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Lichtenstein Tallnberger Tageblatt ' »8. Jahrgang —— ——.. , >-——— — Beilage zu VK. 30. Donnerstag, den 6. Februar 1908. Mitteilunge« für Haus und Herd, Garten, Feld und Wald. Vom Gemüsebau. (Fortsetzung) Um nun zu den Gewächsen einer jeden Klaffe den paffenden Boden in Rücksicht des Düngerstandes zu geben, ist es zweckmäßig, das Gartenland alle drei Jahre zu düngen und dann die Gewächse aus den verschiedenen Klaffen solgen zu lassen, z. B. aus salzende Weise. Im ersten Jahre wird das Land, nachdem «8 abzeerntet ist, tm Herbste ge düngt und hieraus mit Winterkohl bepflanzt. Im folgenden Jahre, nachdem das Land im Frühjahre gut umgegroben und der nunmehr verrottete Mist hierdurch mit der Erde gut vermischt wurde, baut man Kraut,Sellerie und andere Gewächse aus der ersten Klaffe an. Im zweiten Jahre werden Wurzel gewächse und andere Gewächse aus der zweiten Klaffe darauf kultiviert und im folgenden, nunmehr dritten Frühjahr nach der Düngung wird das Land zum Anbau von Erbsen oder Bohnen benutzt, um dann nach einer kräftigen Düngung vrn vorn zu beginnen. Um bet diesem dreijährigen Wechsel jedes Jahr die nötigen Küchengewächse aus allen Klaffen zu haben, teilt man das zum Gemüsebau versügbare Land in drei Abteilungen, von denen jährlich eine gyt gedüngt wird. Was nun die verschiedenen Gemüsegarten- pflanzen betrifft, so hat man bei der Menge der Arten derselben und ihrer äußerst verschiedenen Vegetationsdauer in Bezug aus ihre Aufeinander folge in den zwei oder drei Jahren, von einer Düngung bi» zur anderen, einen großen Spielraum. In Hinsicht aus die VegetationSdauer derselben, welche entweder bis zur vollkommenen Entwickelung aller Teile der Pflanzen oder auch einzelnen Teile derselben währt und dann durch Aberntung plötzlich unterbrochen wird, wie z. B. bei der Kresse, die man jung abschneidet, hat man nun Abteilungen zu machen in Pflanzen, die als Voranbau, als Hauptanbau und Nach- oder Winteranbau bienen und die man in der Regel als Vor-, Haupt oder Nachsrucht bezeichnet. Vorbau wendet man an, wenn die Hauptfrucht nicht vor Anfang Mai ange- pflanzt zu werden braucht, indem der Boden in den Monaten März und April recht gut ein, Pflanze von kurzer VegetationSdauer, z. B. Radies, Kerbel, Kreffe, Lattich usw. tragen und hierdurch eine wichtige Dorernte liefern kann. Mancher Hauptan- bau kann schon im Juli August abgeerniet werden, z. B. Kohlrabi, früher Wirsing, frühe Erbsen usw. und hier ist dann bis zum Eintritt des Winters noch ein hinreichender Zeitraum, um Pflanzen von kürzerer VegetationSdauer, wie Herdstrüben, Karotten, Herbstrettiche usw. al» Nachsrucht ziehen zu können, wodurch der Boden während der ganzen wärmeren Jahreszeit gehörig benutzt wird. Die genaue Kenntnis dieser Verhältniffe, so namentlich auch, daß man bestimmen kann, wie lange von einem Gemüse Gebrauch zu machen ist, von dessen Reife- zeit an gerechnet, ist zu einer guten Unterhaltung der Gemüsegarten- eine der wichtigsten Bedingungen und erfordert mehr Fleiß und Aufmerksamkeit als die Erlernung der Kultur der Pflanzen selbst, welche bekanntlich höchst «insach und leicht ist. Landwirtschaft. Die Lage der Düngerstätte soll der artig sein, daß der Transport des Stallmistes aus di« Düngerstätte und die Ableitung der Jauche au« den Ställen in di« Jauchegrube «uf den möglichst kürzesten Weg ersolgrn, die Jaucheablettung aber auch ein genügendes Gefälle erhalten kann. Die Jahresbericht derKirchgemeindeLWensteiu1907. Nach den Ermittelungen des statistischen Bureaus betrug bei der Volkszählung vom 1. Dezember 1905 die Zahl der evangelisch-lutherischen Einwohner von Lichtenstein 7357, darunter 2505 unter 14 Jahren und 4852 über 14 Jahren. Bis letztere Za hl würde ungesähr die der konfirmierten und avmdmaW« fähtgenSemeindrglieder sein. Außerdem wurden gezählt 105 römisch-katholische, 33 Angehörige anderer Reli- gionSgemeinschasten (diese Zahl ist aber entschieden zu niedrig angegeben) und 9 Israeliten. Im Jahre 1907 sind 4 römische Katholiken zur evangelisch- lutherischen Kirche übergetreten. Austritte sanden nicht statt. Die Zahl der lebend geborenen Kinder evangelisch-lutherischer Eltern, die im Durchschnitt des vorhergehenden Jahrzehntes 293 betragen hatte, betrug 1907 nur 242 (125 Knaben und 117 Düngerstätte soll jedoch nicht unmittelbar an den Stall, sondern mindestens 3 Meter entsernt gelegt werden, denn abgesehen davon, daß sonst die Stall mauer verjaucht wird, ist es vorteilhaft, zwischen Stall und Düngerstätten noch mit einem Wagen fahren zu können, namentlich bei der Düngeraus- fuhr. Ist hierzu der Platz nicht vorhanden, so müssen besondere Vorkehrungen getroffen werden, daß die Stallmauer nicht verjaucht wird. Hauswirtschaft. Schulden mache man grundsätzlich nie. Abgesehen davon, daß der Gläubiger den Schuldner zu jeder Zeit moralisch ohrfeigen darf, hemmt jede Geldschuld, für die nicht Deckung vor- Händen ist, oder bestimmt vorhanden sein wird, unseren Schritt so, daß wir „nicht vorwärts kommen." Sie beeinträchtigt die Freude am Sparen auf lange Zeit über die Abzahlung des DmlehnS hinaus. Grldborgen wirkt auf das Sparen wie der Mehltau auf die Blumen. Vieh-, Geflügel- und Tingvögelzucht. Man reiche nie feuchtes, moderiges oder angeschimmeltes Futter. Im Winter füttert mancher Landwirt zweimal, dreimal, schadet aber nicht, wenn man nie zu viel auf ein mal darreicht, sondern in kleineren Portionen und erst dann, wenn das vorher gegebene verzehrt ist. An frischem Wasser darf es im Winter nicht fehlen. Trinkwasser für Kanarienvögel im Winter. Dem Kanarienvogel gebe man täglich zweimal frisches Trinkwcss-r. Dasselbe darf im Winter jedoch nicht zu kalt sein. Man lasse es daher einige Stuuden vorher im warmen Zimrmr in einem zugebeckten Gesäße stehen. Deutschen Kanarienvögeln, die man in einem ungeheizten Zimmer überwintert, gebe man täglich einmal Wasser. Bei der Fütterung muß größte Sorgfalt obwalten. Bei scharfer Kälte gebe man nur kleine Futtrrationen, nicht mehr auf einmal, als gleich v-rzehrt wird, lieber gebe man einmal mehr, Besonders die Rüben gefrieren sehr leicht und find in diesem Zustande unbedingt schädlich. Wasser ist im Winter nicht zu reichen, dagegen stets etwas Hafer und guieS Heu, die wärmrerzeugend und blutbildend wirken. Vor allen Dingen gebe man gute, trockene Einstreu und ist Haserstreu am empfehlenswertesten, da diese mit Vorliebe geknabbert wird und auch am wärmsten ist. — Eine solch« Behandlung im Winter wird den Erfolg haben, daß der Züchter trotz EiS und Schnee seine Pfleglinge gesund und munter erhält und im Frühjahre mit mit abgehärteten, wetterfesten Tieren die Zucht beginnen kann- Gemeinnütziges. Godzu lösen. Gold wird am leichtesten von einer Flüssigkeit gelöst, die aus einem Gemische von 3 Teilen Salzsäure und 1 Teil Salpetersäure (Königswasser) besteht und Chlor entwickelt. Die lästigen „Fischchen" vertreibt man leicht durch Streuen von weißem Pfeffer. Waschschwämmezureinigen. Schwämme werden von Laugen und siedenden Flüssigkeiten an gegriffen. Daher reinigt man die durch langen Ge brauch schmierig geworbenen Schwämme am besten kalt mit sehr verdünnter Salzsäure. Räucheressenz. Benzoetinktur 16 Teile, Bergamottöl, peruvianischer Balsam 8 Teile, Estronen- öl, Nelkenöl 4 Teile. Neroliöl 3 Teile, Lavendeköl, Zimmetöl 1 Teil, Rosenöl Vz Teil, Moschus Vis Teil, rektifizierter Spiritus 72 Teil«. Nach einigen Tagen zu filtrieren. AetherischerDamarsirniS sür wei« ßesHolz, Landkarten usw. 150—180 Gramm reinstes gepuloerterS, schars getrocknete» Damarharz in Vz Kg. entwässertem Aether aufgelöst und klar absrtzen lassen. Den Firniß muß man mit einem breiten Pinsel etwas stark austtagen, damit er gleich mäßig wird. Gesundheitspflege. Erfrorene Ohren reibe man zunächst mit Schnee oder lege einen Eisbeutel aus sie; dann ver binde man sie mit Hebrascher Salbe. Bei Frost beulen an den Ohren wende man zweimal tägliche Waschungen mit möglichst heißem Wasser und ein mal täglich Pinselungen mit Jodtinktur. Einen ge wissen Schutz gegen Erfrierung der Ohren verleihen häufige Waschungen mit absolutem Alkohol. Leberflecke entsernt man durch Waschungen mit Mandelkleir; zu 2 Teilen Mandelkleie nimmt man 1 Teil seingesiebten Seesand. Auch ist öfteres Betupfen der Leberflecke mit Zitronensäure anzuraten Kinderpflege und -Erziehung. Wie oft sieht man allerlei SurtE oder Klammern im Grbrauch, die am Kinderbettche" die wärmende Decke über die strampelnden Betuche" festhalten sollen — denn mit Recht wird das Er' kälten des kindlichen Körpers gefürchtet. Eine au- merksams Mutter kann die» auch in anderer Wei e verhüten, noch dazu ohne die Tortur, die ein fest gebundenes Drckbett sür die armen wohl sein muß. Trägt Baby einen Strckktttel aus Flanell, der unge sähr 60—75 Zentimeter länger ist als der Körper, nach unten ziemlich wett, so können die Beinchen immerhin Bewegungen ausführen ohne daß sie kühl werden. Erforderlich ist dabei, daß der Nachtktttel resp. Nachlsack unten und an den Seiten zugenäht wird; der Verschluß befindet sich vorn, an einem vom Halsrand bis zu den Füßen reichenden Schlitz mit Knöpfen. Hier kann auch die Windel leicht ge wechselt werden, ohne den warmen Rücken zu ent blößen. Meist ist eS Sitt«, daß der Wagen, in welchem Kleinchen ausgefahren wird, auch zu Hauf« di« Stelle seines BettchenS vertritt. Dies ist au» Gesundheitsrücksichten nicht praktisch. Man weiß, wie ängstlich manche Mutter den Kinderwagen hoch voll Bettzeug packt, damit ja nicht kühle Luft in das Innere dringt; ist nun gar noch läng» der Innenwände das Geflecht mit Wachstuch bekleidet dann kann man sich vorstellen, welche gute Luft dem, in den Kiffen liegenden Kleinen zugesührt wird. Zu Hause werden dann noch die Gardinchen fest zuge zogen, damit ja nichts den erquickenden Schlummer störe! Steht kein besonderes Nettchen zur Verfügung, dann quartiere man Baby getrost in einen Wäsche korb und lasse den Wagen tüchtig auSlüften; mög lichst am offenen Fenster, daß „die Sonne drein scheint". Matrazen und Deckchen auch daneben auf gestellt. Ganz zu verwerfen ist aber der Wachstuch- bezug, weil er der frischen Lust gar keinen Durch zug gestattet und an und für sich schon, wenn er warm wird, «inen unangenehmen Geruch hat. Graue» Leinen ersetzt ihn vollkommen; dieser Bezug muß so angebracht werden (durch nach Innen gehende Bänder), daß er abgenommen und gewaschen werden kann, um den gesundheitlichen Vorschriften zu ent sprechen. Mädchen), darunter 34 uneheliche. Die Taufe empfingen 238 Kinder, darunter 14 mal Nottaufe Konfirmiert wurden 163 Kinder (80 Knaben, 83 Mädchen). Standesamtliche Eheschließungen fanden 61 mal statt, kirchliche Trauungen dagegen nur 57. 3 Ehen wurden geschieden. Die Zahl der verstorbenen eoangelische" Gemeindeglieder betrug — außer 10 Totgeburten — 202. Davon 110 Kinder unter 12 Jahren und 82 Erwachsene. Von letzteren waren 18 von aus wärtigen Gemeinden unterhaltene Bewohner der Bezirksanstalt. Von den Erwachsenen erreichten 38 ein Alter von über 70 Jahren, 14 sogar über 80 und 1 über 90. Kirch laiche Begräbnisse, d. h. unter Mitwirkung eine« Geistlichen, fanden 208 statt. Davon 70 öffentlich (mit Gesang unter Benutzung der Kapelle) und 138 in der Stille. Btt drn öffentlichen Leichenbegängnissen wurde 18 mal statt der Rede die neu eingeführte rein liturgische Form, gemeinsame Gesänge mit Schrift- lekttonen, gewählt. Die Kommunikantenzahl ist leider gegen dar Vorjahr um 91 zurückgegangen. Sie be» trug 2375 (910 männliche und 1465 weibliche). Lrgt man die oben angegebene Zahl der über 14jährigen Gemeindeglieder zu Grunde, so betrug di« Kommunikantenziffer nicht ganz die Hälfte davon, da aber nicht wenige zwei oder mehrmal zum Abendmahl gekommen sind, so ergibt sich, daß sich leider die weitaus größere Hälfte — namentlich unter den Männern — vom Tisch des Hrrrnfernge- halten hat. Oeffentliche Kommunionen in der Kirche wurden 31 mal vormittag» mit 1051 Teilnehmern und 10 mal abends mit 1106 Teilnehmern abge halten. Die Abendkommunionen werden also im allgemeinen weit zahlreicher besucht al» die am Vor mittag. Die höchsten Zahlen waren am 2. Bußtag (458) und am Gründonnerstag (396). In An stalten (BrzirkSanstalt und Armenhaus) kommunt-