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Wochen- und Nachrichtsblatt zugleich KkWü-ÄWW sm Kchndms, Udkiß, Aemdorf, Wdsrs, Kt. Wien, KeimiHsori, Mmiemn und Wsn. Amtsblatt für den Ltadtrnt zu Liechtenstein. - ———— ———- ———- 45. Jahrgang. — ———-——————-—— Nr. 265. Donnerstag, den 14. November 1895. Dieses Blatt erscheint täglich (außer Sonn- und Festtags) abends für den folgenden Tag.' Vierteljährlicher Bezugspreis I Mark 2S Pfennige. — Gnzeln« Nummer 10 Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!. Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespaltene KorpuSzeilr oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. Wir suchen einen Laternenwärter. Antritt am 1. Januar 1896. An Lohn wird für jeden Abend, an welchem das Anbrennen und Auslöschen der Laternen zu besorgen ist, 75 Pfennige gewährt. Putzen der Laternen wird besonders vergütet. Bewerbungen find bis Emde November schriftlich bei dem unter zeichneten Bürgermeister anzubringen. Callnberg, am 9. November 1895. Ter Gtadtgemei«der«t. Prabtel, Bürgermeister. Msschäftstage dsr Sparkasse zu TaUnberg: Montag, DouuersLKg und Sonnabend. Lsgesseschichte. * — Lichtenstein. Das Evangelisch-Luthe rische Landes-Konsistorium Hut angeordnet, daß am k. 1. Adventsonntag im Allgemeinen Kirchengebet nach der Predigt, im Anschluß an die Fürbitte für Kaiser und Reich, noch die Worte eingeschaltet werden: „segne auch — insbesondere die Arbeiten des im Laufe dieser Woche zusammentretenden Reichstags." — In der gegenwärtigen Woche, die uns den Geburtstag von zweien der hervorragendsten deutschen Geisteshelde» brachte, drängt sich auch der TodeStag einer Anzagl berühmter deutscher Männer aus älterer und neuerer Zeit zusammen. So war Montag, der 11. November, der Todestag des bekannten Reisen den, wissenschaftlichen Naturforschers und Schrift stellers Brehm, der besonders um Erforschung des Tierlebens und Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse sich große Verdienste erworben. Als Direktor des berühmten zoologischen Gartens zu Hamburg starb er 1884. Heute, Mittwoch, der 13. Nov., ist der Todestag des gefeierten deutschgesinn- ten schwäbischen Dichters, Ludwig Uhland, einst Professor der Universität Tübingen und 1848 Mit glied des Frankfurter Parlaments. Er starb 1862. — Donnerstag der 14. Nov. ist der Todestag des Freiherrn von Leibniz, des berühmten Philosophen und scharfsinnigen Denkers, der als einer der größten Gelehrten seiner Zeit gilt, weshalb seine Vaterstadt Leipzig den 1716 Verstorbenen noch vor wenigen Jahren ein schönes Denkmal zur Seite der Tho maskirche errichten ließ. Am gleichen Monatstage starb 1825 der einst sehr beliebte Schriftsteller Jean Paul, eigentlich mit seinem vollständigen deutschen Namen Johann Paul Friedrich Richter. Unv am 15. Nov., Freitag verschied einst im Jahre 1630, zur Zeit des traurigen 30jährigen Kriegs, der hoch berühmte Sternforscher Johann Kepler, der Begrün der der neueren Astronomie. Trotz seiner hohen Gelehrsamkeit und seines regen Forschergeistes mußte er in jener für die Wissenschaft ungünstigen Zeit lebenslang mit Mangel und Entbehrung kämpfen und starb zu Prag in großer Armut. Am demselben Monatstage starb ebenfalls nach einem viel bewegten Leben 1670 der bedeutende Pädagog Amos Come- nius, der auf dem Gebiete des Unterrichts und der Erziehung neue Bahnen brach und ein Märtyrer seines Glaubens und seiner Ueberzeugung genannt werden muß. Fast an allen diesen Geisteshelden erfüllte sich das Dichterwort: „Wahrheit, du mußt deine Märtyrer haben, ohne sie würde dir nimmer der Sieg!" — — Das „Dresdn. Journal" bringt eine auf amtlichen Unterlagen beruhende statistische Uebersicht der Ergebnisse der am 17. Oktober abgehaltenen Ergänzungswahlen zur II. sächsischen Kammer der Ständeversammlung und bemerkt dazu u. a. folgen des: Die Zahl der Wahlberechtigten in allen 27 Wahlkreisen betrug 185334. Davon haben nur 94934, d. i. 51,23 Proz., von dem Wahlrechte Ge brauch gemacht. 303 Stimmen sind als ungültig befunden worden. Bon de» 94631 gültigen Stim men sind 36313 — 37,32 Prvz. auf Kandidaten der konservativen, 8762 — 10,32 Proz. auf Kan didaten der nationallideralen, 4719 — 5,06 Proz. auf Kandidaten der Fortschritts-, 3207 — 3,30 Pcoz. auf Kandidaten der deutschfretsinnigen, 10742 — 11,35 Proz. auf Kandidaten der deutsch-sozialen, der Reform- und der antisemitischen Partei, serner 30786 — 32,53 Proz. auf die sozialdemokratische Partei entfallen, 102 Stimmen haben sich vereinzelt. — Dresden, 12. Nov. Die feierliche Er öffnung des Landtages wird durch den König näch sten Donnerstag, den 14. November, nachmittag 3 Uhr im Thronsaale des Königlichen Residenzschlosses erfolgen. Die Staatsminister, die Herren des großen Dienstes, sowie die Herren der ersten und zweiten Klasse der Hofrangordnung und das übrige Gefolge versammeln sich nachmittag 12 Uhr 45 Min. in den Gemächern des zweitens Stockwerkes des Schlosses, um den König voranzuschreiten bez. zu folgen, wenn derselbe sich zum Throne begeben und von da zu rückkehren wird. — Dresden, 12. Nov. Nachdem heute nachmittag um 4 Uhr die Anmeldung und Einwei sung der Mitglieder beider Ständekammern zum 26. Landtag des Königreichs Sachsen in der Kanzlei des Landhauses stattgefunden hatte, wurde heute abend um 6 Uhr die erste Präliminarsitzung der Zweiten Kammer eröffnet, und zwar durch den Vorsitzenden der Einweisungskommission, Herrn Geh. Hofrat Acker mann. Am Ministertische ist Staatsminister Dr. Schurig anwesend. Derselbe begrüßte die Anwesen den durch eine Ansprache ungefähr folgenden In halts : Ter Frieden nach Außen und die Hoffnung auf Erhaltung desselben, kann trotz schwarzer Wol ken im Orient nicht getrübt werden. Es läßt sich auch eine wirtschaftliche Besserung erhoffen; aber es ist nicht leicht in der jetzigen Zeit, an der Lösung politischer Aufgaben mitzüarbeiten. Es wird ver sucht, die Leidenschaften des Volkes aufzustacheln, die Wurzeln des Staates zu unterwühlen, mit der Lüge die Menschheit zu vergiften. Aber ein Hort ist uns geblieben, die Richtschnur, an welcher wir festhalten sollen, und die uns den Weg giebt, aus den ungesunden Verhältnissen herauszukommen: es ist unser vom Volke allgeliebter Fürst, Se. Majestät der König. Der König zeigt uns den Weg, den wir zu gehen haben. Der König ruft und Alle, Alle kommen. (Die Sozialdemokraten verlassen den Saal.) Des Königs seien wir eingedenk bei jedem Wort, das wir hier sprechen, bei jedem Beschlusse, den wir hier fassen. Es ist hier die Stätte, wo auch ein freies Wort gesprochen werden soll, wo auch vor handene Mißstände ohne Rückhalt aufgedeckt und Antcäge zur Beseitigung gestellt werden sollen, wo der wirtschaftlich Schwache Hilfe suchen und finden soll. Das Wort soll auch hier die Macht sein, aber nur dann, wenn es wahr ist. Schmeicheleien nach oben wie nach unten sind verwerflich, dem Volke schmeicheln ebenso, wie dem Fürsten. Wir haben hier an gesetzlichen Aufgaben zu arbeiten und glück licherweise ist dem Volke trotz Wühlereien der Sinn für Recht und Gesetz noch nicht abhanden gekommen. Es gilt noch, was ein alter Schriftsteller sagt, die Gesetze des Volkes achten und sie befolgen ist nicht Knechtschaft, sondern Errettung aus der Knechtschaft, ist Freiheit. Und wir sollen dafür sorgen, daß der Gehorsam in der Befolgung der Gesetze leicht wird. Redner gedenkt sodann der inzwischen verstorbenen Mitglieder der Zweiten Kammer mit Hinweis auf deren Wirksamkeit in der Kammer, und die Versamm lung erhebt sich zum ehrenden Andenken derselben von den Plätzm. Es werden hierauf die Mitglieder der fünf verschiedenen Abteilungen gewählt. Die einzelnen Abteilungen konstituieren sich sodann, zu welchem Znuck die Plenarsitzung auf die Zeit, welche die Abteilungssitzungen in Anspruch nehmen, ver tagt wird. — Der Landesausschuß des Landes-Verbandes sächsischer Feuerwehren hatte sich Sonntag vormittag im Hotel Horitzsch in Dresden zu einer Sitzung zusammengefunden, welcher der Direktor der königl. Brandversicherungskammer, Herr Geh. Regierungs rat Schwedler, beiwohnte. Nach Begrüßung durch Herrn Vorsitzenden Weigand-Chemnitz teilte derselbe eine Anzahl Eingänge mit, welche größtenteils Bes serung der Feuerlöschverhältnisse Sachsens betrafen. Bei dem Bericht über die abgehaltenen Inspektionen der verbandslosen Wehren durch die Kreisvertreter wurde besonders die Feuerwehr zu Zittau und Blase witz als sehr gut bezeichnet, während diejenige ver schiedener Orte, sowie einige Fabrilfeuerwehren als mangelhaft zur Sprache kamen. Zu Punkt 4 der Tagesordnung, die Ansammlung von Regenwasser zu Feuerlöschzwecken in unterirdischen Bassins, er stattete Professor Kellerbauer-Chemnitz eingehenden Bericht, worauf die Versammlung beschloß, den voll ständigen Bericht über diesen Gegenstand drucken zu lassen und dem Ministerium, der Landesbrandkam mer, den Landtagsabgcordneten, den Kreishaupt mannschaften und den Amtshauptmannschaften zu überreichen. Hierauf referierte Herr Vorsitzender Weigand-Chemnitz über die erste deutsche Samariter- Versammlung zu Cassel vom 20. bis 24. August d. I. und die damit in Zusammenhang stehenden Maß nahmen für die Samariterbestrebungen der sächsischen Feuerwehren und teilte dabei u. a. mit, daß der Zweck des Samariterbundes entgegen dem des „Roten Kreuzes" Hilfeleistung nicht nur im Kriege, sondern auch im Frieden bei den verschiedensten Unglücksfällen sei. Nach eingehender Besprechung wurde beschlossen, die zwar noch jungen, aber besonders erfolgreichen Bestrebungen des Samariterbundes zu pflegen und zwar durch Unterricht durch Aerzte, durch Empfehlung des Bundesorgans „Der Samariter" und durch Ein führung einer Statistik über stattgehabte Hilfeleistung durch Feuerwehr-Samariter. Mit der Abfassung einer solchen Statistik wurde» die Herren Weigand und Reiche beauftragt. Die Frage der Benutzung der sächsischen Staatseisenbahnen in Brandfällen durch die Feuerwehren wurde vom Berichterstatter Herrn Bittner-Reichenbach ablehnend beantwortet. Es wurde jedoch kein definitiver ablehnender Beschluß gefaßt. Schließlich wurde noch Herr Ulrich beauftragt, Un terlagen über das Verhältnis der Post- und Tele- graphsneinrichtungsn im Dienste der Feuerwehr zu beschaffen, worauf Herr Vorsitzender Weigand die Sitzung schloß. — Dresden, 12. Nov. Dem im benachbarten Orte Brießnitz wohnenden Kaufmann Nötzold wurde für die im letzten Sommer mit Mut und eigener Lebensgefahr bewirkte Rettung eines Knabe» vom Tode des Ertrinkens in der Elbe die silberne Lebensret tungsmedaille verliehen; er erhielt diese Auszeichnung gestern durch Herrn Amtshauptmann Dr. Schmidt feierlich überreicht. — Dresden, 11. Nov. Einen interessanten Aufschluß über das Treiben gewisser Firmen, welche das Publikum durch vielversprechende, marktschreie rische Reklame zu täuschen bestrebt sind, bot die gest rige Hauptverhandlung gegen den Kaufmann Leopold Feith, der sich wegen Betrugs zu verantworten hatte. Er annoncierte in einer großen Anzahl von Zei tungen eine „Germania-Kollektion" für den Preis von 7 M 50 Pfg. und versprach in derselben eine neugoldne Aickeruhr nebst Kette, einen Thermometer, Manschettevknöpfe, Taschenmesser, Messerschärfer, zwei prächtige LandschastSbilder als herrlichen Wand»