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zugleich HkWsts-AMMk fir KshÄsrf, Mlih, Wsdsrf, Ä. EKm, HmrWMrt, Mmm« s. Mist«. Amtsblatt für de« Stadtrst z» 8ichte«Uem. HF, AaHrgaag- ..»»—— > Nr. 221, ME-echsiE Rr. 7. Sonntag, den 22. September Fernsprrchstelle Nr. 7. 1895. ^MseS Bla« erscheint iS-, lich (a»ßer So»»« WS Festtags) abends für dm folgende» Lag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 25 Pf. — Einzelne Nummer 18 Pfennige. — ^Wellungen nehmen anher der Expedition in AWmstein, Markt 179, alle Kaiser!. Postanstaltr», Postsotm, sowie sie Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespalt« Korpüszeile oder Lerm Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Einnahme Ler Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. Be r st § i g e r N N K. Montag, den Z3. September 1895, Nachmittags ffs4 Uhv soll Lm Picholbt'fche« Gasthause z« Mülfsir St. Niclas ei« Kasten wagen gegen sofortige Barzahlung versteigert Werden. Lichtenstein, am 20. September 1895. Der Gerichtsvollzieher beim Königliche« Amtsgericht. Das ELseubahmmglück bei Oederan. Z Das furchtbare Unglück, von welchem das in Zwickau garmsonierende 133. Infanterie - Regiment am Donnerstag abend auf der Rückfahrt aus dem Manöver vor dem Bahnhof Oederan betroffen wurde, hat überall die Gemüter auf's Tiefste erschüttert; mit Lem Bedauern für die unglücklichen Opfer der Kata strophe verbindet sich das innigste Mitleid für die Angehörigen, und allgemein hegt man den Wunsch, baß es der ärztlichen Kunst gelingen möge, dis Ver letzten wieder herzustellen und weitere Verlusts an Menschenleben zu verhüten. Der bereits gemeldete Unfall, von dem am Donners tag abend ^9 Uhr ein von Dresden gekommener, nach Zwickau bestimmter, mit Offizieren und Mannschaf ten zweier Bataillone des 133. Infanterie-Regiments besetzter Sonderzug vor Bahnhof Oederan betroffen worden ist, stellt sich leider als ein außerordentlich schweres Eisenbahnunglück dar. Nachts ffs12 Uhr trafen Mannschaften des Garmsonlazarettes in Chem nitz unter Führung des Herrn Oberstabsarzt vr. Brause mit Transportgeräten auf dem dortigen Hauptbahnhofe ein, um die unglücklichen Opfer Ler Katastrophe zu erwarten und nach dem Garnison- lazarette zu transportieren. Ein Sonderzug, der um 1 Uhr in Chemnitz ankam, brachte 30 Verwundete, von denen die meisten schwer verletzt waren und nur wenige selbst zu gehen vermochten. Die Bahnhofs inspektion ließ den Zug, um den Transportweg ab zukürzen, an denZschopauerStraßenübergang befördern. Unter tiefster Teilnahme einer großen Menschen menge wurden die einzelnen Verwundeten, die fast alle standhaft und ruhig ihre Schmerzen ertrugen, aus den Wagen gehoben und sorgsam nach dem nahen Lazarett getragen. Nach Rückkehr des leeren Zuges aus dem Hauptbahnhof war bereits ein zweiter Transport .on Oederan angekommen, der 15 ver wundete und 8 tote Soldaten (einer hiervon hatte sein junges Leben unterwegs ausgehaucht) enthielt; auch dieser Transport wurde an den Zschopauer Straßenübergang gebracht und dort dem Lazarette zugeführt. — Welches unselige Verhängnis dieses schwere Unglück herbeigeführt hat, kann und wird nur eine eingehende Untersuchung ergeben. Möge ' man angesichts des schweren Falles nicht leichtsinnig Beschuldigungen aussprechen und weiter verbreiten, die meist nur auf Vermutungen beruhen und viel leicht Unschuldige anklagen. An Einzelheiten ist bis jetzt noch bekannt ge worden, daß der Schnellzug, der 8 Uhr 7 Minuten von Chemnitz abgegangen war, nur einen Augenblick vor Eintritt der Katastrophe die Unglücksstelle pas siert hatte; wäre er nur eine Minute später gekom men, so wäre er in die Trümmer, die sich auch auf das Nebengeleis geschoben hatten, hineingefahren und das Unglück wäre noch viel entsetzlicher geworden. Ebenso ist es als eine glückliche Fügung anzusehen, daß der Güterzug, an den der Militärzug angefahren ist, nicht mehr ruhig stand, sondern sich eben in Be wegung gesetzt hatte, so daß der Stoß und die plötzliche Hemmung immerhin verhältnismäßig gering war. Der Zugsverkehr, der zunächst natürlich vollständig sistiert war, ist morgens mit dem ersten Uhr früh von Chemnitz abgegangenen Personenzuge wieder ausgenommen worden; die Passagiere müssen aber an der Unglücksstelle umsteigen. Wie lange die Gleissperrung andauern wird, läßt sich noch nicht bestimmen, jedenfalls wird aber die Staatseisenbahn verwaltung mit allen Kräften die Freilegung der Gleise betreiben, sodaß wohl im Laufe des Vormit tags auch der verunglückte, sowie die 2 noch unter wegs aufgehaltenen Militärzüge in Chemnitz einge troffen sind. > Die Namen der Verunglückten sind folgende: Tot: Gefreiter Neßmann, Soldaten Best, Wiese, Schneider, Seyfert III, Opitz, Jung, Franks (8). Schwer verwundet: Gefreiter Zinsmann, Sol daten Conrad, Martin, Flade, Morgenstern, Löffier (Heinrichsvrt), Paul, Uhlig II, Auerbach, Lud wig, Fiedler II, Kreher, Uhlig I (13). Leicht verwundet: Serg. Lötzsch, Serg. Zahn, Einj.-Freiw. Untsrvffiz. Stauß, Unteroffiz. Sachsen weger (St. Egidreu), Unteroffiz. Jahn, Lazarettgeh. Gerlach, Gefreite Hertel, Köppel, Schönherr, Tittel, Tambour Schubert, Hornist Fritzsche II (ganz leicht), Soldaten Fischer, Fröhlich, Müller II, Gerlach, Quellmalz, Rudolph, May, Aster, Reichenbach, Kand ler, Kaulfuß II, Grohmann, Zimmermann I, Meutz ner, Fritzsche I, Köhler, Unger, Hoffmann II, Kreß, Meier, Auer, Weigelt I (34). Sämtliche Verunglückte gehören der 1. Kom panie des 9. Infanterie-Regiments Nr. 133 (Kom paniechef Herr Hauptmann v. PMement) an. Be troffen wurden 3 Wagen, davon diente einer, der erste hinter der Lokomotive, als Pufferwagsn und war unbesetzt. Dieser wurde vollständig zertrümmert. Weiter wurden die nächsten zwei Wagen aufeinander geschoben, bezw. zertrümmert und diese waren mit je 40 Mann der obengenannten Kompanie besetzt. Die Beerdigung der tötlich Verunglückten wird (wenn nicht noch anderweite Bestimmungen eintreten oder die Betreffenden von ihren Angehörigen zur Beerdigung reklamiert werden) am Sonntag in Chemnitz stattfinden. Vorstehenden Verlustziffern entgegen besagte ein dem Chemnitzer Tageblatt nachmittags zugegangenes Telegramm folgendes: Dresden, 20. Sept. Die GeneraldirMiou der Sächsischen Staatsbahuen macht bekannt: Gestern abend 9 Uhr fuhr m der Nähe von Oederan der das Zwickauer Infanterieregiment zurückführende Zug auf den in der Einfahrt zum Bahnhof Oederan begriffenen Güterzug. Sieben Wagen des Militär zuges sind zertrümmert, 13 Soldaten Lot, 30 schwer, 30 leicht verwundet. Der Zugführer ist leicht, ein Schaffner schwer verletzt. Die Ursache des Unfalles ist wahrscheinlich zu frühe Entblockung des vor liegenden Streckenblocks. In Anbetrachtdieser widersprechenden Meldungen, schreibt das Chemnitzer Tageblatt, hielten wir es für unsere Pflicht, uns nochmals bei Ler zuständigen hiesigen Militärbehörde zr erkundigen; es wurde uns darauf hin die Auskunft, daß von weiteren Todesfällen, bezw. Verwundungen hier absolut nichts bekannt sei, sodaß sich also der ohnehin schwere Unglücksfall — Gott sei Dank —, soweit er die Milttärpersonen betrifft, nicht als noch schlimmer erweist, wie er bereits an anderer Stelle in ausführlicher Weise geschildert worden ist. Hoffentlicht trügt diese Zuversicht nicht! Die Verwundungen bestehen in Beinverletzungen, einfachen und komplizierten Knochenbrüchen, Quet schungen, welche einen wesentlichen Teil der Verletz ungen ausmachen, und Hautabschürfungen. Ein be sonders schwerer Fall besteht darin, daß einem der Verunglückten fast die gesamte Kopfhaut abgequetscht wurde. Glücklicherweise ist kein Fall als direkt lebensgefährlich zu bezeichnen; auch hat sich bisher keine Amputation als notwendig erwiesen, hingegen können 3 Fälle, welche vorher zu den schweren Ver letzungen gezählt wurden, als leichtere bezeichnet werden, sodaß sich die Zahl der Schwcrverwundeten auf 10, die der Leichtverwundeten auf 37 beziffert. Die von anderer Seite gebrachte Meldung, daß der Unteroffizier Sachsenweger seinen Verletzungen er legen sei, bestätigt sich erfreulicherweise nicht; der selbe wird vielmehr zu den leichter Verwundeten ge zählt. Der schwer verletzte Bremser Sieber aus Zwickau ist jedoch heute mittag im städtischen Kranken-- hauseverschisden.Seine vonZwickaa hierher geeilte Gat tin hatte den freilich geringen Trost, die letzten Augen blicke am Schmerzenslager ihres treuen Sorgers weilen zu können. Möge die bedauernswerte Frau Kraft finden, das über sie hereingebrochene schwere Unglück mit Ergebung zu tragen. Gleichen Wunsch hegt gewiß ein Jeder für die Angehörigen der 8 tötlich verunglückten Soldaten. Letztere haben im Diensts des Vaterlandes ihr Leben gelassen, es ge bührt ihnen daher dieselbe Ehre, wie dem in der Schlacht gebliebenen Krieger. Wenn nicht noch an derweite Bestimmungen getroffen werden, erfolgt die Beerdigung der Soldaten, soweit, wie schon oben bemerkt, deren Leichname nicht von den Angehörigen reklamiert werden, am Sonntag mittag. Dankbare Anerkennnung verdient es, daß dem Ersuchen des Herrn Bahnhofsinspsktors Klemm, nach Oederan zur Hülfeleistung- zu fahren, von einer ziemlichen Anzahl Chemnitzer Aerzte bereitwilligst entsprochen worden ist, wie auch das besonnene, werkthätige Eingreifen der Mitglieder des Samariter-Vereines gebührende Würdigung fand. Die Leitung des Transportes der Verwundeten nach d-^> "azarett und dem städtischen Krankenhaus, woran sich außer den Sanitätsmann- schaften des Militärs auch viele der während des Manövers in der Garnison verbliebenen Soldaten und die Samariter beteiligten, lag in der Hand des Herrn Oberstabsarztes vr. Brause, der sich seiner Aufgabe mit Umsicht und treuer Fürsorglichkeit für die Unglückliche» widmete. Freitag früh traf von Dresden der Generalarzt des Königl. Sächsische» Armeekorps, Herr vr. Jacobi, in Chemnitz ein, um sich persönlich von dem Befinden der Verwundeten zu überzeugen; gleichzeitig kamen einige Militärärzte imd Samtätsmaunschaften aus Dresden in Chemnitz mit an, um Herrn Oberstabsarzt I)r. Brause in der Weiterbehandlung der verletzten Soldaten unterstützend zur Seite zu stehen. — Wie mitgeteilt wird, soll der mit der Bedienung des Blocksignals betraut ge wesene Oederaner Bahnbeamte verschwunden sein. Rückhaltlose Anerkennung verdient die hülfbe- reite Opferwilligkeit der Bevölkerung von Oederan, die sich bemühte, die Verwundeten zu bergen und zu laben. Durch Alarmsignale wurde die Freiwillige Feuerwehr herbeigerufen und mit ihr wetteiferten die Mitglieder der Freiwilligen Kriegskrankenpflege des Militärvereines in der Hülfeleistung. Auch Damen beteiligten sich am Samariterwerk, holten Wasser herbei und labten dis durch große Blutver luste geschwächten Verwundeten. Als große Wohl- that wurde es dankbar empfunden, daß von der nahe gelegenen Verbandwattefabrik des Herrn Czech Ver bandzeug in reicher Menge geliefert wurde, wie auch die Firma Weißbrod u. Schütze dergleichen Material zur Verfügung stellte. Eine Hülfeleistung schaurigster Art hatten Herr Schmiedemeister Bauch und dessen Gesellen zu vollführen. Einer der unglücklichen Soldaten war zwischen die Paffer eingeklemmt und entsetzlich verstümmelt, er rief fortwährend um Hülfe und stieß schließlich den Ruf aus, ihn doch tot zu schlagen; der Aermste fand erst Erlösung, nachdem durch die Ebengenannten die Puffer abgefetlt waren. Kurze Zeit darnach gab der Aermste seins» Geist auf. TiHrsgeschichLe. *— Lichtenstein. Herbstanfang ist da! Schon ein paar Wochen lang war's herbstlich genug und an welken, braunen und gelben Blättern ist schon so viel von den Zweigen zu Boden geflattert, daß mancher Baumstaum mit einem Besen nicht gar so sehr ent fernte Aehnlichkeit hat und die Lüfte wehten recht kühl, manche Unpäßlichkeit bringend, die den Arzt öfters ins Haus kommen ließ, als man um diese