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Geburtstag stürmische Ovationen bereitet wurden, dem der Kaiser in Person eine ganz besondere Ehrnng in Friedrichs ruhe erwies. Der Reichstag hatte zuvor in namentlicher Abstimmung eine offizielle Beglückwünschung deS greisen Staatsmannes abgclehnt, und die Folge war, daß der bis herige erste Präsident v. Levetzow und der zweite Vizeprä sident Dr. Bürkiin ihr Amt nicderlegten. Es wurde ein anderes Präsidium gebildet, welches auch in der neuen Reichstagsscssion erhalten geblieben ist und welches sich ans zwei Mitgliedern der Centrumspartei und einem der frei sinnigen Partei zusammensetzt. Vor Kurzem hat der Kaiser dann nochmals dem Fürsten Bismarck in Friedrichsruhe einen Besuch abgestattet, an welchen sich um so mehr sen sationelle Gerüchte knüpften, als kurz vorher plötzlich und ganz unvermittelt der vor einem Jahre mit dem Reichskanzler Fürsten Hohenlohe zusammen ins Amt getretene Minister des Innern, v. Köller, seinen Abschied erhielt. Bewahrheitet hat sich von allen Sensationsmeldungen bisher nichts. Glanztage waren die Tage der Eröffnung des „Kaiser- Wilhelm-Kanales", wie der Kaiser den Nordostsee-Kanal, taufte. Nicht nur alle deutschen Fürsten, sondern auch Ge schwader aller Seestaaten waren zugegen, anch Franzosen, die zuletzt kamen und zuerst gingen, und die, um in Paris nicht anzustoßeu, während der ganzen Festtage ein Gesicht machte», als hätten sie Essig verschluckt. Die gute Laune der Gäste haben sie nicht gestört. In Paris machten die Chauvinisten viel Krakehl und die Regierung zeigte ihrem Treiben gegenüber sich außerordentlich schwach; es war sicher keine Liebe, welche das französische Geschwader nach Kiel kommen hieß. Aber man sah ein, daß man sich bla mieren würde, wenn Frankreich allein bei dieser internatio nalen Festlichkeit abwesend bliebe, und so trat man an. Da vor, daß die Franzosen uns bald wieder mal einen Besuch machen, brauchen wir wohl keine Angst zu haben. Ueberaus erfreulich und tiefgehend war die patriotische Bewegung, welche sich an die Erinnerungsfeier für die großen Waffenthaten von 1870 knüpfte. In allen Städten des Reichs, auch selbst im kleinsten Dorf fanden Festseiern statt, und die Sedanfeier besonders war von einer überwältigenden und wuchtigen Großartigkeit. Die sozialistischen Blätter regten sich darob ungemein auf, und ihre wenig würdige Haltung gab der deutschen patriotischen Mehrheit, dem Kaiser an der Spitze, Anlaß zu einer entschiedenen Abwehr. Wir lassen uns in unseren heiligsten Empfindungen absolut nicht stören. Der Parteistreit tobt fort im Reiche, er hat im letzten Jahre manche recht wenig angenehme Erscheinungen wieder gezeitigt, deren Verurteilung sich kein rechtlich denkender Mensch ent zieht, aber über allem Parteitreiben müssen unberührt, hoch und heilig, deutschen Namens Ruhm und Ehre stehen. So will es unser Volk, und es ist stark genug, einmütig seinem Willen Ausdruck zu gebe». Von unseren Kolonien ist in diesem Jahre wenig mehr zu sagen, als daß allüberall die Ruhe eingekehrt ist und tapfer gearbeitet wird. Man kann also doch auf einige Erfolge rechnen. Der frühere Reichs kommissar, der bewährte Major von Wißmann, ist nach dem Wunsch aller praktisch denkenden Leute zum Generalgouver neur von Deutsch-Ostafrika ernannt. Also wird auch wohl dort etwas Zug in die Sache Hineinkommen. Ts-ZesMschrchr«. * — Lichtenstein, 30. Dez. Die Weih- nachtSberq.Ausstellung im Gasthof zum gvldnen Adler in Callnberg, welche seit dem 25. Dez. eröffnet und werktäglich abends von 8—10 Uhr, Sonn- und Feiertags von nachm. 3—10 Uhr bis zum 6. Jan. zur Besichtigung offen steht, verdient eine größere Unterstützung leitens des Publikums, als dies Fächer der Fall gewesen. Die Ausstellung stellt nicht allein die Geburt Christi dar, sondern auch jene Gegenden tn denen Christus geleot und gestorben ist and die Verfertiger sind bemüht gewesen, alles der Natur ähnlich darzustellen. Mancher Abend und manche Nacht ist wohl bei der Herstellung der mühseligen Holzschnitzerei zu Hilfs genommen worden, um den schönen Bau des Palastes von Hsrodes und Lie künst lichen Figuren daran fertig zu bringen. — Nach den jedes Jahr gemachten Wahrneh mungen sind sich sehr viele noch darüber im Unkla ren, ob und was man auf die gedruckten Neujahrs karten schreiben darf, um dieselben noch gegen die Drucksachentaxe versenden zu können. Die Folgen davon find teils unnötige Ausgabe von zu hohem Franko, teils Belastung der unrichtig frankierten Sendungen mit Strafporto. Als Drucksachen können Auf den Wogen des Lebens. Roman aus dem Englischen von A. Nicola. (Nachdruck verboten.) (Fortsetzung.) „Ich hoffe, Sie werden sich hier behaglich füh len," sagte Cathie, indem sie das Feuer mi Ofen schürte und die Gasflamme höher drehte, „wenn nicht, dann müssen Sie es sagen." „Ich danke Ihnen, Signorina, ich werde mich sicher sehr wohl fühlen." Damit trat sie vor den Spiegel, um ihre Haube zu ordnen und bemerkte dabei, oaß Cathie gleich zeitig hineinblickte und sie verwundert ansah. „Sie sehen mich so forschend an, Bellissima; gefalle ich Ihnen nicht?" fragte sie, sich dem jungen Mädchen zuwendend. „O, ganz außerordentlich und besonders, weil irgend etwas in Ihrem Gesicht — ich kann nicht sagen, was es ist — mich an meine liebe Freundin, an Olive Vernon erinnert; sie sagte mir anch, Sie wäre» mit ihr verwandt." „So ist es. Ihre Mutter, Genevra Ferrari, war die Kousine meiner Mutter, und die Beiden sahen sich sehr ähnlich." „Das erklärt alles," meinte Cathie kopfnickend, und in fragendem Ton fuhr sie fort: „Kann ich Ihnen behilflich sein?" „Ich danke, ich bin fertig. Liegt Ihr Zimmer neben dem meinen?" „Nein. Auf dem nämlichen Korridor aber an der anderen Seite desselben; und das von Papa ist hinter dem meinen," plauderte Cathie weiter. „Die Leute schlafen unten." befördert werden alle Arten von gedruckten Gratu- latiouSkarten rc., gleichviel ob dieselben nur Druck oder auch Abbildungen und dergleichen enthalten. Außerdem ist eS zulässig, aus den Karten den Ort, das Datum und den Namen und Stand des Absen ders handschriftlich anzugeben. Dagegen sind Kar ten mit anderen schriftlichen Angaben, insbesondere auch solche, welche zur Bezeichnung des Absenders schriftliche Vermerke, wie: „Dein Vater", „Deine Freundin", „Eure Kinder" usw. enthalten, gegen die Drucksachentaxe nicht mehr zulässig, sondern als ge schlossene Briefe zu versenden. Als Drucksache können ferner noch befördert werden: 1. gedruckte Visiten- karten, auf welchen die Anfangsbuchstaben üblicher Formeln zur Erläuterung des Zweckes der Ueber- sendung der Karte, wie z. B. „U. G. z. w." oder „p. k." usw. handschriftlich angegeben sind; 2. die mittels Hektographs oder mittels eines ähnlichen Umdruckoerfahrens hergestellten Schriftstücke, Karten usw , sofern dieselben in einer Anzahl von mindestens 20 vollkommen gleichlautenden Exemplaren am Post schalter eingeliefert werden; 3. offene gedruckte Kar ten, welche aber die Bezeichnung „Postkarte" nicht tragen dürfen; Karten mit dieser Bezeichnung sind, gleichviel ob alles darauf gedruckt ist oder nicht, wie gewöhnliche Postkarten mit 5 Pf. zu frankieren. — Zum Schluß wollen wir noch darauf aufmerksam machen, daß in einfache — also mit 10 Pf. frankierte — Briefe häufig GratulkLionSkarten von höherem Gewicht als 15 8 eingelegt werden, so daß die be treffenden Empfänger dann das leidige Strafporto von 20 Pf. entrichten müssen oder oft auch die An nahme deshalb verweigern. Im letzteren Falle wird das Strafporto bei Rücksendung des Briefes oben drein noch vom Absender eingezogen. Man lasse also in zweifelhaften Fällen die Briefe stets erst am Postschaltsr oder bei einem Kaufmann nachwiegen. — Bei Verträgen über Zinsenzahlung, insbe sondere wenn es sich um Verzinsung von Hypotheken- kapitalien handelt, werden erfahrungsgemäß gewöhn lich die Zahlungstermine auf die Kalevderquartale gelegt. Wirs nun in einem solchen Falle dec Ver trag im Laufe eines Kalenderquartals geschlossen, ohne daß darüber, an welchem Tage die erste Zinsen« Zahlung erfolgen soll, etwas bestimmt wird, so ist cs zweifelhaft, wenn die erste Zinsrate fällig ist. Diese Frage hat nun neuerdings das Königl. Oberlandes- gericht zu Dresden für das in Sachsen geltende Recht dahin entschieden, daß der Gläubiger die erste Zinszahlung erst dann fordern kann, wenn der Zeit raum, der für die Zinsraten maßgebend ist, einmal voll verstrichen ist. Wer also z. B. am 26. April vierteljährliche Zinsenzahluvg je an den Kalender quartalen verspricht, hat erst am 1. Oktober desselben JahreL die erste Zinsrate zu bezahlen; denn am vor hergehenden QuartakStage, dos ist am 1. Juli, ist seit dem 26. April noch kein Vierteljahr verstrichen. — lieber dis Ausbreitung der elektrischen Eisen bahnen macht das Internationale Patent-Bureau von Karl Fr. Reichelt, Berlin N. äV. 6, einige An gaben, nach welchen Nordamerika als dasjenige Land erscheint, in dem der elektrische Betrieb der Eisen bahnen die größte Ausdehnung besitzt, da sich da selbst 13000 Kilometer derartiger Bahnlinien mit 20000 Wagen vorfinden. Ueberhaupt scheinen in Amerika in kürzester Zeit die Pferdebahnen gänzlich und durchweg durch den elektrischen Betrieb ver drängt zu werden. Gleich hinter Amerika kommt Deutschland, allerdings mit einer gegen die Verei nigten Staaten sehr geringen Ausdehnung seines elektrischen Eisenbahnnetzes, welche« sich nm auf 340 Kilometer und 420 Wagen beläuft, aber immerhin < „Nicht im oberen Stockwerk? Wie sonderbar!" I „Papa wünscht es so, da sein Püoatzimmer j oben ist." „Ueber seinem Schlafzimmer — ich verstehe," warf Olive leicht hin. „O nein, es liegt auf der anderen Seite des Hauses," entgegnete Cathie, in die Falle gehend. „Ich glaube nicht, daß man in dem einen Zimmer hören kann, was in dem ander» gesprochen wird." Das war es, was Olive wissen wollte. Sie sagte nichts weiter und ging mit Cathie wieder hinunter. Signora Andrea zeigte sich den ganzen Abend über sehr unterhaltend und liebenswürdig; der Ver lust des „teuren Dahingeschiedenen" hatte ihr sicht lich da« Herz nicht gebrochen. Cathie dagegen war daS Herz recht schwer, denn sie hatte während der ganzen Woche vergeblich »ach den, Doktor Vernon ausgeschaut. Warum kam er nicht? Hatte sie ihn beleidigt? Sie war überzeugt gewesen, daß er sie liebte; hatte er eS ihr doch mit klaren Worten gesagt. Sie konnte seinen Ton und seinen Blick nicht vergessen mit dem er ihr bei seinem letzten Besuch zum Abschied die Hand geküßt und gesagt hatte: „Gute Nacht, Cathie," und dennoch war keine Zeile, keine Botschaft gekommen, die sein Ausbleiben erklärt hätte. Olive entging es nicht, wie traurig Cathie war, und das Herz blutete ihr, wenn sie an daS Furcht bare dachte, was die zwei Liebenden von einander trennen mußte. Der Abend ging vorüber und endlich war Olive allein in ihrem Zimmer — allein, abgeschnitten von > all ihren alten Verbindungen und Beschäftigungen, I plötzlich loSgerissen von ihrem Gefährten in dem in diesem Sinne unter den europäischen Staaten de» ersten Rang einnimmt; diese ganze Länge wird aber allein schon durch Boston übertroffen, welche Stadt 430 Kilometer elektrische Straßenbahnlinie» besitzt. — DaS nennt man eine Weihnachtsfreude! DaS brave Dienstmädchen einer im Schweizertnertel zu Dresden wohnhaften Herrschaft spielte mit ihrem Vater und ihrer Schwester, welche in Leipzig woh nen, in der letzten Ziehung ein Zehntel der LandeS- Lotterie. Sie selbst hatte an ihren Vater den dritten Teil des Lospreises prompt eingesendet, aber die Ziehung ging vorüber, ohne daß ihr eine freudige Botschaft von einer guten Laune Fortuna'S zuge gangen wäre. Umsomehr wurde sie aber am Christ abend überrascht. Dieser brachte ihr nämlich nicht nur eine ganz auffällig reichhaltige Kiste aus dem väterlichen Hause, deren Inhalt geeignet war, auch den größten Appetit zu stillen, sondern auch die Meldung, daß Vie von ihr zum 3. Teile mitgespielte Zehntellosnnmmer mit dem Großen Los aus der Ziehung hervorgegangsn sei. Ihr Vater hatte ihr diese große Freude Vorbehalten für das Werhnachts« fest, sie selbst hatte die Nummer ihres Loses ja kaum gekannt. Auf ihren Anteil kamen ca. 14,000 Mark. So erzählen die Dresdner Nachrichten. Wenn's nur wahr ist! — Dresden, 26. Dez. Hörnerschlittenfahr ten in der sächsischen Schweiz einzurichten, wird be absichtigt, und zwar hat der Gebirgsverein den großen oder kleinen Winterberg ins Auge gefaßt. — Dresden, 28. Dez. In der Landesabtei lung Königreich Sachsen der„DeulschenAdelsgerwffen- schaft" hielt der Oberst a. D. v. d. Decken-Dresden einen Vortrag über die Aufgaben des Adel«. Die Ausführungen des Redners werden von der „Kons. Korresp." wie folgt wiedergegsben: „Hätte der Adel feine sozialen Aufgaben, seinen Beruf als Schützer und Führer des übrigen Volkes besser erfüllt, so würde er nicht in so weiten Kreisen das Vertrauen und die Liebe desselben verloren, dieses sich nicht falschen Führern in die Arme geworfen haben. Ge rade die Gegenwart beweise deutlich die unbedingte Notwendigkeit einer Stärkung des staatserhaltenden Prinzips, das dringende Bedürfnis einer sozialen Aristokratie gegenüber der sozialen Demokratie. Unter „Aristokratie" in diesem Sinne sei aber nicht nur dis Aristokratie im engeren historischen Begriff, nicht allein der Adel der Geburt zu verstehen, sondern auch der der Gesinnung und des Pünzips. Leider gäbe es unter den Trägern adliger Namen manchen, der durchaus kein Edelmann im Sinne der Adels genoffenschaft, dagegen viele Bürgerliche, die ihrer Gesinnung nach die besten Aristokraten seien. "" daS Bibelwo«: „Fürchtet Gote, ehret habet die Brüder lteb" in seiner ganz. . erfüll-, der sei ein Vertreter des an. 1 Prinzips, der sei politisch ein Aristokrat. Bauer und Handwerksmeister seien 1 kraten, al« ein indifferenter Edelmm tragende bezeichnete es demnach als und ungerecht, die Ndeltzgeuossenschaft . .s Staudes-Interessen, egoistischer oder gar vartsfelno- licher Bestrebungen zu zeihen. Im Gegenteil, ein rechter Adel, wie die Genossenschaft ihn versteht und erstrebt, sei der größte Freund des Volkes, seiner berechtigte» Forderungen und Freiheiten, der beste Vertreter und Schützer seiner höchsten religiösen, nationalen und wirtschaftlichen Güter." — Die fünfundzwanzigste Wiederkehr der Wieder aufrichtung des Deutschen Reiches wird in Leipzig in der allgemeinsten Weise gefeiert werden, große schweren Werk, ihrem einzigen Vertrauten, dem ein zigen Freund, auf den sie darin zählen konnte. Bis zu dieser Minute war es ihr wohl niemals klar geworden, wie jede Fiber ihres «seins, jede Faser ihres Lebens mit ihm verwachsen war. Als sie zur Mitternachtsstunde im wahrhaften Sinne des Wortes allein mitten im Zimmer stand, da beseelte sie nur der einzige, sehnliche Wunsch, Aubrey Delawares hohe Gestalt möchte sich plötzlich im Rahmen der Thür zeigen und seine schönen, dunklen Augen möch ten in die ihren schauen. Es war ihr alles wie ein böser, finsterer Traum und in beinahe wilder Angst kauerte sie vor dem Freund nieder, als ob bas sie hätte retten können vor der furchtbaren Tragödie, die fie auszuführen hatte und ihrem Herzen, wie ihrem stolzen Charakter mehr als Qual und Pein war. 19. Kapitel. Die Zeit bis zur Aufführung des „Elias" be nutzte Olive dazu, sich mit den Räumen des Hauses — das sich aus zweie» zu einem vereinigt erwies — dem Zustand der Schlösser, Thüren und Fenster, kurz mit allem bekannt zu machen, was sie durchaus wissen mußte, wozu besonders auch die Gewohnheiten der Familie, hauptsächlich die des Hausherrn gehörten. Ihre Gesangsstudien regelmäßig vorzunehmen, hielt nicht schwer. Da Cathie und ihr Vater vor neun Uhr nicht im Frühstückszimmer erschienen, konnte Olive, von jeher an frühes Aufstehen gewöhnt, be vor Jemand im Hause wach war, zu ihrem Onkel eilen vnd war von dem vorgeblichen „Morgenspazier gange" gerade zu rechter Zeit zurück, um mit Mr. Hurst und Cathie gemeinschaftlich zu frühstücken. «Fortsetzung folgt.)