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s« MWe. Verschiedenes. * Der deutsche Kaiser ivcittc ui» 1K. August am Standorte des osterreichisch-uiigarischeu Oberkomman- dos, um au der Feier des Geburtstages Kaiser Franz Josefs teilzuuelnneu. " Laut „ilieichsanzeiger" ist dem Großadmiral v. Tie: in der Orden Ponr le Merite verließen worden. * Wie der „Vorwärts" meldet, Hal die sozialdemo kratische Reichstagssraktion beschlossen, den geforder ten Krirgskreditcn zuznstimmcn. Ein Transport von Kricgsuwaliden, der ans Nusland einlraf, zählte, wie ans Hnparanda ge meldet ivird, 225 Mann, davon Illi Testerreicher, der Resi Deutsche. Von den Invaliden, die am Sonntag ankamen, starben zwei in Tvrnea an Tuberkulose. * Cardinal Serafino Vannutelli ist, wie ans Rom gemeldet ivird, in der Nacht zum Donnerstag ge storben. Die lebte englische Verlustliste weist 135 Offi ziere und 944 Mann aus. * Den „Netten Zürcher Nachrichten" meldet ein Privatkorrcspondcnt ans Mailand, infolge der ge- ringcn Ergebnisse der bisherigen Operationen seien neuerdings 4 italienische Generale ihres Kommandos enthoben worden. * Nachrichten ans London zufolge in es sicher, das; die englische Regierung noch vor November zur Auf nahme einer dritten Kriegsanleihe im Betrage von mindestens t>00 Millionen Pfund schreiten wird. * Tie Madrider Zeitungen bringen Berichte über große Volksversammlungen, die in der tcnteu Woche in Barcelona, Santander und Granada stattfanden und in denen die Geltendmachung der Besitzansprü che Spaniens aus Gibraltar gefordert wurde. * Wie das Renterschc Bureau, aus Newpork meldet, wurde Texas von einem großen Wirbelsturm heim- gesucht. In Talias kamen etwa hundert Personen unis Leben und die Baumwvllpflanzuugen wurden stark beschädigt. In Galveswne wurden vierzehn Personen getötet und 500 Däuser zerstört. * Tie Russen beschleunigen in den Gouvernements Beßarabieu, Eberson, Podolieu, und Süd-Wollchnien die Drescharbeiten. Es bat den Anschein, als ob die Russen sich auch auf die Räumung dieser Ge biete gefaßt machen. Die Arbeiten für die Winter saat haben aus diesem Grunde noch nicht begonnen. besetzt! Ter raschen Erstürmung Kowuos, die den Deutschen die Möglichkeit gibt, auf Wilna vorzusroßen, auch die ganze russische Njemeufrvut aufznrolleu und die südlich von Kowno gelegenen Festnngen Olito und Grodno im Rücke» zu »Insassen, folgte heute der Fall der Bngfestnng Nowo-Georgewitsch. Die Trup pe« .Dindenburgs lwben damit ein neues Ruhmes blatt an ihre Fahnen geheftet, indem sie dieses festgefügte Bollwerk zu ihren Füßen zwangen. Tie gewaltige Bedeutung dieses Ereignisses wird sich erst in einigen Tage» anfrollen. Bei nns Jubel und Dank, in Petersburg starke Bestürzung, daß auch diese Säule russischer Macht über Nacht in Trümmer fiel. Tiefe Bestürzung wird sich zur Kopflosigkeit steigern, wen» die bisher von den amtlichen Stellen so gcnasführten Bewohner der russischen Hauptstadt erfahren werden, daß sich ancb das Schicksal von Brcst-Litowsk erfüllen wird. Ja, ist Gott niit uns, wer mag wider uns sein! Tas wollen wir bei unseren weltersclnitteruden Erfolgen nicht vergessen und in diesem Zeichen weiter kämpseii und siegen. Tic nächtigest» heutigen Depeschen von den Kriegs schauplätzen lauten: Nowo-Georgewitsch von unseren heldenmü tigen Truppen in Besitz genommen! Großes Hauptquartier, 20. Angnst 1915. Tie Festung Nowo-Georgeivilsch, der letzte Halt des Feindes in Polen, ist nach hartnäckigem Widerstand genomme». Tic gesamte Besatzung gestern im Endkampf, davon allein über 29 000 Mann u. vorläu fig unübersehbares Material fiele» in unsere Hand. Se Maß der Kaiser hat Zich »ach Nowo-Georgewitsch begeben, um dem Führer des Angriffes, General der Infanterie von Beseler, und de» tapferen Truppen seinen wie des Vaterlandes Tank niiszusprecheu. Oberste .Heeresleitung. Der deutsche Heeresbericht. G r o ß c s H a u p tquarticr, 19. August. Vom östlichen Kriegsschauplatz. Hecresgrnppe des Geu ralfeldmar sch a l l s von H iudenburg : Bei der Einnahme von Kowno wurden »och 30 Of fiziere, 3900 Ma»» gefangen genommen Unter dem Trnck der Fortnahme vv» Kowno räumten die Russen ihre Stellungen gegenüber Kal- warja-Suwalki. Unsere Truppen folgen. Weiter südlich erstritten deutsche Kräfte den Na- rew-Ucbergang westlich Thkocin und nahmen dabei 800 Russe» gefangen. Tie Armee des Generals von Gallwitz macht Fort schritte in östlicher Richtung. Nördlich Bielsk wurde die Balm Bialpstvk-Brest-Litvwsk erreicht, LOG» Rus se» zu Gesangeuen gemacht. Im Nordost-Abschnitt von Rowo-tKeorgewitsch überwandten unsere Truppen den Wcra-Abschnitt; 2 Forts der Nordsront wurden erstürmt; über 1000 Gesangene und 125 Geschütze fielen in unsere Hand. .Heeresgruppe des Generalfeld- marscballs P r i u z, L e o p o l d v o n B aper n. Ter linke Flügel trieb de» Feind kämpfend vor sich her »ud erreichte abends die Gegend westlich und südwestlich von Mielejzchce. Der rechte Flügel über den Bug bei Mieluic vor- brcchmid, warf den Gegner aus seiueu Stellungen nördlich des Abschnittes und ist im weiteren Vor gehen. Heeresgruppe des Generalfeld mar- schalls von Mackensen. Auch h er wurde zwischen Niemirow und Janow der Bug-Uebergang von den verbündeten Trupp m erzwungen. Vor Brest-Liwwsk drangen deutsche Truppe» bei Rokituv (südöstlich von Janow) in die Vorstellung der Festung ein. Oestlich von Wlodawa folgten unsere Truppen dem geschlagenen Feind. linker dem Drucke unseres Vorgehens hat der Geg ner das Ostuser des Bug auch unterhalb und ober halb von, Wlodawa geräumt. Er wird verfolgt. Ober st e H eeresleitu u g. Der österreichische GencralftabSbcricht Wie», 19. August. Amtlich wird verlautbart: Tie unter dein Befehl des Erzherzogs Joseph Ferdi- ue-nd und des Generals v. Kövest stehenden österrei- chisch-ungarischen Kräfte erkämpften sich nördlich von Janow und Konstantinow den Nebergang über den Bug. Niemirow und andere Orte am Nordufer wur den gestürmt. Der Feind ist geworfen, die weitere Verfolgung im Gange. Tic Einschlicßuugstrnppcu von Brcst-Litowsk, in deren Mitte sich die Divisio nen des Feldmarschalleutnauts v. Arz befinden, ent rissen dem Gegner einige Vorfeldstellungen. Bei WGdiunr-Wollmskij und in Ostgalizien nichts Neues. Ter Stellvertreter des Chefs des Geueralstabes. v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. * * * SinstlandS Schmerz über den Verlust vo» Warschau» London, 18. August. „TimeS" briugeu einen Artikel eines Neutralen, der im letzten Jahre krieg führende und neutrale Lander besuchte und kürzlich aus Rußland gekommen ist. Er schreibt: Ich bin überrascht darüber, wie wenig Engländer begreifen, waS der Verlust Warschaus für die Russen bedeutet. Der zuversichtliche Ton der Zeitungen verhüllt den tiefen Schmerz, den alle Russen empfiud'u. Der Verfasser erzählt, daß eine mit ihm reisend? russische Tome, als sie bei der Landung in England die Nach richt erfuhr, in Ohnmacht fiel und fahrt fort: Die Engländer iind gegenüber dem Kriege viel gleich gültiger als Holländer, Schweden und Schweizer, entweder weil sie schlecht unterrichtet oder zn weit von den Kricgsoperationen entfernt sind. Der Krieg greift nicht in ihr tägliches Leben ein. Hcnkcrsarbeit eines russischen Generals. Turch W. T. B. wird amtlich mitgeteilt: Unsere Truppen sind in den Besitz eines russischen Befehls gelangt, der in deutscher Uebersetzung folgenderma ßen lautet: Befehl au de» Kommandanteu des 1. turkistanischcu Ar- meelw.ps vom 2/15. Juni 1915. Vom Oberbefehls haber sind für die Anwendung von Vergeltnngs- maßregeln au gefangenen deutschen Soldaten für bekannt werdende Fälle von Verhören russischer Gesaugencn unter Anwendung von Folter und Ver stümmelungen folgende ergänzende Anweisungen ge geben worden: Die Vergeltungsmaßreg-l soll im Bereiche des Korps nicht später als 15 Tage nach Bckanntwerdeu eines Falles von grausamer Be handlung erfolgen unter Angabe des Anlasses. Au ßerdem soll deu Gefangene» allgemein bekauntge- ben werden, daß jede men' Grausamkeit allcrstrcug- sle Vergeltung finden wird. So ist als Antwort auf die Verstümmelung des Kosaken Petschnjew vom Oberbefehlshaber der Befehl ergangen, vo» der nächsten Abteilung gefangener deutscher Soldaten zehn Mann, olme Ausschluß der Offiziere, zn erschie- sen für die Grausamkeiten, die in der letzten Zeit von den Deutschen verübt worden sind. Gcz. General Odischelids e." Wenn ein Oberbefehlshaber einen so bestimmten Befehl zn Vcrgeltnngsmaßregcln gibt, dann sollte man als selbstverständlich annehmeu, daß die Taten, die gerächt werden sollen, unzweifelhaft feststeben. Tas erfordert der europäische Rechtsbegriff obn- wei teres' Wie steht es aber damit bei dem russischeu Befehl? Alke Berichte über deutsch? Greueltaten an ruisischen Gefangene» waren bisher als Lügen nach- zuwcise». Auch die Verstümmelung des Kosaken Vctschnscw durch deutsche Soldaten konnte von deu Russen nicht scstgestcllt sein, weil sic sich nie und nir gends zngctragcu hat. Sie ist zwar vom russisch?« Gemralstabe in einer amtlichen Mitteilung behauptet worden, doch haben die deutschen amtlichen Unser»* suchun.gen ergeben, daß die ganze Geschichte schon des» Iwlb völlig erfunden war, weil bei den in Frage Lam menden dcutsctwu Armeeteilen übcrlwnpt kein Kosak des ussnrischen Reiterregiments, dem Petschnjew au gehörte gesangengenommeu ist. Dies ist inzwischen am 1. Juli, in einer amtlichen deutschen Erklärung mitgeteilt worden. — Ob der Blutbefchl des russischen Oberbefehlshabers beim 1. tnrkistanischen Armeekorps ausgeführl worden ist, entzieht sich noch der öffeut-» liehen Kenntnis. Unabhängig davon gehört aber die Grausamkeit und verbrecherische Leichtfertigkeit, mit der diese Henkersarbeit ohne gmaue Untersuchung ungeordnet worden ist, vor den Richterstuhl der Ge schichte. . : i Tic je tzigc Lage in Riga. Ein Soh» des Kopenhagener Bürgermeisters ist in die>eu Tagen ans Riga in Kopenhagen eingetrosfen und har über die dortigen Zustände verschiedenes be richtet. Die Verhältnisse in Riga werden durch den Vormarsch der Deutschen stark beeinflußt. Die Um gebung der Stadt ist völlig zerstört, damit sie für deu siegreichen Feind nicht von Nutzen sein kann. In Riga selbst sind alle Monumente und Statuen außer der Peters des Großen, entfernt worden. Die Not in Petersburg. Die „Berlinske Tideude" meldet aus Petersburg: In der Hauptstadt befinden sich zahlreiche Zivilflücht- lingc aus Polen, die vor den vordringenden Deut schen und Oesterreicher» flüchtete», um nicht vom Feinde zum Graben von Schützengräben oder zum Bau von Landstraßen, auf denen schwere feindliche Geschütze befördert werden, herangezogen zu wer den. Tic Not ist überall groß. Vom westlichen Kriegsschauplatz. G r o ß e s H a n p tguartier, 19. August. Zwischen Angrcs und Souchcz führte der Gegner gestern abend einen während des ganz?« Tages durch) ArtiUericfcner vorbereiteten Angriff durch. Er drang stellenweise in unsere vordersten Gräben ein und hält in der Mitte des Angrifssabschuittes -einen Teil noch besetzt, ist ans der übrige» Front aber be reits geworfen. In de» Vogesen erneuerte der Feind gestern sei nen Angriff nördlich von Münster gegen unsere Stel lung auf Lingekopf und Schratzmännle. Nach vor übergehenden Vordringen bis in einzelne unserer Gräben auf dein Lingekops ist der Gegner dort über all zurückgeschlagen. Am Schratzmännle ist der Kampf noch im Gange. Ob erste Heeresleitung. Ter See-Krieg. Zwei englische Unterseeboote vernichtet! Berlin, 20. August. Tas englische Unterseeboot „E 13" ist am 19. d. M. vormittags durch ein deutsches Torpedoboot cur? Südausgang des Sundes vernichtet worden. Ter stellv. Ches des Admiralstabes der Marine: Behncke. Kopenhagen, 19. August. Ein englisches Un-' tersewboot ist auf der Südostseite vou Saltholm auf Grund gestoßen. Tas Unterseeboot scheint in Braud geraten zu sein. Ein lOMg-TonncndamPfer torpediert! Einen weiteren Dampfer versenkt! London, 19. August. Reuter meldet: Der Dam pfer „Ara die" der White Star-Linie (10000 Ton- neu großh auf dem Wege nach Amerika, wurde: torpediert. Die Reisenden und die Besatzung sind gerettet. Weiter wurde der englische Dampfer „D u u s l e s" torpediert. Abermals 6 Dampfer versenkt! London, 19. August. (Meldung des Rentersch-n Bureaus.) Ter Postdampfer „Grodno" der Wil- svnlinie »ud der britische Dampfer „Thorufield" sind versenkt worden. Die Besatzungen sind gerettet. Belfast, 18. August. (Meldung des Reuterschen Bureaus.» Das Fischersahrzeug „George" ist per-, senkt worden. Die Besatzung ist gerettet. London, 19. August. ''Meldung des Reuterschen Bureaus.) Der Fischdampser „George Aaker^ ist vor Yarmouth versenkt worden. London, 19. August. Llohds meldet: Der bri» tische Dampfer „Bo nun" und der spanische Dam pfer „Isidoro" sind versenkt worden. Die Besatz ungen sind gerettet. Zwei feindliche Dampfer vernichtet! London, 19. August. Nach einer Meldung deK Reuterschen Büros sind die Dampfer »Maggie" und „Serbino", von denen der letztgenannte der Wilson-Linie angebört, versenkt worden. Die Be satzungen wurden gerettet. * * * ; Vootsmannsmaat Lamm - Berlin, 19. August. Kürzlich ging die Nachricht durch die Presse, daß ein amerikanischer Baumwoll- dampscr mit einer englischen Priseubesatzung a n Bord von einem Bootsmaunsmaat Lamm, von der Besatzung eines Unterseebootes, das de» Dampfer ungehalten hat, mitsamt der englischen Prisenbesatz- ung nach dreitägiger Fahrt in Cuxhaven cingebrachtz.