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Miste der Gerechtigkeit und der Versöhnung gebar,., wird, so Wira er seinen Ztveck nicht erfüllen. Will »nan uns die Feder zur Unterzeichnung eines Gewalt- friedens in die ton Hunger und Entbehimng entkräf tete Faust o.ü k-n. dann kann cs sein, daß diese Faust Nicht unterschritt, sondern zum letzten Widerstand sich Kusammsnballt. (Stürmischer Beifall.) Dann kann eS sein, daß der Zustand des Weltbolschewismus ein tritt. der den Brudermord bedeutet und die Verletzung aller Kultur. Die Tatsache, das; der Bolschewismus in Bayern Fuß gefaßt hat, ist nicht mehr eürx Ange legenheit, die Bayern allein angcht, sondern es Zt die Pflicht des Reiches und aller deutschen Bundesstaa ten. sich mit Lieser Frage zu beschäftigen. Die neu.» Zeit bringt neue soziale Forderungen. Der R-oie- rungsvorschlag zur Einführung des Rätesystems in die Verkostung ist kein Verlegcnheitsprodukt, es ist eine unumgängliche notwendige soziale Fordemng. Das Rätesystem ist ein vortreffliches Mittel zur Ver ständigung zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Die Politische Arbeit muß bei der Volksvertretung bleiben, aber wirtschaftliche Fragen sollen ourch oas Rätsparlament besser ausgcarbeitet und verliest wer. den. Von sämtlichen Parteien des Hauses wird eins gemeinsame Willenskundgebung der Natu, n.lver - sammlnug ins Land hinausgehen. Mg. Hoch (Soz.): Die anderen Völker sollten erkennen, daß in Deutschland dec Militarismus für alle Zeiten eene n ist, wenn uns nicht eine andere Entwickelung aufge zwungen wird, durch Vergewaltigung des deutschen Volkes. Daeum müssen wir fordern, daß der Friede ein Rechtssrjcde sein wird. Ebenso wichtig wie der Friede nach auäen, ist aber auch, daß wir Frieden im eigenen Lande bekmumen. Die schlimmsten Ausschrei tungen können wohl mit Waffengewalt niedergstchla- tzen werden, aber das ist kein wahrer Friede- Wir lehnen mit aller Entschiedenheit die Räterepublik ab. denn sie bedeutet nicht die Vereinigung der Kräfte, sondern die Vergewaltigung der Mehrheit durch »j -Minderheit. Auch eine Diktatur des Kapitalismus lehnen wir ab. Den Satz von der Entbehrlichkeit des Eigentums können wir in dieser schweren Zeit nicht anerkennen. Jeder, der mehr hat, als -r braucht, darf dieses Mehr nur noch als Eigentum der Gesamt heit vermalten. Neben der Nationalversammlung sind auch die Arbeiterräte notwendig. Um V-2 Uhr wird die Weiterbcralung auf ^4 Uhr vertagt. Nach der Paust nimmt Reichsminister des Aeußwen, Graf BrockSorff Rantzau das Wort: Der Friede steht vor der Tür. Wir stehen vor harten und kühl rechnenden Feinden uno haben ihnen gegenüber nur eine Waffe, das ist die Beru fung auf oie'Friedensgrundlage, über die wir an fangs November einig wurden. Die Art, wie Elsaß- Lothringen jetzt behandelt wird, ist für den künftigen Frieden auSfch, .»gebend. Die schwere Krisis im Osten sei vorläufig überwunden durch den Verzicht der En tente aus oie Danziger Landung. In der Frage Nord- schlesmigs habm sich die Dinge zugespitzt. Ts machen sich bei der Entente immer weitergehende Fordern!- gen auf Kosten des geschwächten Deutschlands bemerk bar. Diesen Machenschaften kann gar nicht genug entgegengetreleu werden. Die Vorberatungen für die Anglieocrung Deutsch-Oesterreichs find inzwischen weitergesührt worden. Ebenso ist es ganz ausge schlossen, die Frage der finanziellen Ansprüche an Deutschland ohne Verhandlungen mit unseren Sach- verständigLN zu lösen. Unsere Gegner sollten sie po litische und wirtschaftliche Lage Deutschlands bei ihren Berechnungen l ideyschastslos ins Äuge fassen. Nur ein! wirrscha>flich erstarktes Deutschland kanP seinen bisherigen Feinden helfen, wirtschaftliche Schäden des Krieges w eder gut zu machen. Dazu bedürfen Nur der Freigabe des besetzten Westens, weiter der schleu nigen Aufhebung der Blockade. Weiter brauchen wir die Zuführung von Lebensmitteln unter Bedingun gen. die den Ankauf überhaupt erst möglich machen.: Dankbar sind wir ganz besonders dem Papst, der noch in jüngster Zeit seinen Einfluß für eine schien- nige Hilse gegen die Hungersnot eingesetzt hat. Wir brauchen aber Rohstoffe, um wieder zu arbeiten, und um diese Rohstoffe zu kaufen, brauchen wir Kredit. Zu jedem Geschäft gehört Vertrauen. Wer es uns schenkt, wird nicht enttäuscht werden. Ein ähnliches Verhältnis wirtschaftlicher Ergänzung be steht zwischen Deutschland und dem Osten. Das deut sche nud das russische Volk sollten sich auf das be sinnen, was sie einander zu bieten haben. Dazu fe - hört freilich, daß das neue Rußland von jeder Fnm der Vergemaltianng Abstand nimmt. Ich weih, daß man erklärt, im Ministerium des Acußeren gehe astes seinen alten Schlendrian weiter. Ich bin fest entschlos sen, Wandel schaffen. Den Auslandsmissionm sollen besondere Sachverständige zugeteilt werden. Es wird sich notwendig herausstellen, Verände rungen auf eiv-gen neutralen Auslandsposten üs>-bei- zusühren. Kaum ein Volk wird von dem Frieden, wel cher in Paris geschlossen werden soll, nicht enttäuscht sein. Diese Enttäuschung bildet in sich eine furchtba re Gefahr. So wird der Frieden, der statt des ersehn ten Behagens wiederum Mühsal und Entbehrungen bringt, den zersetzenden Einflüssen weiter Vorschub leisten. Hier steht der allgemeine Feind, hier ist di: alllgemeine Aufgabe. Gemeinsam müssen wir dis Hand an oas Werk legen, das unseren Kindern und Enkeln eine würdige Zukunft sichern soll. Ein Symbol dieses Entschlusses ist Deutschlands Ve.ps!ichK'wg, Belgien und Nordfrankreich wieder auszubanen Luo wir beklagen es doppelt, daß das Mißtrauen der Geg ner oie Erfüllung durch gehässigen Mißbrauch unse rer Kriegsgefangenen zu erzwingen sucht. Wenn wir die Frage der Schuld am Kriege stellen und sie offen und Wahlhaft beantworten wollen, so geschieht es, um die begangenen Fehler zu erkennen und einen deuclichcn Strich unter sie zu machen. Auch dabei soll oer Blick nach vorwärts gerichtet werden in eine Völkergemeinschaft hinein, in welcher die Förderung der naUru.ckm Interessen nicht mehr im Gegmsatz zu dem Dienst an der MenschheitsentwiücluUg steht. (L.bhafter wiederholter Beifall.) (Schluß zolgt.) M lMMMk SklW. Tie „Dresdner Volkszeitung" schreibt unter dieser Uebe: schrift an leitender Stelle: Die Verhandlungen in der Volkskammer deuten darauf hin, daß unabhängige spartekjstjsche Clements am Werke sind den bayrischen Krampfanfall auch auf Sachs.u zu übertragen. Wir haben außerdem zu verlässige Nachrichten erhalten, wonach beabsichtigt wird, binnen kurzem den Generalstreik über Sachsen hinslaltern und die Räterepublik ausrufen ne lassen. Nie find Streike und Putsche für das deutsche Volt' verhängnisvoller gewesen, als in diesem' Ana-nbnP, da wir rom Auslande Lebensmittel bekommen sollen und der Zahlungsmittel entbehren. Weiter heißt es in dem Artikel: Tie Räterepublik schafft nicht ein Pfund Fleisch, nicht ein Pfuno Kar toffeln mehr. Sie vernichtet int Gegenteil di? noch vvrkundenen Werte durch deck unausbleiblichen Bür gerkrieg. In Bayern stehen gegenwärtig nicht nur die Kommuriisten gegen die Unabhängigen, die Mehr- hsiwsozialisten gegen Unabhängige und Kommunisten inl Kampf:, sondern Bayern wird auch noch geogra phisch in mehrere Lager zerrissen. Der Bürgerkrieg scheint unausbleiblich und würde sich auf alle deut schen Gebiete erstrecken, die etwa die bayrische Aa- schingstragödie nachahmen' wollten. ? Mit rem freiesten Wahlrecht der Welt hat das deuk- sche Volk sich seins Gemeinde-, Landes- und Reichspar laments gewählt. Wenn diese Volksentscheidungpn einem Teil unserer "Volksgenossen nicht gefallen, so können sie mit den Mitteln einer vollständig freien Meinungsäußerung dafür wirken, daß die kommen den Volkscntstbeidungen nach ihrem Wunsche aüs- fallsn. In Ruhland sind, wenn nicht alle Anzeichen trügen, dis Tags der bolschewistischen Herrschaft zählt. > Legt uns dec Verband einen Friedensvertrag vor, der uns zn ein.m Volk von Heloten ohne Wirtschaft- liche Zukunftsaussichten macht, dann wird ihn d!2 ReiAs'.egieruug ablehnen müssen. Die Folge davon kann Lunger, Verzweiflung und Anarchie sein. Aber solange sie Möglichkeit besteht," daß bei ven leitenden Männ-rn des Verbandes ein Rest von Vernunst siegt, solange müssen wir gegen den bolshs- wististhen Wahnsinn kämpfen. Ter Artikel wüst endlich darauf hin, daß anch c?ns sozialistische R aicrung nicht arbeiten könne, wmn scs rhre Kräfte ständig damit verzetteln müfst iue vor, der Revolution erkämpften politischen Grun?-, rccbte des Volkes gegen spartalistische Putschversuche zu schützen, und schließt mit der Mahnung: Nicht inneren Kri.q brauchen wir, sondern inneren «Mie den müssen wir haben, wenn die Volksmassen nicht ncit dem Sozialismus in der. Hand zugrunde gehen! sollen. ' Sss sW. WWttMÜal. Der Volkskammer ist folgender Regierungsentwurf einer Verordnung über die Errichtung einer Landes» stelle für E mci nw irt scha f t zugegangen: 8 1 Bei dem Wir^fchastsministerium wird sine Landcsstell: für GemeinwirFschaft eingerichtet. 8 2. Die Landesstolle für Gemeinwirtschaft hat di; Aufgabe: 1. Lie Volkswirtschaft zu erforschen, zu üiesem Zweck Erhelungen und Feststellungen aller Art voe- zunchmen und diese statistisch zu verarbeiten. Do? staatliche Lanv Saint ist hierbei zur Mitarbeit her- anznziemn: 2. dem Wirtschaftsministerium Vorschläge und Gumchicn zu unterbreiten, die sich erstrecken auf die Mvgnchekit dsr gcmeinwirischaftlichen Umgestaltung, 8 3. Der Landesstelle für Gemeinwirtschaft wir» ein Beirat beigegeben. Für die Berufung oer Mit glieder dieses Beirates sind von den gesetzlichen Ver tretungen und den Organisationen der beteiligten Be- rufSkreise Vorschläge einznhveln. Der Beirat ist vor der Entschließung über Fragen von grundlegender Bs- deutnug mil einem Gutachten zn hören. 8 4. Dis LavdeSstelle für Gemeinwirtschast wir» auf Grund von 8 1 der Bekanntmachung über Aus- kuuftspflichc vom 12. Juli 1917 (Reichhgesetzblatt Seite 604) ermächtigt, die in dieser Bekanntmach ung bezeichneten Rechte znm Zwecke der Durchführung der ihr gestellten Anfgaben auszuüben. Die diesen Rechten entsprechende Verschwiegenheitspflicht gut anch für die Mitglieder des Landesamtes süPGemsin- vutsthaft und dessen Beirat. * Wenn zwei sich liebe». « j Roman von Hedwig Courths-Mahler. ! 66 , < Nachdruck Verbote» Lottsmärie sprang erschrocken ans und beugte stch über sie. „Durchlaucht! Durchlaucht!" rief sie ängstlich. Aber die Fürstin gab keine Antwort mehr, sis war tot. Lottemlnie alarmierte die Dienerschaft, schickte ein Auto nach dem Arzte und ließ Graf Rainau und dis Talheimer nach Trollwitz rnfen. Sie kamen alle herbei. Der Arzt konnte nur den infolge eines Herzschlages eingetretencn Tod fsst- stellen. Noch an demselben Abend nahm Gras Rai nau Lottsmärie mit «ach Rainau. Graf DoAwim als künftiger Schwiegervater deS Fürsten Egon übernahm die Regelung der ofsiziellen Angelegen heiten und tat das mit einer Wichtigkeit und einer Genauigkeit, die fast komisch wirkte. Am Zage oe> Beisetzung der Fürstin wurde ihr Testament, wie sie es bestimmt hatte, verlesen. Fürst Egon war natürlich ihr Haupterbe, Ihren Dienern hatte die Fürstin sehr anständige Legate msgefetzt. um sis, wie sie offenherzig in ihrem Testament be gründete, für die oit launenhafte Behandlung zu cntichädigcn. dis sie hatte» erdulden müssen Lotts- mcnie hatte sie eine ziemlich hohe Summe au-gefeit und einen kostbaren -Brillantcnring, den kie 'leis getragen, zum Andenken vermacht. Einige Worte iu ihrem Testament verrieten, wie lieb ihr Lote- «narie gcüvrden war. Dem Major von Dorneck hatte die Fürstin aus ihrer Bibliothek einige besonders wertvollr alte , Bücher hiucerlassen, zum Andenken an die Stunden da er sie so vorzüglich in seiner klugen Art unter halten halte. In einem Nachsatz des Testaments hieß es dann noch: „Aus meinem Schmuck, der dem Familimsthwu-k der RanzowS einverleibt werden soll, vermache ich das wcitcrc der Frciin Lottearmie von Dorneck dis lange Perlenschnur mit dem Smaragdschliß Die soll sis tragen als Zeichen meiner besondere» Wert- srhätzuug. Sie »löge diese Perle»schu»r trag n im Bewüßtsci», daß sie dem Dasein einer alten grillige» Frau einiges Licht und einige Wärme gegeben hat. wofür sie Gott segnen möge." Sonst war das ganze Testament in dcm ab sonders«, chsn Ton abg- faßt, der ihr immer eigen gewesen war. Sie hmle felbst hier ihrer Spottsucht nicht EinhaU tun können. Da Lotlemanc ihre Art genau kannte, rührte sie es um so mehr. daß die Fürstin ihrer so lisbevolil gedacht Hails. ! Dank der Großmut der Fürstin kam sie doch nicht als ganz armes Mädchen in das reiche Grafsnkchloß. Lottsmärie blieb iu Rainau und Graf Joachim fand es aanz wundervoll, sein Töchterchen nun im- mer bei sich zu haben. Zwischen Loltemarie und Komteß Nora verlieste sich das Fr<mndschaftsverhältnis mehr und mehr. Je fremder sich die Komtesse ihren Eltern fühlte, desto inniger schloß sie sich der Freundin an. Und als dann der Krieg seine Opfer nach Hauss sandte, als läglich neue Verwundete heimkehrten, und eS auch sonst allerlei Not zu lindern gab, da schabten und wirkten die beiden jungen Bräute im Dienst der Wohllätigksit. Tas zu Trollwitz gehörige Kavalierhaus, ein Ban. in dein bei großen Festlichkeiten in der Blütezeit dsr Fürstin Eugenie die zahlreichen Gäste einguar. tiert wurden, hotte auf Fürst Egons Bestimmung Ver- wcnlnng gesunden als Genesungsheim für schwer Vee- wundcte Krieger. Und hier arbeiteten die beiden junge» Dame» in segensreicher Weise. 27. Kapitel. Ein volles Kriegsjahr war schon vollendet und wieder reihte sich Monat an Monat. In Ost und West halten die D. iltichcn Siege errungen und England setzte seine» schnöden Aushungerungsplan ins Werk, um die Kraft des deutschen Volkes, dcm es nicht auf andere Weiss beikommen konnte, zu brechen. LoUcmarie und Komteß Nora waren ernst und still geworden. Sie hatten ihre Verlobten noch nicht wiederg, sehen. Allerdings blieben sie mit ihnen i» regem BciZw.clsel und hofften und harrten wie Millionen Frauen und Bräute auf dks Ende deS Krieges. ! 1 ä Fürst Egon. Graf Günter und der inzwischen zur» Obersten oeiördsrte Herr von Dorneck lagen im Mat deS zweiten Kriegsjahres vor Verdun. Schon seit Wochen jpble hier ein grimmiger, schwerer Kamps- um jeden Fußbreit Boden mußte schwer g.'rungsn werden. k LottsmaneS Vater hatte in dieser KA-gszeit Erstaunliches geleistet. Er war Führer des Regi ments geworden und hatte sich durch kühne Täten aus gezeichnet. Graf Günter und Fürst Egon frchte« unter seinem Konzmando. j : , lSvrtsetzMz klar,!