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Lichtenstein Tallnberger Tageblatt - > — - L8Jahr g «n g.--- - - —- — -. Beilage zu Nr. 18. Donnerstag, den 23. Januar 1908. i MitteU««ge» für Hans und Herd, Garte«, Feld ««d Wald. Verschwendung. Von Wolhein - Karoschke. (Nachdruck verboten.) Die Fortschritte in der Land- und Gartenwirt schaft zeigen sich auch darin, daß jetzt gar manches, was früher unbenutzt geblieben ist, Verwertung fin det. So sieht man gegenwärtig nur sehr selten die Jauche aus dem Gehöft auf die Dorfstraße laufen, was doch vor etwa 20 Jahren häufig zu beobachten war. Jetzt weiß der Landwirt für dieselbe mannig fache Verwendung. Aber immer noch wird aus Un kenntnis gar verschiedenes verschwendet, was im landwirtschaftlichen Betriebe Nutzern bringen kann. So werden z. B. die sich im Haushalte ansammeln den Knoch e n verbrannt oder auf den Komposthaufen geworfen, von wo sie durch Hunde nnd Katzen ver schleppt werden, so daß sie keinen Nutzen bringen. Dagegen können sie recht vorteilhaft als Hühner futter verwertet werden; denn sowohl zum Aufbau des Knochengerüstes, als auch zur Bildung der Eier schalen leisten sie wichtige Dienste, und wer ihren Nährwert auf diese Weise ausnützt, hat an dem Ergeb nis der Hühnerzucht seine Freude. Natürlich müssen sie zerkleinert werden, was am vollkvmmeudsten mittelst einer Knochenmühle geschieht. Wem dieselbe aber zu kostspielig ist, der unterziehe sich der Mühe, dieAdmit einem Hammer oder einer kleinen Axt zu tun. Es dürfen aber keine scharfen Splitter übrig bleiben, da dnrch sie gar leicht die Verdauungsor gane der Hühner verletzt werden könnten. Wer aber aus irgend einem Grunde die Knochen auf diese Weise nicht ausnutzen kann oder tvill, der vergrabe sie an einem passenden Orte, um sie nach einiger Zeit zum Düngen des Ackers zu benutzen. Die soge nannte „Knochenerde" besteht nämlich aus deni der Ackererde sehr dienlichen Phosphor- und kohlenfaurcm Kalk, der aber durch den „Knochenleim" derartig ge bunden ist, daß er den Pflanzen nicht ohne weiteres zugute kommt. Daher muffen die Knochen erst „ent- leimt" werden; dies geschieht in den betreffenden Fabriken durch das „Dämpfen" und andere Proze duren, in der Natur durch das „Verspüren". Letzteres nimmt freilich viel mehr Zeit in Anspruch. Wenn es aber geschehen ist, wird das auf natürliche Weise gewonnene „Knochenmehl" auf den Acker gebracht. In vielen Haushaltungen wird die Asche, der Rutz und Kehricht aus Stuben und Fluren auf die Straße geworfen. Auch das ist eine Verschwen dung. Die Asche enthält zumeist unverbrannte Kvh- lenstoffteilchen, was man schon daraus ersieht, daß in Oefen mit „gutem Zug" wenig, in solchen mit „schwachem" dagegen viel Asche übrig bleibt. Taher spart man an Feuerungsmaterial, wenn man die Asche nochmals verbrennt, indem man sie in kleinen Mengen ins Feuer wirft. Die alsdann übrigbleiben- deu Aschenreste sind aber immer noch für die Straße zu gut und können in Garten und Feld Verwendung finden, da sie Salze und andere Stoffe enthalten, die zum Aufbau der Pflanzen brauchbar sind. Die Kohlenasche ist zwar in dieser Beziehung ziemlich wertlos, zur Auflockerung des schweren Bodens da gegen ganz gut geeignet. Der Ruß wird von vielen Kulturgewächsen, wie Schnittlauch, Porrö, Knoblauch, aber auch von Gräsern dankbar angenommen. Schon durch eigenes Nachdenken kommen wir zu der Ueber- zeugung, daß der Kehricht (das Gemülle) verschiedene Dnngstoffe enthalten mnß, und die chemische Unter- snchung bestätigt diese Annahme; darum gehört er entweder. direkt ans die Beete oder vorläufig aus deu Komposthaufen. Folgerichtig muß auch der Stra ßenkot dnngfähig sein. Wer daher an der Chaussee wohnt, der entnehme ihn von der Chausseeverwal- tung, die ihn meist gratis abgibt. — Für altes Eisen erzielt man in der Regel einen Ertrag von l. Pfg. für das Pfund, in der Landwirtschaft ver wertet, bringt es aber einen höheren Nutzen. Eisen brauchen alle Kultnrgewächse zur Bildung der Blätter und Früchte. In der gewöhnlichen Form ist es aller dings unlöslich und muß erst oxidieren, d. h. ganz und gar in Rost verwandelt werden. Darum zer kleinere man die Eisenstücke etwas und lege sie in eine feuchte Grube, wo sie zwar langsam, aber sicher zu Rost werden. Teil Bodensatz gibt man dann so wohl Bäumen, als auch Sträuchern und Gemüse pflanzen. — Wer vorstehende „Verschwendung" ver meidet, der erfährt an der eigenen Tasche die Wahr heit des schlesischen Sprichwortes: „Briukel machen Brocken". Vieh-, Geflügel- und Mngvügelzucht. Waschen des A n s st e l l u n g s - G e f l ü g els. Zur Ausstellung bestimmtes Federvieh bedarf viel fach einer besonderen Zurichtung, die allerdings sich nur auf die Reinigung des Federviehs erstrecken darf. Das Nachfürben, Bleichen und dergl. würde an Be trug grenzen und deu Ausstelleru mehr schadeu als nützen. Das Waschen geschieht in der Weise, daß man das Tier bis an den Kopf in einen Kübel mit lauwarmem Seifenwasser steckt, dasselbe von einer zweiten Person halten läßt und mit einer weichen Bürste die Federn der Länge nach abstreicht, nötigen falls unter Zuhilfenahme von Seife, wobei zu be achten ist, daß Seife nicht gespart werden darf. So dann wird das Tier in einem Gefäß mit reinem Wasser nachgespült, das Gefieder abgestreift, damit das überschüssige Wasser abläuft und nun mit feinem Reismehl trocken abgerieben, wobei dieses nicht ge spart werden darf. Das Trockenwerden beschleunigt man durch Ofen- oder Sonnenwärme. Landwirtschaft. V v r d em Aus f ah r en d e r I au ch e auf Wie sen usw. bei gefrorenem Boden sei gewarnt, da die Zum Kirchenerneuerungsbau in Bernsdorf. Die Arbeiten in der Kirche zu Bernsdorf be gannen mit dem Herausnehmen der alten Stein platten und de» Ziegelfußbodenpflasters, alsdann wurde das ganze Kirchenschiff um Meter tief auS- grgraben und mit einer Trment-Betonschicht versehen. Auf diesen Beton kam eine Korkschicht als Unterlage des Steinholzfußbodens, der durch seine TarreS sehr gut wirkt. Der Altarplatz wurde bedeutend ver größert und in denselben eine Tauskapelle mit ein gebaut, der Altar selbst aber um 60 Zentimeter weiter nach hinten verlegt. Nächst diesem wurde die vorhandene Freitreppe an der Nordseite, die nach der Herrschaftsloge führte, abgebrochen und an dieser Stelle dar Altarfenster mit seiner schönen Glasmalerei eingebaut, das sein Licht direkt über die Tauskapelle wirft. Außerdem wurden die inneren Kirchenwände, die aus Bruchstein bestehen, mit einer Ziegel« Verblendung versehen und sämtliche Mauerflächen mit Preolit isoliert, um die vorhanden gewesene Feuchtigkeit zu beseitigen. Der frühere eiserne Ösen, der an der Nordseite des Kirchenschiffes aufgestellt war, ist abgebrochen worden, und an dessen Stelle ist eine Zentralheizung neuester Konstruktion rechts am Eingänge der Kirche durch Unterfangung der UmsaflungSmauern und der Emporentreppe unter halb der Vorhalle eingebaut. An demHeizuntzscaum schließt sich der Kohlenkrller an, der unter dem, FriedhosSweg liegt und durch einen Etnsallschrot die Kohlen mühelos ausnimmt, waS sehr bequem ist. Der Eingang zu der Heizungsanlage ist mit einem hübschen aufstrebenden Ueberbau versehen, dessen ganze Längs- und Eiebelseite durch seine Katetral- verglasung das nötige Licht in den unterirdischen Heizraum wirft. Die HeizungSrohre selbst liegen in gemauerten Kanälen oberhalb des KirchensußbodenS und gehen von hier in Abzweigungen nach den Heizkörpern, die sämtlich in den Fensternischen d«S Schiffs Aufstellung gefunden haben, wo sie nicht platzraubend ihre Wärme gleichverteilend ausströmen. Der sich notwendig machende Schornstein zur Hei- zungS-Anlage ist mit dem Heizungsraum durch einen geschleiften Rauchkanal verbunden und in; Mittel innerhalb des westlichen Giebels ausgeführt, sodaß derselbe durch die vorgemauerte Risalide und der darauf ruhenden GirbelausbaueS nicht störend wirkt. Dis äußerlichen UmsaffungSwände sind einer vollständigen Reparatur unterzogen worden und mit Terranova in gelblicher Tönung neu geputzt, wo durch die ganze Kirche ein hübsches Aussehen er- halten hat. Außerdem macht die Nord- und Osts« it« einen freieren Eindruck, nachdem durch Abtreibung die Erdmassen, die früher ziemlich bis an dir Kirche anschloffen, beseitigt sind. Gleichzeitig ist an der Nordseite einem Bedürfnis entsprochen worden, das vor dem Bau vielrr Meinungsverschiedenheit unter- lag. Noch zu erwähnen ist, daß am Eingang sich im Mittel von zwei durchlaufenden Freistellen eine ca. 2 Meter hohe Sandstetnsäule erhebt, die mit einer sehr schönen Laterne bekrönt ist, welche durch den elektrischen Strahl den ganzen Vorplatz erleuchtet. Außerdem ist das ganze Innere der Kirche mit einer elektrischen Lichtanlage in schönster Ausführung auLgestattet. Schließlich ist noch zu bemerken, daß sich bei dem Umbau der Kirche ein Uebelstand gezeigt hat, der später noch verhängnisvoll werden konnte, indem die Unterzüge, aus die sich der Turm stütz', zum größten Teile durchgesault waren. ES wurden des halb an dieser Stelle starke eiserne Träger eingezogen, die nunmehr die Last des Turmes tragen. Die Ausführung der Maurerarbeiten lag in den Händen der Firma Hedrich <L Köcher-Lichten stein, die auch in verhältnismäßig rascher Zeit den Bau zum glücklichen Ende führte. Jauche in letzteren nicht eindringen kann und deshalb ein sehr großer Verlust an Ammoniak stattfindet, wenn dieses nicht durch Kainit oder Superphosphat gips gebunden wird. Fischzucht. Der Goldfisch ist ein Freund wärmeren Was sers; bei 17—18 Grad R. fühlt er sich am wohlsten. Zur Wassererneuerung darf nie frisches Brunnen wasser genommen werden, sondern solches, das ebenso Warin ist, wie das abgelassene. Am einfachsten ist es, stets das frische Wasser im Zimmer abstehen zu lassen. Obst- und Gemüsebau. Um Edelreiser zu schneiden sind die Win termonate Januar nnd Februar, je nachdem man Zeit hat, die beste Zeit. Die Aufbewahrung der ge schnittenen Reiser erfolgt am besten in einem kühlen Keller, wo sie in mit feuchtem Sand etwa 20 bis 25 Ztn«. gefüllte Kisten gesteckt werden. Hat man in großen Massen Edelreiser aufzubewahren, so kann die Aufbewahrung auch auf Sandbeeten im Keller erfolgen, endlich kann man Edelreiser auch während der obenerwähnten Zeit im Freien an Stellen, die von der Sonne geschützt sind, in eigens hierzu her gerichteten Beeten aufbewahren. In je späterer Zeit man die Reiser zu Veredelungszwecken benötigt, desto mehr Sorgfalt muß man auf die Aufbewahrung der Reiser verwenden, namentlich bei Birnen- und Kirschenedelreisern, welche so leicht austreiben. Aus diesem Grunde müssen Kirschenedelreiser auch am frühesten geschnitten werden, da ein ausgetriebenes Edelreis unbrauchbar ist. Hauswirtschaft Alte weiße Strümpfe zu verwenden. Man schneide aus alten weißen Strümpfen Kinder lätzchen. Ringsherum mit Band eingefaßt und mit Fifchgrätenstich aus rotem Garn verziert, sehen diese Lätzchen allerliebst aus und erfüllen im Hause voll kommen ihren Zweck. Gänse zu räuchern. Die gereinigten Gänse werden in zwei Hälften geschnitten und, nachdem man Hals und Flügel dicht am Halse abgeschnitten hat, vorsichtig m/sgebeint und in- und auswendig tüchtig mit Salz, das init etwas fein gestoßenem Sal peter und gehackter Zitronenschale vermischt ist, ein gerieben. Man legt die geteilten Gänse so aufeinan der, daß das innere Fleisch zusammenkommt, legt sie in eine tiefe Schüssel, bedeckt sie mit einem be schwerten Brett, läßt sie acht Tage liegen nnd wendet sie täglich, wobei sie mit der entstandenen Salzlake übergossen werden. Dann trocknet man sie etwas ab, wickelt sie in Papier oder Mull und hängt sie acht Tage in gelinden Rauch. Allerlei. f Entgleisung sine» Güterzu«». Infolge großer Schneewehungen entgleiste des Morgens der in Skaikgirren einlausende TUterzug und konnte nur mit großer Mühe dicht vor dem Stationsgebäude zum Stehen gebracht werden. Er war nach der Entgleisung noch 100 Meter weiter gesahren. Der Materialschaden ist bedeutend. Gefährlicher Kinderfrennd. In Hagen wurde ein verheirateter Bäckermeister verhaftet, der nach seinem eigenen Geständnis sich in 15 Fällen schwerer SittlichkeitSoerbrechen gegen Kinder unter 14 Jahren schuldig gemacht hat. f Schlagende Wette«. Nus Schacht II der Zrche „Konkordia" bei Oberhausen wurden Mittwoch abend durch eine Explosion schlagender Wetter drei Bergleute getütet. -j- Flüchtig, Der 33 Jahre alte Kaflenbote Paul Hungerberg aus Neu-HückeSwagen, Kreis Len nep, ist, nachdem er zum Nachteil« der Bergisch- Märkischen Bank in Düsseldorf zirka 22 800 Mark unterschlagen hat, flüchtig geworden. Er ist von großer Gestalt — 1,90 Meter — hat volles Gesicht, blondes Haar, rötliches Schnurrbärtchen. Aus dessen Ergreifung sowie aus die Wiedererlangung deS Sel des sind 1000 Mark Belohnung ausgesetzt. Sine Photographie des Verfolgten liegt auch bei der Kriminalpolizei in Leipzig aus. f Fern von der Heimat verhaftet. Der Mörder der aus der Huse in Bremen ermordet aus* gefundeuen Frau ist tn Pernambuco (Brasilien) ver haftet worden. Ec heißt Haas und ist nicht Ameri' kaner, sondern Deutscher, sodaß die AuSlieserung keine Schwierigkeiten machen wird. Haa» ist ver heiratet; seine Frau und sieben Kinder wohnen im Hessischen,