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Deutsches Reich. ' Vertin. (Der JWeLrngreß! und der BergarbeEter- streik.) Ter zweite Rätckongreß appelliert an die streikenden Bergarbeiter, unter allen Umständen die BbotstandSarbeiten ausznführen, damit Has deutl che Vrlk von dem Unglück verschont wird, das jetzt Nei «einem Ersaufen der Schichte eintr eten würde. Darr nt, so erklärt Eohen-Reuß, enthalten wir uns jek ec Darteinnhmr für oder gegen die Forderungen d er Bergarbeiter. Aber bedenken ISie, welche Folgen cs hat, wenn selbst Lebensmittelschiff e der Entente ie tzt lehne Bunkerkohle zurückfahren sccklen. Im Namen der meheheitssozialistischen Partei erklärt Hiera ui Naliski. das er dieser Entschliefst rng fclbstverstän d- tich zust-mmc. Eine Bergarbeitersschaft, die die Ko h- lensthüchte ersaufen lasse, ersäufe d-ie deutsche Rcv o- lution. Tiefe Worte wurden vor: stürmischem B >h fall begleitet. Die Aussprache über den Generalstreik km Ruhrreoier führte im weiteren Verlaufe noch zu anßeroroeutlich stürniischen Ausein andersetzungen. L sm Auftrage der Regierung ergriff dec Ernährung?-« ri- »ristrr Sch m' dt das Wort zu der Erklärung, Hiß i -er NtichLarLeitSMinister sich seit Dieuistag-im Rnhrreo ,er befinde, um dort mit den Streikenden zu verhandeln. Er bedaue''te daS Vorgehen der Bergarbeiter woac Standpunkt der Ernährungspolitik und glaubt, i mA durch ihre .Haltung unsere gesamte Lebensmittelt >e>.- sorgung und die deutsche Wirtschaft überhaupt iw höchster Gefahr sind. Es ist leicht möglich» daß n i,!- Uns die Lxbensmittelzufuhr unterbandet. Der M inä- fier richtete den Appell an den Kongreß, daß er «n^.?t dieser Bergarbeiterschaft seine Sympathie ausdnückke, hinter der nichts stehe, als eine kleine Klasse und d e- Terror. In der Abstiinmung Wirch daun iolgemd^r Blntrag angenommen: „Von der Reichsregierung wstro erwartet, daß berechtigte Fordermigen her Berg ar-, bester erfüllt-werden." — (Das enthaltsame Frankreich.) Als offensicht licher Erfolg der Protestbewegung in Deutschland ge ben eine Altrennung des Saarreviers ist eine offen bar inspirierte Mitteilung des „Temps" zu werten, nach der die französische Regierung keinerlei zuzogeoc- Ne oder versteckte Annexionowunsche auf irgendein Ge biet hege, das von deutscher Bevölkerung bewohnt würde. Diese Bemerkung beziehe sich insb-sonoere uns die Gebiete, die zwischen den Grenzen von 1814 lurd 1871 läz.n- . — (Aus dem Ruhrrevier.) Tie Streiklage in Düs« f» ldors bet im Laufe des Mittwoch eine Verschär fung erfahren, sodaß es wieder zu Zusammenstößen zwischen Ausständigen und Regierungstruppen ge- Eonmien ist. In der Altstadt, wo sich die Streiktet tuu-j befind.t, erfolgten abermals Zusammenstöße. Truppen machten von der Waffe Gebrauch, w Ge es einen Toten, mehrere Schwerverwundete und zahl reiche Lc-'chtverwundete gab. Tie Regierungst-up- Pen haben weitere Verstärkungen erhalten, da neue Unruhen bevorstehen. — In Mülheim an der Ruhr vcasü.hten in vergangener Nacht bewaffnete Sparta kisten die Kasernen zu stürmen. Das Freikorvs Schulz empfing die Angreifer mit Maschinengewehren und schlug sie zurück. — InEssen ist das Korps Lichten- schlag eiugerückt. der verschärfte Belagerungsmstand Ut über die Stadt verhängt- In den Kylpp-Äerk-n wird zum größten Teil gearbeitet. — In Bochum wird der Regierungskommisfar Severing, der oi» Kommandogewalt für den Bereich des 7. Arme:- korps hat, heule versuchen, Verhandlungen anzubah- «nen, uni den Streik zu beendigen. Wenn alles ruhig bleibt und di^. Erledigung der Notstandsarbeiten ga rantiert wird, werden die Regierungstruppen Wwd.r «brücken. — Tas Generalkommando hat eine An- »rdnung erfassen^ wonach ntt Ruhrgebiet politische Zeitungen, gleichviel welcher Mchtung, nicht erschei nen dürken. Ferner dürfen kci»e Streikposten auf den 'Straßen sich sehe» lassen. Ader Arbeitswillige kann ungehindert seiner Arbeit nachgehen. Berli«. (Die Krisis auf der Friedenskonferenz.) Einer Radio-Meldung aus Newyork zufolge mel den die Newyorker Blätter, daß eine Krise in der Friedenskonferenz eingetreten ist, da Wilson direkt oder indirekt ein Ultimatum überreicht und erklärt Hal, daß er keine Konzession mehr machen werde. Die Forderung des „George Washington" wird als endgültige Drohung ausgelegt, daß der Präsident sich zurückziehen wird, wenn die Konferenz an einen toten Punkt komme. Der „Newyorker Herald" zufolge ist in den letzten Beratungen des Rates dec Vier eine sehr große Meinungsverschie denheit entstanden- Eine der verantwortlichsten Persönlichkeiten erklärte, er würde nicht erstaunt sein, wenn die amerikanische Teilnahme an der Friedenskonferenz ein vorzeitiges Ende findet. — (Sympathiestreik für die deutsche Revolution.): Die römische Sozialtstenpartei beschloß nach Mel dung aus Lugano heute in den Generalstreik zu treten, als Sympathie für die deutsche Revolution. Trotz des strengen Verbotes öffentlicher Kundge bungen will die sozialistische Partei Straßenumzüge veranstalten. Die Reformisten, katholische Arbeiter partei und die Kriegeroereine beabsichtigen Gegen kundgebungen. — (Aus Magdeburg.) Eine stark besuchte Funk- tionärversammlug der sozialdemokratischen Vereine, die am Mittwoch morgen stattfand, beschloß, die Parteigenosse» zu ersuchen, am Donnerstag morgen dir Arbeit wieder auszunehmen. Ebenso hat eine Versammlung der Streikenden den Beschluß gefaßt, den Streik abzubrechen. Zahlreiche Verhaftungen werden gegenwärtig auf den Straßen dec Siadt vorgenommen. Vor allem wurden viele Matrosen, die plötzlich in der Stadt auftauchen, auf ihre Be rechtigung zum Tragen dec Uniform untersucht. Der Generalstreik ist in Magdeburg demnach zusammengebrochen. General Märker ist in die Stadt eingerückt. — (In Braunschweig) aber ist der Generalstreik erneut im Gange. Der Eisen- und Straßenbahn verkehr ruht vollständig. Der Postbetrieb ist zeit weise unterbrochen. Die Banken und Zeitungs- Häuser sind geschlossen. Bei der ersten großen Massenversammlung auf dem Schloßplatze sprach im Laufe des Vormittags der ehemalige Präsident Merges Er bezeichnete die Verbindung Deutsch lands mit der russischen Sowsetregierung als ein zige Rettung für das am Abgrunde angekommene Detuschland. das am Anfänge der größten Hungers not. einer beispiellosen Arbeitslosigkeit und eines ungeheuren Menschensterbens stehe. Unter dem Beifall der Versammlung forderte Merges die Ausrufung der Räterepublik Braun schweig, sofortige Verbindung mit den Räte republiken Rußland, Ungarn und Bayern, restlose Beseitigung des Militarismus und des Kapitalis mus in Deutschland und in der ganzen Welt, Ab setzung der Regierung Ebert-Scheidemann-Noske. Auslösung der Nationalversammlung und aller Landtage in Deutschland, Freilassung aller poli tischen Gefangenen, Entfernung der Mehrheitsso zialisten aus der Braunschweiger Regierung uni^ die allgemeine Westrevolution. Gegen Mittag zog ein großer Demonstrationszug mit Musik durch die Stadt. Der Landtag hat seine heutige Sitzung plötzlich abgebrochen und sich auf unbestimmte Zeit vertagt. Heule nachmittag tritt der neugewählte Lsndesarbetterrat zu einer dringenden Sitzung hiev zusammen, um sich als die einzige souveräne Milcht in Braunschweig auszurufen. Aus Nah und Fern. * - Zur StÄdtrvereiniguug. Ein für beide Städte wichtiger Beschluß wurde in der gestrigen Stadtoerordnetensitzung in Callnberg gefaßt. Der in letzter Stadtoerordnetensitzung in Lichtenstein ge gebenen Anregung einer Vereinigung der beiden Städte folgend, wurde beschlossen, Lichtenstein zu ersuchen, eine gemeinschaftliche Sitzung der beiden Stadtoerordneten-Kollegien einzuberufen, um mit den Vereinigungsverhandlungen zu beginnen. *- Wo bleibt unser Fleisch? Die Fleisch ration in Sachsen hat schon vor einigen Wochen von 256 Gramm auf 186 Gr. herabgesetzt werden müssen, vielfach kann sogar nur 150 Gr. wöchent lich verteilt werden. Mr können uns dafür bei der bayrischen Republik bedanken, die sich nicht scheut, ihre Biehlieferungen an das übrige Deutsch land und insbesondere an Sachsen einzustellen, gleichzeitig aber ihre eigenen Rationen über das von Reichswegen festgesetzte Matz zu erhöhen- EL ist wirklich hohe Zeit, daß in Bayern wieder geordnete Zustände einkehren. *— Zur Eiersreigube. — Eine Mahnung an die Landwirte Der Direktor des Bundes der Landwirte in Sachsen, Oswin Schmidt, erläßt im „Freiberger Anzeiger" folgende Mahnung: „Achtung Landwirte! Die Freigabe der Eier aus der öffentlichen Bewirtschaftung ist ein Versuch, wie sich die Preise der landwirtschaftlichen Produkte ohne Zwangsbcwirtschastung gestalten werden. Wenn dieser Versuch mißglückt, d. h. zu einer an gemessenen Steigerung dec Eierpreise führt so ist zu erwarten, daß mit einer Freigabe der übrigen landwirtschaftlichen Produkte in absehbarer Zeit nicht zu rechnen ist- Darum hütet Euch ! Gebt kein Ei ab als zu einem bescheidenen Preise. 50 Pfg. pro Stück ist schon ein hoher Preis." — Der Ge meinderat in Wilthen (Oberlausitz) faßte in seiner Sitzung am Montag den Beschluß, die Regierung um sofortige Wiedereinführung der Zwangswirt schaft im Verkehr mit Eiern anzugehen da seit Einführung des freien Handels Eier überhaupt nicht mehr oder nur zum Preise von 1 Mark das Stück und darüber zu haben sind. *— Wee wuchert mit Zwiebel«? In Leip zig lagern 10- bis 12 000 Zentner Zwiebeln, die zum Teil aus Ungarn stammen. Für die inlän dischen Zwiebel» dürften beim, Einkauf etwa 15 Mark, für die ungarischen Zwiebeln etwa 30 Mark bezahlt worden sein. Diese Zwiebeln bietet die Landesstelle für Gemüse und Obst den Händlern an, und zwar verlangt sie vom Groß händler nicht weniger als 48 Mark für den Zent ner. Der amtlich vorgeschriebene Höchstpreis für Zwiebeln im Kleinhandel beträgt aber 33 Pfennig für das Pfund! Wird der Staatsanwalt gegen die Landesstelle für Gemüse und Obst jetzt das Strafverfahren wegen Wuchers einleiten? *— Borlöufig keine Wiedereinführung von Brieftelegrammen. Das Reichspostamt hat die Wiedereinführung des BriefteGgrammoer- kehrs abgelehnt. Diese Einrichtung, die kurz vor dem Kriege geschaffen worden war, erfreute sich lebhaften Zuspruchs. Die Postbehörde lehnt die Wiedereinführung ab, weil der Telegcammoerkehr augenblicklich so stark ist, daß eine verkehrsschwache Zett, in der derartige Brieftelegramme erledigt werden könnten, nicht mehr zu Gebote steht. - Wenn zwei sich siebe«, »i (Raman von Hedwig Courths - Mahler. z s «iS. c Nachdruck verboten z ' „Ich weiß nichts, aks daß ich diesen Schlag nicht r überwinden werde. Begreifen Sie doch — diese mngc Aarne ist mir viel mehr als eine Gesellschafterin, sie »st mir Leven, exilier, Jugend, Wärme, Sonnenschein — kurzum, einfach Notwendigkeit. Wenn eine alte Krau, wie ich es bin, ihr verknöchertes Herz noch einmal mit solcher Wärme an einen Menschen hangt, dann ist eine Trennung Existenzfrage. Jawohl, Sie toerden mich einfach töten, wenn Sie mir Lottcmarie «nehmen. so ohne alle Vorbereitung, ohne daß ich mich au deu Gedanken der Trennung hätte gewöhnen küu- ircn " — ' > Ter Gras wollte etwas erwidern, aber Lottemarc^ legte bittend die Hand, auf seinen Arm. »lieber Popa, bitte, las; mich sprechen. Bitte, nicht aufrcgen, Durchlaucht! Ich sehe ein, daß ich Durchlaucht nicht allein lassen darf, gerade jetzt, da lich Durchlaucht nicht wohlfühlen. Es wäre auch un dankbar von mir. Durchlaucht sind immer so gut zu Mir gewesen. Darf ich einen Vorschlag machen?" , Die alten Herrschaften bejahten. ! Da sagte Lottemarie lächelnd: „Lieber Papa, bitte, laß mich in Trollwitz bleiben — fielst els die Gesellschafterin, sondern als Gast Ihrer Durchlaucht. Dabei kann niemand elwas fin den. Tu orauchst mich jetzt nicht in Raina» — Durchs taucht aber braucht mich. Jchyvilt in Trollwitz blei- den, bis G sinter aus dem Kriege heimkehrt, oder bis Durchlaucht eine Nachfolgerin für mich gefunden hat, dir ihr zusagt. Ist es so recht, Durchlaucht"? Tie Fürstin faßte nach Lottemaries Händen: „Gutes Kmd — gutes, liebes Kind — ja — ja, es ist mir recht. Ich danke Ihnen, daß Sie mich nicht allein lassen. Lieb.r Graf — reden Sie nichts daaegen — Sie dürfen nickt" c Der alte Herr schüttelte den Kopf, „Nun, nun, Durchlaucht, nicht aufregen. Ich ha' e ja gar nicht gewußt, daß Ihnen Lottemarie so teuer geworden ist. wenn ich es auch sehr gut verstehe. So wie es Lottemarie vorschlägt, geht es auch sehr gut Ich müßte nur darum bitten, daß Sie das veränderte Verhältnis meines Töchterchens hier im Hause auch der Dienerschaft gegenüber feststellen." Die Fürstin atmete auf. „Das soll natürlich geschehen, lieber Graf. Gottlob, daß Sie cinwilligen. Bin ich erschrocken! Nein, wie kann man nur sein Herz so fest an einen Menschen hängen! Liebe Lottemarie — Sie sind eine Hexe — jawohl. Astes ringsum verfällt Ihrem Zauber. Wie machen Sie dos nur?" Lottemarie lächelte. „Ich kann wirklich nichts dafür, Durchlaucht." „Nun, seien Sie froh, daß Sie nicht im Mittelalter gelebt haben, 'sonst wären Sie vor ein hochnotpein- lichess Hexengericht gestellt worden. Mit rechten Din gen geht es nicht zu, daß Ihnen alle Herzen zuflie- 'gen. Lieber Graf — nun trinken Sie erst eine Tasse Tee mit uns. Und was wird Ihr Herr Vater zu al ledem sagt:». Lottemarie? Weiß er denn schon, daß' Sie sich mit Graf Günter verlobt haben?" „Nein, Durchlaucht, aber er wird es bald erfahren." „Nun, ich hoffe, Sie werden ihn in Rainau fest, halten, wenn Sie erst dort Ihren Einzug gehalten Haden," i l , , . , D" „Ja, er soll in Rainau bei seiner Tochter eine HS. mat finden", antwortete statt Lottemarie der Graf« „Schön, dann müssen Sie mir den alten Herrn M. weilen ausborgen. So gut wie mit ihm habe 'iM mich 'selten mit jemand unterhalten." „Das wird sich alles finden, Durchlaucht.^ „Ja — Sic naben recht — auf so lange ZeK hin-- aus darf man in meinem Alter keine Pläne mache«. Wer weiß, wie lange der Krieg dauert." „Gott wird uns helfen, daß der Krieg ein baldi ges, siegreiches Ende für uns nimmt", sagte Locke- marie leise. Der Tee wurde serviert und Graf Rainau blieb noch ein Vieltclstü,"dchen. Dann mußte er sich ver- abschilden. Er versprach, am nächsten Tage wieder- derzukommen. Als die beiden Damen allein warnk und Lottemarie der Fürstin die Geschichte ihrer Liebe erzählt hatte, sazte diese plötzlich: „Nun erklären Sie mir auch, wie es gekommen"^ daß Sie sich jetzt mit der Komtesse so viel besser stehE Weiß sic denn, daß Sie ihre Nachfolgerin werdend Lottemarie lächelte. „Ja, Durchlaucht, sie weiß es." „Dann muß ihr ehemaliger Verlobter sehr gleich, gültig gc.we;en sein." „Es war ihr Jugendfreund, und nur aüf Wunsch' ihrer Eltern willigte sie in eine Verlobung mit ihm zu einer Zeit, da sie ihr Herz noch nicht entdeckst hatte." . „Ah — und das hat sie nun getan?" ' „So ist cs, Durchlaucht." 's' ch „wissen Sie, wem sie es zugewandt hat?" s „Ja, Durchlaucht." ! : „Darf man daS. nicht auch wissens