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Kurze wichtige Nachrichten. * Oberst House, WilsonS Freund, ist in Parts Pl5t> tick verstoibe». * Eine lwlläudische Zeitung fordert als Grgenqe- wicht gegen die Gefahren des Bolschewismus für ganz Europa Unterstützung der deutschen Regierung durch Lebensmittel und Rohstoffs e'ermig sowie Zulassung der deutschen Industrie zum Welthandel. — Ein ver nünftiges Wort! * Rach einem Bericht der „Kreuzzeitung" aus Braunschweig befindet sieb Radek seit Sonntag dort, wo er allem Anschein nach in dem von Artillerie und Maschinengewehren stark befestigten Schloß Woh nung genommen hat. Die Braunschweiger Regierung macht sieb auf Kämpfe mit Berliner Regierungs- truppen gefasst. Der Bielverband entsendet k>5 Delegierte zum Friedenskongreß. ' * Die Russen befinden sich im Vormarsch auf Kowuv. Mitau ist von den Bolschewisten besebt. Bei der Eröfinnng der badischen Nationalver sammlung überreichte Minister Dr. -aas den Entwurf einer badischen Verfassung und führt- u. a. aus: Jeden Gedanken, dass das Reich sich anslvü-n könnte, weisen wir entschieden von uns weg. Der bundes staatliche Charakter unseres Reiches war für uns immer eine Quelle der Kraft. Eine übermächtige Zentralisation lohnen wir ab. Wir wollen ein eige nes badisches Volksh-er im Rahmen der deutschen Buudesarmee. Wir können geordnete Zustände nur schassen auf der Grundlage der Demokratie- - lieber Warschau wurde infolge bolschewistischer Verschwörung der Belagerungszustand verhängt. Im 'ganzen Warschauer Gebiet herrscht Anarchie und Terror. * Die Düsseldorfer Zeitungen stehen noch immer unter strenger Borzensnr der kommunistischen Partei * Auch die Braunschweiger Sozialisten sozialisie ren Jür die Eisenbahn-Signal-B^ Max Juebek u. Co., A.-G-, wurde ein Mgliedriger Be triebsrat ernannt, hem die Formihrnng unterstellt. * Die Polen teilen Her deutschen Regierung mit, das- sie die Verwaltung der Provinz Posen in die .-and genommen haben. Ein Polnischer Vorstoß gegen Bomst ist abgeschlagen. Bromberg wurde noch nicht beseht, über Kreis und Stadt Krotoschiu ist das Standrecht verhängt, Tausende von Deutschen flüchten. Bei den Kämpfen um -ohensalza erlitten die Polen schwere Verluste; daS Nehatal ist wieder in deutschem Besitz. In Qberschlesieu wird zwischen Judnstrievcrtre- teru und Arbeitern weiter über Lohufragen verhan delt: der Regierungsbezirk Svpeln steht unter dem Belagerungszustand. Es werden spartakistische Aus schreitungen gemeldet. * Droh der so reklamehast gepriesenen Aushilse der Entente mnß die Brotration in Wien in der nächsten Woche auf die Hülste herabgesetzt werden. — Wenn die Alliierten nur schone Worte haben, wird die Brotkürznug bei uns auch noch eintreten. In Saarbrücken sind als Köter für Frankreich Mehl- uud Fetlmengdu eingetroffen. * In Luxemburg hat die Prinzessin Charlotte den Thron bestiegen. * Qberprüsideut v. Batocki erlasst einen Aufruf zniu Eintritt in die vstpreusstsche Bolkswehr, der er selbsl als einfacher Soldat beitreten will. - * Frankreich will die deutschen Kriegsgefangenen trotz aller Einsprüche zum Ausbau seiner Nordpro vinzei! verwenden. — Also Sklavenarbeit! lind was sag! Wilson dazu? * Dänemarl will 500 OM Kilogramm Lebensmittel für notleidende deutsche Kinder liefern. -- Die Amerikaner sind für Qesfentlichlcit der Friedenskonferenz. „Newport World" melnt, der Friede scheine in weite Ferne gerückt zu kein. Die Pariser Presse behandelt die Frage des Völkerbundes und die l l Punkte Witsous ossenbar mit vollkomme ner Geringschätzung. t ;>u Führern der deutschen Abordnung zur Frie denskonferenz wurden der Staatssekretär des Aus wärtigen, Graf Brocküorff Ranhan und Scheidemann ernannt. Ihnen werden Beiräte zngeteilt. Hamborn sieht votlstänoig unter spartakistischer .Herrschaft, die Bergarbeiler werden terrorisiert. Beim Berliner Magistrat sind Schadenersatzan sprüche in Höhe von rnnd n Millionen Mark an- gemeldet worden, welche dnrch die Spartakusschieße- reien in der vergangenen Woche verursacht wurden. Jas Mir» 8kl NIMM. Von Arno Weih Volks Herrschaft! Sie schliefst Klasscnherrscha-t auT. N ie iie von einem Test der äußersten Linken wie der Rechten wieder angestrebt wird, wie sie bis vor- knrzem noch bestand. Eine »lasse hätte das Recht zu herrschen, wenn sie in allen ihren geistigen, kör perlichen. scktlsthen, religiösen, künstlerischen Kräften- vollkommen überlegen wäre den anderen Schichten und an ihnen eine Mission zu erfüllen das Recht und die Pslüht für sich in Anspruch nehmen könnte, et wa ime das Kolonisieren in Afrika als eine Mission anfzufassen ist Liese innere tleberlcgenheit ist beule und war schon seit lange»! keiner Klasse im Volke eigentümlich. Die Massen sind in allen Schichten gehoben in ihrem sittlichen Empfinden, im intellek- tuellpin Erkennen, im religiösen Erfassen. Der Kambs nms Dasein hat die Kräfte geweckt und gebildet in deu unteneu Schichten, jemehr die herrschende Klasse ver säumte zu wecken und zu bilde» uud Mitwirken zu lassen, desto mehr wuchs die Sehnsucht danach. Die .Kräkt'e der bisher beherrschten Masse streben in glei chem Mähe nach der Höhe wie in den bis vor kurzem herrschenden Clique eine gewisse geistige und mora lische Arterienverkalkung sich herausgebildet hat. die ihnen! alles Augenmaß für die Notwendigkeiten Ver lierer! lieh. Eine herrschende Clique muh immer mehr d-m Ende entgegen treiben, je mehr sie ihr- Hcrr- fchan als Mission nm Volke ausübt, weil, je mehr sie missioniert, sie schließlich überslüssig wird. Das ist »oje das Ende des Menschen, der mit Befriedigung auf seine Werke blicken kann, am Abende des Le bens und neuen aufstrebenden Menschen Platz macht. Ein schöner Tod! Aber mir zu leicht wird eine Herr schende Klasse von der blühen Lust an der Macht ge packt, nur zu stickst bekommt sie Angst vor den Früchten der eigenen Mission und beginnt zu däm pfen, zu hemmen, läßt das Herrschen znr Hanplia.he, das Missionieren zur Nebensache werden. Umsomehr will sie neue Kräfte au her Mitwirkung au der Herrschaft fernhalten, je mehr sie ihre Ucberlegenbcit schwinden fühlt und Versucht damit die Wir kung eigener Missionsarbeit ansznhebe». Vergebliches Bemühen! „Aber je mehr er sie drückte, desto mehr wurden es ihrer!" Da lieget der Kardinalfehler im Denken und Handeln. Tie herrschende Cliqne geht an M Dis clvrrtsLhnLtionLso kü'Lir ZopsrintLN- Zsot Rom» 8 n n i t 2 8 « h voiss visl von unser«» Röten ' vollen «K § ! rr» rrr i A Zf« leiste vLlrlen, st er unser mit verreieltnet stebt. Den Zettel ianst Luck vor Zsr» 'UulZlokn! Aeben, selrt ihm Asas,« Ln, u » Z nur Zerr steeirt in Zis firn«! Inzucht zugrunde. So mnhie immer wieder derselbe unheilvolle Konflikt entstehen, der zur gewaltsamen Lösung führte — die Jahrhunderte hindurch — weil immer nur kleiue Kreise herrschte», niemals eine rei ne Bolksherrschaft bestand, auch nicht iu den soge nannten Demokratien. Tas krampfhafte Festhalten dcr Herrschastsklasse an der Macht sKtassenwahlrecht') ist Furcht vor persönlicher Einbuße an Geld und Ge uns- und Macht. Es ist wie das Anklammern eines Menschen ans Leben, der den Tod fühlt, aber, durchs Gennß geschwächt, nnr eine Leere vor sich sieht, wenn ihm das Leben genommen. Jetzt ist aber der (keitpnnkt da, an dem die Herrschaft in die .Hände des ganzen Volkes gelegt werden muß. Auch hier ringt die Idee des eignen Priestertums nach Gel tung. Das Volk will nicht mehr geführt uud ge- lcutj werde«, es leitet uud leukt sich selbst. Es kann nicht möglich sein, etwa der alten Herrsch,gstsliqnc die Herrschaft wieder zn üverlassen, etwa, weil sie gelobt, es in Zuknnst besser zu mache». Jedes iuorn- lijcbc Recht ist dafür verloren. Nnr im demokratischen Staate ist die Gcivähr gegeben, daß dem Einen billig ist, was dem Andern recht, Nur in ihm ist die Ent wicklung jedes Menschen nach der Höhe verbürgt, die ihm ans Grund seiner Begabung — geistigen und sittliche« — zustcht. Meder Geburt, noch , Reichtum, poch Koufrss-iolt, noch Nasse sind Hindernis oder An»» Bedingung. Tie Demokratie ist die einzige Staats-« sorm, die zu hoher Kultur sichren kann. Der deMokra^ tische Geist gesteht jedem Menschen das Recht aus-,., Arbeit, auf Genuß am Lebeu und seinen Kulturgüter!« zn in dem Maße, wie es jeder Mensch zu seiner Ent» Wicklung braucht und verträgt und es im Allgemein wohl liegt. Das darf aber nicht bestimmt werde» voO einer kleinen herrschenden Klasse, von einer autokra tischen Behörde, sondern stets nud bei allen Dinge» unter Mitwirkung nud Mitbestimmung der vom Vol ke gewählten und mit seinem Vertrauen beehrte» Vertretern in Schule uud Kirche, i« Verwaltung und Gericht, in Kammern und Berus. Demokratischer Geisß bedeutet Heonug der Menschenwürde dnrch Selbstbe stimmung und dadurch erzeugtes stärkeres Berank - Nortlichteirsgefühl. Das Schicksal des Bölkes soll nicht mehr dem grüueu Lisch ausgeliesert Zein. Das soll ein Rech! des Bölkes sein, überall mitzuwirkrn a», der Gestaltung seines Lebens, noch größer aber siE die Pflichten, die. es birgt. . M Sie Mier, ml »Ilm Sie Men! Männer, Frauen, wählt alle! Es kommt da raus an, daß die neuen Parlamente wirkliche Volks vertretungen werden, die im Denken, Fühlen und Wollen das ganze Volt verkörpern. Das wird aber nur dann geschehen, wenn sich alle Wählerz nicht -nur sieben oder acht Zehntel der Wahlberechtig ten, bei der Wahl beteiligen. Denkt daran, ihr haht nicht nur ein Wahlrecht, sondern auch eine Wahl pflicht. Nnr die Schwerkranken nnd Sterbende» sind von dieser Pflicht befreit. Jeder andere, dev nicht wählt, wird ein g ewis s e n loser Faule u- zer oder ein törichter Drückeberger l-ei sten. Ancb die vielgeplagte Hausfrau kann sich dies mal nicht rwschuldigen lassen. Ta mnß nach dem Mit tagessen sich eben einmal der Vater, der vormittags gewählt hat, um die Kinder kümmern, oder die Flur- nachbarin nimmt sie ans ein halbes Stündchen bet sich auf, dieweil die Mütter schnell ins Wahllokal hinübereilt Sogar Großmutter kann der saure Gans zur Wahlurne nicht erspart werden; ihoe Stämme gibt vielleicht gerade, den Ausschlag. Also währt a ! le ! Und wählt richtig! Bei jeder Wahl gibt es Viele, die falsch wählen, deren Stimmzeltcl also nicht mitzählt Diesmal müssen, alle r i ch tig w ü h! e «,- Dazu ist zu beachten: Mit öem städtischen Wäht- answeis versehen, begibst Tu Dich ins Wahllokal Trines Bezirkes Au der Tür des Wahllokals werden: Dir Wähl oder Stimmzettel in die Hand gedrückt, jede Partei gibt Dir die ihrigen. Tu nimmst sie na türlich alle, uud gehst mit ihnen in die Wahlzelle, d. h. einen kleinen geschlossenen Raum, der Dir ge zeigt wird'. Dort, von Keinem beobachtet, - siehst T» Dir die Zettel an. (Laß also die Brille nicht zuhause, weuu Du zum Lesen eine brastchsth T» hast Dir daheim überlegt, welcher Partei Tu Deins Stimme geben willst. Tu kennst auch die Ramen der- Müuner. die jene Partei znr Wahl vorgeschlagen hat« Alte Stimmzettel, die diese Namen nicht trage», steck' in dir Tasche oder den Papiorkprh; aber l. (einen- mit diesen Namen steck' in den Brief umschlag, der Dir zu diesem Zweck dort gegeben wird), und dann geh' ans der Wahlzelle zur W a lp! u r n uud darnach in gehobener Stimme nach Hause; TT hast Deine Pflicht getan. Halt, aber wirtlich Deine Pflicht? Ja, wenn TtT auch nach bestem Wissen und Gewissen, gewählt hast. Um Anhänger zu gewinnen, haben die Parteien mit allen Mitteln gearbeitet, Dem gegen über mnß nnn der viclnmworbcne Wähler äußerM gewissenhaft verfahren. Wohl darf er sich fragens Welche Partei schützt am besten m eine' I ir t e r« e ss e iM Aber noch höher steht die andere Frage, die uder sich stellen mnß: Welche Partei ist wohT am ehrlichsten und aussichtsreichsten in ihren Ver sprechungen für mein Volk, meine Heimat, meine Kir che n. Schuld? Diese für hie Gesamtheit wichtige» Punkte müssen entscheiden, welcher Partei der Einzel ne sich innerlich verwandt fühlen nnd seine StimNte gebe» darf. Und an Gelegenheit, sich ein Urteil Abe« Parteien nnd Parteilente zu bilden, hat es uns wahr lich nicht gefehlt. Jeder kann wissen, wo er hinge-» hört. Morgen ist erster Wahltag unseres Volkes.) Zeigen wir, daß wir politische Reife besitzen! Zei gen wirs alle, dadurch, daß wir wähle», richtiK wählen, g e w isse » h a f 1 wählen! M. Roch, P, Anmerkung: l. Es wird dringend em« pfohlen, möglichst frühzeitig, am besteM gleich nach Erösfnnng des 'Wahllokals, sich einzu- finden, Der Andrang nachmittags wird groß feiitz nud es steht zu befürchten, daß die Wahlzeit abge laufen jein wird, »och ehe alle Wühler haben ihrs Stimme abgeben könne». --- 2. Wer sicher sein Wilh daß a» seinem Stimmzettel nichts anSznsetzcu ist, schreibt ihn si ch zn Hanse selbst: Ein MatU weißes Papier, etwa st Zentimeter hoch, l > Zentime« ter breit, nnd darauf deu ersten Namen (z. B Bis« «er oder Brodaus oder Noske usw.) aus der Reih« der Kandidaten, d. h. der zur Wahl Vorgeschlageue» feiner Partei. Das genügt an Stelle dcr -ganze» UarlBc didatenMe. w. ,