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WWMWMUM Früher Wochen- und Nachrichtsblatt r^i Tageblatt sSk ßM«rs, Mit. HnMls, Mirs, A. Wim, ßtiMM Rmem, ^Ei, MmÄns, Wlsn Zt. Mills, Zt. )md, AmMich, Asm, WemSsa. WsAmcl «ü M-m Amtsblatt für das Kgl. Amtsgericht und den Stadttat zu Lichtenstein — Älteste Zeitung im Königlichen Amtsgerichtsbezir! -— -- ... .z — —— — — 65 Jahrgang. Nr 122 LLW.LA Sonntaq, den 30. Ma,tS,5 vksrs platt resch rint täglich, außer Sonu- und Festtags, nachmittags für den folgenden Tag. - virrteliahrUcher Ssmyrprrlr l Mk. 50 Pfg., durch die Post brzogrn I Mk. 75 Pfg Einzelne Limmern 10 pfg. Erstellungen nehmen außer der Geschäfts stelle in Lichtenstein, Wilhelm GbrrtStruße 5b, alle Kaiserlichen Postanstalten, Postboten, sowie die Austrüger entgegen Lnftrate werden dir sünsgespaltenr Grundzeit« mU 10, ffr auswärtige Inserenten mit 15 Pfg. derechnrt, «rklamrzrilr 30 Pfg. Im amtlichen Teil kostet Lie zweispaltige Zeile 30 Pfg Frrusprech-Änschluß «r. 7. Lnseratrn-Ännahmr täglich bis spätestens vormittags 10 »ihr. Telegramm-Ädrefiel Tageblatt.. Verlauf vonDauerfleischwaren ausschließlich I an Lichtensteiner Einwohner. Rauchfleisch das Psuud 1,2« Mk. Schlitten u. Speck das Pfund 1,40 Mk. Schinken werden auch geteilt, Speck nur in Mengen nicht über 2 Pfund an den einzelnen Käufer abgegeben. Ter Stkdtrat. Ein Teil der Bestände wird Dienstag u. Mittwoch, den 1 U. 2. Juni in der Zeck von bis 7 Uhr im Verkaufsraum im Hose des Ratskellers zum Verkauf gestellt werden. Die Stadt-Mbnotdek Eichtenftein. Sx, nn tags von ll—12 Uhr, Mittwochs von 12—1 Uhr geöffnet. Der Reichskanzler über Italiens Trenbruch. Die gestrige Reichstagssitzung war fast so kurz wie die leiste vor einer Woche, aber ebenso bedeutsam. Da man wusste, das; der .stauzier sprechen würde, so waren Haus und Tribünen überfüllt, und auch Dor dem Gebäude hatten sich zahlreiche Menschen mengen versammelt.. In seiner Rede rechnete der Kanzler zuerst mit Italien ab oder vielmehr mit. der italienischen Regierung, die er von dem verführten italienischen Rolke trennte. Seiner Erbitterung über Die Treulosigkeit des Ministeriums und des Königs gab er in sehr deutlicher Weise Ausdruck und lehnte zede moralische Gemeinschaft mit^derartigen Ele men cken ab. Lauter Beifall sagte ihm, daß er damit Dem deutschen Volke aus dem Herzen gesprochen habe. Warm wurde der Tvn des Kanzlers, als er der auf- Dvfernden Tätigkeit des Fürsten Bülow gedachte, dem das Hans durch ein lautes Bravo Tank sagte. Dann Tam er auf unsere treuen Verbündeten Oesterreich-Un garn und die Türkei zu sprechen, die im gegenwärti gen Kriege eine militärische Wiedergeburt erfahren Dätte.. Trost ihrer Ucbermacht hätten unsere Feinde dagegen keine Erfolge zn verzeichnen, sondern stün den hinter uns zurück. Zu einem gewaltigen Sturme wuchs die Begeisterung am Schluss seiner Rede an, als er erklärte, wir würde» weiterkämpfcn und wür den siegen auch einer Welt von Feinden zum Trost. Die Begeisterung war so allgemein, daß. sie auch auf den Tribünen durchbrach und sich durch lautes .Händeklatschen äußerte. Graf Westarp gab nur der allgemeinen Stimmung des Hauses Ausdruck, als er dip Vertagung auf heute beantragte, der das Haus mit allen Stimmen gegen die eines Teiles der Evzialdemvkrateu znstimmte. Die Rede des Reichskanzlers Tautet in ihren bedeutsamsten Stellen wie folgt: Niemand bedrohte Italien, weder Oester- rcich-llngarn, noch Deutschland: ob der Dreiverband es hat bei Lockungen bewenden lassen, wird die Ge schichte später zeigen. (Beifall.) Ohne das; ein Bluttropfcn geflossen wäre, ohne das; das Leben eines einzigen Italieners gefährdet wurde, konnten die Italiener die lange Liste von Zugeständnissen Haben, die ich Ihnen neulich verlesen habe. Land in Tirol und am Jsonzo, so Iveit die italienische Zunge klingt, Befriedigung nationaler Wünsche in Triest, die Vorherrschaft in Albanien, den wertvollen .Hafen von Valvna. Warum haben sie es nicht ge nommen? Wollten sie etwa das deutsche Tirol er obern? Hände weg! (Lebhafter stürmischer Beifall ) Wollte sich Italien au Deutschland reiben, an dem Laude, dem es doch iu seiuem Werden zur Groß macht so mancherlei zu verdanken hat? (Sehr richtigst An dem Laude, von dem es durch keinerlei Jutercsscu- jzcgcnsäste getrennt ist? Wir haben in Rom kei nen Zweifel darüber gelassen, daß ein italieni scher Angriff auf die österreichisch-ungarischen Truppen auch deutsche Truppen treffen würde.. (Beifall.) Weshalb hat Rom die warmen Vorschläge so leichtfertig abgewiesen? Das italieni- sche Kriegsman iscst, das das schlechte Gewissen Hin- Ler Phrasen versteckt, gibt uns keinen Aufschluß. Wan hat sich vielleicht doch gescheut, auSzusprechen> was durch die Presse und durch Gespräche in den parlamentarische» Wandelgängeu als Borwaud ver breitet wurde, das österreichische Angebot sei zu spät gekommen und man habe ihm nicht trauen können. Wie gesagt, es ist Wahrheit: die römischen Staatsmänner hatten kein R e ch t, an die Vertra n e n s w ü r- di gleit anderer Nationen densel ben Maßstab anzulegen, den sie. fcch für die eigene Vertragstreue g e w ählt hatte n. (Lebhaftes Sehr richtig! und große Heiterkeit.) Deutschland bürgte mit seinem Wort dafür, daß die. Konzessionen durchgeführt werden würden. (Hört! Hört!) Da war kein Raum für Misstrauen. (Lebhafte Zustimmung.) Und weshalb zu spät? Das Trentino war am 4. Mai kein anderes Laud, als es im Feb ruar gewesen wäre, und es waren znm Treutino im Mai eine ganze Reihe Konzessionen hinzngekommen, an die man im Winter noch nicht einmal gedacht hatte.. Es war Uwhl deshalb zu spät, weil die römi schen Staatsmänner sich nicht gescheut hatten, lange vorher, während der Drcibnnd noch leibte und lebte, derselbe Dreibund, von dem König und Regierung auch nach dem Ausbruch des Weltkrieges ausdrücklich anerkannt hatten, daß er weiter bestünde «Lebhafte Zustimmung), daß sic lange vorher sich mit der Tripeleutentc so tief eingelassen, hatten, daß sie sich aus ihren Armen nicht mehr losmachen konnten. Schon im Dezember waren Anzeichen für eine Schwenkung des römischen Ka bi netts zu erblicken. Zwei Eisen im Feuer zu staben, ist ja immer nüstlich, und Italien hatte ja auch früher schon seine Vorliebe für Extratouren gezeigt. Aber hier war kein Tauzsasal, hier war blutige Walstatt, auf der Deutschland und Oesterreich-Ungarn gegen eine Welt von Feinden um ihr Leben ringen. (Lebhafte Zustimmung.) Und, meine Herren, dasselbe Spiel wie gegen» uns haben die römischen Staatsmänner auch gegen ihr eigenes Volk gespielt, lieber den Gang der österreichischen Verhandlungen, über das Maß der österreichischen Konzessionen wiirde das Volk ge flissentlich im Dunkeln gehalten. So kam es, daß nach dem Rücktritt des Kabinetts Salandra sich nie mand mehr fand, der den Mut hatte, eine neue Kabinettsbildung zu übernehmen, und daß in der entscheidenden Debatte über die Kriegsvollmachten kein Redner der konstitutionellen Partei des Senats oder der Kammer den Wert der weitgehenden öster reichischen Konzessionen auch nur zn würdigen ver sucht hat. Wir, meine Herre», haben alles getan, iim die Abkehr Italiens vom Bunde zu verhüte». Daß Oesterreich-Ungar» schließlich bis an die äußerste Grenze des Möglichen gegangen ist, ist bekannt. Fürst Bülow, der von neuem in den aktiven Dienst des Reiches getreten war, hat die ganze Sum me seiner diplomatischen Geschicklichkeit, seiner ge-, nauestcn Kenntnis der italienischen Zustände und Persönlichkeiten in unermüdlicher Arbeit (Lebhafter Beifall) für die Verständigung aufgeboten. (Lebhaf ter Beifall.) Wenn auch seine Arbeit vergeblich ge blieben ist, das ganze Volk dankt sie ihm. (Lebhafter Beifall.) Meine Herren! Wir werden auch diesen Sturm anshalten! (Lebhafter Beifall und Zustimmung.) Von Monat zu Monat sind nur mit unseren Verbündeten immer enger zusammengewachsen. (Beifall.) Bon der Piliea bis zur Bukowina haben wir mit Miseren österreichisch-ungarischen Kameraden monatelang gegen eine Riescnübermacht zähe ausgehalten: dann sind wir siegreich vorgestoßen und vormarschierr. A n de m G e i st der T r e u e und F r e u n d- schaft und Tapferkeit, von dem die Zentral m ä ch t e u » e r s ch ütterlich b c- seelt sind, werden auch neue Feinde zuschanden werden. Sie werden an der todesmutigen Tapferkeit un- '. serer Helden scheitern. i Wenn die Regierungen der nns feindlichen Staa ten glauben, durch Volksbetrug und durch Entfesse lung eines blinden Hasses die Schuld an den Ver brechen dieses Krieges abwälzen und den Tag des Erwachens hiuausschiebcu zu können, wir werden uns, gestützt auf unser gutes Gewisse», aus die ge rechte Sache und auf unser siegreiches Schwert, nicht um Haaresbreite von der Bahn abdrängen lassen, die wir von je als richtig erkannt haben. Inmitten dieser Verwirrung der Geisler auf der anderen Seite geht das deutsche Volt ruhig und sicher seinen eige nen Weg. Nicht mit Haß führen wir diesen Krieg, aber mit Zorn (Lebhafte Zustimmung),, mit heiligem Zorn (Wiederholte stürmische Zustimmung auf al le» Seiten des Hauses.>, und je größer die Gefahr ist, die wir, von allen Seiten vom Feinde umdrängt, zu bestehen habe», je mehr wir sorgen müssen für die Kinder und Enkel, nm so mehr müssen wir ans- harri n, bis wir nns alle nur möglichen Garantien und Sicherheiten dafür geschaffen und erkämpft ha bt», daß keiner unserer Feinde, nicht vereinzelt, nicht vereint, wieder einen Waffengang wagen wird. Stür mischer, sich immer wiederholender Beifall ans al-" len Seiten des Hanfes nnd Händeklatschen? Je wil der uns der Sturm umtobt, um so sener müssen wir uiis unser eigenes Hans bauen! .Wiederholter stür mischer Beifall ) Für diese Gesinnung eigener Kraft, unerschrockenen Mutes und gr nzenloser Opferwilli.- keil, die das ganze Volk beseelen, für die treue Mitarbeit, die Sic, meine Herren, vom erste» Tage an zäh und fest dem Vaterland leisten, übermittle ich im Auftrag Seiner Majestät Ihnen als den Ver tretern des ganzen Volkes den heißen Dank des Kaisers. (Stürmischer Beifall) In dem gegensei tige» Vertrauen darauf, daß wir alle eins sind, wer ' de» wir siegen, einer Welt von Feinden zum Trotz! (Stürmischer, »übt endenwollender Beifall und an» danernd.s Händeklatschen) ' ) W i -