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grünen Zimmer mittelbar veranlaßt, verschuldet hatte, f Und nun stellte es sich heraus, daß ein Un un- mtt der- gerührt daß der daß sie fragen Sie denn, wenn es doch sein muß! die Baronin mir Selbstüberwindung. Baron Franz hatte einige Wochen später dem Oberförster eine Jagd abgehalten und auf wohnlich hohe Ausgabe gemacht habe, kehrte er verrichteter Sache nach der Stadt zurück. — nie gut machen, denn Hellmuh — ist — Der Schmerz überwältigte die Baronin sie laut ausweinte. Ewers selbst war über diesen Anblick tot." — so, daß »So fügte sich rind infolge dieser neuesten Entdeckung meine Er- rundigungen einziehe." „Ja, daS würde doch sehr wünschenswert sein, um wenigsten« über diesen dunkeln Punkt Aufklärung zu erlangen. Ueber den anderen finden und erhalten wir ohnehin keine Aufklärung - Ewers besah sich die Photographie noch eine ganze Zeit lang, als Baumann sich entfernt hatte. Es war allerdings eine wichtige Entdeckung, welche derselbe da gemacht hatte. Das Bild war nicht ein Originalbild, war vielmehr eine Copie, rührte von einem anderen Bilde her. „Wer hatte dieses Bild? Wo war eS?" Diese Fragen beschäftigten den Staatsanwalt nun doch wieder so lebhaft, daß er schon am näch sten Morgen nach RudeUburg fuhr und sich der Baronin Döring melden ließ. Ewers wurde in den Salon geführt und hatte auf die Dame des Hauses nicht lange zu warten. Frau von Döring, wie immer ganz im Schwarz, das sie außerordentlich kleidete, erschien und begrüßte den Staatsanwalt mit ernster Höslichkeit. „Sagen Sie mir nur um Himmelswillen, sollen diese aufregenden Gerichtsverhandlungen und Unter suchungen denn noch immer nicht aufhören?" sagte sie mit allen Anzeichen nervöser Ungeduld, „Sie glauben nicht, wie dieselben mich berühren, angreise»!" „Ich bitte dieser neuen Störung wegen sehr um Verzeihung, Frau Baronin," erwiderte Ewers, „ich bin zu derselben aber gezwungen! Es sind da neue Feststellungen vorgenomwen worden, welche so wichtig sind, daß ich mich noch einmal hier einfinden muß. Die neueste Ermittelung macht es nämlich sehr hin fällig, daß Baron Hellmuth in jener Nacht das Kassengewölbe betreten hat. Es ist so gut wie aus geschlossen, ja, ich kann Ihnen die Versicherung geben, daß diese Annahme eine ganz falsche ist! Ich weiß, daß ich Ihrem Mutterherzen dadurch eine große Wohlthat erweise, Frau Baronin, und darum mögen Sie auch die heutige Störung entschuldigen. Ich hielt es umsomehr für meine Pflicht, Ihnen diese Botschaft zu überbringen, da mir ja bekannt ist, welchen Schmerz — Frau von Döring hatte ihr Sp tzentnch vor ihre Augen gedrückt, welche sich mit heißen Thränen füllten. „Herr Staatsanwalt —" rang es sich über ihre Lippen — „mein Sohn Hellmuth — Sie sagen mir, daß mein Sohn —" „Baron Hellmuth ist nicht im Kafsengcwöibe gewesen, Frau Baronin!" „Dann habe ich meinem Sohne bitteres Unrecht gethan! Dann habe ich einen Unschuldigen verstoßen?" rief die Baronin nun im Uebermaß der Vorwürfe und des Schmerzes, „das ist ja furchtbar! Das ist > ein grausamer Schlag für mich und doch thut ! auch Ihre Enthüllung mir wohl, unsäglich wohl — — mein armer, armer Hellmuth — ich habe Dir unrecht gethan! Du warst nicht der Schuldige! O", — die Baronin sank auf einen Sessel — „und ich kann dieses furchtbare Unrecht nicht mehr gut machen, schuldiger in den Tod getrieben war! Frau von Döring ermannte sich. Sie raffte sich auf. Sie erhob sich. „Und welcher Umstand, mein Herr Staatsanwalt, hat die Entscheidung oder Enthüllung herbeigeführt?" sagte sie mit gedämpfter Stimme. „Ein Zufall, Frau Baronin, wie so oft," ant wortete Ewers, „ich kann mich heute darüber noch nicht näher aussprechen, do die Ermittelungen noch nicht beendet find. Doch ich wollte nicht länger Ihr Mutterherz mit dem Glauben an die Schuld Ihres Sohnes belasten. Ich kam her, um Ihnen immer die Gewißheit zu überbringen, daß Baron Hellmuth Lei der ganzen Kassenangelegenheit nicht in Frage kommt." „Ich danke Ihnen! Ich danke Ihnen aufrichtig für diese Gewißheit, Herr Staatsanwalt. Doch ich fürchte, mein Sohn Franz wird Ihrer Mitteilung erst dann Glauben schenken, wenn er Beweise erhält — Sie Wissen ja von dem unseligen Apparat, von dem Bilde ." Ewers hatte bereits in den Räumen, in welche er geführt worden war und in welchen er sich nun befand, seine Adleraugen an den Wänden entlang schweifen lassen. Er hatte eine Photographie Hcll- muth's gesucht. Bis jetzt hatte er keine gefunden. Nun galt eS noch, die anderen Gemächer einer Besichtigung zu unterwerfen, und um das unauffäl lig bewerkstelligen zu können, um ein solches Bild zu suchen, ohne die Baronin etwas merken zu lassen, gebrauchte er nun eine List. von Döring sich wie in innerer Angst an Ewers, „ich bitte Sie, diese unselige Angelegenheit nun end lich ruhen zu lassen. Sie haben mir eine großeWohlthat bereitet, ich danke Ihnen für dieselbe. Mein Mut- terherz hat den verlorenen Sohn wiedergefunden, wenn ich ihn auch me Wiedersehen kann — aber nun ist es genug, endlich genug!" „ES handelt sich um eine Frage, gnädige Frau". „O, wüßten Sie, wie diese Fragen, diese Nach forschungen, diese Vorgänge mich quälen!" „Und dennoch zwingt mein Amt mich zu der Unbarmherzigkeit und Rücksichtslosigkeit, Sie um Auskunft lütten zu müssen!" und erschüttert. Es war nicht zu leugnen, Fluch der Mutter oder doch der Umstand, Hellmuth verstoßen hatte, den Tod desselben im „Es handelt sich um die Schlüssel zum Kassen 17. Die Rückkehr von der Jagd. gewölbe, Frau Baronin. Sie haben den einen Schlüssel in Verwahrung — kann kein Anderer diesen Schlüssel erlangen?" Die Baronin sah Ewers groß und fragend an. „Sagen Sie mir nur das Eine, Herr Staats anwalt", antwortete sie voller Erwartung, „was ver schafft Ihnen die angebliche Gewißheit, daß mein Sohn Hellmuth nicht im Kasscngewölbe gewesen ist?" „Ein eigentümlicher Umstand, ein Beweis, den ich unumstößlich nennen möchte, gnädige Frau, doch vorläufig ist diese Entdeckung noch Amtsgeheimnis. Der eigentliche Thater ist sehr berechnet zu Werke gegangen und er muß mit allen Umständen ge> I nou vertraut gewesen sein, ein Diener vielleicht. Ist unter Ihrer Dienerschaft wohl einer, w lchen Sie ein großes Vertrauen schenken, der vielleicht Gespräche ! bei Tisch erlauscht, der in alle Gemächer kann und i daher auch die Kasfenschlüssel zu erlangen vermag?" „Unsere Diener sind erprobt, und ich wüßte nicht einen, gegen den ich Verdacht hegen könnte". „Man täuscht sich da oft. Man vertraut ost dem Listigsten am meisten". „Ich denke, Sie haben damals bei der Unter suchung alle Diener vernommen, Herr Staatsanwalt?" „Das ist allerdings geschehen, ich habe sogar, als ich mir ihre Namen hatte nennen lassen, nach geforscht, ob vielleicht einer bereits vorbetrast, doch das ist nicht maßgebend, es kann sich hier um einen ersten Fehltritt handeln, um ein Verbrechen, zu welchem der Betreffende dadurch verführt worden sein kann, daß ihm die Schlüssel zu der eisernen Thür zugängig waren". „Diese Möglichkeit ist ausgeschlossen!" erklärte die Baronin bestimmt, „die Kassenschlüssel liegen in meinem verschlossenen Schreibtisch. Den Schlüssel zu demselben nehme ich stets mit in mein Schlaf, zimmer, und in dieses kommt kein Diener, nur mein Stubenmädchen. Aber auch Sie kann den Schlüssel nicht erlangen, da ich ihn bei Tage stets beim mir trage und da Nachts das Mädchen mein Schlaf zimmer nicht betritt". „Es giebt Nachschlüssel, gnädige Frau!" „Zu meinem Schreibtische nicht, Herr Staats anwalt, das Schloß ist ein Kunstwerk, kein gewöhn liches Fabrikschloß. Ich bitte Sie, sich selbst da on zu überzeugen, begleiten Sie mich!" Das halte Ewers nur gewollt! Ec sah sich an seinem Ziele unauffällig alle Zimmer zu betreten, nach einem Bilde Hellmuth's mit den Augen in den Gemächern zu suchen, nachzusehen, ob irgendwo eine große Photographie hing oder ein lebensgroßes Bild, das war die verborgene Absicht des Staatsanwaltes. Und nun forderte die Baronin ihn auf, sie durch ihre Zimmer zu begleiten. Er folgte ihr. Sie gingen durch mehrere Ge mächer. Doch Ewers richtete seine Blicke vergebens auf die Wände. Er fand kein Bild Hellmuth's an denselben. Die Baronin führte ihn an ihren Schreibtisch und zeigte ihm das kunstvoll gearbeitete Schloß und den Schlüssel, dann that sie noch ein Uebriges, indem sie dem Staatsanwalt auch einen Blick in ihr Schlaf zimmer und auf den Nachttisch gewährte, aus welchem sie des Nachts den Schlüssel des Schreibtisches stets legte. Auch im Schlafzimmer hing kein Bild des Ver storbenen. Das war unerklärlich. Ewers dankte der Baronin für die Auskunft und begab sich dann noch zu Franz, um auch in seinen Zimmern Ausschau zu halten. Es war alles umsonst! Kleine Photographien fand er wohl, doch kein großes Bild. Dann mußte ein solches an irgend einem anderen Orte existieren. Wo aber? Ewers besuchte noch das kleine Haus des Rendanten und sprach mit der kranken Wittwe desselben, um von ihr zu hören, ob irgend Jemand die Kassenschlüssel hatte erlangen können. Doch auch hier war jede Nachforschung vergebens, und es hatte daher den Anschein, als sollte das Geheimnis, welches die Beraubung des Kassenlokales betraf, unaufgeklärt bleiben. Nachdem Ewers noch in aller Stille nachgeforscht hatte, ob vielleicht Jemand aus dem PalatS unge- „Eine Frage, gnädige Frau," antwortete er, „sie ist von großer Wichtigkeit. Nachdem ich die Gewißheit erlangt habe, daß Baron Hellmuth nicht in Frage kommt, drängt sich mir die Notwendigkeit auf, zu ermitteln, wer denn nun jener Schuldigt ist!" „Ich bitte Sie dringend, daS jetzt auf sich be- - „ ruhen zu lassen, Herr Staatsanwalt", wandte Frau I selben einige Rehböcke erlegt. Man hatte die Jagdbeute auf einem Wage» nach der Oberförsterei MooSbruch gefahren. Nun befand sich Franz mit Grimm auf dem Heimwege, als es Abend wurde. Sie hatten keine Begleitung bei sich und sprachen über die Forstkultur. Dann trennten sie sich an einem Kreuzwege, von welcher Stelle aus ein Weg nach der Ober försterei und ein anderer nach dem Palais führte. Grimm wollte den Baron pflichischuldigst be gleiten, doch Franz schlug das ab, und Grimm ent sann sich erst, nachdem er längst sich von Franz ge trennt hatte, daß er vergessen hatte, dem Baron von seinen Beobachtungen in Betreff des fremden Mannes zu berichten, welcher allem Anschein nach auf der Schwan-Insel haust oder gehaust hatte. Doch Grimm sagte sich nun, daß es auch vielleicht bester sei, über die Sache geschwiegen zu haben, da er selbst ja eigentlich etwas Gewisses über den Mann poch nicht wußte. Nachdem die Sonne unter gegangen war, wurde eS schnell Kunkel im Walde. Tiefe, feierliche Stille breitete sich in demselben aus. Keine Menschenseele war in der Nähe, als Franz auf dem breiten Wald wege hinschritt. Bald konnte er kaum zwanzig Schritte weit sehen. Die Dunkelheit hatte ihn so schnell überrascht, weil sich bei Sonne, Untergang Ker Himmel schnell mit dichtem Gewölk bedeckt hatte, so daß kein Mondstrahl auf seinen Weg siel. Plötzlich blieb der Baron stehen. Drüben in einiger Entfernung sah er ein Licht, ein Helles Licht, welches still zu stehen schien. War dort ein Mensch mit einer Laterne? Auf jener Seite lag der Bruch, der sich fast bis zu dem Wege ausdehnte. Da fiel Franz ein, daß die Waldarbeiter vor einiger Zeit von einem Irrlicht gesprochen hatten, welches sie im Mocsbruch gesehen haben wollte». Doch jenes Licht drüben, wenn es auch dicht auf der Erde zu sein schien und sich nicht bewegte, war so hell, so kerzenartig leuchtend, um von verfaulendem Holze oder von phosphoreszierenden, in Verwesung begriffenen Infusorien erzeugt zu werden. Franz faßte daher kurz den Entschluß, der Sache auf den Grund zu gehen und zu der Stelle hinzueilen, an welcher das Licht sich befand. Es konnte ja auch dort ein Mensch mit einer Laterne sein, denn so sah der Helle Lichtpunkt aus. Kaum aber schritt Franz, dessen Jagdstiefel trockene Neste zertraten, vom Wege abbiegend, durch das Gehölz auf den Hellen Schein zu, als er auch schon bemerkte, daß derselbe vor ihm zurückwich. Oder täuschte er sich. Der Baron rief nun. Laut scholl seine harte, strenge, gebieterische Stimme durch die tiefe Stille des Waldes. „Halt dort! Wer Ihr auch seid, halt! befehle ich!" rief er, „wer seid Ihr dort mit einer Laterne?" Da war es dem Baron, als dränge ein halb lautes Lachen an sein lauschendes Ohr, ein unheim liches qeiseres tiefes Lachen. Das konnte aber auch von einem, aus seinem Schlafe aufgescheuchten großen Waldvogel ausgehen. Franz wußte aus Erfahrung, daß nach!« im Walde derartige Geräusche stets sehr unheimlich klinge» und allerlei falsche Vorstellungen wachrufen. Er schritt schnell auf das Licht zu. Umsonst — es schien nur noch mehr zurückzu- weichen. War es doch das Irrlicht? Gleich darauf gelangte der Baron auf einen Waldweg. Er war kaum einige Schritte weitergegangen, als er Tritte vor sich vernahm, schwere, gleichmäßige Tritte, und dann auch das tiefe Atemholen eines Menschen — es hörte sich fast wie ein Seufzen an. Dann war also doch ein Mensch hier in der Nähe gewesen, vielleicht ein Waldarbeiter, welcher sich verspätet hatte. Nun tauchte auch schon die dunkle Gestalt eines Mannes vor ihm auf, der gebückt daherkam. In demselben Augenblick, iu welchem dieser Mann an Franz so dicht vorüberging, daß er ihn streifte, sagte er mit halblauter, eigentümlich dumpfer Stimme „Guten Abend" und ging weiter. Doch schon stutzte Franz. Seine scharfen Augen, seine auf's Höchste an gespannten Sinne hatten trotz der Dunkelheit erkannt, daß der gebückte Alte, der wie ein zerlumpter Bettler aussah, graues langes Haar und einen grauen ver wilderten Bart gehabt hatte. Ja, Franz schien in dem einen kurzen Augenblick noch mehr gesehen zu haben — oder fiel ihm jener Sonntag ein, an wel chem seine Mutter so zerstört oder doch aufgeregt im Palais angckommen war und ihn mit einer wah- re» Herzensangst dazu verpflichtet hatte, nach dem verschollenen Ingenieur Fürstenberg zu forschen? Durchzuckte ihn bei dieser Begegnung die Er innerung an jene Stunde? Der Baron blieb stehen. So etwas wie ein unwillkürliches Grauen über rieselte ihn. Wer war jener Mann? Ein Waldarbeiter war er nicht. (Fortsetzung folgt.) Redaktion, Lr«ck «ad »erlag von Karl Matthe» in Lichtenstein (Markt 17S).