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Politische Rundschau. De«tsches Reich. * Der Kronprinz und PrinzEi 1 el Ari tz sind wieder völlig hergestellt und werden Aegypten bald verlassen. Der Abstecher nach Palästina wird wohl aufgcgebcn werden, wegen der dort bestehenden Cholera gefahr. Dagegen werden Athen und Konstantinopel besucht werden, und es ist weiter möglich, daß die kaiserlichen Prinzen mit den Majestäten zusammen am 2. Mai in Rom eintreffen werden. * Freiherr von Heeremann, der erste Vizepräsident des preußischen Abgeordnetenhauses, ist am Montag vormittag gestorben. * Die immer wiederholten Beschwerden über die schlechte Behandlung, die wegen Preß vergehen verurteilte Redakteure über sich ergehen lassen mußten, scheinen endlich gewirkt zu haben. Nach einem dem „B. T." aus Breslau zugehenden Privat-Telegramm will die dortige „Volksmacht" erfahren haben, daß nunmehr durch eine ministerielle Verfügung sür das ganze preußische Staatsgebiet die Be handlung von Redakteuren in preu ßischen Gefängnissen geregelt worden sei. So dürfe dem gefangenen Redakteur die Selbstbeschäftigung mitgeistigen Arbeiten nach freier Wahl nicht untersagt werden, wenn er die dafür als Entschädigung für den Ausfall an seiner Arbeitskraft der Strafanstalt zu zahlenden Kosten trägt, ebenso sei er nicht zur Reinigung seiner Zelle ver pflichtet, und der tägliche Spazier gang auf dem Gefängnishofe solle nicht mehr in Gesellschaft anderer Strafanstalts insassen erfolgen müssen. Auch könne dem gefangenen Redakteur das Halten einer Tages- zeitunggestattetwerden. — Wir hoffen, fügt das „B. T." hinzu, daß sich diese Meldung bestätigt. Soweit wir auch entfernt sind, in dem hier skizzierten Inhalt der Verfügung die Erfüllung aller derjenigen Forderungen zu erblicken, die man für die Behandlung verurteilter Redakteure stellen muß, so sehr wir besonders bedauern, daß auch hier wieder den ausführenden Organen ein viel zu weiter Spielraum gelaffen wird, so liegt doch der Fort schritt gegenüber den bisherigen unwürdigen Zu ständen auf der Hand. Es wird wenigstens ver- hindert — immer vorausgesetzt, daß der Inhalt der Verfügung richtig angegeben worden ist — daß der verurteilte Redakteur durch das Gefängnis physisch und psychisch ruiniert wird. So darf die Verfügung als eine Abschlagszahlung willkommen sein. * Zur Angelegenheit der Prinzessin Luise von Toskana bringt der „Fränkische Cousier" einen Ar tikel, der im Wesentlichen folgendes sagt: Der Erlaß des Königs sei dessen eigener Initiative entsprungen. Er wurde vom König 2 Mal geändert und dann erst nach Einfügung der schwer wiegenden Worte durch den Monarchen selbst der Oeffentlichkeit über geben. * Nach einem Telegramm aus Wien wird der „Neuen Freien Presse" von einer dem toskanischen Hofe nahestehenden Seite mitgeteilt, daß Kaiser Franz Josef um Zustimmung zu der Reise der Großherzogin von Toskana zu ihrer Tochter nach Lindau ersucht worden sei und die Zustimmung auch erteilt habe. Daraus sei zu ersehen, daß von einer Verstimmung zwischen dem Kaiser und dem toskanischen Hofe keine Rede sein könne. Es stehe sest, daß die Prinzessin Luise das Manifest des Königs von Sachsen nicht beantworten werde, da sie sonst ihren Feinden Gelegenheit zu weiteren Angriffen biete. * Wie die „Frankfurter Zeitung meldet, hat der koreanische Kriegsminister den koreanischen Gesandten in Japan beauftragt, alle auf japanischen Militär schulen befindlichen Koreaner nach Seoul zurück zusenden. * Die Stadt Wismar ist am 26. Juni l803 sür 1 158 000 Taler Banco von Schweden an Mecklenburg-Schwerin verpfändet worden, unter der Bedingung, daß Schweden nach 100 Jahren gegen Rückzahlung dieser Summe nebst 3 v. H. jährlichen Zinsen das Pfand wieder zurücknehmen könne. Noch bis in die letzten Tage haben sich wackere Leute in der Presse den Kopf darüber zerbrochen, ob Schweden wohl die Pfandsumme zurückzahlen und was dann geschehen würde. Das Problem ist jetzt gelöst. Am Sonnabend hat die schwedische Regierung im Reichs tage eine Vorlage eingebracht, nach der die Regierung ermächtigt werden soll, von dem Rechte Schwedens abzustehen, die Stadt Wismar mit Umgebung durch Erlegung der Pfandsumme wieder loszukaufen. * Die Neuwahlen zum Reichstage. Es wird dem „CH. Tgbl." wiederholt aus das be stimmteste versichert, daß die Meldung, die Neu wahlen zum Reichstage würden am 9. Juni statt finden, n i ch t r i ch t i g ist. Der Termin der Wahlen ist noch nicht festgesetzt. Oesterreich-Ungarn * B u d a p e st. Die Universitätsjugend dankte in einem begeisterten Telegramme dem Grafen Bülow ür seine Verteidigung Ungarns gegenüber dem Pro- essor Hasse. — Auf diese Kundgebung unreifer skan« datierender Jungen darf der Reichskanzler stolz sein. i 'M» der V WM I renner, mi nge Vorra hier. Nachnahme des Be ll. Lenk- nsch. Ga- ne. Nie istigeGe- ilrLki. -ft und >M ät. r. 2.70 D 1.40 W —.75 D —.55 W —.40 M Ws, I e, M ns zu M g- GW iche, drei ) ist vom rch früher ie Exped. MSSMW. SteL. 14 W. l), SrobL. 6.50. >, 11 u. 13,50, ?08tkg,ss 3.50. WMMlckMNM Woche«- und NachrichMlatt zugleich HesWs-AMM für Kchiimf, MM, Nunsdorf, Küsdorf, Sl. Wim, KumMst, Mrim« n. MW Amtsblatt für den Stadteat zu Lichtenstein. 1963. 19. Nr. 20. Nr. 21. Bekanntmachung Vom Hlbg. TelegraMinsrreff e r Tageblatt. ist Nr. Verordnung, die Ausführung des Ergänzungssteuergesetzes vom 2. Juli 1902 betr., vom 2. Februar 1903. Instruktion zum Ergänzungssteuergesetz vom 2. Juli 1902, vom 3. Februar 1903. Verordnung, einige Abänderungen der zum Einkommensteuergesetz vom 24. Juli 1900 erlassenen Ausführungsbestimmungen betr., vom Der Stadtrat Steckner, Bürgermeister. 4. Februar 1903. Diese Gesetzblätter liegen 14 Tage lang in der hiesigen Natsregistratur zu jedermanns Einsicht aus. Lichtenstein, am 23. März 1903. Reichsges etzblatt ist Nr. 7 erschienen. Dasselbe enthält: Bekanntmachung, betr. Aenderung der Militär-Transport-Ordnung. Vom 12. März 1903. Bekanntmachung, betr. die Vereinbarung erleichternder Vorschriften für den wechselseitigen Verkehr zwischen den Eisenbahnen Deutschlands und Luxemburgs. Vom 13. März 1903. Verordnung, betr. das Strafverfahren vor den Scemannsämtern. Bekanntmachnng, betr. Aenderungen der Anlage U zur Eisenbahn- Verkehrsordnug. Vom 15. März 1903. Vom Gesetz- und Verordnungsblatt Stück 7 erschienen, enthaltend K3. Jahrgang. — Mittwoch, den 25. März Bekanntmachung, das diesjährige Musterungsgeschäft betr Die in Lichtenstein wohnenden Militärpflichtigen aus den Jahren 1881, 1882 und 1883 werden hiermit vorgeladen, sich Donnerstag, den 2. April dss. Js., früh V28 Uhr, behufs ihrer Gestellung vor der Königlichen Ersatzkommission im hiesigen nenen Schützenhause bei Vermeidung der für den Nichtgestellungsfall fest gesetzten Strafen und Nachteile rechtzeitig einzufinden. Wer durch Krankheit am Erscheinen im Musterungstermine behindert ist, hat ein ärztliches Zeugnis hier einzureichen. Diejenigen Militärpflichtigen, denen besondere Ordres in den letzten Tagen nicht zngegangcn sind, haben sich beim Stamm rollenführer, Registrator Hilbig, Rathaus, parterre, sofort zu melden Lichtenstein, am 20. März 1903. Der Stadtrat. Steckner, Bürgermeister. 09 KtrMPMch-NKschlktz Dieses Blatt erscheint täglich (außer Sonn- und Festtags) abends für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mk. 25 Psg., durch die Post bezogen 1 Mk. 50 Pf. — Einzeln Nummer 10 Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 6, alle Kaiser!. Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. Inserate werden die fünfgespaltene Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. — Im „Amtlicken Teil" wird die zweispaltige Zeile oder deren Raum mit 30 Pfennigen berechnet. Für auswärtige Inserenten kostet die bgespaltene Zeile 15 Pfennige. — AimuBM us Sm MÄM. ob. Berlin, 23. März 1903. (Nachdruck verboten.) Die Reichstagsferien rücken immer näher und näher und in Anbetracht dessen arbeitet das Haus mit fieberhafter Eile. Es bestellt die Absicht, die heute begonnene 3. Lesung des Etats in 2 Tagen, also morgen, zu Ende zu führen und dann in die Ferien zu gehen. Der erste Gegenstand der Tagesord nung, mit der sich das Parlament heute zu beschäf tigen hatte, war die dritte Lesung des Kinderschutz gesetzes. Die Vorlage wurde mit einigen kleinen redaktionellen Aenderungen in der Fassung der zweiten Lesung angenommen. Bei der dritten Lesung des Etats befleißigten sich die Abgeordneten einer lobenswerten Kürze. In der Generaldiskussion machte nur der Abgeordnete Spahn als einziger Redner den mißglückten Versuch, das Verhalten des Bischofs Korum in Trier, das bekanntlich s. Z. viel Staub aufgewirbelt hatte, zu rechtfertigen. Bei der Spezialberatung wurden die Etats des Reichkanzlers, des Reichstages, des Auswärtigen Amtes und der Kolonien, sowie für Kiautschou fast ohne jede De batte bewilligt. Erst der Etat des Reichsamtes des Innern brachte wieder eine längere Erörterung, deren größten Raum wieder die häßlichen Zänke reien zwischen Herrn Stöcker (kons.) und den Sozial demokraten einnahmen. Wie gewöhnlich waren diese Auseinandersetzungen rein persönlich und auf beiden Seiten ziemlich taktlos. Der Präsident mußte mehr mals rügend eingreisen, da sich die Herren gegen seitig „Dreistigkeit" und „Unverfrorenheit" vorwarfen, sich mit „Volk" titulierten und sich „Verworfenheit" nachsagten ; kurz, eine sehr unerfreuliche Episode. Auch Pauli (kons.) und Zubeil (soz.) hielten die Gelegenheit für günstig, sich wieder in die Haare zu geraten. Und Herrn Zubeil schien seine neuliche Niederlage in dem Wortgefecht mit dem Generalmajor v. Einem bereits wieder vergessen zu haben; denn er versuchte auch heute — allerdings mit ebenso wenig Glück, wie früher — mit dem schneidigen General anzubinden, als die Beratung zum Militäretat überging. Der Militäretat wird dann bewilligt, ebenso der Marine etat. Das Haus fühlte das Bedürfnis nach Ruhe und ging um 5 Uhr auseinander. Zum Lohn für die fleißige Arbeit setzte der Präsident die morgige Sitzung erst auf 1 Uhr fest. Es soll die dritte Lesung des Etats beendet werden. Die andern noch der Erledigung harrenden Gegenstände kommen erst nach den Osterferien an die Reihe.