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Wochen- und Nachrichtsblatt zugleich KesWr-AnzeM für Kchlimf, Müß, Zmisdors, Msdors, St. Wien, KmmchM, UarieilM n. Wsen. Amtsblatt Mr den Siadtrat zn Rrl)tbnsteür. — — 5 3. Jahrgang. —— ————— — — «r. 58. Mittwoch, den 11. März ^7»"'-°!?" 1903 Wises Blatt erscheint täglich (außer Sonn- und Festtags) abends für den folgenden Tag. Bierteljährlicher Bezugspreis 1 Ml. 25 Pfg., durch die Post bezogen I Mk. 50 Pf. — Einzeln« Nummer 10 Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 6, alle Kaiser!. Poftanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. Inserate werden die fünfgespaltene Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. — Im „Amtlichen Teil" wird die zweispaltige Zeile oder deren Raum mit 30 Pfennigen berechnet. Für auswärtige Inserenten kostet die Sgespaltene Zeile 15 Pfennige. — Unsere Schreiber Paul Johannes Vogel und Louis Willibald Schaarschmidt sind zu Hilfs-Expedienten befördert worden, was hiermit bekannt gegeben wird. Lichtenstein, am 9. März 1903. Der Ltadtrat. Steckner, Bürgermeister. Hlbg. Bekmmtmachrmg, die Kriegsteilnehmer betreffend. Zufolge ergangener Verordnung des Königlichen Ministeriums des Innern ist behufs Erlangung statistischen Materials festzustellen, wieviel Kriegsteil nehmer überhaupt noch vorhanden sind. Es ergeht deshalb hiermit an alle dem Mannschaftsstande — Unteroffi ziere und Gemeine — angehörige Teilnehmer an den Feldzügen von 1849, 1866 und 1870/71 die Aufforderung, sich unter Vorlegung ihrer Militärpapiere sofort, spätestens aber bis zum 18. dss Mts, in der hiesigen Natsregistratur zu melden oder melden zu lassen. Es wird noch besonders darauf aufmerksam gemacht, daß die Bundesexekution der Sachsen 1863/64 nach Holstein als Feldzug nicht anzusehen ist. Lichtenstein, am 10. März 1903. Der Stadtrat. Steckner, Bürgermeister. Hlbg. Di^VolMMiothek ist morgen Donnerstag oon 12—1 Uhr geöffnet. Zum Buß- und Bettage. In der Passionszeit feiert unsere Landeskirche mit einigen deutschen Landesteilen ihren ersten Buß- und Bettag. Das Bild der erlösenden Liebe läßt auch er sehen. Es will uns Heil und Frieden für die Seelen zeigen, aber es mahnt uns auch zum Kampfe, zu dem der Weltüberwindung, des Schuld bewußtseins und der Herzensumwandlung. Und dazu will der Bußtag ein gerechter Gehilfe sein. ErfordertBuße,Sündsnerkenntnis, Beichte,kurz,eineUm- wandlung von innen heraus. Er ist wohl Landes bußtag und richtet seine Stimme an die Gesamtheit, aber ein Volk ist eine Summe von vielen Einzelnen, und mit denen ist im Grunde zu rechnen. Es gilt an den Seelen zu arbeiten, Herz und Geist zu beeinflussen, die Menschenseele von dem Niedrigen und Gemeinen abzuheben und zu dem Idealen, dem Hohen, dem Allerhöchsten emporzuheben. Die äußeren Errungenschaften des öffentlichen Lebens schaffen kein wahres Glück. So lebhaft, so schnell, so hilfreich der Verkehr ist, er kann im Innersten nicht vorwärts helfen. Das Sittenbild der Zeit ist kein erfreuliches. Dornen und Unkraut sind gesät worden und das giebt immer eine reiche Ernte des Verderbens. Wir sehen viel Zwietracht und Neid, zerrüttete Verhältnisse, große und schwere Traurigkeit, die sich die Menschen untereinander be reiten, Satansschlingen, die sie sich auf den Lebens weg legen, allerlei Elend und Erbärmlichkeit, heftige Erschütterungen und mancherlei Mangel. Manch mal möchte man denken: Es giebt Krankheiten, die kein Arzt mehr heilt, es giebt hilflose Zustände, an denen wir zu Grunde gehen. Es ist aber daran klar geworden, wohin eine Menschheit kommt, die auf sich selbst vertraut, di: materialistisch gesinnt ist. Trotz aller Fortschritte ist wahres Glück nicht hei misch bei uns. Wir brauchen etwas anderes noch, das mehr ist, als was wir hier erjagen, etwas, das fest bleibt in allen Schwankungen, etwas das größer ist als die ganze Welt, reicher als aller Besitz, höher als alle Wissenschaft und herrlicher als alle Kunst, alle Fertigkeit und alle Technik der Menschen. Nicht den Trieb, zu forschen und zu erkennen und die Kräfte der Welt in Dienst zu nehmen und so die Erde sich untertan zu machen, nicht das Prüfen, das Denken, das Wissen wollen wir aufhalten, auch nicht die Freude an alle dem hindern, nicht den Genuß des Erlaubten und des Schönen. Alles ist ja unser. Aber vergegenwärtigen wollen wir uns, daß alles das nicht das Beste und Höchste ist, und daß es uns nicht an das Ziel bringen kann, zu dem die unsterbliche Seele berufen ist. „Das ist das Ende der Philosophie, zu wissen, daß wir glauben müssen." Ein Tag wie der Bußtag heute will neue Liebe zu dem Höchsten fordern. Er will uns mit seinem Ernste, der auch durch staatliche Vorschriften ihm ge sichert werden foll, wohl zu Boden drücken und in unserer selbstherrlichen Ueberhebung erniedrigen, aber er will uns zu Zöllnern machen, die eben darum erhöht und gesegnet aus Gottes Hause hinabgehen, weil sie sich demütigen und Buße tun konnten. Der 'l Bußtag will unsern Glauben mehren, der unsere größte Stärke ist. In des Glaubens Kraft sollen wir die Welt mit allen ihren Anfechtungen und Mühsalen, mit allen ihren Versuchungen und Lastern überwinden. Der Bußtag will uns zur Heiligung treiben, zum Guten stärken, vor dem Bösen warnen. Es herrscht ein lüsternes Streben, alles Böse kennen zu lernen, und viele Federn rühren sich und viele Schaubühnen öffnen sich, es in allen Einzelheiten zn beschreiben. Das hat unser Volk tief hinunter gebracht, und davon müssen wir umkehren. Der stille Bußtag predigt dem Volke und pre digt dem Einzelnen im Volke. Die Gotteshäuser sind Beichtkammern, in denen wir die Kniee beugen mit der Gesamtheit. Die Richtung der Zeit riß uns manchmal fort zu Fehlern, und mit unserer eigenen Schuld versündigten wir uns wieder an der Ge samtheit. Darum suchen wir gemeinsam das Ange sicht unseres Herrn, der uns richten wird. Aber die Passionszeit mit dem Ausblick auf das Kreuz Jesu Christi predigt uns, daß der Herr gnädig ist und das viel Erlösung und Vergebung ist bei ihm. MmmBV US Sm LWiDk. ob. Berlin, 9. März 1903. (Nachdruck verboten.) Die am Sonnabend begonnene und heute beim Titel „Kriegsminister" fortgesetzte Beratung des Militäretats gab wie gewöhnlich Anlaß zu einer Anzahl von Wünschen und einer noch größeren Zahl von Klagen und Beschwerden. Da war zuerst die Uniformierung unserer Truppen, deren Ausstattung dem freisinnigen Abgeordneten Dr. Müller-Meiningen mißfiel, weil sie zu sehr „Paradeuniform" sei. Dann hatten die Polen wieder Schmerzen wegen des Thorner Urteils, das Abgeordneter von Czarlinski (Pole) einer herben Kritik unterzog; ferner die Wünsche des Zentrums und der Rechten in Betreff der Naturalverpflegungsentschädigungen,wegen Garni sonen in Posen re. Diese Miszellen bildeten das im Piano gehaltene Präludium zu dem Hauptteil der heutigen Verhandlung, deren größten Raum sozial demokratische Reden in Anspruch nahmen. Das Lieblingsthema der Sozialdemokraten bei diesem Teil der Etatsberatungen ist ja bekannt. Mit großem Fleiße werden alle Soldatenmißhandlungen und in der Armee vorgekommene Fälle von Zweikämpfen mit tötlichem Ausgange gesammelt und in all ihren Einzelheiten dem Hause nochmals aufgetischt. Nie sind den Sozialdemokraten die gegen Duellanten und „Soldatenschinder" erlassenen Strafen hoch ge nug, und die Begnadigung eines Duellanten erscheint ihnen fast wie ein Verbrechen, über das sie sich vor sittlicher Entrüstung kaum zu fassen wissen. In dieser Tonart war auch die heutige zweistündige Rede Bebels gehalten. In Anbetracht der bekannten Heißblütigkeit des sozialdemokratischen Führers konnte man sie als maßvoll und teilweise sachlich bezeichnen, wenn sich auch Herr Bebel auf ein Gebiet verflieg, in dem er nicht kompetent ist, auf die Methode der Manöver. Der Kriegsminister von Goßler ging in seiner Erwiderung nur auf diesen einen Punkt der Bebel'schen Ausführungen ein und beleuchtete di strategischen Gründe, nach denen die Manöoerpläne ausgearbeitet werden, ohne sich auch nur im Ge ringsten um die Zwischenrufe der Sozialdemokraten zu kümmern. Immer lebhafter und lebhafter wurde die Debatte, die ihren dramatischen Höhepunkt er reichte, als der Abgeordnete Kunert (sozd.) die Tätig keit des Kaisers als Führer bei den Manövern kriti sieren wollte. Der Präsident hinderte ihn daran; Kunert warf dem Grafen Ballestrem Unterdrückung der Redefreiheit vor und bezeichnete dessen Amts führung als Gewaltsherrschaft. Für seine maßlosen Aeußerungen zog er sich in kurzer Zeit drei Ordnungs rufe zu. Die von Bebel angeschnittene Duellfrage wurde ausgiebig erörtert. Seinen Ausführungen traten die Abgeordneten von Tiedemann (Rp.) und v. Oldenburg (Bd. d. L.) entgegen, von denen der erstere das Duell als ein notwendiges Uebel, der letztere als eine für das erfolgreiche Wirken der Ar mee unerläßliche Forderung bezeichnete. Bei dieser Gelegenheit wurde es Herrn von Oldenburg zum Vorwurf gemacht, daß er sein Mandat nicht nieder gelegt habe, nachdem die Wahlprüfungskommission seine Wahl für ungiltig erklärt habe. Dann flachte die Verhandlung allmählich ab. Morgen geht die Beratung weiter. Politische Rundschau Deutsches Sterch. * Die „Mecklenburger Nachrichten" veröffentlichen an der Spitze des Blattes folgende amtliche Mit teilung: Auswärtige und inländische Blätter brachten in jüngster Zeit Mitteilungen über einen a m SchwerinerHof angeblich bestehenden Hofskandal. Die Mitteilungen erhalten schwere Anschuldigungen und Verdächtigungen eines im Auslande weilenden Mitgliedes des Großherzoglichen Hauses. Das Großherzogliche Staatsministerium ist deshalb in Wahrung der Interessen des Groß herzoglichen Hauses in Ermittelungen eingetreten, welche die völlige Unbegründetheit der Berichte ergeben haben. — — * Luise v. Toskana wird Ende d. M., wie anscheinend „Gironoffiziös" aus Brüssel ver lautet, Lindau verlassen und sich wahrscheinlich nach Belgien begeben, um ihre Niederkunft, der sie für Monat Mai entgegensieht, in der Nähe von Spaa abzuwarten. Das belgische Gesetz ermöglicht ihr, ihre mütterlichen Rechte zu verteidigen und das Kind zu behalten. Nach anderer Meldung soll sich Prin zessin Luise nach England begeben, da englische Ge setze die Wegnahme des zu erwartenden Kindes verhindern. * Einem Telegramm des „G.-A." aus Dresden zufolge, verlautet zuverlässig, daß die sächsische Re gierung den Plan einer Personentarifreform, die Sachsen im deutschen Eisenbahnverkehr völlig iso lieren würde und im ganzen Lande auf Widerstand gestoßen ist, fallen lallen wird. * Em r Deutscher Aerzte- tag i d unter sehr starker Betei- ligm ?s war eine Protestver- s elle zum Krankenoersiche- wurde, daß sie keine der cksichtige.