Volltext Seite (XML)
entnehmen, hier in Waldenburg, und zwar hatten sich in der Waldenburgtschen Innung die Strumpf wirker sämtlicher Schönburgischen Städte vereinigt. Erst später zweigten sich bei der großen Vermehrung der Wirker die Städte Glauchau, Lichtenstein, Hohen stein und Penig ab. Dem Artikel sind die Aufzeich nungen deL HandwerkSschreiberS Johann Christian Frücht, welcher von 1785 an bas Handwerksbuch der Strumpfwirkerinmmg in Penig schrieb, zu Grunde gelegt, welche sich in der Jnnungslade in Penig vor- gefunden haben. Es wäre interessant, etwas über das Schicksal der Jnnungslade der Waldenburger Strumpfwirker, welche seinerzeit auf dem Rathaus hicrsetbst abgegeben worden sein soll, zu erfahren. — Das Kommando des 9. Infanterie-Regi ments Nr. 133 erläßt im „Zwickauer Wochen blatt" folgende Danksagung: Das unterzeichnete Regiment, durch Eisenbahnunglück am 19. d. M. in tiefe Trauer versetzt, hat so viele Beweise herzlicher Teilnahme empfangen, daß es sich gedrungen fühlt, auch auf diesem Wege seinen warm empfundenen Dank allen Denjenigen auszudmcken, welche über haupt und insbesondere am Tage d°s Begräbnisses der Opfer jener Katastrophe ihr Beileid bekundeten. — In Schellenberg fand am vorigen Sonntag eine Versammlung der Bwchdruckernbesitzer des Erzgebirges und deS Bogtlandes statt, in welcher der Vorsitzende des Kreises VII (Zachseu) des deut schen Buchdruckervereins, Herr Julius Mäser aus Leipzig über die vom preußischen Handelsmiuister v. Berlepsch vorgefchlageve Neuorganisation deS Handwerks und ihre Bedeutung für das Buchdruck gewerbe sprach. Alsdann referierte Herr Roßberg- Frankenberg übe- die Verhältnisse im "Zeitnugkwesen unter besonderer Berücksichtigung de« sächsischen Lokal presse. Redner wies dabei mrf eine Reihe von Uebel- ständm hin, unter denen, das Zeitungsgewerbe, ins besondere die kleinere und mittlere PrömuziaLpresst, zu leiden haben. Die AuswmmngM, zu welchen diese Blätter rm Laufe der Zett durch die billigen und parteilosen, z. T. mit jüdischem Kapital ms Werk gesetzten Konkurrenzunteruchwm gezwungen worden seien, ständen in keinem Verhältnisse zu den Einnahmen derselben und nur mit Mütze könnten viele ältere Blätter ihre Existenz behaupten. Das Anzeigeuwesen sei immer weniger erträglich geworden und Vie Zumutungen, die auf diesem Gebiete an die Zeitungsvsrleger gestellt werden, seien oft unerhörte. Selbst die Behörde» und staatliche» Verwaltungs organe, darunter bssorwers dis Post- und Lisenbahn- verwaltmigeu, verlangten von den Blättern bei jeder Gelegenheit unentgeltliche Aufnahm« ihrer Einsen dungen. Dem Zeitungsverleger w.rde doch auch nichts geschenkt l Es empfehle sich daher durch ge meinsames Vorgehen bei den erwähnten Verwaltungs behörden vorstellig zu werden und solche Ansinnen bis auf weiteres abzulehnen. Auch durch die neuer liche Verfügung des MinistermWS des Invers, das Verbot der Anpreisung von Geheimmitteln betreffend, seien die Zeitungen in eine mißliche Lage gekommen, da sie bei Aufnahme solcher Anzeige, straffällig würden, obwohl sie ebensowenig wie das Publikum in der Lage wären, zu unterscheiden, was Gehsim- mittel ist und was nicht. Es seien sogar Fälle vorgekomwen, in denen darum befragte Aerzte dis s betreffenden Mittel als nicht unter den Begriff E Geheimmittel fallend bezeichne»««, während die Polizei z wegen Anpreisung derselben Strafverfügungen gegen - die betreffenden Zeitungsverleger erließ. Eine Ab i stellm-g dieses Mißstandes dürfte auch hier nur durch gemeinsames Vorgehen zu erreichet! setz«. Noch eine ganze Reihe anderer Mißstände, die für die OeffeuLlickkert weniger von Interesse sind, wurden vou dem Redner sowohl wie im Lause der sich hier ¬ an schließenden Debatte von den übrigen anwesenden Zeitnngsv-rlegern gekennzeichnet und zu deren Ab stellung ein gemeinsames Vorgehen allseitig befür wortet. Bezüglich der Gchttmmittelanzngen machte Herr Mäser - Leipzig darauf aufmerksam, daß der Kreisvorstand bereits beim Ministerium des Innern mittels einer Eingabe vorstellig geworden sei, und demselben verschiedene Vorschläge zur Abstellung dieses Mißstandes unterbreitet habe. Redner richtete an die Anwesenden das Ersuchen, dem Kreißvorstande vou allen etwa an sie in der Sache ergehenden Po lizeiverfügungen Kenntnis zu geben, damit hinreichen des Material gesamwclt werden könne. Es wurde beschlossen, die vom Referenten näher bezeichneten Vorschläge zur Bekämpfung der erörterten Mißstände zasamwenzustellen und deren weitere Behandlung rer in Aussicht genommenen Vereinigung der Buch druckereibesitzer der KreiZbauPimannschaft Zwickau zu übertragen. — Borna, 24 Septbr. Am heutigen Tage wurde eine blind gegangene Granate, welche ein Pilzesucher im FlöZbsrger Holze gefunden und der Polizeibehörde überliefert hatte, durch ein Kommando des 3. FeldartillerieregiNeuts gesprengt und unschäd lich gemacht. — Zittau, 24. Sept. Großes Aufsehen erregt in de« hiesigen Gegend dis Aushebung einer Falsch a,üozsrwerk<iätie, welche dieser Tage im benach barten Warnsdorf erfolgte. De« dortige Fabrik arbeiter Johannes Lischke hatte vor kurzem bet einer Dresdener Firma persönlich Prägestanzen bestellt, was die dortige Polizei tu Erfahrung gebracht hatte. Igsolgedessen wurde dis Verhaftung Lffchke's vor- genomme». Aas Veranlassung der Dresdener Poli zeibehörde war Nnnmehr eise Haussuchung in der Wohnung Lischkas vorgsnoWmen wordeu, b i welcher mehrere Rolle» Zinkplärtchen, die bereits zur Prä gung vorbereitet waren, sowie sonstige Werkzeuge zur Herstellung falschen Geldes vorgefunden wurde«. Lischke, der sine sehr bekannte Persönlichkeit ist und die Rolle ein-s sozialistischen Agitators spielte, hatte sich mit der Herstellung falschen Silbergeldes befaßt. tz Berlin, 25. Sept. Die Berliner Bictier veröffentlichen heute den Steckbrief gegen den frü heren Chefredakteur ter „Kreuzzeitung", Freiherr« von Hammerstein. I - dem Steckbrief wird Herr von Hammerstein wegen mehrfacher schwerer Urkunden fälschung in Verbindung mit Bttrug und Untreue verfolgt. Am msrZBÜrdigsten macht sich der Steck brief in dem Jastratcuteile der „Kreuz-Zeitung", welche Herr v. Hammerstein so lange geleitet hat. 8 Nachdem sich der deutsche Juristentag für den Erlaß eines Gesetzes zum Schutz gegen un- lauteren Wettbewerb ausgesprochen hat, hat nunmehr auch der Verein für chemische Industrie die Frage einer Erörterung unterzogen, und auch hier haben die Verhandlungen gezeigt, daß die Grunbzüge des zweiten Gesetzentwurfs fast durchgängig gebilligt werden. Bedeuten scheinen nur die Vorschläge über die Bestrafung des Verrats des Betriebs- und Gc- schMsgehsirnuisstS hervoraerufen zu haben. Es ist nicht sowohl die Bestrafung dieser Handlung an sich, welche den Widerspruch erweckt hat, als vielmehr dir Art und Weise der Regelung desselben. Man be fürchtet vor allem aus der Verfolgung des Geschäfts- Verrates seitens der Staatsanwaltschaft ein lästiges Eindringen in dis BetriebseinriLtunaen und ihre Geheimnisse und glaubt, daß die hierdurch entstehen de«' Nachteile für die Industrie wesentlich erheblicher sind ul« dis Vorteile der neuen Strafandrohung. Es kommt hierin die AL»eiguvg der Industrie gegen das Eindringen der Polizei und Staatsanwaltschaft in ihren Betrieb zum Ausdruck, eine Abneigung, die außerordentlich verbreitet ist und keineswegs als grundlos bezeichnet werden kann. Es muß dieserhal betont werden, daß die Gesetzgebung bei der Verfol gung der strafbaren Arten ves unlauteren Wettbe werbs auf die Verfolgung durch die Staatsanwalt schaft zu verzichten und dieselben dem Geschädigten im Wege der Privatklage zu gestatten hat. ß Mit welchen Schwierigkeiten überseeische Ka belgesellschaften zu kämpfen haben, können wir, wie uns das Intern. Pateutbureau von Heiman?', u. Ko. in Oppeln mitteilt, aus einem Bericht der Conimer- clal Cable Company, der die Hazel - Hill - Station (Nova Scotia) betrifft, ersehen. Obwohl die Ein nahmen an sich befriedigend sein konnten, waren die Ausgaben doch so hoch, daß ein Gewinn ungewiß ist. Die Herstellungskosten eines Kabels belaufen sich auf durchschnittlich 5600 Mark für die englische Meile (1609 in.), die Instrumente, von denen einige sehr empfindlich sind, kosten bis 4000 Mark, der Apparat und die Unterhaltungskosten erfordern jährlich 212,000 Mark, wozu noch die gleichfalls sehr kostspieligen Ausbesserungen kommen.' Eine einzige Expedition, dis fedlschlnq, kostete 700,000 Mark; ein für Zwecke des Unternehmens ausgerüstetes Schiff brauchte täg lich 10.000 Mark. Bei einem unterseeischen Aus bruch zerrissen gleichseitig vier Kabel, auch richteten Walfisch?, die sich im Kabel verwickelt hatten, Scha den an. In einem Falle verursachte ein gesunkenes Schiff einen Bruch des Kabels. Schifft anker können in seichtem Wasser leicht gefährlich werden. Hochfee fischer, d-re mit ihren Netzen hängen bleiben, ver langen Entschädigung dafür, daß sie das Kabel, nicht zerschnitten haben, um ihre Anker und Taue zu ret ten. Ein Kabel wurde in böswilliger Absicht zer schnitte«. Kabel, die zufällig in Mtenrdische, oft mehrere Kilometer Lange Spalten geraten, sind ver loren. Selbst das LL^duvgsrscht in Frankreich kostet der Gesellschaft 160000 Mk., während sie in Eng land die Genehmigung für 20 Mk. bekam. Die Aus gabe« für dre Schiffe erfordern eine Summe von 1200000 Mk. und die Unterhaltungskosten für ein Schfff das stets steklar Liegen muß, betragen auf den Monat 11000 Mk. tz Hof, 23. Sept. Erne Hochzeitsreise wider Willen erregte am Dienstag auf dem Bahnhöfe große» Menschevaaflauf. Eine Neuvermählte wei gerte sich, vom Herwwep befallen, unter Weinen und Sträube», trotz ull r Bitten des B-äutigams, die Hochzeitsreise anzutreten. Als der Zug bereits eine Äerspämkg hatte, packle man wohl oder Übel die Braut trotz Protestes in dm Zag ein. Hoffentlich läßt sich die Dame nicht an einer Rersestation das B schwerdebuch geben, um sich wegen Freiheitsein- schrärckung zu beklagen. Z Düsseldorf, 24. Sept. De« Vorsitzende des Rheinischen Pvovinsialausschusses in Aachen veröffentlicht folgende Erklärung: Die Mitteilung verschiedener Zeitungen, baß aus einer der rheinische« Provinzial-Jrrenanstalten vor Kurzem ein der An stalt snverttauter junger Manu von einem seiner Verwandten ohne Aorw ssen Ler Anstaltsdttekiivv aus der Anstalt entführt worden sei, ist eingezogeneri Er kundigungen zufolge in sensationeller Weise aufge- bamcht worden, und verhält sch einfach wie folgt: Die „Entführung" erfolgte in der Weise, daß der betreffende Verwandte den in der Provinzial Jrren- anstgit zu Anderusch unter ebrachten jungen Mann von einem gestattete» gemeinschaftlichen Ausfluge nicht wieder zurückörachte. Weiteren Er kündig«» gen zufolge Hot die Aufnahme in diesem, wie in allen Fällen selbstredend unter genauer Beachtung aller vorge- schriebenm Formalt-atm startgemnden; auch erfreute sich der Entmündigte, wenn sein Befinden dies er laubte, vollständig freier Bewegung und hätte somit häufig Gelegenheit finden können, sich über ferne DaS Irrlicht von Wildenfels. Original-Roman aus unseren Tagen von G. v. Brühl. Nachdruck »erboten. (Fortsetzung.) „Nein, seit kurzem erst." „Wie heißt Ihr denn, damit ich's den Anderen sagen kann?" „Hildebrand heiße ich." „Na, dann trinkt nur und laßt es Euch schmecken, Herr Hildebrand," sagte der junge Tänzer und kehrte zu den Anderen zurück. Doch der Geiger trank nicht. Er legte seine Geige auf den Tisch und ging durch die kleine Hiuterthür, die Pause benutzend, in den Garten. In diesem Augenblick trat ein neuer Gast in den Saal, ein Städter, wie es der Kleidung und dem Wesen nach schien. Doch er war im Gasthofs bekannt, und auch Andreas schien ihn zu kennen, denn als er sich demselben näherte, nickte der alte Wirt ihm zu und sagte ganz laut: „Gmen Abend, Herr Jordan! Auch 'mal wieder in Wildenfels?" „Nur auf eine Stunde, ich will nach Rudels» bmg hinüber," erwiderte der Herr. „So, so, dann sind Sie wohl auch zur Hochzeit geladen?" fragte Andreas. Jordan, der ein verlebtes Gesicht mit einem lauernden Zuge und unruhigen grauen Augen hatte, blickte auf. »Zur Hochzeit?" antwortete er. „Morgen ist doch Polterabend drüben in Rudels burg, große Festlichkeit, und zwei Tage darauf ist Hochzeit," fuhr Andreas fort. „Es ist ja alles in der Stadt bestellt worden, dis teuersten und selten sten Gerichte, indische Vogelnester, Schildkrötensuppe, Austern, Hummern und wer weiß, was Alles noch. Und dis Kuchen rmd die Torten! Da ist ein Baum kuchen bestellt, auf dem stehen auf den Zacken lauter kleine Figuren, welche sich bewegen, und obm ist eine Krone darauf, und ein BievLNkorb von Macconen, Len umschwimm lauter Bienen." Jordan's Gesicht hatte sich zu einem spöttischen Lächeln verzogen. „Dann heiratet also der Baron Franz wirklich die arme Tochter des Rendanten?" fragte er. „Ich glaubte immer noch, daß nichts daraus werden würbe. Da ist er ja diesmal ordentlich standhaft und be ständig gewesen." „Na, Sie kennen den Herrn Baron am besten, Herr Jordan, Sie sind ja lange genug da im Comptoir gewesen," meinte Andreas. „Ja, eine lange Zeit." „Und da haben Sie sich so viel gespart, daß Sie jetzt schon seit Jahre» sein und sorgenlos in der Stadt leben, Ihr Lwen genießen können." „Man hat sich ja auch gequält genug!" „Na, die Herren haben es doch nicht so schwer gehabt," schmunzelte der alte Andreus, „der junge Baron hat immer große Stücke auf Sie gehalten, Sie waren doch so zu sagen mit ihm befreundet — „Das bin ich auch heute noch." „Wenn der Baron Franz ausritt, dann war doch Herr Jordan auch mit dabei und wenn irgendwo ein Fest war, dann war Herr Jordan doch immer mit dem Baron da." „Baron Franz und ich, wir waren immer sehr eng verbunden." „Da fällt mir ein, Herr Jordan —Andreas näherte sich dem Gaste ganz, „von dem grünen Zimmer ist wohl immer noch nichts heraus?" Jordan zuckte dis Achseln. „Wenn Sie etwa nichts wisst« —" antwortete er. „Die Untersuchungen sind damals im vorigen Jahre alle vergebens gewesen, wie ich gehört habe". „Ich glaube, die Leute zerbrechen sich da ganz unüütz den Kopf". Die Töne der Gttge schallten wieder durch den Saal. Der Tanz begann von Neuem. „Wie memen'Sie, Herr Jordan?" fragte An dreas neugierig. „In dem grünen Zimmer ist garnichis! Das grüne Zimmer ist auch garnicht Schuld daran, daß der ulte Döring und ban» Hellmuth da den Tob ge funden haben, das hängt noch ganz anders zusammen!" Jordan trank aus dem Glase, welches Andreas ihm gereicht hatte. „Ganz anders?" wandte dieser sich an Jordan, „aber wie denn nur? Es weiß ja noch Keiner etwas!" „Die Sache ist meiner Meinung nach ganz ein fach, Andreas. Der alte Baron hat etwas einge nommen, Gift meine ich. Und Hellmuth hat viel leicht von dem übrig gebliebenen Gift noch etwas gefunden, und als er sah, daß seine Sache schief ging, hat er eL wie sein Vater gemacht". „Das glauben Sie?' „Wie solles dann auchundersZusammenhängen? ' fuhr Jordan fort. „Es geht im Leben alles »alür-