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Wochen- und Nachrichtsblatt Nr. 271 1895 Vgl. Telegramm-Adresse t Tageblatt. Der Stadtrat. Lange. Fernsprech-Anschlutz Nr. 7. Nach Ablauf dieser Frist werden die noch ausstehenden Beträge unnachsichd lich exekutivisch beigetrieben werden. Lichtenstein, den 18. Novbr. 1895. —-—- 45. Jahrgang. — Freitag, den 22. November 14 Jahren und der Gutsbesitzer Heinrich Louis Hupfer ebendaher wegen Anstiftung zum Totschlag und wegen vor der That zugesagter Begünstigung des Totschlags zu einer solchen von 12 Jahren verurteilt. — Zwickau, 16. Nov. Vor dem König!. Schwurgerichtshofe hierselbst hatten sich heute wegen des schweren Verbrechens des Raubes zu verantwor ten : der 32 Jahre alte Strumpfwirker Franz Louis Hsrnig, der 27 Jahre alte, als rückfälliger und un verbesserlicher Dieb bekannte Strumpfwirker Ernst Wilhelm Nösel, der ebenso alte Strumpfwirker Franz Oswald Resch, der 20 Jahre alte Strumpfwirker Gustav Adolf Resch, sämtlich aus Langenchursdorf, und der 24 Jahre alte Strumpfwirker Paul Emil Weise aus Reichenbach bei Waldenburg. Dieselben sind erst am 26. vorigen Monats wegen einer ganzen Reihe schwerer Diebstähle von dem Gerichtshöfe der zweiten Strafkammer hier verurteilt worden, und zwar Heinig zu 8 Jahren, Nösel zu 10 Jahren, Os wald Resch zu 6 Jahren, Gustav Resch zu 2 Jahren 8 Monaten und Weise zu 3 Jahren Zuchthaus, auch sind sie damals sämtlich der bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von je 10 Jahren für verlustig er klärt worden. Hierzu kommen nach dem „Schuldig" der Geschworenen wegen Raubes noch folgende Zucht hausstrafen: Bezüglich Heinig's 6 Jahre, bezüglich Nösel's 5 Jahre, bezüglich Oswald Resch's 6 Jahre, bezüglich Gustav Resch's 4 Jahre 4 Monate und bezüglich Weise's 7 Jahre. Nurgenannte höchst ge fährliche Verbrecher, die Langenchursdorf und Um gegend lange Zeit hindurch in die größte Aufregung versetzt haben, drangen, nachdem sie sich mit Mas ken und Larven, Einbruchswerkzeug, Stricken und Waffen versehen und Wache ausgestellt hatten, in der Nacht zum 30. Januar d. I. in die Behausung des Har delsmannes Christian Gottlieb Kühnrich in Reichenbach und in der Nacht zum 9. Januar d. I. in die Wohnung des hochbetagten Drainirmeifters Michael Erler in Tautenhain bei Tettau ein, banden Kühnrich mit Stricken, verlangten Geld (auf solches war es in der Hauptsache abgesehen) drohten mit Messern und Pistolen und versetzten die alten, im Schlafe überraschten Leute in die größte Angst und Bestürzung. De» Kühnrich'schen Eheleuten raubten sie 100 Mark 50 Pfg. bares Geld, ein Geldtäschchen, 225 Stück Cigarren, eine gute silberne Taschenuhr eine Aermelwefte, einen Revolver, ein Tragband und zwei Stücke Rauchfleisch und den Erler'schen Ehe leuten 4 Mark bares Geld, zehn Leberwürste und etwa 40 Stück Cigarren. Hiermit würden sich diese Räuber wohl schwerlich begnügt haben, es gelang indessen dem alten Erler, in einem unbewachten Augen blicke aus dem Hause heraus ins Freie zu springen und um Hilfe zu rufen. Dies veranlaßte die Ange klagten, schleunigst die Flucht zu ergreifen. Welch' großes Interesse man übrigens an der Aburteilung dieser Verbrecher hatte, das bewies deutlich das massenhaft hierher gekommene Publikum aus Langen- chursdorf und Umgegend. — Glauchau, 19. Nov. Die Maul- und Klauenseuche ist in dem Gehöft Nr. 2 des Brand» verstcherungskatasters für Niedermülsen ausgebrochen. — Auerbachi.B., 17. Nov. Die auffallend warme Witterung wirkt auf die Natur- und Tier welt bewunderungswürdig. Die Sträucher schlagen zum zweiten Male aus, die Schwämme schießen wieder frisch aus der Erde heraus, die Wiese» grünen aufs neue, und die Saatfelder stehen im schönsten grünen Schmucke. * — Im Martin Luther - Stifte zu Hohen- stein soll auch in diesem Jahrs den dort unterge brachten 26 Knaben und 8 Mädchen ein Weihnachts fest bereitet werden. Wer den Kindern eine Weih nachtsfreuds zu machen gedenkt, wird herzlich gebeten, seine Gabe, sei es in Geld, Kleidungsstücken oder Spielzeug, möglichst bald an einen der in dem betr. Inserat in der vorliegenden Nummer genannten Herren gelangen zu lassen. — Das steuerpflichtige Gesamteinkommen des sächsischen Volkes beträgt in diesem Jahre 1714 Mil lionen Mark gegenüber 1621 Millionen im Jahre 1893. Freilich haben sich auch die Schuldzinsen von 134 Millionen auf 145 vermehrt. — D e gegenwärtige Zett der Erinnerung an die Siege des deutschen Heeres auf französischem Boden gemahnt auch daran, daß von allen deut schen Hochschulen die Leipziger Universität, obwohl damals keineswegs die meistbesuchte, bei Weitem die größten Verluste erlitten hat. Von etwas über 400 Kommilitonen, die in die Reihen des Heeres ein- traten, find 55 unmittelbar vor dem Feind gefallen oder nachträglich durch Krankheit und Unglücksfälle dahingerafft worden. Bekanntlich hatte die Univer sität ihren Toten einen Denkstein gesetzt, der infolge des Umbaues von dem alten Platz in der Aula hat weichen müssen. Dieser Stein wird in Zukunft Aufstellung in der großen monumentalen Mittelhalle finden. — Die Hälfte des Großen Loses der König!, sächsischen Landes-Lotterie ist nach Berliner Blättern nach Berlin gefallen. Daran haben u. a. ein Tisch ler- und ein Schuhmachergeselle, sowie ein allein stehendes Fräulein einen Teil. — Dresden, 19. Novbr. An der heutigen Sitzung der Zweiten Kammer nahmen am Regie rungstische teil Ihrs Exzellenzen die Herren Staats- mimster vr. Schurig, v. Metzsch, v. Seydewitz, v. Watzdorf, sowie die Geheimräte vr. Diller, Hey mann, Meusel, Jahn, Vodel, vr. Wäntig, geh. Re- gierungsräte vr. Roscher und Merz. Erster Gegen stand der Tagesordnung war die allgemeine Vorbe ratung über das Kgl. Dekret Nr. 1, den Rechenschafts bericht auf das Jahr 1892 und 1893 betreff. Die Kammer beschloß ohne Debatte, das Dekret der Rechenschaftsdeputation zu überweisen. Es folgte die allgemeine Vorberatung über das König!. Dekret Nr. 2, den Staatshaushattsetat und das Finanz gesetz auf das Jahr 1896 und 1897 betreffend. Hierzu ergriff zunächst Se. Exzellenz der Hr. Staatsminister v. Watzdorf das Wort und gab in einer einstündigen Rede eine Uebersicht über die allgemeine Finanzlage des Landes. Er rechtfertigte die für das Jahr 1895 angeordnet gewesene Erhebung eines 20proz. Zuschlags zur Einkommensteuer, wies darauf hin, daß die Finanzlage durch das unsichere finanzielle Verhältnis des Landes zum Reich ungünstig beeinflußt worden sei, bezeichnete als das A und O der Finanzgebahrung des Staates das Zustandekommen einer Reichsfinanzreform uvd schloß mit dem Wunsche, daß in de» kommenden Jahren Ruhe nach Außen, Frieden nach Innen unserem fleißigen Volke befchie- den sein möge. Namens der konservativen Partei sprach Abg. vr. Mehnert, namens der nationallibe ralen Partei Vizepräsident Georgi, für den Kammer fortschritt Vizepräsident Streit, für die Sozialdemo kraten Abg. Geyer. — Zwickau, 19. Nov. Von dem Königl. Schwurgericht wurden heute die Dienstmagd Lina Thurm aus Gösau wegen Kindestötung in zwei Fällen zu einer Zuchthausstrafe in der Dauer von Lsgesgeschichrr. * — Lichtenstein. Der erzgebirgische Gau verband sächsischer Gewerbevereine, welchem die Städte Zwickau, Glauchau, Reichenbach, Crimmitschau, Mee rane, Werdau, Gößnitz, Hohenstein,Ernstthal,Lichten stein, Penig, Waldenburg, Schneeberg und Aue, sowie die Ortschaften Steinpleis, G-rsdorf und Oberlungwitz angehören, hatte sich zufolge eines Beschlusses der Gauverbandsversammlung in Reichenbach im vorigen Monat petitionierend an die Königl. Generaldirek tion der Sachs. Staatsbahne» gewendet und gebeten 1., um Abfertigung mehrerer im Fahrplan feststehen der Extrazüge von Plauen mit Anschluß von den Nebenbahnen aus nach Leipzig und Dresden bez. Zittau und Bodenbach, 2., um Weitersührung der jetzt von Leipzig bis Rochlitz verkehrenden Extrazüge nach Penig, Waldenburg und Glauchau und 3., um Anbringung von ausreichender Sitzgelegenheit in der IV. Wagenklasse. Die Kgl. Generaldirektion hat die fragl. Petition zwar nicht in allen Punkten geneh migt, den berechtigten Wünschen aber wohlwollend begegnet und den Gauverband benachrichtigt, daß sie zwar nichc abgeneigt sei, bei besonderen Anlässen, z. B. bei Ausstellungen, Sonderzüge von Plauen i. V. nach Dresden und Leipzig einzulegen, wie dies seit einiger Zeit schon bei Gelegenheit der Frühjahrs- und Herbstmesse geschehen, eine ständige Einrichtung der gedachten Art aber nicht zu treffen vermöge, da gegen aber werde die Weiterführung der von Leipzig nach dem Muldenthale verkehrenden Sonderzüge über Penig, Waldenburg bis Glauchau bei Vorbereitung dieser Züge für das nächste Jahr in Erwägung ge zogen werden. Der 3. Punkt wegen Anbringung von Sitzgelegenheit in der IV. Wagenklasie hat leider keine Gnade gesunde». Die Gensraldirektio» müsse in dieser Angelegenheit, die wiederholt schon eingehend geprüft worden sei, angesichts der mit dieser Maß regel verknüpften Kosten, weiter der Unmöglichkeit, die Wagen alsdann hinreichend auszunutze», und der vielfachen Unzuträglichkeiten, die sich daraus er geben würden, daß nicht für alle in demselben Wa gen befindliche Reisende Sitzplätze geschafft werden könnten, nach wie vor auf ihrem ablehnenden Stand punkte verharren. Gegen die Stichhaltigkeit der letzteren Gründe ließe sich freilich vieles einwenden, und bedauerlich bleibt es auf alle Fälle, daß diesem von überall gefühlten und empfundenen Uebelstande nicht abgeholfen werden soll, dennoch bleibt es immer hin erfreulich, daß die hohe Kgl. Generaldirektion wenigsten« teilweise den Bitten der Landesbevölke rung sich geneigt gezeigt hat. N. * — Callnberg, 21. Nov. Morgen abend wird der Salonkünstler Herr A. Millini im goldnen Adler hier seine Produktionen auf dem Gebiete der Magie beginnen. Ein Plauener Rezensent schreibt: Die Vorstellung des Herrn Millini im großen Pratersaale erfreute sich eines ziemlich gute» Besuchs. Die Produktionen erregten allgemeinen Beifall und Heiterkeit, da sie in der That vorwiegend in ihrer Art ganz neu zu sein scheinen, und rief der Künstler durch seine anerkennenswerten Leistungen allgemeine Verwunderung hervor. Ein Besuch ist sehr lohnenswert. * — Rö blitz, 21. Nov. In der Nacht vom Dienstag zum Mittwoch wurde in der Restauration des Herrn Friedr. Winter hier eingebrochen und sind Wurstwaren im Betrage von über 30 Mark entwendet worden. — Kurz zuvor, in derselben Nacht, versuchten die Diebe bei Herrn Schuhmacher Wilh. Scheffler einzubrechen, wurden aber verscheucht. BeiHerrnBergarb.Friedrich wurden2 Gänse gestohlen. Dieses Blatt erscheint täglich (außer Sonn- und Festtags) abends für den folgenden Tag.' Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 25 Pfennige. — Einzelne Nummer 10 Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiserl. Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespaltene Korpuszeik oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. VMMtMSchMg. Der vierte diesjährige Stadtavlagevtermix, welcher am 30. vor. Mls. fällig gewesen, ist dis längstens zum 7. Dezember dss. Js. an die hiesige Stadlsteuereimlahme abzuführe». zugleich WM-ÜWM für MBürl, UM, UlMff, Wims, 51 MM, Mrilhork, Ummll und Mlsen. Amtsblatt für den Stadtrat zu Lichtenstein.