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f Arve»d««m»; In einem Hause in der Nicolaistraße in Königsberg erschoß sich der wegen Verdacht« der Fahnenflucht gesucht« Torpedo-Ober- maschtnistrnmaat Willy Koenig, nachdem er vorher feine Geliebte, di« K«lln«rin Lengwenath, durch Schüsse schwer verletzt hatte. Aufhebung einer Falsch münz« «werk- ftätte. In der Wohnung eines SchachtmeisterS in Esten wurde in dem Kamin eine Falschmünzerwerr stätte entdeckt. Der Verhaftete wurde außerdem zur Verbüßung einer Gefängnisstrafe steckbrieflich verfolgt, f Sine Frauenleiche i» Keller gefunden. In Lipin« sSchlestenf sand ein KommiS in den Kellerräumrn d«S Geschäfts von Reich die Leiche einer 35jährtgen Frauensperson, deren Augen, Stirn und Nase durch Ratten abgenagt find. Die Staats anwaltschaft beschlagnahmte die Leiche. Die Unter« suchung ist eingrlritet. -j- Die Schwester im Spiel erschaffen. Der neunjährige Sohn deö Adjunkten Groffcoy in Niederweiler sLothrs lötete im Spiel durch einen Schuß aus dem Gewehr seines Vaters sein acht« jähriges Schwesterchen. Die von einem AuSgange heimkehrende Mutter fand das Kind mit einer zer« trümmerten Schädeldrcke im Zimmer liegen -j- Dod in de« Flamm««. Der 7jährigr Sohn eines Landmann«« in Süderlügum bet Ton« dern, dessen Besitzung völlig eingeäschert war, fand bei dem Brande den Tod in den Flammen. Srdbebe«. In der 65 Meilen nordwest lich von Port au.Prince gelegenen Ortschaft TonaiveS sind durch starkes Erdbeben eine Reihe von Häuser zerstört oder beschädigt worden. Die Verbindung mit GonaioeS ist unterbrochen. Die Erdstöße dauern noch fort. -s HSufereiusturz durch Bodensenkung. In derOrtschast Rio Ttnro (Portugal), in deren Nähe sich große Kupferbergwerke befinden, stürzten sechs Häuser Lurch Senkung des Bodens infolge Unter- minierung ein. Ueberall find große Ecdspaltm ent standen; die gesamte Ortschaft ist ernstlich bedroht. Menschen sind nicht verunglückt, da niemand in den Häusern war. Ungefähr 20 Häuser mußten geräumt werden. Die Bodensenkung ist dadurch verursacht worden, daß die Schutzbalken in den Grubengängen durch steinerne Pfeiler ersetzt wurden. Tausende von Bergarbeitern sind brotlos. -j- I« Bade gestorben Der Adelsmarschall Ssor Tschitschirtn und die StaatSrätin Chanenko in Petersburg besuchten gemeinsam eine öffentliche Badeanstalt. Der Adelsmarschall wurde tot, dir StaatSrätin ohnmächtig aufgesunden. Diese sagte aus, beide hätten gemeinsam bedeutende Quantitäten spanischer Fliegen verschluckt; während tue Frau den größeren Teil wieder von sich gab, ist der Adels« marschall gestorben. Herr Lemme und Frau in Berlin. Humoreske von E. Landes. (Nachdruck verboten.) Herr Josua Lemme hatte sich zur Ruhe gesetzt und Len Titel Rentier angenommen. Er führte letzteren mit mehr Recht als mancher, denn er ge hörte zu den höchstetngeschätzten Steuerzahlern seiner Wohnortes. Das kleine Uhrmachergeschäst, da« er in dem nordwestdeutschen Städtchen bisher getrieben, hatte allerdings den giringsten Teil zu seinem jetzigen Reichtum beigetragen. Herr Lemme hatte aber in seinen Mußestunden, und deren waren gar viele gewesen, das ehrenwerte Handwerk eines SeldoerleiherS auSgrübt und mancher kleine Handwerker, manche arme Witwe hatten ihre letzten Groschen dem Herrn Josua auSliesern müssen, der, ohne mit den Wimpern zu zucken, jeden säumigen Schuldner von HauS und Hos vertrieb. Dabei hatte er äußerlich einen musterhaften Lebenswandel gesührt, ging jeden Sonntag zur Kirche, und auf jeder Sammelliste für einen wohltätigen Zweck prangte sein Nam« mit einer größeren Summe. ES braucht wohl kaum erwähnt zu werden, daß ein Mann von LemmeS Verdiensten im Stadlverord netenkollegium ZaunheimS eine führende Rolle spttlte und außerdem noch mehrere Ehrenämter Nachdem er sich nun zur Ruhe gesetzt, seinen Uhrenladen verkauft und auch von den Geldge schäften sich zurückgezogen hatte, wurde ihm das Heine Zaunheim zu eng. Er hatte bisher wenig vom Leben genoffen, war ganz im „Geschäft" aufgegangrn und sehnte sich nun danach, auch etwas vom Treiben der großen Welt kennen zu lernen. Seine würdige Gattin, Frau Antonie Lemme, war hierin mit ihrem Gatten gleicher Meinung, eine Tatsache, dir äußerst selten war. Auch Frau Toni, wie Lemme sie mit zärtlicher Abkürzung nannte, hatte bisher nur Ler Arbeit gelebt. Mit drakonischer Strenge stand sie ihrem Hauswesen vor, selbst Herr Lemme hatte nur eine beratende, aber selten beachtete Stimme, war der Schrecken der mit großer Regelmäßigkeit aller Monate wechselnden Dienst, mäochen und in der ganzen Stadt dafür bekannt, daß sie um eines Pfennigs Wert stundenlang zu feilschen vermochte. Kindersegen war der Lemmeschen Ehe versagt geblieben, und alle«, was Frau Tonis Busen an Liebe barg, konzentrierte sich auf den Hund „Boxi", einen abnorm häßlichen Mischling von MopS und Affenpintsch«. ES wurde also im Lemmeschen Familienrate beschlossen, einen vierwöchigen Aufenthalt in Berlin zu nehmen, um das Großstadtlrben gründlich kennen zu lernen. Herr Josua ließ sich einen An zug machen und Frau Toni bekam ein bronzen- farbeneS Seidenkleid. Am Tage der Abreise gab eS noch einen erbitterten Kamps um „Box!", den Herr Lemme aus keinen Fall Mitnehmer, wollte, während seine Frau erklärte, ohne dem Hund keinen Schritt aus dem Hause zu tun. Wie gewöhnlich setzt« sie ihren Willen durch, und Mann und Frau und Hund traten die Reise an. Man kann ein großes Licht in einer Landstadt sein und doch im wogenden Getriebe einer Welt- stadt ziemlich hilflos dastchen. So erging eS auch den Lemmeschen Herrschaften, als sie in Berlin den Zug verlassen hatten. Herrn Josua war eS trotz der zahlreichen braunen und blauen Scheine in seiner Brusttaschr bei dem Straßenlärm keineswegs wohl zumute und Frau Toni stand, „Box!" krampf. Haft an sich drückend, mit ängstlich geöffneten Augen da und starrte ratlos aus das bunte Durch einander der Fußgänger, Radfahrer und Fuhrwerke jeder Art. Ganz langsam, Schritt sür Schritt, wagten sie sich vorwärts zu bewegen. Ein elegant gekleideter Herr, der am AuSgange des Bahnhofs gestanden und das Ehepaar scharf beobachtet hatte, trat mit plötzlichem Entschluß aus dieses zu. Höf« sich lüftete er vor Frau Toni Len spiegelblanken Zylinder und streckte dem ganz (verblüfften Josua mit freundlichem Lächeln die Hand hin. „Nein, welche Uebrrraschung, lieber Graf, Sie wieder ein- mal hier zu sehen, vermutlich die gnädige Gräfin ?" Sin bezaubernder Blick traf die vor Ueberraschung und Stolz errötende Toni. Auch Josua fühlte sich nicht wenig geschmeichelt und bedauerte, als er zur Antwort geben mußt«: „Sie irren sich, mein Herr, mein Name ist Lemme, Stadtverordneter aus Zaunhrim!" „Ah, sehr angenehm, Freiherr von Wildenheck", erwiderte der feine Herr mit eleganter Verbeugung; „erkenne jetzt selber meinen Jrrturm, glaubte effektiv im ersten Augenblick, meinen alten Freund Graf Hohensel vor mir zu haben". Die LemmeS lächelte verbindlich, woraus der Fremde mit lauerndem Blick fragte: „Die Herrschaften kennen Bersin? Andernfalls würde ich mir er« lauben, sie mit den hauptsächlichsten SehenSwürdig- leiten der Residenz vertraut zu machen, ich habe gerade einige freie Stunden und würde entzückt sein, sie in so liebenswürdiger Gesellschaft zubringen zu dürfen." Das Ehepaar war hochersreu, gleich bei der Ankunft in Berlin eine so noble Bekannt schaft zu machen und nahm das Anerbieten LeS Fretherrn, der, wie er sagte, märkischer Großgrund besitz« war und «inen großen Teil sdeS Jahres in Berlin verlebte, mit großer Freude dankend an. Besonders Frau Toni, deren ganzer Herz der Frei herr durch die Bemerkung, er habe noch nie eine« so schönen Raffehund gesehen wie „Boxt", gewann, schwamm in Wonne. Wenn LieS die neidischen Weiber von Zaunheim hätten sehen können! Sie, Frau Antonte Lemme, geborene PiepgraS, an der Seite eines veritablen Barons durch die Straßen Berlins schreitend! Sie freute sich schon auf das erste Kaffeekränzchen nach ihrer Rückkehr. Bersten sollten sie vor Neid, all' die guten Freundinnen, die ihr schon ihren Reichtum nicht gönnten! Inzwischen besuchte man einige vornehme Lokale der Friedrichstadt und kam bald in sehr animiert« Stimmung. Der Freiherr war ein reizender Gesell schafter und der sonst sehr solide Josua Lemm« trank mehr Wein, wie ihm gut war. Gerade wurde das elektrische Strahenltcht in Funktion gesetzt, als man in gehobenster Weinlaune das Kaffee Keck in der Passage verließ. „Bevor ich Euch nun in Euer Hotel führe," sagte der Freiherr, „sollt Ihr auch noch eines der interessantesten Lokale Berlins kennen lernen. So unscheinbar eS ist, verkehrt doch dort da« allerbeste Publikum. Nan, Ihr werdet ja sehen." Man bestieg einen Taxameter, und langte nach halbstündiger Fahrt im höchsten Norden Ber- sinS an, wo der Freiherr seine Begleiter in ein wenig verlockendes Kellerlokal sührte. Aber er hatte recht gehabt, das Publikum bestand wirklich aus lauter feingekleideten Herren und einigen noch nobler ausschauenden Damen. Wenigstens glaubte Frau Tont noch nie etwas prachtvolleres gesehen zu haben, als den Hut einer in ein rotes Kostüm gekleideten Dame. Sie machte den Freiherrn darauf aufmerk sam. „Ah, Sie meinen die Komtesse X! Aller dings, eine sehr reiche Dame, gestatten Sie, daß ich Sie oorstelle." Bald saßen Lemmes mitten unter der feinen Gesellschaft, hochtönende Namen schlugen an ihre Ohren, der Wein floß in Strömen und Lem mes waren selig. Ja, das war die große Welt! Als die Stimmung immer fideler wurde, schlug der Freiherr von Wildenheck vor, allgemeine Brüder, und Schwesterschaft zu schlich m. Begeistert wurde der Vorschlag ausgenommen und zärtlich umarmte während der Zeremonie der Freiherr von Wildenheck den braven Josua Lemme; Frau Tont ruhte am Schwesterherzen der Komtesse X. und „Box", den man an ein Stuhlbein gebunden, jaulte den Sehn- suchtswalzer. Bald darauf forderte der Freiherr zum Ausbruch aus, für die Zannheimer Freunde sei eS nun Zeit, ins Hotel zu gehen. Arm in Arm verließ man das Lokal. Plötzlich erhielt Josua an einer dunklen Straßenecke einen heftigen Schlag auf den Hut, der ihm diesen über Nase und Ohren trieb und eine höhnische Stimme rief: „Jute Nacht, oller Dämelack l" Zur selben Zeit bekam Frau Toni einen Stoß, der sie kopfüber in den Rinnstein beförderte. Als sie sich aufgerappelt und Josua sein Gesicht sreigemacht hatte, sahen sie sich plötzlich «schreckt und ernüchtert an. Wo war der Baron? Schreckens bleich griff Josua nach seiner Brieftasche; sie fehlte mit ihrem Inhalt von 6500 Mark, ebenso wie seine wertvolle Uhr. Kein Zweifel, die feinen Herrschaften waren samt und sonders Gauner ge wesen, man war schmählich betrogen und bestohlen. Josua brach in wildes Fluchen aus, ganz im Gegensätze zu seiner sonstigen Frömmigkeit und wollte sofort zur Polizei und Anzeige erstatten, doch Frau Toni hielt ihn energisch zurück. „Willst Du uns sür alle Zeit blamieren? ES würde sicherlich in Zaunhrim bekannt, und Du weißt doch, daß man uns dort alles Schlechte von Herzen gönnt, ich hätte keine ruhige Stunde mehr, wenn ich die schadensrohen Gesichter der Zaunhrim« Bande sehen müßte". Ingrimmig fügte sich Josua, da « seiner Frau recht geben mußte. Glück im Unglück war es, daß sich in feiner Westentasche noch die Retour- billets und ein einsames Talerstück befanden. Man bestieg eine vorüberfahrende Droschke, um zum Bahnhof zu kommen und kehrte in trübseligster Stimmung mit dem Nachtzuge nach Zaunhrim zurück. Alles wurde zwar in Zaunhrim nicht bekannt, aber daß etwas nicht in Ordnung gewesen, sagte man sich allgemein, da LemmeS sonst nicht so schnell zurück- gekehrt wären. Die freundlichen Erkundigungen nach den Reiseerlebnissen nahmen kein Ende und Lämme wurde so verbittert, daß er fein« sämt lichen Aemter niederlegte und sich von allem zurückzog. Ja alle Schuld rächt sich auf Erden, und sollte die Rache durch eine Reise nach Berlin herbeigeführt werden. Mietziusquittungsbücher hält stets vorrätig und empfiehlt die Tageblatt-Dnrckerei '^7... MM BmMö Callnberg-Lichtenstetn. HMesW für glllsA-cim-gllMilllg in bester Ausführung. Maf«tigung aller Bachbinderarbeiten. .MU WM- Geschäftsbücher Kanischarstempel. Läwtliodo vorsodrittswässigs Mlildlivlisr uvä SetzulutenMen sivä babsu bst Luekbinäerei. MM MM p. FI. V.5V in der Drogerie nnd Kräutergewölbe z. Kreuz, Kult Lietzuim. »mck «ad »«lag von otto «,ch « » «lhelm P,stIr, Sür di, Redaktion veraqtmortNch WI l.he lm Pest er, für den Inseratenteil Otto Koch, sämtlich in Lichtenstein.