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ff Entführt? Zwei Mädchen von 6 und 8 Jahren^ Katharina und Anna Emmel, Tächter des Gärtners Emmel, die am 1. September wohlgemut in Wiesbaden zur Schule gegangen, sind bisher noch nicht zurückgekehrt und spurlos verschwunden. Es wird ver mutet, daß die Frau Emmel, die vor etwa 14 Monaten mit einem jungen Mann davongegangen ist, die Kinder an sich genommen hat. Der besorgte Vater bittet die Polizei-, sowie Schulbehörden um sofortige Nachricht, falls die Kinder angemeldet werden, nach Wiesbaden, Yorkstraße 33, 2. - f- Ein Fahnenwei hfe st ohne Fahne b e - ging dieser Tage ein oberschlesischer Verein in der Gegend bei Frankenstein. Dieser wollte in Verbindung mit einem Stiftungsfeste die Weihe einer neuen Fahne vornehmen und begrüßte zu dieser Feier eine große An zahl auswärtige Vereine als Gäste. Als der Festakt beginnen sollte, zeigte es sich, daß die neue Fahne gar zu klein geraten war, und ihre Weihe mußte unter bleiben. Denn der Besteller hatte sich geirrt und zwei mal eine Null an Stelle einer Eins geschrieben, sodaß die Fahne anstatt 1,85 Meter und 1,25 Meter im Ge viert nur 0,85 Meter und 0,25 Meter im Geviert ge liefert wurde. Die enttäuschten Gesichter beim Eintreffen dieser Miniaturfahne kann man sich vorstellen. Die Fahnenweihe mußte daher unterbleiben und auf einen späteren Termin verschoben werden. - f Die Donauversickerung zwischen Immen dingen und Tuttlingen in Württemberg hat in neuerer Zeit auffallend rasche Fortschritte gemacht. Am Sonn abend und Sonntag unternahm Professor Endriß (Stuttgart) mit etwa fünfzig Personen aus Baden, Württemberg, Bayern, Hessen und der Schweiz eine Besichtigung. Zunächst besuchte man die Versickerungs stelle auf württembergischem Gebiet bei Friedingen und wanderte dann eine Stunde lang in dem jetzt völlig trocken liegenden Flußbett der Donau zu der Hauptver sickerungsstelle bei Brühl, zwischen Immendingen und Möhringen, wo das Wasser mit dem Geräusch eines davonfahrenden Eisenbahnzuges verschwindet. Am Sonn tag wandte man sich der Versickerungsftelle im Gebiet der Aach zu, deren Lauf bekanntlich zum Teil von dem verschwindenden Donauwaffer unterirdisch gespeist wird. Von einem zum anderen Tag ist die Versickerung des Donauwassers derart fortgeschritten, daß am Sonnabend in 300 Meter Länge stromaufwärts das Bett noch etwa 1 Meter Wasser hatte, während am Sonntag diese ganze Strecke ebenfalls begehbar trocken lag. Bei Brühl sind etwa seit Sonnabend neue Eiubruchstellen von etwa 1ffz Meter Durchmesser entstanden. Der Boden senkt sich meist kreisförmig um etwa Meter ein. An der Aachquelle bei Halligen befindet sich im Wald eine alte Versickerungsstelle von etwa 50 Nieter Breite. Hier ließ sich vor annähernd 100 Jahren ein Mann der Gegend einmal 80 bis 60 Klafter tief hinunter, ohne Grund zu finden. An dieser Stelle bereitet Professor End riß jetzt einen Einstieg zur bergmännischen Erforschung vor. ff Zeppelin und diePolen. Während das gesamte deutsche Volk ohne Unterschied der Partei sich der Leistungen und Erfolge des Grafen Zeppelin freute, waren die Polen von Anfang an Gegner Zeppelins. Jede Havarie der Zeppelinischen Luftschiffe wurde in der polnischen Presse mit hämischen Bemerkungen glossiert, jeder Propellerbruch mit Jubel begrüßt. Während der „Z. Ulf' auf der Fahrt nach Bersin landen mußte, durch- sief die polnischen Blätter ein Spottgedicht mit dem frommen Wunsche: „Mög' den „Z Hl" der Teufel holen!" Alle diese Vorkommnisse hindern die polnische Reichstagsfraktion nicht, zu dem Besuche des Ballons in Friedrichshafen neun Mitglieder zu entsenden, von denen mehrere auch zu den Luftfahrten ausgelost wurden. Dadurch haben diese Neune, insbesondere aber der polnische Volksparteiler Kulerski, den Zorn der polnischen Presse erregt, die entrüstet fragt, ob die „Vertreter des polnischen Volkes" nichts besseres zu tun hätten, und höhnisch bemerkt, ob das ihre einzige positive Leistung sei. Zur Besichtigung des Zeppelinschen Luftschiffes seien die Herren zahlreicher erschienen als zu den Be ratungen über die neuen Steuern. ff Die wertvollste Kasse der Welt. In den Kellern des Schatzamtes in Washington liegt der im Vorjahre durch einen Kongreßbcschluß festgesetzte Notstand-Währungsbetrag von zwei Milliarden Mark. Der Mann, der für die Sicherheit dieser Summe ver antwortlich ist, heißt Watson W. Eldridge und ist der Chef des Währungsbureaus. Die Kasse, in der das Geld in Noten aufbewahrt wird, gilt nicht nur als feuer- und einbruchssicher, sondern istauch gegen ein dringendes Wasser und gegen Erdbeben immun. Sie hat 180000 Mark gekostet. Das Innere besteht aus i/, Zoll starkem, harvevisiextem Stahl, das Ganze aber ist eine Mauer- und Zementhülle von zwei Fuß Dicke gebettet. Unter dem Mauerwerk und der Stahlemkleiduug befindet sich ein dichtes Stahlgewebe, das durchaus mit Elektrizität geladen ist, sodaß jede Berührung mit einem Instrument sofort einen Läuteapparat in Aktion setzt. Außerdem ist aber ein eigenes Kontrollwerk vor handen, das alle 15 Minuten kontrolliert, ob das Stahl netz tatsächlich noch mit Elektrizität geladen ist. Die Tür der Kasse ist aus Stahl und wiegt 7 Tonnen ; aber einmal geöffnet, kann sie sehr leicht in ihren Angeln gedreht werden. Sie hat vier Schloßkombinationen, die alle zusammen keinem einzigen Menschen der Regierung bekannt sind. Zwei Beamte wissen immer zwei Kom binationen, so daß zum Oeffnen unbedingt vier Männer erforderlich sind. Wenn sie die Tür öffnen, setzen sie damit einen Läuteapparat in Bewegung.^' Die Tür wird durch einen engen hydraulischen Lift erreicht, der un mittelbar neben dem Bureau des Chefs bestiegen werden muß und dessen Schlüssel er niemals aus der Hand gibt. ff Die beiden Heiligen. Dem katholisch konservativen Luzerner „Vaterland" wird aus Adligens- wil geschrieben: „Wenn es sich erwahren sollte, was als Gerücht Herumgeboten wird, daß nämlich gegenwärtig Unterhandlungen bestehen sollen mit der Kirchengemeinde Adligenswil behufs Umtausch des Kirchenpatrons, so sei zum voraus darauf aufmerksam gemacht, daß es in Adligenswil doch noch eine beträchtliche Zahl Bürger hat, die damit einverstanden sind. Wir lasst n uns unsern lieben Martinus nicht so ohne weiteres gegen den heiligen Oswald wegnehmen. Es ist zwar nicht zu leugnen, daß letzterer seit einiger Zeit hier nicht unbedeutend an Terrain gewonnen hat. Aber es wird auch mit so neuen Patronen sein wie mit anderen Leuten, man weiß noch nicht, was man an ihnen hat. Beim heiligen Martinius wissen wir es, wir haben seit Jahr hunderten Vertrauen zu ihm gehabt, und es wäre un dankbar, ihn jetzt auf einmal weg zu dekretieren. Einer, der dem heiligen Martinus treu bleibt." — Es wäre nicht nur undankbar, sondern auch höchst unklug, den erprobten heiligen Martinus gegen einen anderen um zutauschen, der sich auf seinem bisherigen Posten augen scheinlich nicht bewährt hat, denn sonst würden ihn die Adligcnswiler doch nicht so leichten Herzen weggeben wollen. ff Die angebliche Skandal-.Affüre in Bayern. Wie der „Bayer. Kurier" berichtet, soll die Untersuchung, die gegen den Vorstand eines bayerischen Hauptbahnhofs wegen Mißbrauchs von Freijahrtsaus- weisen eingeleitet worden ist, ergeben haben, daß es sich um böswillige Erfindung handelt. Von dem Beamten soll Klage gegen die „M. Post" angestrengt werden die von der Angelegenheit zuerst berichtet hat. Die „Korr. Hoffmann" bestätigt diese Meldung offiziös wie folgt: In einer Anzahl von Zeitungen wurde das Gerücht verbreitet, daß der Vorstand einer der größten Stationen in Bayern seinen nicht im Dienste der Ver kehrsverwaltung stehenden Söhnen für deren Reisen Freifahrtsvorweise ausgestellt habe. Weiterhin wurde behauptet, daß dieser Beamte, gegen den wegen der fraglichen Angelegenheit bereits Disziplinaruntersuchung eingeleitet sei, sich lediglich aus diesem Grunde zurzeit in Urlaub befinde. Diese Behauptungen sind unwahr. Es wird von dem Beamteu betreffenden Zeitungen im Wege der Privatklage vorgegangen werden. f I st der Pla netVenusbe wohnt? so fragt der englische Astronom Hensel in einem interessanten Aufsatz in einer Londoner wissenschaftlichen Zeitschrift. Im Jahre 1K74 konnte man während des Venu- durchganges auf dem Planeten die Existenz einer ziemlich dichten Atmosphäre durch spektro skopische Untersuchungen mit Sicherheit konstatieren. Hin und wieder konnte man auch die dunkle, das heiht die nicht von den Sonnenstrahlen beleuchtete Seite des Planeten sehen; man glaubte daraus schließen zu können, daß auch die Venus ihr Nordlicht hat. Bianchini und De Vico und später der Professor Poung und andere englische und deutsche Astronomen sind fest überzeugt, daß die Oberfläche des Planeten in Konti nente und Meere geteilt ist, genau so wie die Oberfläche der Crde; sie sind ferner überzeugt, daß die Atmosphäre der Venus der Erdatmosphäre ähnlich ist. Obwohl nun die Wärme, die Venus von der Sonne empfängt, bedeutend größer ist als die auf die Erde gestrahlte Wärme, es ist doch sehr wahrscheinlich, daß die Temperatur auf der Venus derart ist, daß Organis men, die unseren Organismen ähnlich sind, dort gut leben können, .x err Hensel selbst betrachtet es sogar als ganz sicher, daß die Venus weit eher bewohnt sein könnte als der Mars, von dessen Bewohnern schon so viel gefabelt worden ist. f lieber das chinesische Haus veröffentlicht ein in China lebender italienischer Arzt, Dr. Mazzolani, im „Vollettino della Societk Geograficaitaliana" einen interessanten Artikel. Ursprünglich nach einen, „rituellen", mit dem Ahnen kultus zusammenhängenden Plane gebaut, ist das chinesische Haus seit der Zeit, in welcher die Nomadenstämme sich seßhaft machten und soziale Organisationen bildeten, fast unverändert geblieben. Hygiene und Bequemlichkeit findet man in dem Hause des Reichen ebensowenig, wie in dem Hause des Armen. Das Haus des reichen Mannes besteht aus drei aufeinander folgenden Höfen, die von Gebäuden flankiert werden. Der erste Hof ist der Bezirk des Pförtners; der zweite wird be grenzt von den Wohnungen der Bediensteten und von den Schuppen, in welchen die Sänften untergebracht sind. Dem Eingang zum dritten Hof gegenüber liegt das Haus des Be sitzers: es ist fast immer einstöckig und hat fünf bis sieben Zimmer und eine breite Veranda. Auf den anderen Seiten des mit Topfblumen und mit Blattpflanzen geschmückten Hofes stehen kleine Gebäude mit zwei oder drei Zimmern. Hinter dem Hauptgebäude befindet sich noch ein Annex, in dem die Küche, die Speisekammer und das Wasserklosett untergebracht sind. Die Fenster sind zwar sehr groß, bestehen aber nur aus Holzrahmen, die mit buntfarbigem Pergamentpapier be deckt sind. Kamine und Oefen gibt es nicht, und die Luft- zusührung ist sehr mangelhaft. Im Winter stehen in den Zimmern eiserne Kohlenbecken, man verwendet aber auch Wärmepfannen aus Ton, die Männer unter die langen Kleider stecken, um sich ein bißchen zu wärmen. Im Sommer findet man überall Fächer, mit welchen man sich Kühlung zufächelt. Sehr oft ist das ganze Haus von einem abscheulichen Moder geruch durchdrungen f Die Martern der Gefangenen in Fes. Die Grausamkeit, mit der Muley Hafid seine überwundenen Gegner für ihre Treue gegen den Prätendenten bestraft, schildert ein Augenzeuge, der auf dem Platze vor dem Sultans- paläst in Fes die grauenvollen Szenen mit angesehen hat. Am Freitag nahmen die Soldaten Muley Hasids vor dem Palasle Paradeaufstellung, und dann erschien der Sultan mit semen Wesieren. 200 Gefangene, halbnackte Gestalten, die durch Seile von Nacken zu Nacken aneinander gefesselt waren, wurden am Sultan vorübergezerrt. Zu gleicher Zeit brachte man eine Reihe Körbe auf den Platz, die mit abgeschlagenen Köpfen gefüllt waren, dann die 32 Frauen, die den Harem des Prätendenten bildeten, sowie das erbeutete Staatszelt, seinen Thron — einen halbzerfetzten Armstuhl aus rotem Samt —, einige Maultiere und Kühe, kurz alle Kriegstrophäen. Am Nachmittag nahmen die Truppen wieder Paradestellung ein: in drei Reihen flankierten sie den Platz in Richtung auf die alte Stadtumwallung und das Tor. Uebcr dem Tore sah vxo» und «rrlag vo» Mto «och und WIM« pißrr Für ou «»daktiou v«ca»t«orlltch Wilh, prstrr, man 73 abgeschlagene Köpfe, einige schwarze, andere weiß, alle mit den Nacken auf Lanzen gespießt. Aber was folgte, war noch schlimmer. Unter dem Tore an der Mauer hockten 24 Gefangene, über und über mit schweren Eisenketten behangen. Es waren die Gefangenen Keiths und Häuptlinge. Soldaten umgaben sie als Wächter. In der Nähe brodelte ein großer Kessel mit Pech, um den die Barbiere der Stadt sich versammelt hatten. Einer nach dem anderen wurden die Gefangenen ihrer Ketten entledigt und von.den Soldaten zu den Barbieren geschafft, die als Henker fungierten. Die rechte Hand wurde sreigemacht und dann am Handgelenk mit einem Rasiermesser abgetrennt. Der blutende Armstumpf wurde wurde dann in das kochende Pech gesteckt. Alle Gefangenen ertrugen die gräßliche Marter mit stolzer Selbstbeherrschung. Nicht ein einziger Schrei kam von ihren Lippen. Einige stießen mit verachtungsvoller Gebärde die Soldaten zurück und streckten selbst ihre rechten Hände den Henkern entgegen; nur ein wenig wandten sie den Kopf zur Seite, um nicht selbst Augenzeuge der Verstümmelung zu werden. Vier der Gefangenen wurde auch der linke Fuß avgeschnitten. Einige wurden ohnmächtig und mehrere starben am Blutverlust. Die Ueverlebenden schleppte man in Ketten zum Gefängnis zurück. Bei jeder Hand und jedem Fuße, der abgeschnitten ward, ertönten triumphierende Trommelschläge. In den nächsten Tagen sollen noch mehr Gefangene eintreffen. „Es ist ein schrecklicher Ge danke", so schließt der Berichterstatter seine Schilderung, „sich auszumalen, was geschehen wird, wenn Muley Hafid seine grausame Laune beibehält." ff Gerecht oder nicht? Im „Mühlauser Anzeiger" findet sich folgende Anfrage: „Gerecht oder nicht? Wenn bei uns Bauersfrauen unabsichtlicher weise an einem halben Pfund Butter ein Gramm fehlt, kommt der Marktmeister und zerschneidet uns solche. Wenn aber, wie am Sonnabend, in einer hiesigen Wirt schaft die Gläser nur halb vollgeschenkt sind, kommt nie mand, auch die Polizei nicht, und hilft uns. — Zwei Bauersfrauen aus Vollstedt und Körner." ff Aus dem Leben der Eskimos. In Grönland, so erzählt die französische Wochenschrift „Mon Dimanche" nach einem Berichte des britischen Kapitäns Parry, sind die Ehemänner im allgemeinen gegen ihre Frauen wenig liebenswürdig. Wenn die Frauen krank werden, müssen sie sich selbst zu kurieren suchen da sie von ihren Männern weder Mitleid noch Hilfe erwarten können; es kommt gar nicht selten vor, daß Ehemänner ihre sterbenskranke bessere Hälfte ganz sich selbst überlassen, ohne auch nur im germgsten sich um sie zu kümmern. Wenn die Frau stirbt, wird sie kaum betrauert: der Leichnam wird, wie irgend ein Tierkadaver, aufs Eisfeld geworfen und den gefräßigen Wölfen und Hunden preisgegeben. Kapitän Parry weiß sich diese Sitten gar nicht zu erklären; er berichtet Vann aber Einzelheiten über die grönländische Küche, die das französische Blatt zu der Bemerkung veranlassen, daß die grönländischen Frauen von ihren Männern des halb so geringschätzig behandelt werden, weil sie nicht einmal die Anfangsgründe der gastronomischen Wissen schaft gelernt haben. „Tag für Tag", so schreibt Parry, „stellen sich ein ekelhaftes Gemisch .von Walsischspeck und Blut auf den Tisch; das ist ist sozusagen alles, was die Frauen dieser Polarländer zubereiten können." Als Parry eines Tages zwei Eingeborenen für einen Dienst, den sie ihm geleistet hatten, ein Päck chen Talglichte schenkte, steckten die so reich beschenkten Eskimos die Kerzen sofort in den Mund, und ihr schmatzen ließ erkennen, daß sie sie mit dem größten Appetit verzehrten. Das Fett und das Oel, das sie für ihre Lampen brauchen, ist dasselbe, das in der Küche zur Verwendung kommt. Als Parry eines Tages für seine Sammlung um eine jener seltsam ge formten Lampen bat, trank die Herrin des Hauses zuerst das in der Lampe befindliche Oel aus und säuberte dann den Oelbehälter mit der Zunge. Ein andermal riß ein Eskimo einem Forschungsreisenden ein Stück Waschseife aus der Hand um es in seines Magens Tiefe verschwinden zu lassen. Als der Forscher ihn wegen seiner Gefräßigkeit tadelte, sagte der biedere Eskimo, daß er in seinem Leben nie etwas Köstlicheres gegessen habe. - j- Vom Brocken. Auf dem Brocken ist in den letzten Tagen eine Besserung des Witterungscharakters eingetreten; wenn auch früh und abends Vater Brocken seine Nebel kappe aufgesetzt hatte, so herrschte doch in der übrigen Zeit klares heiteres Wetter mit großartiger Fernsicht. Welch' ein Verkehr auf dem Brocken das ganze Jahr über herrschen muß, geht wohl am besten daraus hervor, daß der jetzige Pächter in einem Jahre 72000 Mark Pacht bezahlt. - f Kein Redner! In einem Dorf im Egerland, wo der Bahnhossvorstand, der Postvorstand und ein Fabriks direktor Tschechen sind, wurde in einer Gaststube heftig poli- tisiert. Die Stube war voll von deutschen Bauern. Der Oberlehrer des Dorfes verteidigte die Abwehr gegen die Tschechen. Der Postvorstand ergeht sich in heftigen Beleidigungen gegen die Deutschen. Alles ist gespannt. Plötzlich geht ein biederer Egerländer auf den Sprecher los und haut ihm ohne Vorrede eine mächtige Ohrfeige ins Gesicht. Dann wendet er sich zu seiner erschreckt dreinstarrenden Umgebung und spricht: „Die Herren müssen scho entschuldigen, t bin halt koi Redner!" ff Die bibelfeste Gattin. Ein Gardinen predigt eigener Art und von verwunderlicher Kürze hatte jüngst die Gattin eines Bewohners des Schwelm tales ihrem spät abends heimkehrenden Eheherrn laut „Hess. Post" zugedacht. Als er um Mitternacht aus fröhlichem Freundeskreise heimkehrte, suchte er vergebens seine Frau, die sich versteckt hatte, um den Eindruck der für sich selbst wirkenden Gardinenpredigt abzuwarten. Aus dem Tisch lagen zwei aus einem Abreißkalender ge schnittene Papierstreifen. Auf einem Zettel stand zu lesen: Jesaias 5,11 „Wehe denen, die des Morgens frühe auf sind, des Saufens sich zu befleißigen, und sitzen bis in die Nacht, daß sie der Wein erhitzt!" Der zweite Zettel zeigte folgende Wehklage: Psalm 39,3: „Ich bin verstummet und still und schweige der Freuden, und muß mein Leid in mich fressen!" Diese in ihrer Kürze wohl vorbildliche Gardinenpredigt soll denn auch ihre Wirkung nicht verfehlt haben. t>,n LwUkNptiNl DU» «och, irr LtchtrMt»,