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BtilW dB „MMm-MOtt!» TßUblstt" Nr. 33. Sonntag, den 9. Februar 1919. Wer Mi mrWW Am« berichtet das „Leipziger Tageblatt" das Folgenoe: Leipzig. Die Mitglieder des Deutsche'-! K e l l n e r b u n d es und der augeschlosseneu Ver bände waren für Mittivoch abend kl Uhr zu einer Mitgliedcr-Nachtversanmttnn nach dein „Ereelsior" eingeladen. Vor Eräffnuug derselben drangen etwa 8i! Kvllcacn vom sozialdemokratischen „Bcrbano der Gastwirtsgelulfen "in das Lokal, um die Zusammen- kaust zu stören. Tie VersaulMtuagsie laehmcr be gaben sich daraufhin nach ihreni Bundesbaus in ver Jebannisgasse und setzten hier in einem Vereins - zimmer die unterbrochene Tagung fort. Als der et wa halbstündige Vortrag des Perbandssekreuirs Voigt aus Dresden über „Tie chastbaumngestellien im Gesamwerbaud der christlich-nationalen Gewerk schaft" beendet war, verschafften sich wiederum Ange hörige des sozialdemokratischen steUuerbundes ge waltsam Eintritt in den Versammlungsraum, wobei sie Fensterscheiben uud Türen eindrückten und daun eindrangen. Ein in Matroscuuuisorm befindliches Mitglied des A.- nud S. Rates, erkenntlich durch die rote Aruibiude, forderte die Teilnehmer der Ver sammlung ans, diese sofort anfzuloseu. Nach einer Legitimation befragt, zog er einen Revolver ans der Brusttaschc und erklärte, jeden uiederzuschletzen, der seinen Anordnungen nicht Folge leiste. Tic Ver sammlungsteilnehmer lehnten die. Vergewaltigung ab uud von einem inzwischen hiuzngelomimnen Macht- meister der Schutzmannschast wurde in G.meiuschast mit anderen dein Matrosen die Schußwaffe eutris- seu. In dein darauffolgenden Tninult hatte sich einer der Störenfriede nach dein Macht lokal der Ma- trvsenarbeitslompanie begeben, um von dort Hilse zu holen, für den angeblich halbtot geschlagenen Ma trosen. In kurzer Zeit war eine Anzahl bewaffne ter Matrosen zur Stelle. Sie besetzten die Ans - gänge und drohten jedem mit Erschiessen, der sich nicht bedingungslos sestuehmeu lasse. Tie Ver sammelten umstten unter diesen Umständen der Ge walt Weichen; sic wurden abgeführt und auf der Metroseuwache (in der Windmühlenstratze) nach Muf fen durchsucht. Die abgeführteu Keltner wurden tu der Mache mit Rufen: „Au die.Wand stellen und erschiessen" empfangen und in einen kalten Saul 'eingesperrt. Nach Verlauf einer längeren Zeit wur den iie dann in ein anderes Zimmer geführt und dem betreffenden Matrosen zur protokollarischen Aussa ge gegenübergestellt. Hierbei wurde vou dcu Bcr- baudlnugsführern festgestellt, daß der Mairose, der vou Berus auch Kellner ist, uud die sozialdemokrati schen Kellner einen argen Missgriff getan hätten. Ten verhärteten Kellnern wurde daS Bedauern zu die sen! Vorkommnis ausgesprochen und ihnen die Frei heit wiedergegeben. Schliesslich sei bemerkt, dass der Inhaber des „Kellnerheims" in der Johannisuusse unser zerbrochenen Fensterscheiben und Billardstöcken mit denen die Angreifer losschlugen, noch durch Beschädigung von Einrichtungsgegenstünden, Entwen dung von Bestecken, Zigarren usw. Verluste erlitten hat. ' Eingesandt Unter dieser Rubrik übernehmen mir nur die preüasseklickc Bernntwortung. Es wäre uns ein Leichtes, das „Eingesandt" des Herrn Pfarrers Hebart eingehend zu widerlegen. Das bedeutete aber Papier- und Zeitverschwendung, fallen doch die Ausführungen des Herrn Pfarrers größtenteils aus dem Rahmen des Streitobjektes. Nur folgendes sei kurz festgestellt: 1. Die Veröffentlichung der Bczirkslehrervereine an die Eltern mar eine in kurze Sätze zusamme gedrängte Antwort auf Flugblätter, die Angriffe auf die Lehrer enthielten und von Vertretern der Kirche unter die Einwohner des Kreises Chemnitz verteilt worden waren. Herr Pfarrer Hebart ver teidigt in seinen! „Eingesandt" die Haltung der Kirche. Ihm sei deshalb nochmals der Schlußsatz des Ausrufes ins Gedächtnis zurückgerufen: Wer anders redet, lügt nach wie vor! — 2. Die im Sächsischen Lehrerverein organisierte Lehrerschaft bildet in ihrer Stellung zu den schwe benden Kirchenfragen keine geschlossene Front. Das beweist schon die verschiedenartige Partei- säcbung der Lehrer. In Sachen des Religions- Unterrichtes steht sie allerdings geschlossen auf dem Boden der „Zwickauer Thesen", die einzig und allein eine U m g e st a l t u n g des Reli gionsunterrichtes erstreben. Sie wünscht einen echt kindlichen, auf pädagogisch'psylogischer Grundlage aufgebauten Religionsunterricht zu er teilen, in dessen Mittelpunkt die Person Jesu steht. Damit hofft sie, leichter als bisher den Weg zum Herzen. der Kinder zu finden, um so eine Vertiefung des gesamten religiösen Lebens herbei- führen zu helfen. Beruht doch die Kraft des Christentums nicht auf den von der Kirche zu- sammcngestellten Dogmen, sondern in einer Lebens führung im Geiste Jesu. Herrn Pfarrer Hebart ist dies von Verteidigern der Zwickauer Thesen schon oft gesagt worden. Trotzdem muß er wiederum in der Abwehr der Be zirkslehrervereine „lesen, was nicht genannt