zn werden?" - „Ich lege keinen entscheidenden Wert darauf; aber nun sage mir nm alles in der Welt, wie du nach Berlin kommst. Dn wohnst doch nicht etwa hier?" „Der Himmel bewahre mich davor! Es genügt mir, wenn ich ab nnd zn mal eine kleine Spritztour hierher unternehme, um ciu bißchen Eindrücke zn sammeln." Lore Jasper hatte unterdessen langsam den Gehsteig überquert uud staud nuu vor einem nicht übermäßig großen, aber recht schnittigen Wagen, dessen hellgrauer Lackanstrich einer gewissen Vornehmheit nicht entbehrte. Sic wcidctc sich mit vsfcusichtlichcr Frcndc an Stolls Ucberraschung. „Da staunst dn, was? Wir haben es zu etwas gebracht!" „Douucrwctter!" murmelte Peter. In seiner Er- iuucrnug erstanden die Bilder der Kindcrzcit, jener Zeit, da Lore Jasper noch mit einem dicken Zopf nnd meistenteils zerrissenen Strümpfen die Gassen nnd Winkel des Heimatstädtchcns unsicher machte. Der alte Jasper tauchte auf, Lores Vater, ein schrulliger Kauz, in dessen Kramladen man für einen Groschen ganze Berge von Lakritze nnd Johannisbrot kaufen konnte, sofern meines nicht vorzvg, diese Kostbarkeiten von Lore im Tauschhandel gegen irgendein Gcschichtenbuch zu beziehen. Peter blickte mit steigender Verwirrung aus die lunge Dame, die mit ihrem sportlichen, perlgrauen Seiden- »autcl, mit der ganzen sorgfältigen Gepflegtheit ihres Aeußeren nicht im geringsten mehr an jenes etwas ver wahrloste kleine Mädchen erinnerte. „Sag mal, hast du das große Los gewouneu oder " „Weder, noch!" lächelte Lore uud öffnete den Schlag. „Im übrigen könntest dn mir die Frende machen und mir Gesellschaft leisten — sofern es deine Zeit erlaubt." Peter Stoll wurde plötzlich steif. „Ich hoffe, daß du es nicht als zudringliche Neugierde auffaßt, Lore, wenn ich dich frage, wie du zu dem Auto und überhaupt zn dieser Vornehmheit kommst. Daß dein Vater dir heim liche Reichtümer hinterlassen hat, dürfte unwahrschein lich sein." Lore blinzelte belustigt mit den Augen. „Wenn ich deine Frage aber als zudringliche Neugierde ausfasse?" „Dauu möchte ich von deiner freundlichen und, wie ich gestehe, durchaus verlockenden Einladung doch lieber keinen Gebrauch machen." „Oh!" staunte Lore. „Soviel Charakter? Aber du kauust ruhig Platz uchmeu! Du läufst keine Gefahr, einem reichen Freund zn begegnen, der seine Besitz- rechte an mir und dem Wagen geltend machen könnte. Darauf ging cs doch hinaus, nicht wahr?" Peter konnte eine leichte Verlegenheit nicht verbergen. „Allerdings!" gab er freimütig zn, leistete aber keinen Widerstand mehr, als Lore Jasper ihn mit sanfter Ge walt in den Wagen drängte. Sie setzte sich neben ihn an das Steuerrad und brachte den Wagen in Gang. Wenig später hatten sie das Brandenburger Tor durchfahren und glitten ans der Charlottenburger Chaussee dahin. „Ich habe mir daS alles sehr hart erkämpfen müssen!" begann Lore Jasper, ohne den Blick von der Straße ab zuwenden. „Wenn du mein letztes Buch „Das Opfer" gelesen hättest, würdest dn das Wesentliche meines Werdegangs wissen." Peter Stoll riß die Augen ans. „Ach!" rief er in höchster Uebcrraschung. „Dn schreibst Romane?! Nnd — und dabei verdient man soviel?" „Ja, dabei verdient man soviel!" lächelte Lore. „So fern man die große Probe besteht, das weise und sehr nützliche Dnrchhungernmüssen durch die Jahre des Wer dens und Reisens." Peter schwieg. Sein Blick prüfte von der Seite ihr j Gesicht, und jetzt erst erkannte er, wie schön dieses Ge sicht war, schön in einem guten nnd tiefen Sinn, ge- , sonnt vom Leben uud vom Wissen nm die Dinge. „Ich habe mir das Häuschen, das wir mein Vater > hinterließ, ein wenig Herrichten lassen, und dort lebe ich i nun. Der Kramladen hat freilich verschwinden müssen. § Manchmal sehne ich mich allerdings nach dcm Hellen i Gebimmel der Ladcnglocke." ! „Die Lore Jasper!" sagte Peter, mehr zn sich selbst alS ! zn ihr. „Sie war immer schon ein seltsames Mädchen, ganz anders als die übrigen Kindcr. — Wie geht es eigentlich in HeugcrSdorf? Ich bin nie mehr hin- gckommcn." , „ES wird wohl so ziemlich alles beim alten geblieben sein. ES ist daS gleiche, kleine, weltverlorene Nest, das eS iunuer war. Werden und Sterben nnd dazwischen ein Leben voll Mühe nnd Arbeit!" „Daß du es dort aushaltcn kannst —" Lore Jasper drehte den Kopf zn ihm, für einen Augenblick nur. aber Peter hatte gesehen, daß ihr Blick voll Mitleid ivar. „Daß du es hier aushaltcn kannst?" fragte sie zurück. „Daß mau hier lebcu kann in dieser Heimatlosigkeit —!" „Heimatlosigkeit?" „Ja! Was mich an der Großstadt am tiefsten er schüttert, ist die Heimatlosigkeit ihrer Menschen. Denke doch, all diese Kinder, all diese Jugend hier weist nichts vom Vaterhaus. Sie haben kein Vaterhaus, keine Hei mat, kein noch so kleines Stückchen Erde, daS ihnen ge hörte uud daS sie für ihre Kinder bewahren könnten. Sic wissen nicht, wo sie geboren sind, ist das nicht furcht bar? Vielleicht sind sie in irgendeiner Klinik znr Welt gekommen, vielleicht in irgendeiner Mietwohnung — sie wissen cS nicht. Ich habe viele Kindcr gefragt, keines wusttc eine Antwort zu geben." „Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht, aber ich muß gestehen, das; du recht hast!" „Nimm dir den ärmsten Lausejungen von Hcugers- dvrf nnd frage ihn, wo er geboren ist, dann wird er dich hinführcn und wird dir sein Vaterhaus zeigen." Peter nickte, uud es war, als hätten Lores Worte et was längst Versunkenes in ihm aufgeweckt. „Steht — unser HauS noch?" „Natürlich!" erwiderte Lore. Sie merkte, daß sie et was Schmerzliches angeführt hatte und lenkte das Ge spräch ans einen anderen Gegenstand. „Was ist eigent lich ans Heli geworden? Wir haben nnS als Kinder immer recht gut verstanden." Peters Gesicht wurde hell. „Wir wohueu zusammcu. Du, ich glaube, es würde sie riesig freuen, wenn du sic besuchtest!" „Aber natürlich tue ich das! Wollen wir gleich hin fahren? Wo wohnt ihr denn?" „In Tempelhof!" sagte Peter mit einem Blick auf die Uhr. „Ja, das können wir machen. Bis wir hinkom- men, wird sie zn Hanse sein." . ». Heli Stoll war noch nicht da, und nun erst fiel es Peter ein, daß sie versprochen hatte, nach der Schule bei der Zeitung nachzufragcn, ob schon ein Angebot auf seine Anzeige eiugelaufcn sei. Lore war an die Fcnsterwand getreten und ließ ihren Blick weithin über das Hänscrmeer schweifen. „Ganz hübsch habt ihr cs hier, »jedenfalls gefällt es mir da besser als in meinem Hotelzimmer. Wenn ich es gewußt hätte, wäre ich zu euch gekömmen. Hättet.ihr eine Liege statt für mich aehabt?" ' (Fortsetzung folg!..