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Oberleutnant Reichelt, bat um Milde. Der Unter offizier sei Westfale und habe die Mannschaften nie angerührt; da habe ihm sein Kompaniechef gesagt, er solle etwas mehr aus sich herausgehen und die Leute forscher an fassen. Das Gericht wolle darum Gnade für Recht ergehen lassen. Der Ge richtshof ging bei Festsetzung der Einzelstrafen über den Antrag des Staatsanwaltes hinaus, indem er für die Anmaßung der Strafgewalt fünf Tage M i t t e l a r re st, für die vorschriftswidrige Behand- tuung v i e r z e h n T a g e und für die Mißhand lung 45 Tage Gefängnis einsetzte und diese Strafen auf zwei Monate Gefängnis zusammenzog. Von der Degradation wurde wegen der bisherigen Unbe- straftheit des Angeklagten Abstand genommen. Arbeiterbewegung Meerane. Die hiesigen Malergehilfen haben beschlossen, Montag, den 20. April in den Streik zu treten, falls bis dahin der von den Gehilfen an die Arbeitgeber überreichte Lohntarif nicht bewilligt wird. Schmölln (A.-A.). Die hiesigen organisierten Maurer sind in eine Lohnbewegung eingetreten und haben die Arbeit gekündigt. Sie fordern einen Stundenlohn von 36 Pfg. (bisher erhielten sie 32 bis 34 Pfennige) und Herabsetzung der Arbeitszeit von 12 auf 10 Stunden. Kirchliches. Die „Britische Bibelgesellschaft" ist mit Beginn des letzten Monats in das h u n d e r t st e Jahr ihres Bestehens cingetretcn. Zur Vorfeier des nach Ablauf des Jahres zu erwartenden Jubelfestes veran staltete sie in dem „Eghptischen Saale" des Londoner Rathauses eine Versammlung, zu der sich Vertreter der höchsten kirchlichen und bürgerlichen Kreise eingefnnden hatten. Den Vorsitz führte der gegenwärtige Lordmahor von London. Der Präsident der Gesellschaft, Graf von Northampton, gab eine kurze llebersicht über die Ent wicklung der Gesellschaft im vorigen Jahrhundert. Sie verbreitet nun 330 Bibelübersetzungen. Die Zahl der abgesetzten Bibeln und Bibelteile beträgt 180 Millionen. Die Beiträge sind von 385 000 M. auf 2 750 000 M. gestiegen. Einen besonderen Reiz erhielt die Feier da durch, daß der Ministerpräsident Balfour, bekanntlich kein Neuling m der Frage nach dem Verhältnis von Religion und Wissenschaft, unter der Zahl der Redner erschien und in einer Ansprache seine Anschauungen über die „Stellung der Bibel innerhalb des modernen Geisteslebens" entwickelte. Die „Sächsische Hauptbibelgesell- schaf t" sieht nun auch schon auf 88 Jahre ihres Bestehens zurück. Aus dem von ihr anläßlich der Osterkollekte versandten Flugblatt teilen wir nur folgendes mit: Im vergangenen Betriebsjahr sind 31274 Bibeln, 11453 Neue Testamente und 134 Psalter, also 42 861 heilige Schriften verbreitet worden. Seit dem 14. August 1814, dein Stiftungs tage, sind nicht weniger als 973 969 Bibeln, 294 782 Neue Testamente, 6964 Psalter und 325 einzelne Teile der heiligen Schrift, zusammen 1276 040 heilige Schriften durch den Dienst der Gesellschaft verbreitet worden. In 42 Zweigvereinen, von denen 5 im Glauchauer Bezirk, vollzieht sich die umfassende Arbeit der Gesellschaft. Da die Preise der Bibeln bis 50 Prozent unter die Selbstkosten herabgehen, ist ein jährlicher Zuschuß von 30000 M. erforderlich, zu dessen Deckung die Osteckollekle mithelfen soll. Unter den Legaten sei insbesondere das von 500 M. eines frommen Bergarbeiters F. A. K. in Altenberg genannt, der damit sterbend seine Liebe zu Gottes Wort bekannt hat. Heimatsklänge. O Heimat, wie lächelst du hold und mild, Wie zauberisch grüßt mich dein liebes Bild, Wie hälft du das Herz mir gefangen I Du Land, wo dereinst meine Wiege stand, Du innig geliebtes Heimatland, Du süllst mich mit wonnigem Bangen! Ich träume in selger Erinnerung Vom Glücke der Kindheit, und wieder jung Und rein will das Herz mir erscheinen. Ich fühle, wie reich jene Liebe war, Die treu mich umgeben von Jahr zu Jahr, Die oft wohl um mich mußte weinen. Mein Vater, — du herzige Mutter du! Nur ihr seid die Quelle der süßen Ruh, Die tief in die Seel' sich ergießet. Es wiegt sich mein Herz wie in sel'gem Traum — O Vaterhaus I herrlicher trauter Raum, Der wieder mich liebend umschließet! Es zuckt in mir mahnend ein heilig Glühn, Als müßte ich betend hier niederknien, Gleich wie an geweiheter Stelle — Und wenn sie auch nie mehr betritt mein Fuß: Dem Vaterhaus weih ich den schönsten Gruß Selbst noch an der Ewigkeit Schwelle! Hinrich Schütt in „Für unser Heun". Literarisches Neben dem trefflichen „Jacobi's Sprachführer" (siehe Nr. 86 vom 16. m. c.) erscheint weiter im Verlag von Jacobi und Zocher (Leipzig- Reudnitz) eine nicht minder treffliche, „Eigenes Missen" betitelte, unter Mitwirkung hervorragender Fachleute, von Dr. Erich Bischoff herausgegebene Sammlung von Ratgebern sür alle Verhältnisse des Lebens. Diese wohlfeile, elegant ausgestattete, durch handliches Format ausgezeichnete, trotz gedrängter Kürze vollständig genügenden Orientierungsstoff für jedes behandelte Gebiet bringende Kollektion, die ununterbrochen fortgesetzt wird, weist jetzt bereits 12 Bändchen, ä 50 Pfg., auf, nämlich: „wie führe ich meine Prozesse; gemeinverständliche Wechsel- und Discontlehre; deutsche Sprachlehre; Steuereinschätz- ung und Reklamation in Sachsen und Preußen; was soll ich schenken; die junge Mutter; wie mache ich ein Testament und was erbe ich; Amateurphoto graph ; Braut- und Ehestand; Blumenflor im Zimmer; Alleweltsbriefsteller; wie bleibe und werde ich gesund?" Wer sich schnell über das Wissens werteste aus dem jeweiligen Gebiet informieren will, greise zu diesen, die Bedürfnisse des praktischen Lebens berücksichtigenden, kurzen und guten, sehr empfehlenswerten Heften. Es sind vorzügliche Be rater ! Lesefrüchte. Wer die rrdischen Güter verachtet, der — hat sie. Früh auf und spät nieder bringt verlorenes Gut wieder. * * Die Liebe gleicht der Welle, die Plätschernd sich erhebt, Wer weiß, woher sie flutet, wer weiß, wohin sie schwebt; Wer weiß, ob sie uns schaukelnd nicht sanft zum Hasen bringt. Wer weiß, ob sic als Woge nicht unser Schiff verschlingt. H. v. Littrow. * * Je zarter und weicher eine Blume der Freude ist, Desto reiner muß die Hand sein, die sie abbricht. Jean Paul. * * -i« Neigung besiegen ist schwer; gesellet sich aber Gewohnheit, wurzelnd, allmählich zu ihr, unüber windlich ist sie. Goethe. TelegraMMe. Furchtbarer Schueesturm. Berlin, 21. April. Seit gestern früh herrscht furchtbarer schneesturm, welcher in der Stadt kollossalen schaden eingerichtet hat. Zahlreiche Bänme sind ent wurzelt und viele Personen wurden mehr oder weniger schwer verletzt. Der Eisenbahnverkehr nach Osten kann nur mit großer Verspätung stattfindcn. Der Verkehr nach Schlesien ist teilweise ganz gestört. Viele Telephon- nnd Telegraphenleitungen sind vollständig zerstört. Mächtige Salzlager entdeckt Rudolstadt, 20. April. In der Nähe von Stadt Ilm find mächtige Salzlager entdeckt worden. Zur Ausbohrung hat sich eine Gesellschaft mit einem Aktienkapital von 1 Million Mark gebildet, welche in den nächsten Tagen mit dem Bau einer Saline beginnen will. Mord. Kala, 20. April. In der Nacht zum 18. d. M. wurde der 27jähr. Maurer aus Kleinolbersdorf ermordet. Seine Leiche warfen die Täter in die Saale, wo sie gestern mit zertrümmertem Schädel und durchschnittenen Halse aufgcfunden wurde. Man glaubt den Verbrechern aus der Spur zu sein. Bon einem Stier getötet. Barcelona, 20. April. Beim gestrigen Stier- gcfecht wurde der Stierkämpfer Padilla vom Stier er faßt und tötlich verletzt. Gefährliche Lage Tanger, 20. April. Die Fremden in Fez wurden aufgefordert, sofort die Stadt zu verlassen. Der Direktor der Waffenfabrik, sämtliche französische und englische Angestellte, sowie die spanischen Arbeiter sind bereits nach der Küste abgereist. 1 Posten erschossen. Santo Domingo, 20. April. Der vor der deutschen Gesandtschaft stehende Posten, Matrose Krümker, wurde durch einen Schuß in die linke Brust schwer verwundet. Standesamtliche Nachrichten für Lichtenstein auf die Zeit vom 14. bis 18. April 1903. Geburten: Hedwig Helene, T. d. Webers Karl Emil Müller. Wolfgang Bernhard, S. d. Amtsgerichts-Assessors Karl Johannes Nöntsch. Aufgebote: Der Appreturmeister Otto Richard Laux mit Minna Hedwig Wagner, beide hier. Der Weber Robert Hermann Zscherp in Calln- berg mit der Wirtschaftsgehilfin Klara Hedwig Schubert hier. Der Bergarbeiter August Wilhelm Letthe mit der Geschäftsgehilfin Ida Hedwig Sickert, beide hier. Der Lehrer Paul Simon in Dresden mit Elisabet Marie Härtel hier. Der Tischlermeister Otto Hermann Elle in Callnberg mit Ida Klara Nötzold hier. Eheschließungen: Der Bergarbeiter Wil helm Gustav Winter in Callnberg mit der Ge- schäftsgehilfin Marie Marta Loesch hier. Der Maler Karl Otto Leichsenring hier mit der Köchin Auguste Ernestine Pauline Linke in Flöha. Sterbefälle: Max Willy, S. d. Berg arbeiters Robert Paul Richter, 3 M. 29 T. alt. Albert Georg, S. d. Bergarbeiters Ernst Otto Michael, 6 M. 10 T. alt. Der Kaufmann Otto Hermann Neinheckel, 41 I. 8 M. 20 T. alt. Martin Johannes, S. d. Bergarbeiters Franz Hermann Göpel, 10 M. 28 T. alt. Der Webermeister Christian Münch, 69 I. 5 M. 22 T. alt. In der Kirchfahrt RödliH wurden im ersten Vierteljahr 1903 I. getauft: 1) Martha Helene Kunze, T. d. Ernst Emil K., Bergarbeiters, 2) Heinrich Gerhard Pistorius, S. d. Heinrich Gustav P., Restaurateurs, 3) Curt Willy Sorge, S. d. Hugo Paul S., Berg arbeiters, 4) Frida Martha Bucher, T. d. Hugo Robert B., Bergarbeiters, 5) Erhard Walter Schwalbe, S. d. Ernst Emil Schw., Bergzimmerlings, 6) Ernst Arthur Ginnold, S. d. Ernst Albin G., Bergarbeiters, 7) Emil Curt Schaller, S. d. Ernst Emil Sch., Strumpfwirkers, 8) Emil Ernst Oehler, S. d. Bruno Emil O., Bergarbeiters, 9) Lina Ella Leichsenring, T. d. Carl Robert L., Bergarbeiters, 10) Lina Frida Köhler, T. d. Carl Richard K., Bergarbeiters, 11) Paul Otto Tauscher, S. d. Ernst Robert T., Berg arbeiters, 12) Elsa Gertrud Schettler, T. d. Ernst Emil Sch., Bergarbeiters, 13) Paul Rudolf Graf, S. d. Emil Albin G., Bergarbeiters, 14) Marie Gertrud Bauer, T. d. Ernst Otto B., Maschinen wärters, 15) Carl Fritz Nürnberger, S. d. Gustav N., Bergarbeiters, 16) Eli Curt Metzner, S. d. Emil Richard M., Bergarbeiters, 17) Ernst Carl Jacob, S. d. Heinrich Wilhelm Carl I., Bäckermeisters, 18) Clara Milda Löffler, T. d. Robert Richard L., Bergarbeiters, 19) Carl Friedrich Winter, S. d. Ernst Theodor W., Restaurateurs, 20) Wanda Helene Neubert, T. d. Otto Albin N., Bergarbeiters, 21) Lina Martha Müller, T. d. Robert Hermann M., Gartenbesitzers, 22) Elsa Clara Bachmann, T. d. Robert Albin B., Bergarbeiters, 23) Hedwig Helene Meinhold, T. d. Hermann Theodor M., Bergarbeiters, 24) Emma Elsa Lasch, T. d. Otto Hugo L., Berg arbeiters, 25/29: 3 uneheliche Knaben und 2 un eheliche Mädchen. II. getraut: Steinmüller, Richard Emil, Bergarbeiter in Oelsnitz (E.) und Löffler, Alma Olga, Fabrikarbeiterin hier, am 22. Januar. III. beerdigt: I) Friedrich Ehregott Franke, Gartenbesitzer, Witwer, 76 Jahre 10 Monate 17 Tage alt, am 5. Januar, 2) Gertrud Margarethe Mönnich, T. d. Otto Richard M., Strumpfwirkers, 2 Monate 27 Tage alt, am 7. Januar, 3) Max Willy Friedrich, S. d. Gustav Ernst F., Bergarbeiters, 4 Monate 26 Tage alt, am 8. Januar, 4) totge borener Sohn des Otto Heinrich Feustel, Bergar beiters, am 24. Januar, 5) Emma Martha Kuhn, T. d. Friedrich Albin K., Schneiders, 1 Jahr 11 Monate 21 Tage alt, am 2. Februar, 6) Johannes Max Martin, S. d. Ernst Emil M., Strumpfwirkers, 3 Monate 15 Tage alt, am 5. Februar, 7) August Friedrich Fritzsche, Berginvalid, Witwer, 81 Jahr 7 Monate 21 Tage alt, am 19. Februar, 8) Ernst Carl Jacov, S. d. Heinrich Wilhelm Carl I., Bäcker meisters, 8 Tage alt, am 26. Februar, 9) Ernst Hermann Oehler, Wirtschaflgehilfe ledigen Standes, 64 Jahre 10 Monate 27 Tage alt, am 27. Februar, 10) Wilhelmine Pauline Kühnrich, Ehefrau des Strumpfwirkers Johannes Sigismund August Kühnrich, 53 Jahre 9 Monate 19 Tage alt, v n März, 11) Isidor Georg Mönnich, S. d. Theodor Mönnich, Strumpfwirkers, 2 ' 18 Tage alt, am 8. März, 12) Bauer, T. d. Friedrich Ferdinand Ba. beiters, 3 Monate 3 Tage alt, am 18. ungetauft verstorbenes Söhnchen des Otto Günther, Bergarbeiters, 2 Tage alt, am 21. 14) Elly Martha Hüttenrauch, T. d. Fr Hermann H., Bergarbeiters, 5 Monate I Tag am 21. März, 15) Emma Frida Schumann, T. d. Ernst Oskar Sch., Bergarbeiters, 3 Monate 4 Tage alt, am 24. März, 16) totgeborene Tochter des Ernst Theodor Hilbig, Bergarbeiters, am 26. März, 17) totgeborene Tochter des Emil Oskar Schnorr, Berg arbeiters, am 30. März, 18) totgeborenes Söhnlein des Louis Albin Neubert, Bergarbeiters, am 31. März, 19) ein unehelicher Knabe, 17 Tage alt, am 11. März. Marktpreise der Stadt Chemnitz. Vom 18. April 1903. Weizen, fremde Sorten, 8 M. 65 Pf. b. 8M. 95 Pf. pro 60 Kill - sächsischer, 7 - 65 - - 7 - 90 s - dicsjähr. Ernte, Roggen,niederländ.sächs. o L - — s o - s 6 - 90 - - 7 - 15 a » - preußisch., neuer 6 ° 90 - - 7 - 15 a - hiesiger, 6 - 65 - - 6 - 75 s - fremder, 7 - 40 - - 7 - 50 o - neuer — « ' s L — s -> Gerste, Brau-, fremde o s I- o - sächsische o s , s — a - Futter- 6 . 40 . - 6 - 75 Hafer, sächsischer 7 . —— A - 7 . 80 o - preußischer - preußisch und 7 . — « - 7 - 25 - B sächsischer, neuer —' » o— s s s Erbsen Koch- 10 - — » .11 . 50 s B Erbsen,Mahl- u.Futter- 8 . 50 . . 9 , — B Heu 3 - - verregnetes — - a — - Stroh (Fiegeldrusch) 2 . 40 . - 2 . 90 - „ Maschinendrusch 1 . 60 . . 2 . 10 O Kartoffeln, inländ. neue 2 . 50 . . 2 . 60 Butter 2 . 60 - - 2 . 80 . 1 Preisnotierungen der Produktenbörse zu Ehemnitz bei Abnahm« von 10 000 kx. Voraussichtliche Witterung Fortdauernd kühl und windig mit strichweisem Niederschlag.