Volltext Seite (XML)
Vomnutags wurde» ini weiteren Vordringen gegen die Stadt die iidrigen Werke und Verteidigungsan lagen der NordNX st. und Westfront in dtuligein Nam Pie genvminen. Hierdurch war die russiiwe Front neuerdings durchbrochen. der Feind, der abermals schwere Verluste erlitt, zum Rückzug gezwungen. Un sere Truppen drangen in der Verfolgung bis über die Höhen östlich und nordöstlich der Stadt vor und überschritten jüdUck von Lemberg die Slraste. die nach Mikolajow führt. Unter dem Jubel der Bevölkerung zog General der Kavallerie, Böbm-ErmoUi, nm t Uhr nachmittags mit Truppen der 2. Armee in Lemberg ein. Anch bei Jvlkiew und östlich Rawaruska sind die Mussen im Rückzüge. Vereinzelte Porstöse des Geg ners am ranew wurden abgewiesen. Heute nacht trat der Feind zwischen Sa» und Weich sel, sowie im Berglande von Kielze den weiteren Rück zug an, überall versvlgt von den verbündeten Irup- pen. Am Dnjcsrr ist die allgemeine Lage unverändert. Der Stellvertreter des Chefs des Gencralstabes. i v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. Tie Zurückeroberung Lemberg, 23. Juni, lieber die Zuriickervber- ung von Lemberg berichtet uns ein Korrespondent: Nachdem die Armee Mackensen den Feind gestern im Norden erneut geschlagen hatte, und nachdem heute morgen die Südfvrts der während der Besah- ungszcit neugrschoffencn starken Befestigungen erobert worden waren, haben die Russen in der Mittags stunde die galizische Hauptstadt geräumt. Mit dem Mockenschlage 12 Ubr zogen die Lpihen der ver bündeten Armee in das von lOmvuatiger Fremdherr schaft befreite Lemberg ein, von der Bevölkerung mit unbeschreiblichem Jubel begrübt, mit Blumen über schüttet, nnter endlosen Hochrufen aus Ocsterrcich-- Ungarn und Teutschland, dein jeder besonderen Tank zum Ausdruck bringen mochte. Acußerlich hat die Stadt nicht besonders gelitten, nur im Westen wütet ein ungeheurer Brand, da die Russen vor ihrem Ab züge den Bahnhof und alle benachbarten Fabriken sowie Petroleum- und Beuziulager in Brand gesteckt haben. Während der letzten drei Tage hatte die Be völkerung besonders schwer zu leiden. Alle Manner von 18 bis 50 Jahren wurden festgenommen. Wer sich nicht rechtzeitig verstecken konnte, wurde von den Russen mitgeschleppt. Die letzten Kämpfe. Wien, 23. Juni. Sämtliche Blätter begrasten Mit freudiger Genugtuung die Eroberung Lembergs, betonen deren moralische, politische und militärische Bedeutung und geben übereinstimmeich der Ueber- zcugung Ausdruck, daß die Besetzung Lembergs nicht nur das Ende der russisckwn Herrschaft in Galizien, sondern auch den vollständigen Niederbruch der russi schen Armee bedeute und den endgültigen Sieg der verbündeten Armeen, deren Kraft ungebrochen sei, gewährleiste. Tie Kriegsberichterstatter der Blätter melden über die letzten .Wmpfe vor Lemberg: Tie Russen hatten sich vor Lemberg zu einem verzweifelten Widerstand gestellt. Durch Besetzung der Höhen west lich Kulikow stieben die Verbündeten die wichtige Verteidigungslinie der Russen durch. Sodann ent- wickclte sich daS sehr erfolgreiche Vordringen der Ar- mee. Bölnn Ermolli gegen Nordwcst und West, in welchem die Offensive an diesen Abschnitten bis zu einigen io der unmittelbaren Umgebung Lembergs stark befestigten Stellungen der Russen gelangte. Trotzdem leisteten die Russen aus allen Punkten im Umkreise von Lemberg in starken, vorbereiteten Stel lungen den heftigsten Widerstand. Tie Russen batten die Stadt modern befestigt. Gefangene Offiziere sag ten ans, das man noch vor kurzer Zeit den Verlust Lembergs als gar nicht im Bereiche der Möglichfeil gelegen betrachtet habe. Der Ein;««r in die befreite Stadt. Wien, 22. Juni. Aus dem Kriegspresseguartier wird gemeldet: Ein General der siegreichen zweiten Armee gab seinen Eindrücken bei dem Einmarsch in das befreite Leinberg mit folgenden Worten Ausdruck: Der Einzug in Lemberg war von hinreißender historischer Größe, die ganze Bevölkerung war überwältigt. Es Ivar ein Erlebnis, wie cs sich kaum beschreiben läßt. Kaiser Fran; Joseph und die Erobern««, Lembergs. Wien, 23. Juni. Die Blätter melden: Es ver kantet, daß Kaiser Franz Joseph aus Anlaß der Ein nahme Lembergs einem Dankgottesdienste beiwohnen und eine galizische Adelsdeputation empfangen werde. Wien, 23. Jnni. Es ist angeordnet worden, daß alle staatlichen Gebäude zur Feier der Wiedererobc- rung von Lemberg 3 Tage lang beflaggt werden. Bei den: morgen im Stcphansdom stattfindcnden feierlichen Dankgottesdienste wird der Kaiser durch Erzherzog Karl Franz Joseph vertreten sein. Die geplante Huldigung der Wiener Bevölkerung wird der Kcmcr morgen nm 11 Uhr vormittags in Schön brunn entgegennehmen. Gcneralfeldmarschatt von Mackensen. Danzig, 23. Juni. Wie die „Danziger Ztg." zuverlässig erfährt, ist Generaloberst v. Mackensen anläßlich der Siege in Galizien zum GeneralfeldmaoB schall ernannt worden - ' Der Nachfolger des Großfürsten Nikolai. Kopenhagen, 23. Juni. Petrogradskuja Ga-- zeta teilt mit, daß General Rußki, der allgemein: als Nachfolger des Großfürsten Nikolai Nikolajewitsch gilt, nach Petersburg gekommen ist und sofort zumt Zaren nach Zarskoje Selo berufen wurde. Plakate des russischen Gencralstabes. London, 23. Jnni. Nach einer Meldung der- „Dailv Mail" aus Petersburg sind anf den ösfent» lichen Plätzen Petersburgs Plakate des Gencralstabes« ongcfchlag.n, worin die Nation ansgefordert wird, sich völlig ruhig zu verhalten. Anf den Plakaten wird erklärt, daß, nur die offiziellen Berichte ein wahres Bild der Lage geben, und daß die umlaufenden (Ne» rückte über eine Katastrophe nnr von ängstlichen und übelwollenden Personen in Umlauf gesetzt worden seien. Tcr Generalstab behauptet, daß die Lage kw bezug anf die Versorgung mit Munition sich von Tag: zn Tag bess re, daß Rußland enorme Reserven junger Maunscbastcu zur Verfügung habe. Der General- stab macht aber darauf aufmerksam, daß einige Zeit vergehen würde, ehe Rußland imstande sei, eine kräftige Offensive einzuleiten. Weiter heißt cs, da^ Rußland in den ersten Monaten des Krieges von den Alliierten die größten Verluste erlitten habe und überhaupt am meiste» litt. L * -i- Die revolutionäre Gärung in Rußland. S to ck h o l m , 23. Juni. Das Erwachen des un terirdischen Rußland vollzieht sich mit einer Schuck-» ligkcit, die dos offizielle Rußland vollkommen über rascht. Vertrauenswürdige, über Finnland hier ein- gctrosfene Nachrichten besagen, daß nicht nnr in den beiden Hauptstädten Rußlands, sondern anch im Sü'dckr des Reiches die Lage immer bedrohlicher wer de. In Berditschew, Kiew, Charkow und Kasan entfal teten die sozialrevvlutionären nnd sozialistischen Ko mitees eine sieberhaste Tätigkeit, nm beim endgül tigen Zusammenbruch der russischen Armee znm Kam- pse gegen den Zarismus hereit zu stehen. Die Poli zei nimmt Masseuvcrhastungen von Studenten und Arbeitern vor, die aber ans die großen Massen nur aufreizend wirken. Petersburg, 23. Jnui. „Rjetsch" vom 17. d. M. berichtet: Fünf zur Verbannung verurteilte so zialdemokratische Reichsdumamitglicder sind per Schub nach Sibirien transportiert worden. den übrigen Fronten. Bon Der deutsche Heeresbericht. Vom westlicheu Kriegsschauplatz. Großes Hauptquartier, 23. Juni 1915. Gestern nahmen wir die Festung Dünkirchen, sowie feindliche Trnppenansammlung bei den Ortschaften Bergncs, Hondschoote, Furnes nnd Kassel unter Feuer. Bei Givenckv dicht nördl. des Kanals von La Bassee und bei Neuville wurden Angrifse durch unser Ar- tilleriefener im Keime erstickt. Südlich von Souchez machten wir im Grabenkampfe wieder Fortschritte. Auf den Maashöhen setzten die Franzosen ihre Durch-, bruchsvcrsnche ohne den geringsten Erfolg fort. Sämt liche Angriffe wurden unter erheblichen Verlusten für den Feind abgeschlagen. Bisher machten wir 280 un- verwundete Franzosen, darunter 3 Offiziere, zu Ge fangenen und erbeuteten 7 Maschinengewehre sowie 20 Minemverser. Die Vocpostcngefechte östlich von Luneville dauern noch an. In den Vogesen stürmten wir die seit Mo naten beiß umstrittene, die Umgebung beherrschende Höhe 63l bei .Ban de Sapt. 193 Gefangene, 3 Maschinengewehre, 1 Minctiwerfer nnd anders Ma terial waren nnßre Beute. Feindliche Wiedererober unasversnche blieben erfolglos. Südlich von Nenville brachte eins unser Kämpsflug-- Zengc einen feindlichen Flieger zum Absturz. Tie amtliche französische Meldung, daß sich belgi sche Trupperi im Südwesten von St. Georges eines deutschen Schützengrabens bemächtigt hätten, ist glatt erfunden. Oberste Heeresleitung. * * * Die letzte e ngli s ch c P e rlustli st e weist 55 Osfizierc nnd 3156 Mann ans. Frankreich durchlebt schwere Stunden Paris, 23. Jnni. Hervee erklärt in der „Gnerre Sociale": Frankreich durchlebe augenblicklich schwe re Stunden. Der Rückzug der Russen, der Munitions- mangcl der Engländer, das Versagen der erhofften «roßen Frühjahrsoffensive an der französischen Front und manches andere seien schwere Enttäuschungen für die Franzosen. Man müsse alle Mittel anwenden, um das Ende des Krieges zu beschleunigen. Rußland müsse sich gegenüber den rumänischen Forderungen geneigter zeigen nnd Japan müsse auf jeden Fall zu einem Eingreifen gezwungen werden. Es sei traurig, denken zu müssen, daß England' die Be stimmungen des Bündnisses niit Japan längst znr Wirksamkeit gebracht hätte, Wenn der Feind in Eng- kand stände und die englische Armee unsähig wäre, den Eindringling allein zn verjagen. Man scheine in den: verbündeten Staaten sich keine Rechenschaft da rüber zu geben, wie sehr Frankreich wünsche, den deutschen Militarismus zu brechen, ohne einen nenen Wintcrfeldzug führen zu müssen. Der See-Krieg. Zwei Dampser torpedier t. London, 23. Juni. tRentermeldnng.' Nach einem Telegramm von Lloyds ans Fraserbnrgh in der Grafschaft Aberdeen ist der britische Dampfer „Ca r i s b r o o k", mit Weizen von Montreal nach Leith unterwegs, von einem deutschen Unterseeboot anf der Höhe von Kinnairds Head versenkt worden. Die Besatzung ist in Fraserbnrgh angekommen. London, 23. Juni. (Meldung des Renterschen Büros.) Ter Tampfer „Belgrave" ist an der Küste von Pembrokeshire torpediert worden. Er wurde mit dem Kiel nach oben liegend nach Brvada- peu geschleppt. Tie Besatzung wird vermißt. Versenkung cincks deutschen Dampfers Skagen, 23. Jnni. Der Fischdampfer „Nord 19 4" ons Geestemünde ist 8 Meilen nördlich von Hanstholm von einem englischen Unterseeboot torpe dicrt worden. Die Besatzung ist heute srüh im Ska- gemr Hafen eingebracht worden. j Vom österreichisch-italienischen Kriegsschauplatz. Wien, 23. Jnni. Amtlich wird verlautbart: In dem nun abgelanfenen ersten Kriegsmonat ba ben die Italiener keinen Erfolg erzielt. Unsere Truv Pen im Südwesten behaupten, wie zu Beginn des Krieges, ihre Stellungen an oder nahe der Grenze. An der Jsonzofront, am befestigten Grenzranm von Flitsch-Malberghet, am Karmischen Kamm nnd au allen Fronten in Tirol brachen sämtliche Versuche feindlichen Vordringens nnter schweren Verlusten zu sammen. Ter Stellvertreter des Chefs des Gencralstabes: v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. Drei italienis ch e R c g i m e n t e r v e r ni ch te k Köln, 23. Jnni. Der „Köln. Ztg." zufolge sirch in der italienischen Bevölkerung außerordentlich hohe Zählenangaben über die italienischen Verluste bei Plava verbreitet, die schon der amtliche Bericht als schwer bezeichnete. Man erzählt sich beharrlich, daß beim Sturm auf die Höhen von Plava drei italienische Rcgimcntcr völlig vernichtet worden seien. Türkische Erfolge Konstantinopel, 23. Jnni. Das Hauptquar- tier meldet: Unsere in der Richtung Olty (Kauko- susl operierenden Truppen haben durch die von ihnen uutcrnommcucn zahlreichen Angriffe mit Erfolg den in diesen Gegenden befindlichen starken rechten Flü gel des Feindes nach Osten verjagt. Infolge diesen Angrifse bemächtigten sich unsere Truppen wichtiger feindlicher Stellungen und machten dabei reiche Beute. Die letzthin von uns gefangenen Russen erzählen, daß in Rußland sogar 50jährige Leute ausgehoben nnd mit Berdenka-Gewehrcu ausgerüstet würden, uns daß die neuen Rekruten, sowie die Bevölkerung iw mehreren Ortschaften sich gegen den Krieg erhoben haben. An der D a r d a n e l l en s r o n t nnternahm den Feind mit Unterstützung seiner großkalibrigen Kano nen nnd der jüngst erhaltenen Verstärkungen am Mor gen des 21. Jnni mehrere Angriffe gegen unsere- Südgrnppe bei Sedd nl Bahr, doch scheiterten auch diese Angriff-, welche bis nach Mitternacht dauerten, vollstäuoig. Der Feind, der sehr blutiae Verluste er litt, wurde vertrieben und nach seinen früheren Stel-- lungt n zurnckgedrüngt. Am 20. Jimi beschädigte eine unserer der Gruppe nördlich von Ari Burnu ange- hörendcu Batterien mit ihrem wirksamen Feuer zwei größere Kindliche Transportschiffe, welche in dieser- Gegend der Küste kreuzten, und zwang sie, sich zu' entfernen. Am 21. Jnni morgens zerstörte unsere Artillerie vollständig eine Battericstcllnna, welche der Feind anszubanen im Begrisse war. Von den an deren Fronten ist nichts Wichtiges zu melden. Indische Munitionsarbeiter Lon don, 23. Jnni. Der Staatssekretär für Ju dien, Chamberlain, teilte im Unterhause mit, daß er mit dem Mnnitionsansschnß nnd gleichzeitig mit der indischen Regierung über eine Verwendung von indischen Arbeitskräften znr Anfertigung für Kriegs- munition verhandele nnd daß diese Frage ernstlich er wogen werde. ,