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heraus, daß die Anstifterin das Dienstmädch n der anderen Herrschaft gewesen war. Eines der Mäd chen erklärte aber schluchzend, auf den gestrengen Hausherrn einen vorwurfsvollen Blick werfend: „Sie brauchten ooch nich noch eemal einzukehr'a!" Und der Hausherr sah sein Unrecht ein und brach das Verhör ab. — Grimma, 24. Nov. Vorgestern abend */»7 Uhr wurde unsere Stadt von einer Feuersbrunst heimgesucht. Vier große Scheunen mit Getreidevor räten und Stroh bis obenan gefüllt, standen zu gleicher Zeit in Flammen, so daß die ganze Stadt tageshell erleuchtet war. Das Flammenmeer bot einen unbeschreiblich schaurigschönen Anblick. Von den Besitzern der Scheunen, den Herren Hilbig, Pe gau, Zwcinert und Laue jun., dürfte der Letztere am schwersten heimgesucht sein, da er einen Teil seiner Vorräte schon einmal durch Feuer verloren hat; es war dies bei dem Brande der in der Nähe des neuen PostgebäudeS gelegene» Scheune. Auch der Schaden an landwirtschaftlichen Maschinen dürste sehr beträcht lich sein. Ursache des Feuers ist unbekannt, doch wird Brandstiftung vermutet. — Pirna, 23. Nov. Die Festung Königstein erhält wieder eine meteo.olo gische Station. Herr Dr. Kießling, Stabsarzt der Garnison, wird sich mit den interessanten Messungen der Temperatur und ver schiedenen Beobachtungen befassen. — Großschirma, 22. Nov. Während des Läutens zu einer Trauung fiel vor einigen Wochen der Klöppel der großen Glocke unsrer Kirche herab. Die Wucht des Klöppels war so groß, daß er zwei Fußböden durchschlug und erst im dritten Dielen boden stecken blieb. Die Läuter kamen mit dem Schröck davon. Am 13. November wurden dieselben gelegentlich eines Begräbnisläutens abermals in nicht geringe Schrecken versetzt, als plötzlich auch die mitt lere Glocke ihren Klöppel heruuswars. — Wohlhausenbei Markneukirchen, 24. Nov. Vor einigen Tagen sprang einer mit Streuhacken beschäftigten Frau eine Fichtennadel in das Auge. Der kleine Unfall wurde zunächst nicht beachtet, als sich aber im Laufe der folgenden Tage die Schmerzen im Auge erheblich vermehrten, wurde ein Spezialarzt befragt, welcher eine gefährliche Geschwürbildung im Auge feststellte. — Wie bereits erwähnt, wird der berüchtigte Raubmörder Kögler dem Kreisgerichte in Reichen berg eingeliefert, wo die Verhandlung gegen ihn durchgeführt werden soll. Gegen Kögler sind bis jetzt daselbst 13 Gtraffälle anhängig, und zwar wegen folgender ihm zur Last gelegter Verbrechen: Am 14. Oktober 1893 Verbrechen des Diebstahls, begangen an Johann Urban in Ringenhain. Am 15. Oktober 1893 Verbrechen des versuchten Mordes, begangen an Franz Jomrich in Olbersdorf. Am 20. Oktober 1893 Verbrechen des versuchtem Raub mordes, begangen an Emilie Wabersich in Schum- burg. Am 29. Oktober 1893 Verbrechen des Rauhes, begangen an August Linke in Massersdorf. Am 28. April 1894 Verbrechen der Religionsstörung, be gangen im Gasthause des Robert Glater in Neu welt. Am 6. Juli 1894 Verbrechen des versuchten Diebstahls im Konsumverein Mildenau. In der Nacht zum 14. Juli 1894 Verbrechen der versuchten Verleitung zum Raubmord gegenüber dem Schlosser gehilfen Karl Paul Schneider aus Zittau, gerichtet gegen den Steinmetzmeister Felix Ulrich in Haindorf. Am 14. Juli 1894 Verbrechen der Erpressung, be gangen an dem vorgenannten Schlossergehilfen Karl Paul Schneider ans Zittau. Am 17. Juli 1894 Verbrechen des Raubes, begangen an dem Tage- arbeiter Ferdinand Ullrich am Wege zwischen Lieb- Auf den Wogen des Lebens. Roman aus dem Englischen von A. Nicola. (Nachdruck verboten.) (Fortsetzung.) 2. Kapitel. Der Abend, welcher Olives Besuch bei Mr. Hurst vorausging, war ein nasser, unfreundlicher, an dem jeder lieber zu Hause blieb, wenn er es nicht nötig hatte auszugehen. Da hielt ein Wagen vor einem Hause in Viuce Street, Edgeware Road und ein Herr fest in seinen Mantel gewickelt, sprang heraus. „Warten Sie," rief er dem Kutscher zu und sah nach dem Thürschild, um sich zu überzeugen, daß er an der richtigen Stelle sei. „Mr. Holmark, Private Jnquirh Office", las er. Dann zog er an der Schelle und fragte den ihm die Thüre öffnenden Burschen: „Ist Mr. Holmark zu sprechen?" „Ich glaube. Bitte kommen Sic herein," lau tete die Antwort. „Der Herr folgte der Aufforderung, schlug den Rockkragen herunter und ließ nun erst sehen, daß er ein hagerer, grauhaariger Mann von mindestens sechzig Jahren war, mit kluge», graue« Augen und gutmütigem Gesicht, ein Mann, der sich trotz eines ungewohnten Klimas und nicht sorgenlosem Lebens gut gehalten hatte. Er trommelteungeduldig mit dem Fuß auf den Boden, bis der Bursche zurückkam. „Bitte treten Sie hier Herein," sprach dieser und führte ihn einen kleinen Korridor entlang, an dessem Ende er zur Linken eine Thür öffnete. Werda und Luxdorf in Gesellschaft mit einem unbe kannten Genossen. Am 19. Juli §1894 Verbrechen des Diebstahls, begangen an dem Krämer Josef TheileiS in Labau bei Gablonz. Am 24. Juli 1894 Verbrechen des Raubmordes, begangen an der Kaufmannsgattin Rauchfuß und deren Sohne Georg Rauchfuß am Töpfer, nächst dem Oybin (Sachsen). Am 5. August Verbrechen des Raubes, begangen an dem Müllergehilfen Joseph Kapras in FerdinandSthal. Am 26. August 1894 Verbrechen der gefährlichen Drohung, begangen an dem Weber Joh. Soukup aus Passeck. Kögler hat sich in den meisten Fällen des Revolvers bedient. Die Furcht unter der Bevölkerung war bekanntlich vor diesem Räuber so groß, daß sich eine Zeit lang Jeder fürchtete, bei Eintritt der Dunkelheit über Land zu gehen. Z B e r l i n, 25. Nov. Ueber ein erschütterndes Drama berichten die Berliner Morgenblätter. Der 29jährige Architekt Georg Vits und die 30jährige Frau Bertha Cerri sind gemeinsam in den Tod ge gangen und haben den dreijährigen Sohn der Frau Cerri mitgenommen. Der Ehemann der Cerri fand, von einer Reise zurückkehrend, die drei Personen vergiflet in seiner Wohnung vor. Zwischen Vito und Frau Cerri bestand ein Liebesverhältnis, welches schon jahrelang vor der Ehe der Frau Cerri ange- knüpft war. Beide wollten sich heiraten, doch duldete der Vater des Mädchens das Verhältnis nicht. Cerri wußte, daß zwischen seiner Frau und dem Architek ten Beziehungen bestanden und hatte auch seiner Frau angeboren, sich von ihr scheiden zu lassen, je doch nur unter der Bedingung, daß ihm der Knabe überlassen bliebe. Darauf wollte sich aber Frau Cerri, die den Knaben gleichfalls leidenschaftlich liebte, unter keiner Bedingung einlassen. Sie hin terließ ihrem Gatten einen Brief, welchem zwei Cyan- kali-Pulver beigsfügt waren, und in welchem sie ihren Gatten aufforderte, ihr in den Tod zu folgen. 8 Die wirtschaftliche Hebung und Entwickelung von Deutsch-Südwestafrika beschäftigte dieser Tage den Zentralverein für Handelsgeogrophie in Berlin. Das Referat erstattete der bekannte Kolonist Land wirt Herrmann, der zunächst eiue Schilderung des Schutzgebietes gab, das er in gewisser Beziehung als gleichwertig dem nördlichen Kapland hält. Im All- gemeinen werde man nur Viehzucht treiben können und an eine Ansiedelung könne nur der denken, der über Kapital verfüge, und zwar mindestens über 15,000 Mark. Schon die Reise sei sehr teuer. Der Ansiedler müsse mindestens auf ein Jahr Proviant bei sich haben, da er im Ansiedelungs-Gebiete nur Fleisch vorfinde. Jahre würden vergehen, ehe er eiue Heerde zusammen Habs und der Ertrag, den er dann für seine jungen Tiere erhalte, stehe in keinem Vergleich zu seiner Arbeit. An ein Zurücklegen von Ersparnissen sei auf Jahre hinaus nicht zu denke». Man müsse vor allem verlangen, daß der Ansiedler, der mindestens 10,000 Ira benötige, dieses Land nicht, wie jetzt, mit 1 Mark pro Hektar bezahle, sondern frei erhalte. Was nun die Frage der Bil dung von Gesellschaften anlange, so seien solche für gewisse Aufgaben wohl von Nöten, und zwar für Vermittelung eines billigen Transportes zwischen Mutterland und Kolonie, zur Beschaffung von Vieh- heerden, sowie Gewährung eines gesunden Kredits bei etwa 5 Prozent Zinsen. Nicht zu billigen seien dagegen Gesellschaften, die Terrain erhalten, das sie nicht selbst bebauen, sondern an kleine Ansiedler weiter geben wollen. Es empfehle sich vor allem, den Angehörigen der Schutztruppe, auch den Offi zieren, umsonst Land zu geben, und das schon wäh rend der Dienstzeit. Die Eingeborenen kämen für die Besiedelung kaum in Frage. Eins müsse man Dies Zimmer, Mr. Holmarks Privatkomptoir, war geräumig und behaglich eingerichtet, welches zu der Nässe und dem kalten Winde draußen einen freund lichen Gegensatz bot. Am Schreibtisch saß ein Herr in mittleren Jahren. „Sind Sie Mr. Holmark?" fragte der Fremde. „Der bin ich. Bitte nehmen Sie Platz," ant wortete der Angeredete, während er eine» Stuhl heranzog. „Womit kann ich dienen?" „Ich suche in Ihnen den Geheimpolizisten auf, Mr. Holmark; und ich glaube, mein Fall erfordert Ihre wie Ihrer Agenten größte Geschicklichkeit." „So! Nun vielleicht ist die Sache in Ihren Augen schwieriger, al« sie mir erscheinen wird." „Ich fürchte nein. Es handelt sich um —" „Halt — zuvor bitte ich um Ihren Namen", unterbrach ihn Holmark, während er ein großes, ledergebnndenes Buch aufschlug. „Albert Mordaunt,? Colville Street Hyde Park". „Danke. Und nun fahren Sie fort". „Es handelt sich um einen Mord", nahm der Andere die begonnene Rede wieder auf. „Hm" machte der Geheimpolizist. „Haben Sie sich schon an die Polizei gewendet?" „Die Polizei gab die Sache schon lange als unergündlich auf. Der Mord geschah bereits vor sechs Jahren und dem Thäter war nicht auf die Spur zu kommen." „Warum aber — verzeihen Sie die Frage — ließen Sie die Sache so lange ruhen?" „Ich war nicht in England und außerdem nicht in der Lage, sie verfolgen zn können", erwiderte Mordaunt. „ES ist eine lange Geschichte". sich freilich immer vergegenwärtigen; eine Kolonie könne nicht umgehend Ertrag bringen. ES entspann sich eine lebhafte Erörterung, in der Konsul Bohsen mitteilte, daß eine Gesellschaft für Tiefbohrungen behufs Wassergewinnung in der Bildung begriffen sei. Man dürfe hoffen, mittels solcher Bohrungen in Südwestafrika ähnliche Ergebnisse zu erzielen, wie in Australien. Afrikareisender Staudinger brachte die Viehseuchen zur Sprache, die Südafrika heimsuchen. Herr Herrmann teilte hierzu mit, daß außer der Lungenseuche eigentlich gefährliche Tier- seuchen nicht vorkommen, und daß jene, weil sie stets nur durch Einschleppung entstehe, durch geeignete Sperrmaßregeln vom Schutzgebiet abgehalten wer den könne. * * Rom, 25. Nov. Die Blätter veröffent lichen ein Telegramm aus Konstantinopel, nach welchem die Armenier die Moschee Merfivan unter miniert und in dem Augenblick in die Luft gesprengt haben sollen, als sie von Muselmännern gefüllt ge wesen. 200 Personen sollen getötet worden sei». Eine Bestätigung dieser Nachricht liegt nicht vor. * * Paris, 25. Nov. Eine ungeheure Men schenmenge drängte sich gestern Nachmittag am Seine- Ufer, um 2 Männer zu beobachten, von denen der Eine mittelst Apparaten an den Füßen zu Fuß über die Seine ging, während der Andere, ebenfalls mit speziellen Apparaten versehen, die Seine mit äußerst großer Schnelligkeit durchschwamm. * * K o n st a n t i n o p e l, 24. Nov. Wegen der in Samsun herrschenden Beunruhigung und einiger kleineren Vorfälle ist ein russisches Kriegsschiff, das bisher in der Nähe von Trapszunt verweilte, dort hin beordert, um die russischen Unterthanen zu schützen, falls dies notwendig werden sollte. I» Konstantinopel selbst hofft man, der neuerdings ver- schärfte Polizei- und Militär-Sicherheitsdienst werde den gewünschten Erfolg haben. Infolge der zahl reichen unter Türken und Armeniern vorgenommenen Verhaftungen sind die Gefängnisse überfüllt. * * Konstantinopel, 24. Nov. Das Er suchen, den zweiten Stationsschiffen die Durchfahrt durch die Dardanellen zu gestatten, ist nunmehr von allen Botschaftern gestellt, die thatsächliche Beorde rung derselben nach Konstantinopel wird jedoch als eventuelle Vorsichtsmaßregel nur im Falle etwaigen Bedarfs erfolgen. Die neuesten Berichte stellen fest, daß eine teilweise Beunruhigung und Gewaltthätig- keiten geringeren Umfanges fortdauere. Die in tür kischen Kreisen ausgesprochene Hoffnung einer raschen Erstickung der Bewegung gilt allseitig als allzu op timistisch, vielmehr dürfte das Beruhigungswelk auch ohne Eintritt unvorhergesehener Erschwerungen einige Wochen und die vollständige Beruhigung der Stim mung noch längere Zeit in Anspruch nehmen. Der starke Schneefall, welcher aus einigen Vilajets ge meldet wird, trägt jedenfalls zur Förderung der Pacificierungs-Bestrebungen bei, verschärft jedoch leider zugleich die allgemeine Notlage. * * London, 25. Nov. Am Sonnabend brach ein verheerendes Feuer in der Druckerei der Gebrüder Unwin in Guildford, Grafschaft Surrey, aus. Eine Menge von Schriftwerken, deren Veröffentlichung bevorstand, verbrannten. Der Schaden wird auf annähernd 100,000 Pfund Sterling geschätzt. 140 Angestellte sind brotlos geworden. Es bestand die Gefahr, daß 60 Tonnen Pulver, welche in einem benachbarten Magazin lagen, explodieren würden. Durch das rechtzeitige Erscheinen der Feuerwehr wurde jedoch die Explosion verhindert. * * L o n d o n, 25. Nov. Seit 24 Stunden herrscht ein starker Nordoststurm an der britischen Küste. Der Postdampfer-Verkehr Folkestone-Toulon „Um keine Zeit zu verlieren, will ich Sie gleich an den Mann weisen, dem ich die ganze Angelegen heit zu übergeben gedenke. Ihm mögen Eie direkt alle näheren Umstände mitteilen. Er ist ein kluger Kopf und so zu sagen meine rechte Hand. Ich über lasse ihm die schwersten und verwickeltsten Fälle. Wenn Aubrey Delaware einem Verbrecher nicht auf den Grund zu kommen vermag, dann gelingt es Keinem." „Wirklich ? So wäre ich denn an die rechte Thür gelangt. Was den Gsldpunkt anbetrifft, möchte ich keine Kosten gespart wissen". „Delaware wird das alles mit Ihnen ordnen, und Sie werden genaue Abrechnung über die Gelder empfangen, welche Sie in unsere Hand legen". „Und wie berechnen Sie Ihre Mühe?" „Auch damit muß ich Sie an Mr. Delaware weisen. Es kommt auf die Zeit und die Arbeit an, welche der Fall erfordert; jedenfalls aber, denke ich, werden Sie unsere Forderung nicht zu hoch finden". „Und Sie mich nicht geizig", entgegnete Mor daunt. „Nur enthüllen Sie das schändlicheBerbrechen". „Ich hoffe, daß es uns gelingen wird, Mr. Mordaunt. Carter —" fuhr er dann zu dem ein tretenden Barschen gewendet fort, den ein Druck an der Schelle herbetgerufen hatte — „führe den Herrn zu Mr. Delaware, dem Du diesen Zettel geben wirst". Dann verneigte er sich gegen seinen Besucher und die Thür» schloß sich hinter diesem. Der Bursche klopfte darauf an eine andere Thüre, ging hinein und Mordaunt hörte ihn sagen: „Ein Zettel von Mr. Holmark und draußen ist ein Herr, den Mr. Holmark zu Ihnen schickt". (FortsetzunMolgt.)