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Wochen- und Rachrichtsdlatt zugleich KesOfis-Anzeiger sm Kosindms, Ködütz, Imudors, MlÄosi, 51. KMen, Keimickoch Nmienan n. MW AmtMM für den Stadtrat zn Kichtenstem. ————— —— — — S3« Jahrgang. — —"" Nr. SV. Dienstag, den 21. April 1«>3. Dieses Blatt erscheint täglich (außer Sonn- und Festtags) abends stir den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mk. 25 Pfg., durch die Post bezogen 1 Mk. 50 Pf. — Einzelne Nummer 10 Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 6, alle Kaiser!. Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. Inserate werden die sünsgespaltene Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich Lis spätestens vormittag 10 Uhr. — Kim Amtticken Teil" wird die ?weisvaltiae Zette oder deren Raummit 30 Pfennioen berechnet. Für auswärtige Inserenten kostet die ggespaltene Zeile 15 Pfennige. — Die Zustände am chinesischen Hofe. Ueber die Zustände, die in Peking seit der Rückkehr des Kaiserhofes von seiner Flucht vor den Verbündeten herrschen, schreiben die „Times" wie folgt: „Unser Korrespondent versichert uns, daß selbst Peking seit Jabren eine so schamlose Korruption, wie man sie seit der Rückkehr des Hofes beobachten kann, nicht kennen gelernt hat. Die Kaiserin-Witwe und ihr Anhang hatten sich kaum wieder in der „Verbotenen Stadt" sestgesetzt, als sie auch schon an singen, sich für den Raub, den einige Mächte weg zuschleppen sich nicht geschämt hatten, dadurch zu entschädigen, daß sie hohe Anforderungen an die Hauptbeamten des Reiches stellten. Diese drückten auf ihre Unterbeamten, und die Unterbeamten rupften in der rohesten Weise das Volk, mit der Behauptung, daß die Forderungen der Mächte ein solches Vor gehen notwendig machten. Die Taschen der Be amten zeigten nach dieser Affäre eine so ausfällige Schwellung, daß der Hof darauf bestand, noch einen weiteren Anteil an der Plünderung zu erhalten. Das veranlaßte die Beamten, die Bevölkerung noch einmal zur Ader zu lassen. Erpressungen und Be stechungen sind an der Tagesordnung, und die hohen Beamtenstellen stehen höher im Preise als je. Mian weiß nicht, ob die Mandarinen die feurige Schrift an der Wand sehen oder nicht. Haben sie die Schrift gesehen, so haben sie jedenfalls daraus nur die Not wendigkeit herausgelesen, solange es Zeit ist, so viele Taels zusammenzuscharren, wie möglich ist, um auf diese Weise auf das Beste vorbereitet zu sein, für den Fall, daß ihr Land zu Grunde geht." Politische RunDscharr. Deutsches Meich. * Die Meldung des „Berliner Lokalanzeiger" und des „Tag", in der königlichen Familie habe über die Angelegenheit der früheren Kronprinzessin eine mildere Auffassung Platz gegriffen, was daraus erhelle, daß in der katholischen Hofkirche zu Dresden wieder in das allgemeine Kirchengebet die Fürbitte für die Prinzessin ausgenommen worden sei, ist nach Erkundigungen beim apostolischen Vikariat völlig aus der Lust gegriffen. * Ein Genfer Blatt meldet, die Affäre der Prin ze s s i n L u i s e fei nun vor ihrem letzten Stadium angelangt und werde bis Ablauf dieses Monats ihre definitive Lösung finden. Die juristische Grundlage hierfür bilde ein vvn den Anwälten der Prinzessin verfaßtes Elaborat, in welchem alle Ansprüche derselben medergelegt sind. Die Formulierung ist eine derartige, daß ein Einwand vvn sächsischer Seite kaum zu besorgen ist. Man glaubt, daß gelegenlich der Anwesenheit des Königs Georg in Wien die Angelegenheit endgültig ausgetragen werden wird. Der Kronprinz von Sachsen wird noch vor der Abreise des Königs Georg nach Wien in Gardone seine Zustimmung zu dem projek tierten Arrangement aussprechcn. Ueber den Inhalt des Arrangement wird noch strengste Geheimhaltung beobachtet. Doch wird versichert, daß die hauptsäch lichsten Wünsche der Prinzessin Berücksichtigung gefunden haben. * Die Mutterrechte Luisens von Toskana sollen scheinbar nach einem aus Dresden kommenden Telegramm gewahrt werden. Die „Dresd. N. N." erfahren aus authentischer Quelle, daß be züglich des zu erwartenden Kindes der Prinzessin Luise der König und der Kronprinz beschlossen haben, das Kind, welches der königlichen Familie gehört, vorläufig bei der Mutter zu lassen. * Wie von zuverlässiger Seite verlautet, werden die Negierungen zu den bevorstehenden Reichstags wahlen keine Wahlparole ausgeben. b * Nach der „Schleswig-Holstein'schen Volks zeitung" soll die Absicht bestehen, für Mitte Juni, während der Zeit der Reichstagswahlen, die Reservisten zu einer Uebung einzuziehen. Auf welchen Bereich sich diese Absicht erstrecken wird, ist unbekannt. Ebenfalls sieht man auf dem Kieler Bezirkskommando einer solchen Ordre entgegen. * Zum TriererSchul st reite erfährt das „CH. Tgbl." aus bester Quelle, daß die Mel dungen der „Frankfurter Zeitung", obgleich sie zum Teil Tatsächliches enthalten, in anderen Punkten doch der Wahrheit n i ch t entsprechen und recht ein seitige Darstellungen sind. Die Negierung wird trotzdem von einer Berichtigung vorläufig absehen, bis nicht die ganze Angelegenheit erledigt, die Stelle des Neligionslehrers an der staatlichen L-chule besetzt ist und sich der Ausgang der Angelegenheit beurteilen läßt. Man wird also vorläufig mit Vorwürfen gegen die Reichsregierung sparen können, zumal, wie versichert wird, auch die Negierungen von der Notwendigkeit der Wahrung der Staatsautorität überzeugt sind. Oesterreich. " Wien. Wie die „Zeit" erfährt, hat die oberste Armccleitung die Einführung der 2jährigen Dienstzeit bejchlosseu. Der Kaiser soll seine Zustimmung erteilt haben. Türkei. * Konstantinopel. Die Pforte hat die Zu sammenziehung von 25 000 Mann Truppen bei Ipek augeordnet. Als Befehlshaber soll Edheu Pascha ernannt werden. Afrika * Einer Meldung aus Melilla zufolge soll der Prätendent die Mächte ersucht haben, ihn als krieg führende Macht anzuerkennen. Auch habe derselbe Boten an den Gouverneur von Melilla geschickt, die diesem Geschenke überreichen und ihn der freundlichen Gesinnung des Prätendenten für Spanien versichern sollten. Aus Stadt uud Laud. Lichtenstein, 20. April. *— Die diesjährige Prüfling in der Web- und Wirkschnle, sowie die Entlassung der ab gehenden Schüler fand gestern in der Zeit von 11 Uhr vormittags bis 1 Uhr mittags und von ^3 bis 4 Uhr nachmittags statt. Es hatten sich er freulicherweise eine große Zahl Besucher hierzu ein gefunden. Beim Gange durch die verschiedenen Räume konnte man erkennen, mit welchem großen Fleiße hier gearbeitet worden ist. Die ausgelegten Zeichnungen und Bücher der einzelnen Jahrgänge zeigten wirklich recht erfreuliche Resultate. ^4 Uhr, nach Beendigung der Prüfung, ergriff Herr Lehrer Bergmann das Wort und wies in entsprechenden Worten auf das abgelaufene Schuljabr hin, dankte den geehrten städtischen Behörden von Lichten stein und Callnberg, sowie den Herren Fabrikanten und Freunden der Schule sür das bisher bewiesene Wohlwollen und die Unterstützung. Er erwähnt ferner, daß die zu entlassenden Schüler nunmehr an einem wichtigen Wendepunkt stehen und giebt ilmen Worte ernster Ermahnungen, um dieselben auf ihren ferneren Lebensweg mit hinauszunehmcn. Hierauf ging derselbe zur Prämiierung über: Vom 3. Jahrgange erhielten Schuldiplom: 1. Emil Schwalbe, Webschüler, Lichtenstein, 2. Franz Becher, „ Callnberg; Prämien: 1. Willi Adler, Webschüler, Lichtenstein, 2. Max Pampel, „ „ 3. Emil Kirsch „ „ Mündliche Belobigung: 1. Paul Taubert, Webschüler, Lichtenstein, 2. Emil Riedel, Wirkschüler, „ Vom 2. Jahrgange: Prämien: Reinhard Kober, Webschüler, Callnberg, Heinrich Hochmuth, „ Lichtenstein, Richard Schubert, „ „ Albert Riedel, Wirkschüler, „ Albert Reinhardt, „ „ Mündliche Belobigung: Max Herbelt, Webschüler, Callnberg, Paul Endesfelder, „ Lichtenstein, Bruno Grünzig, „ „ Arno Vogel, Wirkschüler, Lichtenstein, Max Vogel, „ „ Vom 1. Jahrgange: Mündliche Belobigung: Wilhelm Straß, Webschüler, Callnberg, Robert Rothe, „ „ Max Scharf, Wirkschüler, Lichtenstein. Die durch Prämien und Belobigungen ausge zeichneten Schüler waren sichtlich erfreut und nahmen mit Dankesworten die wertvollen und praktischen Geschenke entgegen. Herr Lehrer Bergmann verlas hierauf die zu entlassenden Schüler, richtete an die selben die eingehende Mahnung, daß sie trotz ihrer bereits vergangenen Schulzeit jederzeit die Anstalt weiter besuchen können, um ihr Wissen in jeder Hinsicht immer noch besser zu vervollständigen, denn niemand lerne aus. Ganz besonders gab Herr Berg mann seiner Freude Ausdruck, daß er unter den zur Entlassung kommenden Schülern einen habe, der mährend seiner 3jährigen Schulzeit keinen Tag gefehlt hat, es sei dies der Schüler Fankhänel. Am Schluffe sprach noch Herr Stolze im Namen des Web- und Wirkschulvereins den Lehrern und sonstigen Gönnern für ihre Opferwilligkeit herzlichen Dank aus. * — Die kühle Witterung hält leider noch immer an. Nachts geht die Temperatur meist unter den Gefrierpunkt zurück, so daß an vielen Bäumen und Sträuchern die Knospen erfroren sind. Bekanntlich führt man um diese Zeit ungewöhnliche Kälte auf große Eisberge im Atlantischen Ozean zurück, die sich soweit nach Süden finden, daß sogar die Dampfschiffe nach Amerika ihren Weg verlegt haben. Aus dem Fichtelgebirge wird gemeldet, daß dort große Schneestürme viel Schaden angerichtet haben ; auf dem Ochsenkopf liegt der Schnee meterhoch. * — Ein Haupthindernis für eine regelmäßige Rentabilität des Obstbaues bilden die Maifröste, die oft in einer Nacht die ganze Blüte vernichten. Mehr und mehr richtet man deshalb sein Augenmerk auf solche Obst- und besonders natürlich Apfelsorten, die nicht auf einmal aufblühen, sondern recht lang sam nach und nach ihre Blüten erschließen, sodaß die Nachtfröste dann nur immer einen Teil der Blüte vernichten können. Die Redaktion des praktischen Ratgebers im Obst- und Gartenbau zu Frankfurt a. O. bittet alle Obstzüchter, daraufhin in diesem Jahre ihre Apfelsorten besonders zu beobachten und ihr die ausfallend schnell verblühenden, sowie die im obigen Sinne lange in Blüte stehenden Sorten bis zum 3. Juni d. I. freundlichst mitzuteilen. * — Es wird mancher Gemeinde lieb sein, daran erinnert zu werden, daß bis zum l». April die Altersznlagen-Berechnnngcn aus Schulgemeinden bis mit 8 ständigen Lehrern bei dem Bezirksschul inspektor in doppelten Exemplaren einzureichen sind. * — Tchlnsiucrteilnng Nachdem im Kon kurse über das Vermögen' des Bäckermeisters und Getreidehändlers Christian Friedrich Lahl in Rüs- dorf bereits 40 Prozent auf die nichtbevorrechtigten Forderungen ausgezahlt worden sind, soll nunmehr die Schlußverteilung erfolgen. Dazu sind noch 1593 Mk. 38 Pfg. verfügbar. Zu berücksichtigen sind 34 370 Mk. 18 Pfg. nichtbevorrechtigte Forde rungen. Das Schlußverzeichnis liegt auf der Ge richtsschreiberei des Königlichen Amtsgerichts Lichten stein zur Einsicht aus. * — Tattbstümmengottesdienst. Am Sonntag, den 26. April wird vorm. 11 Uhr im Konfirmanden zimmer der Marienkirche in Zwickau Gottesdienst für die Taubstummen aus Zwickau und Umgegend gehalten werden. * — Ter stete Rückgang einer großen Anzahl kleinerer Landgemeinden in Sachsen ist leider Tatsache. Unter den 2564 kleinen Gemeinden Sachsens befinden sich nicht weniger als 1207 (!), deren Bcvölkerungszisfer seit 1890 gesunken ist. Der Gcsanttrückgang erstreckt sich auf über 31 500 Personen. Den Hauptantcil an diesen Gemeinden stellen die landwirtschaftlichen, in denen ein arbeitsamer Bauernstand sich vergeblich bemüht, den Rückgang seines Gewerbes aufzuhalten undj den