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NWuMlMNM Früher Wochen- und Nachrichtsblatt Tageblatt K Hchidsrs, ML LmMÜ Mus, St. Wim, Hckn-M, UuitM, MSrsL MmÄ«s, MSIim St. üiicks, St. ZM St. Mldtln, SiiUtM Asm, Wemilsm, UWGcl BMim Amtsblatt für das Kg!. Amtsgericht und den Stadttat zu Lichtenstein — -in Älteste Zeitung im Mniglichen AmtsgeMtsbezirk ------ — '— — S». J«tzrga»i. — «r. 215 L"LL'.^L?S Donnerstag, de» 16, September L-LWNW ISO» vtesrs Statt erscheint täglich außer Sonn- und Festtags nachmittags für den folgenden Tag. — viertelfkhrlicher Lesngsprei»: 1 Mk. 50 pfg., durch die Post derogen 1 Mk. 75 pfg. Muselne Nummern 10 psg. LesteUungen nehmen außer der Eryedttion in Lichtenstein, LMckaurrstratz« «r. bk, alte Kaiserlichen postsnstalteu, Postboten, sowie Lie Austräger entgegen. Lnserate werden die fünfgespaltene «rundzellr mit 10, für auswärtige Luserinte» mit 1b Pfg. berechnet, «eklamereile 30 psg. Ä« amtlichen Telle kostet die zweispaltige Letle 30 pfg. Fernsprech-Anichluß Nr. 7. Lnseraten-Annahme täglich bis spätesten« vormittags 10 «hr. Telegramm-Ädresse: Tageblatt. Das Wichtigste. * Der österreichische Thronfolger ist zu den Kaiser- Manöver» in Mergentheim eingetroffen, ebenso der türkische Generalissimus Schefket-Pascha. * In Finnland erregt -großes Aufsehen die Ver- Haftung von vier Priestern und zwei Frauen, die an- -gesehen.cn Familien angehören und an einer Ver schwörung beteiligt sein sollen. * Der Führer der Mehrheit im griechischen Par lament, Theotokis, beahsichtigt, seine Stellung als Parteiführer anszugehen und fein Mandat niederzu- Legen. * Mtlcy Hafid hat das Kousularkorps cmpfangcm jund das Versprechen gegeben, künftig keine grausamen Strafen und Verstümmelungen zu verhängen. * Nach einer Meldung aus La Paz ivurde die Stadt von einer Reihe von Flutwellen zerstört. Zahl reiche Häuser stürzten ein. Tie Umgegend wurde unter Wasser gesetzt, die Ernte ist vernichtet, das Vieh er trunken. Tausende von Menschen sind obdachlos. Tie Zahl der Toten beträgt bisher sieben. Viele Per sonen wurden durch einstürzende .Hauser schwer ver letzt. * Wie ans Prag gemeldet wird, vernichtete am Sonntag ein schweres Unwetter mit .Hagelschlag und Wolkenbruch im Dorfe Trebovetitz bei Horschütz 44 Anwesen. Acht Personen ertranken. Was setzen Deutschland nnd Eng land in einem Kriege aufs Spiel ? Diese Frage macht der in Sidney erscheinende, stark imperialistisch gestimmte „Sidney Daily Telegraph" zum Gegenstand einer bemerkenswerten Betrachtung, deren Ergebnis die Uebcrzeugung von der Notwendig keit einer überlegenen britischen Flotte zum Schutze des Mutterlandes und der Kolonien ist. Der englische Admiral Lord Beresford, so sagt der Artikel, geht seinen eigenen Weg, um der Oesfent- lichkeit klarzumachen, daß eine überlegene Flotte ein fach 5jne Lebensfrage für England sei. „Wenn Eng land zur See geschlagen würde, dann ist es zu Ende ' mit ihm für alle Zeiten." Hierin liegt nicht die min deste Uebertreibung. Wenn Großbritannien demnächst mit 'einem Gegner in einen Seekrieg verwickelt wird, dann kämpft es für nichts Geringeres als seine na tionale Existenz. Und wenn dieser Gegner Deutsch land wäre, dann handelt es sich dabei um ein Spiel, in dem der eine Spieler sein Leben, der andere einen Teil seines Besitzes cinsetzt. Eine Niederlage zur See würde für Deutschland den Verlust seiner Kolonien und seines Handels bedeuten, aber das ist auch sein ganzer Einsatz. Seine Seemacht kann vernichtet wer den, ohne seine militärische Ueberlegenheit in Europa zu berühren; und die verlorene Flotte baut Deutsch land in Ruhe dann wieder auf. Ganz anders Eng land. Ein Unglück zur See wäre nie wieder gut zu machen, denn es wirft mit einem Schlage das bri tische Reich und alle seine Teile in den Staub. Die britische Rasse würde ein solches Unglück natürlich überleben, denn sie ist unüberwindlich, und ihre Zivili sation ist unzerstörbar; aber das Kaiserreich ist zu Ende. Es klingt fast unglaublich, daß eine Macht von solcher Geschichte, wie England sie hat, in wenigen Stunden soll vernichtet werden können. Aber das ist eine Tatsache; und nur die äußerste Wachsamkeit kann diese Möglichkeit verhindern, indem man dafür sorgt, daß das Reich für einen solchen Kampf auf Leben und Tod gerüstet ist. Diese Warnung ist ja nicht neu; schon Tennyson nennt in seinem Gedicht an die Flotte diese „das Schicksal Englands". Denn wenn man den Verlust der Flotte annimmt, so kann nichts einen Feind an einer Invasion verhindern. Ab*er trotz dieser furchtbaren Aussichten im Falle eines Krieges ist doch keine Ursache zur Panik, sondern nur zur sorgfältigsten Vorbereitung. Die Zeiten sind vorüber, wo England sich einfach auf sein Glück verlassen kann. Der Stern, der -ihm durch seine -ganze große Geschichte leuchtete, mag noch nicht im Sinken isein, wenn das Jnselreich demnächst bedroht ist. Aber der augenblicklich wahr scheinliche Gegner ist einer von denen, die sich auf ihre Tüchtigkeit verlassen -nnd nicht auf ihr Glück. Und darum muß England sich rüsten, damit es der Stunde der Gefahr voll Vertrauen entgegensetzen kann. Um oft Gesagtes nicht noch einmal zu wiederholen, versagen wir es uns, die Betrachtung des imperia listisch australischen Blattes im einzelnen zu erörtern. Nur eine Bemerkung des,L>ann. Couriers" möge hier wiedergegeben werden: Die Furcht des Angelsachsen- tums vor Deutschland, wie sie in diesem Artikel zum Ausdruck kommt, zeugt von Respekt für unsere Kraft und Tüchtigkeit, und wenn sie sich mit der Einsicht Paart, daß England uns zwar furchtbar schädigen, aber nicht dauernd unschädlich machen, also nicht ver nichten kann, dann kann sie zu einer Friedensgewähr und schließlich zur Freundschaftsgrundlage werden. Deutsches Reich. Leidig. (Auf dem sozialdemokratischen Partei tage) erstattete gestern Ledebour den parlamentarischen Bericht. Die zum Teil sehr errotzte Debatte, die die ganze übrige Verhandlung ausfüllte, drehte sich fast nur um die Erbschaftssteuer. Berlin. (Im Kaisermanöver) geriet gestern mit tag Mergentheim in den Besitz der blauen Armee, die ihren Vormarsch nach Norden fortsetzt. Das Mili tärluftschiff Groß 2 ist repariert worden und gestern vormittag um 11 Uhr wieder aufgestiegen. Es landete nach 12 Uhr mittags bei Gailenkjrchen. Der Kaiser ließ von 10 bis 1 Uhr das gesamte erste bayerische Armeekorps an sich vorbeimarschieren. Tas Wetter klärte sich gestern vormittag auf. — (Fürst Bülow) hat auf die Anfrage, ob er das Eisenacher Reichstagsmandat übernehmen würde, telegraphisch aus Norderney geantwortet: „Ich würde- die Kandidatur nicht annehmen und bitte von einer solchen abzusehen. Nachdem ich meine Aemter nieder gelegt habe, wünsche ich politisch nicht mehr in die Oeffentlichkeit zu treten. Fürst Bülow." — (In einer Versammlung des konservativen Wahlvereins Großberlin), in der Graf Westarp die Stellungnahme der konservativen Reichstagsfraktion verteidigte, kam es während der Debatte infolge des taktlosen Auftretens des Parteisekretärs Dr. Kaufhold vom Bunde der Landwirte zu so tumultuarischen Szenen, daß der Vorsitzende die Versammlung auf einige Zeit schließen mußte. Auslegungsfragev beim Wahlgesetz. Das Dresdener Journal schreibt: Die von de» Wahlbehörden verschieden gehand habte Beurteilung der Steuerrückstände für die Stimm berechtigung zur Zweiten Kammer der Ständever- sammlung hat, wie uns von zuverlässiger Seite mit geteilt wird, dem Ministerium des Innern Veran lassung gegeben, die nach Paragraph 19 des Wahl gesetzes zur Entscheidung über erhobene Einwen dungen berufenen Behörden zur Beschleunigung ihrer Entschließungen anzuwciscn. Auch ist Vorsorge ge troffen, daß die ergehenden endgültigen Entscheidungen des Oberverwaltungsgerichtes, soweit möglich, noch vor Abschluß der Wählerlisten am 12. Oktober im Dresdener Journal bekannt gegeben werde», und cs ist eine entsprechende Anweisung der Wahlbehörden vorgesehen, den bekannt gegebenen endgültigen Ent scheidungen über verjährte und solche Gemeindcan- lagcnrückständc, deren Nachzahlung nicht möglich ge wesen ist, weil die Unterlagen fehlen, nicht feste Richt linien geben sollten, ist gleichfalls der Erlaß einer allgemeinen Anweisung in Aussicht genommen. Hier nach steht noch vor Abschluß der Wählerlisten eine einheitliche Auslegung streitiger Fragen mit einiger Sicherheit zu erwarten. Wen» von anderer Seite eine einheitliche Regelung der Streitfragen im Wege der Auslegung oder der Ausführung des Gesetzes im gegen wärtigen Zeitpunkte angeregt worden ist, so wird übersehen, daß eine solche Auslegung oder Slus- führungsbestimmung durch das Ministerium des In ner» die nach den: Oke setze zur Entscheidung berufenen Behörden gegenüber dem Wortlaute des Gesetzes nicht binden könnte. Eine solche Maßnahme würde auch nur geeignet sein, Verwirrung hervorzurufen, wenn die endgültigen Entscheidungen andere Auslegungen zeitigen würden, als von dem Ministerium des Innern seiner Auffassung zu Grunde gelegt wären. Von der Stellung des Oberverwaltungsgerichtes zu de» ein zelnen Zweifelsfrage» wird es zunächst abhängen, ob und welche Maßnahme» alsdann noch von der Re gierung zu treffen sein werden. Aus Nah ML Fern. Lichtenstein, den 15. September 1909. *— Die Wettervorhersage für morgen lautet r Nordwind, wolkig, kühl, kein erheblicher Niederschlag. *— Herbstzeitlosen! Diese warnenden Worte sollen vor allen den Kindern, die zu Beginn des Herbstes so gern auf den Feldern verweilen, zuge- rusen werden. Denn oft genug ist es schon geschehen, daß dem letzten Strauß von Wiesenblumen die so giftige Zeitlose mit einverleibt wurde, oder daß ein kleiner Botaniker die in manchen Gegenden seltene Pflanze aus der Erde grub und mit nach Hause nahm. Manches Kind nahm wohl gar den Stiel einer Zeit lose in den Mund und mußte diese Unvorsichtigkeit schwer büßen! In allen Teilen der Blume, besonders aber in der tief braun-roten Zwiebel, ist ein überaus scharfes Gift enthalten, das Kolchicin. Es genügt schon, daß man ein paar Herbstzeitlosen Pflückt und dann mit den ungewaschenen Händen ein Butterbrot ver zehrt, um sich eine gefährliche Erkrankung zuzuziehen. Darum Vorsicht! *— Kalendcrnotizcn für 19IÜ. Tas Jahr 1910 wirft mit den jetzt allmählich auf den Plan erscheinenden Kalendern seine Schatten bereits voraus. Auf den ersten Blick wird im neuen Kalender jedem auffallen, daß das Osterfest auf einen sehr frühen Ter min, nämlich schon auf den 27. Mürz fällt. Tas hat natürlich im Gefolge, daß auch die vom Oster termin abhängigen beweglichen Feste, wie Himmel fahrt und Pfingsten, auf ein sehr frühes Datum treffen. Anderseits ist aber auch die für die tanzlustige Jugend jedenfalls nicht sehr erfreuliche Erscheinung damit: verbunden, daß Der Karneval nur wenig mehr als vier Wochen umsaßt; denn der Fastuachtsdienstag ist schon am 8. Februar. Der Christtag fällt auf einen Sonntag. Sonnen- und Mondfinsternisse finden im Jahre 1910 je zwei statt, von denen aber in unseren Gegenden nur die zweite Mondfinsternis in der Nacht vom 16. auf den 17. November sichtbar sei» wird. *— Ausschreibungen zu Licsernngcn für . die Kaiserliche Marine. Wie wir erfahren, ist die Chemnitzer Handelskammer im Herbste vergangenen Jahres an zuständiger Stelle dahin vorstellig ge worden, daß die Bedingungen für die Ausschreibungen zu Lieferungen für die Kaiserliche Marine einer Aende- rung unterzogen werden möchten. Namentlich war van Textilfirme» bemängelt worden, daß die Aus schreibungen zu selten erfolgten, so daß der Fa brikant wenig in die Lage komme, sich mit zu be werben. Tie hiesige Handelskammer hatte daher den Wunsch ausgesprochen, daß bei Submissionen des Rcichs-Marineamtes in derselben Weise verfahren werden möge, wie bei dem Landhecr, für das die Sub missionen jährlich stattfänden und Kontrakte immer nur auf 1 Jahr abgeschlossen werden im Gegensatz zu dem Gebrauch bei der Marine, bei der Kontrakte auf 5 Jahre gemacht werden und somit auch nur alle 5 Jahre eine Ausschreibung stattfiudet. Diesem Wunsche der Handelskammer soll dadurch entsprochen;