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M SlWll» ttl MM. AuL dem Troßen Hauptquartier wird unS geschrieben: Von der Piliza bis zum baltischen Ostseerande rücken die unter dem Oberbefehl des Feldmarschalls von Hinden burg stehenden Truppen wiederum kräftig vor. Im Rahmen dieser großen Offensive erhielt der General der Artillerie v Gallwitz den Auftrag, mit den Truppen, die unter seiner Leitung seit Monaten die Wacht an der Südgrenze West» und Ostpreußens gehalten hatten, und mit einigen Verstärkungen dir feindliche Stellung zu durchstoßen. Die Aufgabe mußte als außerordentlich schwer erscheinen, hatten die Russen doch die Zeit der Ruhe ausgeuutzt, um ein Netz von günstig gelegenen und sehr stark befestigten Stellungen zwischen ihrer vordersten Linie und den Narewfestungen auSzubreiten. Wer jetzt diese teils erstürmten, teils einfach verlassenen Befestigungswerke durchschreitet, der staunt immer von neuem über das Maß der aufgewandten Arbeit und technischen Sauberkeit. Meilenweit ziehen sich — in einer Tiefe von nur 15—20 Kilometer — drei, vier, ja fünf Systeme von Schützengräben hintereinander Yin, Schützengräben von einer Tiefe nnd Stärke, wie sie erst der hartnäckige Stellungskrieg geschaffen hat. Hunderttausende dicker Baumstämme find da hineingear beitet, Millionen von Sandsäcken liegen auf den Brust wehren und türmen sich zu breiten Seitengewehren. Stellenweise find bombensichere Unterstände und Pferde ställe tief in di« Erde eingebaut. Uebecall stehen dichte Drahthindernisse vor der Front, oft versenkt und in zwei bis drei Reihen hintereinander. Vorspringende Bastionen, bequeme und sichere Beobachtungsstände leiten zum Festungscharakter über. DaS Gelände ist stark hügelig, hier und da bergig mit weit überragenden Höhen und steilen Abhängen. Von den zahlreichen Wäldern haben die Russen einen erheblichen Teil nieder gelegt, um freiere Uederficht und weiteres Schußfeld zu erhalten. Eine solche Front in ganzer Breite fron tal anzugreifen, ist unmöglich. Eine Umfassung des Gegners war ausgeschlossen da sich die deutschen und die russischen Linien ununterbrochen nahe gegenüber lagen. General v. Gallwitz entschloß sich zum Durchbruch an zwei Stellen, die so nahe aneinanderliegen, daß die hier gelingenden Vorstöße ihre Wirkung sofort auf das Mittelstück und weiter auch nach rechts und links aus üben mußten. Als Angriffspunkte wählte er die vor springenden Winkel der russischen vordersten Stellung nordwestlich und nordöstlich von Prasnysch. Diese viel umstrittene Stadt, deren Umgebung solche Mengen rus sischen und deutschen Blutes getrunken hat und die selbst dabei zum Trümmerhaufen geworden ist, hatten die Ruffen durch einen Gürtel von starken Feldwerken zu einer Festung ausgebaut. Sie sollte diesmal gar- nicht angegriffen werden, sondern als Siegespreis den zur Rechten und zur Linken stürmenden Truppen in den Schoß fallen. Dieser Plan ist in vollem Umfang geglückt: Wie die Schneiden einer gewaltigen Kneif zange durchbrachen die tapferen deutschen Truppen die feindliche Linie zu beiden Seiten von Prasnysch und schloffen sich unaufhaltsam jenseits der Stadt zusammen. Die russische Besatzung mußte schleunigst die Festung kampflos verlassen, um nicht mitabgekniffen zu werden. Ein solcher Ersolg wäre aber unerreichbar gewesen, ohne sorgfältigste Vorbereitung des Angriffs. General v. Gallwitz zog starke Jnfanteriekräfte gegenüber den Durch bruchstellen, zumal der rechten, zusammen und vereinigte dort gewaltige Artilleriemassen, deren Munitionsver sorgung auf den schlechten Wegen bedeutende Schwierig keiten bereitete. Alles das war den« Feinde geheim zu halten, und in der Tat haben die Russen, obwohl sich allmählich vorschoben und unsere Batterien mit dem Einschießen begannen, an keinen ernsthaften Angriff geglaubt. Ein Stück hinter Prasnysch fanden unsere Truppen eine fertige Feldbahn, auf der gerade am näch sten Tage der Personenverkehr beginnen sollte. Erst der Morgen des 13. Juli weckte die Russen un sanft aus ichem Sicherheitsgefühle. Tie Sonne war kaum aufgegangen, als aus .Hunderten von Feuer- schlünden die Geschosse leichten, schweren und schwer sten Kalibers auf die russischen Stellungen hernieder sausten. Es war eine Kanonade, die schon auf die deut schen Truppen einen tiefen Eindruck machte, die rus sischen aber völlig um die Besinnung brachte. Trotz des unklaren, regnerischen Wetters schoß unsere Ar tillerie ausgezeichnet. Ten Schützen in so starken Feldstellungen ist ja nur durch Volltreffer größerer Kaliber beizukommen. Hageldicht schlugen diese kurz vor und hinter den russischen Linien ein, ost genug auch unmittelbar in die Deckungen. Wurde dadurch auch nur ein kleiner Teil der Feinde getötet, so war die moralische Wirkung um so gewaltiger. Ge fangene haben erzählt, daß in diesem Hollenfeuer jeder Zusammenhalt in der Truppe anfhörte. Hieraus wie aus der überraschenden Wirkung des ganzen An griffs ist es zu erklären, daß unsere Infanterie bei der Erstürmung der ersten russischen Stellung wenig Au fenthalt und verhältnismäßig wenig Verluste hatte. Auf 8 Uhr morgens war für einen großen Teil der Truppen der Angriff festgesetzt, für einen anderen et was später, und schon eine Viertelstunde danach stellenweise sogar vor der auberaumtcn Zeit, war der Ersolg gesichert. Die deutsche Infanterie liest sich in ihrem frischen Vorwärtsdrang um so weniger aufhal- tcn, als sie die gewaltige Wirkung des Artilleriefeuers erkannte und Scharen von waffenlosen Russen heran kommen sah, die nur noch in der Gefangenschaft Rettung vor den schrecklichen Granaten suchte». In dem stark befestigten und von beherrschenden Höhen umgebenen Dorf Grudusk sah es furchtbar aus. Tie letzten noch unzerstörten Häuser brannten, die mächtige Kirche war eine Ruine, und ringsherum reihte sich Granatloch an Granatloch. Den Thüringern, die hier schneidig einbrache», während ein Teil der feindliche» Schützen noch feuerte, fielen fünf russische Kanonen zur Beute, deren heraneilende Protzen unser Schnell feuer vertrieben hatte. Ebenso sah es an den anderen Orten der beiden Einbruchsstelleu aus. Das gefürch tete Kastcnwäldchen nördlich von Wengen war zu eiuem Hause» zersplitterter Masse zusammengejchof- sen, die starken Höhenstellungen norwestlich von Pras nysch waren vollständig zerstört. Im Lause des Vor mittags brach die Sonne durch und beschien die sieges- fvoh vorwärtseilenden deutschen Truppen. Sie zogen über die drohenden Höhen hinweg, die vor ihnen lagen, und ließen dem Feind kaum irgendwo Zeit, sich in der starten zweiter Verteidigungslinie festzu- setzen. So fielen manche sorgfältig vorbereiteten hervorragenden Stellungen fast ohne Kampf in unsere Hände. Ani selben Tage noch kamen die unermüd lichen Kämpfer bis zur nächsten Linie, die stürmten sie stürmten sie zum Teil schon in der Nacht. Hier ist die Eroberung der Schlüsselstellung von Gvrne, die nach den früheren Erfahrungen als uneinnehmbar galt, besonders zu nennen. Mehr als mau hoffen durfte hatten mit einem Schlage die Treffsicherheit der Ar tillerie und der Ungestüm der Infanterie erreicht: Binnen 21 Stunden war Prasnysch von beiden Seiten flankiert und nicht mehr zu halten. Ain 14. Juli ging fast ununterbrochen ein seiner Regen nieder. Ter Durchzug durch das ausgebrannte völlig menstyenleere Prasnysch war melancholisch ge nug, aber untere Soldaten klappten wohlgemut die Zange zu und vereinigten sich südlich davon zu einer Ramme, die nun die neue feuwllcye Steilung, oie letzte gestyloisene vor per ,Narew-Tuue, mitten entzweivracy. Tie Ruiien hatten alte Zwischeulmien auigegeben und schleunigst die ,ert Monaten vorbereitete, autzerordent- lich starke Verteidigungsstellung Wyzogror—Ziecha- now- -Sielona —Stichuli—KrasnE besetzt, die wie der aus mehreren Reihen hintereinander bestand, lin iere Truppen mochten zunächst im Zwei,el sein, ob sie hier noch stärkeren Widerstand zu erwarten halten. Der 15. Juli gab eine ernste Antwort. Ais nach kra,nger AriMerievorveremmg die ccyützenlullm vorzugeyin begannen, empsing ,ie überall ein hez- liges Gewehr- und Majchinengewchrfeuer. Der Feino legte offenbar altes daran, das letzte Bollwerr bis zum äußersten zu verteidigen. So ging es an den mei nen Stellen nur langem vorwärts und östers muyte ore für das Wrrtungs,mieten der Artillerie augest-tzir Zeil verlängert werden. Trotz des heilen, svnnlgen Wetters das eine gurr Beovacytung zu Ne», war der Erfolg nicht mehr zo ourchstylagend, wie am erfreu Ta ge. gerade in oer Mitte der HauptdurchvruchSsronl aber lagen Truppen, deren Tramgangerlust ganz be sonders ausgebildet ist. Tie eine Twiston hatte als Angriffsziel die .pichen südlich und südöstlich von Sielona und Ivar schon am Vormittage stellenweise bis aus lR-O Meter au deu Feind herangekommen. Lie Garüe-Regimenler a»z dem rechten Flügel, die sehr be deutende Anstrengungen hinter fich harten, sollten eigentlich das Vorgel-en der Nachvarn abwarlen — da meldeten sie nm,G2 Uhr: Lie hielten die jeindliche Liellnng für stnrmrels und wurden in einer halben stunde angreifen. Ars dies die Truppen des linken Flügels hörteri, wollken sie natürlich nicht zurückste- hen, und so trat die Divison punkt 2 Uhr zum Sturm au. Es war ein geivagles Unternehmen, diesen Stoß ohne die heraubeorderlen Verstärkungen zu unterneh men. Sein Gelingen ist dem hervorrageiroeu Zusam menwirken von Jnfaiillrw nnd schwerer Artillerie zu verdanken. Im vollen Vertrauen aus die Trefft icher- heit der „schwarzen" Brüder sprangen die Schutzen durch das hohe Kornfeld vor, sobald eine Lage Grana ten vor ihnen erngeschlagen war. Durch verabredete Zeichen gaben sie iyre neue Linie zu erkennen. Dann legre die Artillerie iyre Gescyopgarve UZ Meter wei ter vorwärts und ihrem schirm stürzten jene in die frischen GranaNvcher. So ging es ununterbrochen vorwärts. Weder das rus,ische Schnellfeuer, noch das doppelte Drahthindernis vermochten deu Sturm auf- zuhalteu. Als das deutsche Hurrah rollte, lwsen die Rusten, verblüfft durch solche Elementargewalt, in Hel len Haufen davon. Um >/T2 Uhr erhielt der Divisions- stab von, linken Flügel die Fermprechmeldung. Tic feindliche Stellung ist genommen, und taum war der Äppar,rt frei, so iraf vom rechten Flügel dieselbe Nach richt ein. Wenig später — nnd ebenfalls ans eignem Antriebe h.raus — stürmte die Nachbardivision, oie aus jungen, erst während des Krieges eingestellten Mannschasten zusammengesetzt ist, in glänzendem An- lauf die Bastion bei Klonowv. Lie Wirkung dieses er sten Durchbruchs durch die rusfische Hauptiteliung pslauzle sich iw Laufe des Nachmittags und der Nacht über die ganze Front hin fort. Neue Kräfte wurden in die Brefche geworfen und halfen fic erweitern. Zwar leistete der Feind an vielen stellen noch hart näckigen Widerstand, aber den Ansturm von vorne und den Druck auf die Flanke konnte er schließlich nirgends aushalten. Ein nicht ungeschickter Versncb, die zuerst durchgebrochencu deulscheu Truppen durch Besetzung einer Seitenstellung zu bannen, würde von diesen durch einen neuen, scharfen Anlauf vereitelt. Noch weniger konnte der Todesritt einer russischen Kavallerie-Brigade, die südöstlich der bereits gefalle nen starten Opinogura-Stctlung unsere Infanterie attackierte, irgend einen Erfolg versprechen: Kaja ken nnd Hnfaren wurden im Nu niedergemacht. Amt, einzelne rückwärtige ZwischensteUungen des Feindes fielen bald unter den Stößen unserer jiegesfrvh vor wärtseilenden Truppen, die erst vor der befestigten Narew-Linie Halt machten. Neberraschend schnell nnd vollkommen ivar erreicht worden, was man von der» Durchbruch nur irgend erwarten konnte. In einer Breite von etwa 120 Kilometer find unsere Truppen um 40 bis 50 Kil.Mieter weiter in Feindesland einge- drimgen, haben ein weickfes und schönes Stück russi schen Bodens besetzt und Zehntausend« von Gefange nen, sowie viel Kriegsmatcwial erbeutet. Bis Zischa- now fahre» bereits seit dem 18. Juli deutsche Züge durch. An dem schölle» Erfolge haben natnrgemäv auch die Trnvpenteile, die zur Seite der mittleren Stvßkvlounen vorgingeu, ihren erheblichen Anteil. Do war das konzentrische Vordringen beiderseits der Eisenbahn Mlawa—Ziechanow, das zum Ausrollen der feindliche» Stellungen Kis nach Plonsk hinunter führte, eine vorzügliche Leistung. Auf dem linken Flü gel wurde nicht minder tapfer gekämpft und drauflos- gegangen. Tie Aufmerksamkeit auch späterer Zeiten wird aber doch in erster Linie sich aus das Mittel- und Hauptstück dieser groß- und eigenartig von Oleneral v. Gallwitz ungelegten Offensive richten: Auf die Zan ge von Prasnysch und den Rammstoß von Zielen«. Der deutsche Aar LS14/1L. Jur Lonne flog der deutsche Lar Tn kühnem Flug empor, Inm Äuell de» Lichts, das Immerdar Der Starke sich erkor; Zu lange ward tm Völktrsptel Lein Flugfeld eiugeeugt, Ä» er sich selbst zum LonneuM Vie Fesseln hat gesprengt. Doch kaum, dass er dle Lchwinge« regt Tm wetten Himmelszelt, Lst rings um ihn die Luft bewegt von Naben aller Welt. Lie kräh'n sich heisser: „Steig' herab, Vein Schatten tut un, weh; lind folgst du nicht, so ist dein Vrab Dort oben in der Höh'l" Doch unbeirrt nahm seinen Flug Der brutsche Lar zum Ziel: Den eigne Lraft zur Lonne trug, Tst nicht der andern Lpkll Da» war rtnmai; Ler Naben Lchar Nahm an, dass es noch sei; Nit dürft' dir Lust der dtulscht Lar Durchfliegen floh nnd frei! „Herab, herab!" MlllioutnmiU Durchkrochst Ihr Lchrei die Wett, Nie ihrer Naben ganze Zahi Dem Aar al» Feind gestellt. „Herab, herab!" - Ünd tödlich wund fttbft aus dem Himmelsraum Die Nabtnschar und was Im Sund Mit ihr in kurzem Traum! Gestürzt vöm Fang de« brutschen Lar, Der auffliegt stolz und frei, Liegt todeswund brr Naben Lchar; Dit Zeiten sind vorbei, Da ihr Gekrächz' dem Ltarken wehrt, Was ihm die eigne Kraft Tm Liegesstuge hat beschert, Lk er sich aufgeraffl! ' Friedrich Ackerman» im Läudsturmbataillou Nentttagen. Unter dieser Rubrik übernlitrml die Redatittön nur die »retzgesetzliche Verantwortung. rsic mau annehmbare Butterpreise erzielt! Ein« gülliwe Einigung m der Buttcrpreisfrage ist in Münster erzielt.worden. Tie .vor, 2 Wochen un die Butierverkänfer auf dein Wochenmarkte ge richtete Mahnung des Magistrats, den Preis aut IJ>0 Mari berabzufetzen, hotte n,ur für kurze Zeit einige Wirkung gehabt. Die Preise waren i» den letzten acht Tagen wieder auf 1,80 Mark, 1,90 Mark und höher gestiegen. Darum hat Bürgermeister Dieckmann sich zu einer anderen Maßnahme ent schlossen! Er verhandelte vor Beginn . des Wochen- Marktes mit den Bntterhändlern — über 200 —, die sich zur Abstempelung ihres Preisverzeichnisses auf dem Rathause einfmde» müssen. Die Unterre dung hatte d.n Ersolg, daß sich sämtliche Händler mir Ausnahme von zweien, bereit erklärten, die Butter ii, der nächsten Zeit nicht über 1,60 Mork das Psund zu verlause». Daraufhin wurde eine amtliche PekanMmachimg erlassen, wonach^ von jetzt ab jeder ZutterverkÄufer aus dem Wochenmarkte, der eine» höhere» Preis als 1,60 Mark für das Pfund Butter fordert, bei der Staatsanwaltschaft und bei de», stcilvertretende» Generalkommando zwecks Her- beisühcung entsprechender Strafen (Gefängnis bis zu einem Jähre oder Geldstrafe bis zu 10000 Mork, Schließung des Geschäfts und Untersagung der ser- neren Verkaufst itigke't, öffentliche Namhaftmachung in den ZeitungeiO zur Anzeige gebracht wird. Ju glcichcr Weise wird vorgegangen werden gegen deu, der mit dein Verkaufe der Butter zurückhält, um eine» höheren Preis als 1,69 Mark zu erzielen. Die Verkäufer erklärten, daß sie auch mit diesen: Preise noch gut aus ihre Kosten käme». —es. , - »ruck Md varlas van vtta »ach »j MM« VE». SS- des gesamten Inhalt verastwarslich Mhelm WM 1» Lichtenstein.