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' Diese Lebensnottoendigkeiten werde» wir mit al ler Entschlossenheit sicherstellen. Wir stehen und fallen mit den Grundsätzen der De mokratie. Lier gibt es für uns kein- Paktieren. Tie politische Macht gebührt allein der frcigewähL ten Vertretung des Volkes und der von ihrem Ver trauen getragenen Regierung. Das Selbstbestim mungsrecht des deutschen Volkes nach inne» muh so Mich außenhin gegen jede Gewalt gesichert werden. Toch größer als die politische Gefahr ist die wirt schaftliche Notlage unseres Landes. Mr könne» uns aus eigenem Vorrat nicht bis zur neuen Ernte ernähren. Die Blockade zehrt am Marke un seres Volkes, Tagtäglich gehen Tausende an Unter- terernährung zugrunde. Die Kohlenförderung stockt tu erschreckendem Maße. Zahllose Fabrikbetriebe stehen still, eine ungelseure Armee von Arbeitslosen ist angewachfen. Täglich werden neue Bahnlinien stillgelegt. Der spärliche Rest brauchbarer Lokomo tiven bewältigt auch nicht mehr den notwendigen Teil Um Verkehr und Transport. Ta lautet das erste sÄebot: An die Arbeit! Nur sie kau» uns ret ten. Jeder Streik führt uns einen Schritt näher denk Abgrunde. Wir sind dabei, das Gesetzbuch der wirtschaftlichen Demokratie zu schasse» als einheit lich soziales Arbeiterrecht auf freiheitlicher Grund lage. Wil werden die Organe der wirtschaftlichen Demokratie ausbauen, die Betriebsräte, wie wir sie schön in der Verhandlung mit den Bergarbeitern aus dem Ruhrgebiet und Halle Vorschlägen, die aus freien Wahlen hervorgegangene berufene Vertreter aller Arbeiter sein müssen. Wir werden das Ziel ver wirtschaftlichen Demokratie erreichen: die kon stitutionelle Fabrik auf demokratischer Grundlage, all das in Verbindung mit der Sozialisierung der Wirt schaftszweige, die sich, wie vor allem Bergbau und Erzeugung von Energie, zur Uebernahme iu öffent liche oder gemischtwirtschaftliche Bewirtschaftung eig- Uen, oder der öffentlichen Kontrolle unterstellt wer den können Iw neuen Deutschland soll Arbeit soziale Pflicht sein, Müßiggang und genußsüchtiges Drohnentum mit allen Mitteln unterdrückt und aus- Aemerzt werden. Vorwärts darum auf dem Wege organisch ausbauender Arbeit! Wilde Sozialist- rungspläne aber, terroristischen Zwang gegen die Arbeiterschaft, bewaffneten Aufstand, Zerstückelung des Reiches werden wir rückhaltlos bekämpfe». Uns ist jedes Menschenleben heilig. Die Revolution tzibt keinen Freibrief auf Raub, Mord und Gewalttätigkeiten jeder Art- lieber allem steht das Leben des Kolkes. Wer sich an ihm vergeht, ist unser Feind. Die Strenge des Gesetzes wird ihn treffen. Nach vier Jahren furchtbaren Krjc- Nes mit ungeheure» Zerstörungen an Knlturwcrten Und einem Meer von Blut wollen wir nicht, daß auch noch die Schrecknisse des Bürgerkrieges mit feinen mörderischen Bruderlämpsen, mit all seinem Haß und seiner Zerrüttung unser' Vaterland zerstö ren. Friede nach innen und außen, Wiederaufbau Und Wiedergenesung, das ist die Sehnsucht unseres leidenden Volkes. Eine gewaltige Mehrheit von 22 Millionen.Wählern hat uns zur Reichsregierung be- rnZn. Steht zu uns, wie wir zu euch stehen! Tas ganze Volk schließe sich uns an gegen Vergewaltig ung, Zerstörung, Zusammenbruch! Wenn wir einig find, ist uns die Zukunft sicher! Das Re i ch s m i n i st e r i u m - gez. Scheidemann, Schiffer, Bauer, Bell, Graf f Brockdorff-Rantzau, David, Erzberger, GiesbertS, - Gothein, Koeth, Landsberg, Noske, Preuß, Robert ! Schmidt, Wissel. - Wenn zwei sich lieben. » I Amerikanisches Copyright bh UlWcin M " t Roman von Hedwig Ccpurth»»»ahl»Di 34. Nachdruck verboten „Karten abgeben, soll hoffentlich nicht heißen, daß Sie mir einen steife» Besuch von fünf Minuten Dauer abstatten wollen. Da protestiere ich. Wenn man so alt ist, wie ich es bin, muß mau die Stunden nützen und darf nichts auf die lauge Bauk schieben. Also die Herren speisen morgen bei mir iu Trollwitz. Wir fahiru jetzt nach Dalheim hinüber und ich werde die Talheimer Herrschaften auch zu bewegen suchen, morgen in Trollwitz meine Gäste zu sein. Dann find Wir morgen alle iu Trollwitz und übermorgen in Raina» und können erst einmal wieder miteinan der warm werden. Sie wissen,' meine Herren, ich kiebc flotten Betrieb, denn ich habe keine Stunde zu versäumen. Lieber Herr Major, wenn Sie Ihr Töch- kerchen genießen wollen, müssen Sie mich schon mit in Kauf nehmen. Ich freue mich über Ihren Besuch, denn ich glaube, Sie sind ein Mann, mit dem es sich tznt plaudern läßt." So war die Fürstin in munterster Laune und nahm die vnterhaltung der Herren für sich in Anspruch. Graf Günter beteiligte sich nur wenig. Er ließ seine Augen nicht von 'Lottemaries erregtem Gesüßt- Er sah, daß sie nicht imstande war, 'sich gegen die Bestimmungen der Fürstin zu wehren, und wußte doch ganz genau, daß sie sich fürchtete, ihn mit feiner Braut ?usawmenzusrhm. Aber er konnte picht an ders, als sich über ihre Anwesenheit freuen. Aich Fürst Egon hatte Lottemarie unausgesetzt beobachtet. , M Mmilk Slnillist. Berlin, 3. März. In Regierungskreisen erachtet mau die durch den Streik hervorgerufene innerpoliti- sche Lage heute nicht mehr für so katastrophal wie in den vorhergegangenen Tagen. ''Ter unbedingte Zer störung-Wille gegen die Regierung hat an Energie ab- genommen Das Ruhr re vier ist im allgemeinen ruhig. In Düsseldorf ist der Einmarsch fast ohne Widerstand verlaust». I» Thüringen steht der Streik, und es machen sich Anzeichen bemerkbar, daß er abflaut. Die Verhandlungen in Halle gestatten die Host- nung, daß vielleicht heute bereits eine Einigung zu- siandekcmmen wird, zumal, da die Regierung Maßre geln g-troffen hat, falls die Verhandlungen scheit-wn sollten, ihren Willen dort auch mit Waffengewalt durchzusetzen. Regierungstruppen haben die Stadt besetzt. In Eisenach unternahmen die Spartaki sten Putschversuche auf Kaserne und Post, Militär sorgte aber für Mißlingen des Planes. Für heute ist der Generalstreik der Arbeiter angesagtz In Zeitz ist der bürgerliche Gegenstreik fest organisiert. Ueber Thorn ist wieder der Belagerungszustand ver hängt. Spartakisten und Polen wurden erst nach Ein greifen des Grenzschutzes in einem scharfen Fenergc- fecht znrückgedrängt. In Berlin suchen Spartaki sten die Massen zum Generalstreik zu bewegen, über den Erfolg ist noch nichts Näheres bekannt, die Abend blätter sind am Sonnabend nicht erschienen. — In M ü n ch e n ist die -Ordnung noch immer nicht gc - sichert, es kommt zu allerlei Zwischenfällen, die Mehr- beitsfozialisten und Gewerkschaften wollen nun ge gen den Terror der Spartakisten und Kommunisten Ernst machen: Panzerautomvbile und Kavallerie durchstreifen die Stadt. Die Räterepublik in Bayern wnrde abgelehnt. Leip zig. Der Generalstreik der Arbeiter und Gegc.ustreik der Bürger dauert fort. Wegen Schlie ßung der Lebensmittelkartenstelle hat der A.- und S.-Nat den Amtshauptmann v. Finck verhaften käs- -en. Der Bürgerausschuß hat daraufhin beschlossen, die Kcrtenstelle wieder zu öffne». Die von einer klei nert Minderheit und von Matrosen zur Arbeitsein stellung gezwungenen Eisenbahner wollen den Dienst erst ouchehmen, wenn die militärische Besetzung des Bahnbofes aufgehoben wird. L. Hierzu liegen heute folgende Meldungen vor: Annäherung? Berlin 28. Februar. Den „P. P. N" zufolge scheint bezüglich des Streiks in Mitteldeutschland die Mögt'chkeit einer Annäherung vorzuljegen, da der Streik, wie sich herausgestellt hat, aus die verbreit te Behauptung zurückzuführen ist, daß die Regierung eine Auflösung aller Betriebsräte beabsichtige, wäh rend im Gegensatz die Einrichtung der Betriebsräte ges'chert und ihr Wirkungskreis ausgebant werden soll. Tas Kabinett bereitet eine Kundgebung in die ser Frage vor. Die Gefahr für Berlin. Berlin, 28. Februar. Ter Streik in Mittek - deutschlaud droht auch für Berlin, falls er nicht in den nächsten Tagen beigelegt wird, verhängnisvoll zu werden. Berlin wird fast ausschließlich, was Braunkohlen anbetrifft, durch mitteldeutsche Kohlen reviere versorgt. Sollten sich hier erhebliche Stö rungen einstellen, so wäre dies »amenklich für die Motherstellung in Berlin von folgenschwerer.Bedeu tung, da che hiesigen Bäckereien auf Braunkohlen- Heizung eingerichtet sind- , Voll kommunistisch-spar- takistischer Seite wird versucht, auch in Berlin einen Generalstreik herbeizuführen, und zwar wird beabsichv- tigt, die am ü. März zusammentretende prelHischr Landesvcrsammlung mit einem Generalstreik zu empfangen. In den in den letzten Tagen stattge - fundenen Betriebsversammlungen ist seitens der ra- dilaken Elemente lebhaft in diesem Sinne agitier? worden, w§bei in vielen Fällen Arbeitern, die silU gegen den Generalstreik wandten, terroristische nahmen in Aussicht gestellt worden sind. Berlin, 28. Februar. Die Vertrauensmänner sämtlicher Staatsbetriebe in Spandau haben be schlossen, auf Mittwoch nächster Woche den General streik für ganz Spandau zu erklären. Bei den Ber - Handlungen ist cs offen zum Ausdruck gekommen, dafit es gelte, die Regierung zu stürzen, die Nationalver sammlung zu sprengen und den kommunistischere Staat unter Herrsckmst der Ai- und S.-Räte herbeizn- führen. Der Gewaltstreik soll mit Gewalt durch geführt werde», auch ist beabsichtigt, die Gas-, Wasser- uni» Elektr'z-tätsversorgung zu unterbinden. Ter ^kirug um Wer in ar 7st geschlossen. -Weimar, 2d. Februar. In Erfurt ist der Gene» rachreik äusgebrochen und alle öffentlichen Gebäude sowie die Zeitungsbetriebe sind von den Streikenden! besetzt,' Der Bahnverkehr wird zwar »och aufrechter» halten aber man befürchtet stündlich die Ausdeh nung des Streiks auch auf den Bahnbetrieb. Ter Postverkehr nach Berlin wird durch Flugpost aulrecht« erhalten. Der Telephonverkehr wird in vollem Um fange ausgeübt. In Thüringen scheint sich an einigen Stellen Neigung zum Einlenken bemerkbar zu machen. Die Hälfte für die Bürger. Weimar. In München soll eine LebeuSmittelra« tionierung nach russischem Muster eingeführt werden, sodaß die Bürgerschaft nur die Hälfte von der "Ration der Arbeiter erhält. Im Rätekongreß ging folgender Antrag ein: "Der Kesttrakral wolle eine 'Kommission cinsetzen, welche die Verstaatlichung des Jnseratenwesens sofort jn Angriff nimmt. Zum Schuhe des RätekongresseS wrrr« de angcordnet, daß Versammlungen jeder Art ver boten sind. Die Arbeiter werden aufgefordert, in ihre Betriebe zu gehen. Die Arbeitslosen sollen r'n ihren Wohnungen bleiben. Nm 7 Uhr abends müssen die Straßen geräumt sei». Vs» kkl MMl-MsWMlMl!. Weimar, 28. Februar Ist!8. Zur dritten Lesung des klebe rgangsgese- tzes liegt ein deutsch-nationaler Antrag vor, toelchM die Frist von 3 Monaten, innerhalb welcher die Na« tionalversammlung das Außerkrafttreten von Ver ordnungen beschließen kann, streichen will. Abg. Dr. Rösicke (deutschnat.) wendet sich beson ders gegen die Verordnung über die Sicherung der Acker- und Gartenbestcllnng. Mit Zwang könne man> liicht erreichen, daß eine ordnungsmäßige BesteNunL herbeigeführt werde. Abg Braun-Düsseldorf erklärt gerade diese Per« ordanng für eine der wertvollsten und wichtigsten, deren Aufrechterhaltung unter allen Umständen ge boten erscheine. Abg. Winnefeld (deutsche Bolksp.) verlangt gründliche Nachprüfung aller Verordnungen ver: Volksbäanstragten in einer Kommission. Abg. Dr. Heim (baher. Bauernbund): Die An« Lauveivrdmlng ist ein gefährliches Experiment. Wie werden auch in Zukunft über einen Anbauzwang nicht hinwcgkommen. Wir haben noch für neun bis Zehm Ob ich nicht auf irgendeine Weise Vorsehung spie len könnte für die beiden Menschen, die mir, weiß Gott, die liebsten auf der Welt sind? fragte er sich. Aber wo den Hebel ansehen? Einzig und allein bei der kleinen Komtesse Nora. Aber wie? Die Fürstin hatte noch eine Meile mit den Herren geplaudert: es war nicht ausgefallen, daß die drei jungen Menschen so still waren. Nun brach die Fürstin auf. Die Herreu begleiteten sie bis zu ihrem Wagen. Lottemarie hatte sich an den Mm ihres Vaters ge hängt. Der alte Herr drückte ihren Arm fest an sich. „Geht cs Dir gut, meine Lottemarie? Tu siehst ein wenig blaß und schmal aus", flüsterte er, „Das ist wohl nur eine Folge der weiten Reise, lieber Papa. Sonst geht es mir gnt, sehr gut. Ich werde wirklich sehr verwöhnt in meiner Stellung. So viel Schönes habe ich gesehen!" ..Tos freut mich. Genieße nur alles Schöne mit offenen Augen. Es wird Dir vielleicht nie wieder geboten, Hoffentlich haben wir zuweilen ein Stünd chen zu einer ungestörten Aussprache." . „Richte es ein, daß Du zuweilen nach Tisch in Trollwitz bist, Papa, dann bin ich eine Stund« frei, iluo wie geht es Dir? Bist Du gut versorgt, läßt es Dir Christine an nichts fehlen?" Er n ckte lächelnd. ,Du weißt doch, Christine sucht ihren Stolz darin Sw hat mich dringend gebeten, Dir zu sagen, daß iie all?S in schönster Ordnung hack und daß Du Dich um nichts zu sorgen brauchst."' .Die Mite, treue Seele! Du selbst wirst Dich in per Thüripger Luft recht erlwlen." -,Ach Lottemarie — meine gottlob robuste Gesund« heit bedarf keiner Erholung." „Doch, Tu sitzt mir jetzt zu viel daheint an den Schreibtisch. Da wird Dir das Herumstreifen ilw Wald sehr wohl tun. Geht es gut voran mit Deiner schriftstellerischen Arbeit?" '- „Zck bin zufrieden, Kind. Diese Arbeit hak snr, über manches Schwere hinweggeholfew, und was E damit verdiene, wird ein Notgroschen für Deine Zrr» kunlt. Viel ist es ja nicht, aber es ist doch besser als nichts. Solltest Du mal einen braven Mann srn« den, dann reicht es zu einer guten Aussteuer, unk findest Du keinen, mein Mädel, dann bleibt es ein, Notgroschen." Wenn der Major geahnt hätte, daß seine Tochter Fürstin Ranzow hätte werden können, und das? ki«t es aüsgesthlagen hatte, was er wohl dazu gesagt: hätte? Mit einem innigen Händedruck verabschiedete siM Lottemarie von ihrem Vater und stieg zu der Für stin in das Auto. Und dann sah sie noch einmal in Graf GünterU Augen, die mit brennender Glut an ihr hingen. Er wäre am liebsten mit nach Dalheim gefahrene Ihm Ivar, als Müsse er LottNnarie die Begegnung mik keiner Braut leicht machen. Lange stand er und saU dem daronfahrenden Wagen nach. Dann wandte er sich seufzend ab. ' ß 14. Kapitel. - t Die Fürstin wurde auch in Talheim sehr frsnch« Uch empfangen. Es war ganz sonderbar, trotzdem NlS« mand die alte Durchlaucht recht leiden Mochte, verstau« diese dach immer wieder, sich zum Mittelpunkt des Gesellschaft zu machen. 4