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unterrichtet, Ihre Autorität werden anwenden wollen, um der, unter bedauerlicher Entstellung der Wahrheit und unter Mißbrauch des priester lichen Ansehens betriebenen Agitation ein Ende zu machen. Die Religion Jesu Christi hat, wie Ich Eurer Heiligkeit vor Gott bezeuge, mit diesen Umtrieben nichts zu tun, auch nicht die Wahrheit, zu deren von Eurer Heiligkeit angerufenen Panier Ich Mich rückhaltslos bekenne. Noch eine Aeußerung in dem Schreiben Eurer Heiligkeit kann ich nicht ohne Widerspruch übergehen, wenn sie auch nicht auf irrigen Berichterstattungen, sondern auf Eurer Heiligkeit beruht, die Aeußerung nämlich, daß jeder, der die Taufe empfangen hat, dem Papste angehöre. Der evangelische Glaube, zu dem Ich Mich, wie Eurer Heiligkeit bekannt sein muß, gleich Meinen Vorfahren und mit der Mehrheit Meiner Untertanen bekenne, gestaltet uns nicht, in dem Verhältnis zu Gott einen anderen Vermittler als unsern Herrn Jesum Christum an- zunehmen. Diese Verschiedenheit des Glaubens hält Mich nicht ab, mit denen, welche den unseren nicht teilen, in Frieden zu leben und Eurer Heilig keit den Ausdruck Meiner persönlichen Ergebenheit und Verehrung darzubringen. Wilh e lm." Politische Rundschau Deutsches Steich. * König Georg von Sachsen ist mit Prin zessin Mat Hilde und Gefolge gestern wohlbehalten um Gardonasee eingetroffen. * Handelsminister Möller hielt bei einem Bankett eine Rede. Er ging auf die wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands ein und hob hervor, daß in den Kreisen der Regierung dasselbe Bedürfnis nach langfristigen Handelsverträgen vorliege, als bei den Handels-Inte ressenten. Der Minister gedachte auch der Arbeiter, die bei einem wirtschaftlichen Rückschlag am meisten zu leiden haben und betont, daß sich die Mitglieder des Handels und der Industrie immer mehr am politischen Leben beteiligen möchten. * Der „Köln. Ztg." zufolge will das Zentrum gegen die Aufnahme einer Anleihe zur Deckung des Fehlbetrages des Reichshaushaltes für 1903 stimmen und dafür eintreten, daß der Fehlbetrag durch Matrikularumlagen gedeckt werde. Da durch glaubt das Zentrum einen Druck auf die Re gierung auszuüben, um diese für die Aufhebung des ß 2 des Jesuitengesetzes umzustimmen. In Zentrumskreisen, so schreibt das Blatt, sieht man die Frage mit sehr getrübter Brille an, wobei man kein Hehl daraus macht, daß das Vorgehen des Bischofs Korum bei vielen Regierungen den Wider stand gegen die Aufhebung des obigen K 2 hervor gerufen und gestärkt hat. Amerika * Venezuelazahlt! Nach einer Depesche aus Caracas ist die erste Rate der deutschen Ent schädigungssumme dort gestern gezahlt worden. Mit dieser Begleichung seiner Verpflichtungen haben Präsident Castro und die Republik Venezuela eine Eigenschaft an den Tag gelegt, die die Gläubiger dieses hoffnungsvollen Staates bisher schmerzlich an ihm vermißt hatten. In dieser Beziehung hat also die deutsch-englisch-italienische Flottenaktion zum Zwecke der Zwangsvollstreckung auf Venezuela einen heilsamen erziehlichen Einfluß gehabt. Es steht zu hoffen, daß es nicht bei diesem ersten An lauf bleibt, sondern daß auch in Zukunft Venezuela seine Zahlungsverpflichtungen pünktlich innehält. Kraft des Schicksals. Roman von A. von Gersdorff. (Nachdruck verboten.) (3V. Fortsetzung.) Aber einen sehr strahlenden, glücklichen Ausdruck hatte ihr Gesicht dann auch nicht. Ein großes Aus sprechen, eine minder stumme, alles sagende und ver stehende Umarmung zwischen Mutter und Kind gab es nicht. Frau von Anschar war zuerst auch allzusehr hingerissen von ihrer Tochter hocheleganten Toiletten und hatte sogar einmal es nicht lassen können, zu hauchen: „Himmel! WelcheinUnterschied gegen damalt" und es dann nie wieder getan bei dem sonderbaren, drohenden, starr werdenden Blick, der ihren Ausruf be antwortete. Dann kam die Bewunderung über die mit kornblumenem Damast ausgeschlagene Equipage, das funkelnde Silber der besten Geschirre, die großen Livreen von Kutscher und Dienern, die sie zwar nicht laut äußerte, sonder» nur als größte Ehrung ihrer Person aufnahm, sowie das freundliche Willkommen heißende, etwas herbstliche Bukett, das Renate ein für alle mal gestattet war, im Namen ihres Mannes mitzubringen. Es ivar dies Jahr ziemlich genau alles wie im ver gangenen Jahre. Der Himmel schien den Herrn Wil Helm von Lamprecht besonders gern zu haben und be günstigte das Fest seiner erfreulichen Geburt gewöhnlich mit dem schönsten Wetter, selbst wenn der Herbst sich noch abends vorher in wildem Sturm hätte austoben müssen, als solle das stattliche Schloß in Grund und Trümmer gehen und kein Baum mehr ungebrochen stehen bleiben. Es war 12 Uhr vorbei. Der Frühstückstisch gedeckt, mit Blumen geschmückt, die leckersten Aspics und kalten Pasteten mit braungebackeyen Deckelchen, die Wilhelm niemals warten ließ und kalt werden, Es giebt allerdings manche, die darüber nach den früheren Erfahrungen so lange ihre eigenen Gedanken haben, bis sie das Geld bar auf dem Tisch des Hauses sehen. , Asien. * China sperrt sich, seinen Entschädigungs- Verpflichtungen nachzukommen. Die Gesandten der Mächte berieten am 17. März über eine Zuschrift der chinesischen Regierung, welche die Weigerung ausspricht, die Schuld scheine zur Bewirkung der Entschädigungszahlung aus zugeben, solange die Gesandten die Frage der Zahlung der Zölle in Gold ihren Negierungen unterbreitet hätten. Die Mehrheit der Gesandten erklärte, die Forderung bezüglich der Schuldscheine aufrecht zu erhalten, ehe über die die Zollzahlungen betreffenden Bestimmungen des Protokolls beraten werde. Der französische und der russische Gesandte erklärten, die Forderung Chinas, be treffend die Zollzahlung in Gold, anzuaehmen. Aus Stadt und Land Lichtenstein, 19. März. *— Sinfonie-Konzert. Es schien, als wollte man noch einmal in musikalischen Genüssen schwelgen, bevor die „geschloffene Zeit" begänne, denn trotz des häßlichen Wetters hatte sich eine stattliche Anzahl von Freunden guter Musik gestern im Schützenhaus saale zusammengefunden, um die letzte Gabe dieser musikalischen Saison von unserer geschätzten Kapelle entgegenzunehmen. — Und wen hätte das Programm nicht anlocken sollen? Der erste Teil desselben, hauptsächlich Beethovens Gedächtnis gewidmet (er starb am 2 6. Mürz 1827 in Wien), begann mit dessen Sinfonie N r. 2 in v-äur, mit deren überaus gutgelungenen Vorführung sich unsere Ka pelle wieder ein neues Ruhmesblatt pflückte. Mag man nun auf die großen Konturen oder auf das feinste Geäst der Figuration sehen, Herr Direktor Warnatz hatte es verstanden, den Seelenregungen des Komponisten nachzugehen und sie bei seinen Hörern in Empfindungen umzusetzen. Erfuhr schon das einleitende rl ä a x i o motto eine prächtige Wiedergabe, obgleich einige Blasinstrumente sich erst ans Feuer gewöhnen zu müssen schienen, so steigerte sich dieselbe im weiteren Verlauf der Sinfonie zu einem wirklichen, ungetrübten Genuß. — Als zweites Chorwerk figurierte auf dem Programm Lortzings klangreiche und farbenschöne Ouvertüre zu U n d i n e , die in ihren einzelnen Phasen ebenfalls prächtig zu Gehör gebracht wurde. Den Schluß bildete eine effektvolle Fantasie von I. Schubert, die meirer nichts ist und auch nichts anders sein soll, als eine geschickte Verwebung Brahms' scher und L i s z t' scher Gedanken, aber gerade dadurch immer einer beifälligen Aufnahme beim Publikum sicher sein darf. — Als Solisten hatte Herr Musik direktor Warnatz für diesmal wieder Herrn P h. Werner, Molin-Virtuos aus Tepli tz, gewonnen, der von seinem letzten Auftreten hier noch in leb hafter Erinnerung bei den hiesigen Musikfreunden steht. Auch gestern gab er uns wieder Beweise seiner brillanten Technik, so im Konzert I)-ärn von Beethoven, das äußerst dankbar für den ausübenden Künstler wie für den Hörer ist, und in Le Stregghe von Paganini, für dessen Kunst stückchen, die doch nichts weiter als Effekthascherei bedeuten, wir uns allerdings nicht sonderlich begei stern konnten, wenn sie auch verblüffen. Im Larghetto des Beethoven'schen Konzertes und in dem überaus stimmungsvollen A i r von I. S. B a ch kam ein wunderbar seelen voller, einschmei- ichelnder Ton zur Geltung, der, verbunden mit I durchwegs tadelloser Reinheit, einer nachhaltigen Wirkung nicht verfehlte. Der Beifall war denn auch nach jeder, von vornehmer Auf fassung zeugenden Nummer so groß, daß sich Herr Werner nur mit einer freundlichen Zugabe (Zpanischer Tanz von Sarasate) vom Publikum los kaufen konnte. — Die Kapelle zeigte sich bei allen Solo- vorträgen überaus wacker in der „Begleitungskunst"; überall harmonisches Zusammengehen mit dem Solisten und nirgends ein Heroordrängen durch Tonmasse. In diesemFall ist BescheidenheiteineTugend,und wirwissen dies der Kapelle besonders hoch anzurechnen. Herrn Warnatz sind wir abermals zu großem Danke verpflichtet für seine herrlichen Darbietungen und hoffen, auch im nächsten Jahre mit ihm wieder neue Ausflüge ins ideale Reich der Töne unternehmen zu können, blunguam retrorsum! *— Gewerbcverein. In der gestern abend im Ratskeller abgehaltenen Versammlnng wurden für die Ende dieses Monats stattfindenden Wahlen zur Gewerbekammer folgende Herren in Vorschlag gebracht: Arbeitgeber: Herren Fabrikant Louis Berger, Dekorationsmaler Emil Keller, Färberei besitzer Arthur Reumuth und Fabrikant Münch- Gersdorf ; Arbeitnehmer: Herren Werkführer Hermann Hering, Werkführer Friedrich Herrmann, Monteur Robert Rudolf und Maurer-Polier Wilhelm Martin. Den anwesenden Mitgliedern wird feiten des Vorsitzenden dringend empfohlen, am Wahltage ihrer Pflicht zu genügen. Als Mitglieder in den Gewerbeoerein wurden ausgenommen Herr Tapezier Bauer und Herr Restaurateur Albert. Nach Er ledigung von noch weiteren Vereinsangelegenheiten nahm Herr Oberlehrer Gruhl das Wort zu seinem angekündigten Vortrag: „Wirtschaftliche und chemische Verwertung des Salzes, Berchtesgader Steinsalze". Eine größere Anzahl prachtvoller, verschiedenfarbiger Stücke von Steinsalz und anderen Mineralien, die in Salzbergwerken Vorkommen, lagen vor. Herr Braumeister Kulitzscher hatte dieselben freundlichst zur Verfügung gestellt. Der Vortragende besprach zunächst die Zusammensetzung und Eigenschaften des Kochsalzes; es besteht aus dem Leichtmetall Natrium und dem giftigen Gas Chlor. Das Salz löst sich im Wasser, bis dasselbe gesättigt ist. Dann sind 27 Teile Salz mit 100 Teilen Wasser vereinigt. Beim Frieren und Verdunsten von Meerwasser bleibt aber der Salzgehalt im Meer zurück. Salz kommt in der Natur massenhaft in 4 Formen vor: Steinsalz, Solsalz, Seesalz und Steppensalz. Der Vortragende beschrieb die große Ausdehnung, eigen artige Schönheit, Einrichtung und Tätigkeit in den Bergwerken von Wieliczka in Galizien, Berchtesgaden und Staßfurt. Von dem letzteren erläutert eine Tafelzeichnung die Schichtenfolge in der Tiefe. In Staßfurt werden jährlich 1 Million Zentner Kochsalz gewonnen. Wichtiger aber sind die 5 Millionen Zentner Kalisalze (Kainit), die seit 40 Jahren der chemischen Industrie billige Rohprodukte und den Landwirten äußerst wertvolle Pflanzendüugemittel liefern. Früher wurden dieselben unter dem Namen Abraumsalze als wertlos beiseite geschafft. In einem Bohrlochs bei Berlin liegt in der Tiefe Stein salz in einer über 1000 Meter starken Schicht. Hierbei wurde die Entstehung dieser ungeheuren Steinsalzlager erklärt. In früheren Zeiten hat sich aus wiederholt abgetrennten und verdunsteten Meeren der Gehalt an Salz, Ton und Gips nieder geschlagen. An vielen Orten sind ferner salzhaltige Quellen, deren Wasser Sole genannt wird. Dasselbe waren es schon geworden, und Rosalie schalt jetzt ernstlich über Wilhelms Rücksichtslosigkeiten. Renate lächelte beschwichtigend, während sie die Blumen in der kleinen Krystallvase anders arran gierte. „Ich bin überzeugt, der gute Wilhelm ist auf irgend einem Jagdzuge, der Morgen ist prächtig dazu." Frau von Anschar, die in einem fast zu jugend lichen Morgenrock sich in Wilhelms Schaukelstuhl sachte hin und her wiegte, hörte schweigend zu, oder vielmehr, sie hörte nicht recht zu, denn sie spann wunderliche Zukunftsgedanken, die sich seltsam an einen herrlichen Roman, aus dem Englischen über setzt, den sie vor kurzem gelesen, anknüpften. Da war einmal ein Mensch, der auch Gatte, Vater sogar und Schwiegersohn und auch großer Grundbesitzer gewesen, kurz vor einer Mahlzeit noch ein paar Minuten in den Park gegangen, nur um noch etwas zu sehen, ohne Mütze sogar, höchstens auf ein paar Minuten, und er war niemals wiedergekommen . . . nach vielen Jahren hatte man sein Skelett in dem nahen Torfmoor gefunden. Was er da gewollt, konnte er nun nicht mehr erklären, es war auch gleichgiltig, da seine junge Witwe inzwischen die Gelegenheit gefunden, einen anderen zu heiraten. Eine rätselhafte, aber wundervolle Geschichte war es gewesen. Hier war ja auch ein höchst gefährlicher Morast gleich im Garten. Da konnte so ein schwerer Mann ganz gut versinken, und die Entengeschichte, die die Roßberger neulich so aufgeregt, hatte Renate der Mama in Ermangelung anderen Gesprächstoffes ausführlich erzählt. Wenn nun Wilhelm da wieder jeprand gespürt hatte, und er wgr in seiner Jagd- leidxnschaft unvorsichtig gewesen, ?r könnte zeitlebens verschwutrden bleiben, wie sentr englische Herr ! Renate wiederum frei, noch jung, schöner als je, reiche Baronin, Selbstherrin in dem süperben Schloß, ihre Mutter natürlich sofort zu ihr. Gerade in dem angenehmen Moment flog die Tür auf, und Wilhelm trat lebend, wenn auch nicht sehr salonfähig, in das Frühstückszimmer, mit Freuden und heftigen Vor würfen von Rosalie begrüßt. Renate sah nur erstaunt aus, so daß er mit leichtem Stirnrunzeln bemerkte: „Na, liebe Gattin, Du scheinst geglaubt zu haben, daß ich drei Tage wegbleiben würde." Frau von Anschar sah beinahe enttäuscht aus, und die Begrüßung war eine förmliche. Auf die Frage, wo er denn gesteckt habe, er widerte er heiter, daß ihm Meldung gemacht worden sei von Elchspuren, die aus den königlichen Forsten auf Altendeckener Revier, ziemlich nahe am Noß berger, sich im Busch gegen das Moor hinzögen. Es wäre doch zu böse, wenn sich solch ein schwerer Bursche da zu weit vorwagte, meinte er heiter und etwas aufgeregt. Plötzlich fragte Renate, während sie eifrig eins Apfelsine für ihren Mann schälte: „Wie ist denn das mit der Aussicht auf Ver kauf von Altendecken geworden?" „Nichts ist geworden," sagte Wilhelm. „Der Mann hat heute geschrieben, daß er sich leider von dem Geschäft zurückziehen müsse, trotz des prächtigen Jagdgrundes." Er lachte leise auf. „Gräßlich, solche „Halbsinner," die nie wissen, was sie wollen ! Du, Rosy," mit splchen Kosenamen wgr Wilhelm sehr sparsam, „die Rebhuhnpastete hriÜMtN _ _ Rosalie strahlte. Fortsetzung folgt.) 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